„Gemeinsam gegen Durst und Tod!“ – Unter diesem Leitspruch fand im letzten Jahr zum ersten Mal das BALTIC HELL Festival im beschaulichen Örtchen Dassow, nahe der Ostsee, statt. Bands, zum größten Teil eher regional vertreten, und Besucher gaben alles, um dem Motto gerecht zu werden: Zwischen Nacktschnecken und Soljanka beteiligten sich auch in diesem Jahr wieder alle daran, dass das Veranstaltungswochenende unvergesslich wird.
Donnerstag, 28.08.2014
Ab 19 Uhr sind die Pforten des Festivals, dessen Tickets auf 666 Stück limitiert sind, geöffnet. Leider nutzt nur der harte Kern der Besucher die frühzeitige Gelegenheit, mit dem Veranstalter Christian Jäger im Dassower Hafen die Ankunft des „Sensemanns“ zu feiern, welcher plangemäß über das Wasser kommen sollte. Heute kommt er jedoch über das Festland heran, vielleicht ist das auch die bequemere Alternative! Nach der Begrüßung des Veranstalters zieht die Meute in das selbst betitelte Bad Höllenheim, um dort das „Höllenfeuer“ zu entzünden. Anwesende werden am späteren Abend mit Musikfilmen der Ramones auf Großbildleinwänden bespaßt.
Freitag, 29.08.2014
Der späte Nachmittag treibt die ersten Camper auf das Gelände des BALTIC HELLs. Während einige Mitarbeiter beim Tragen des Gepäcks tatkräftig mit anpacken und die Anreisenden einweisen, lässt sich das erste Flaschengeklimper auf den Plätzen bereits hören. Das Festivalfeeling ist schon jetzt geschaffen!
Gut gelaunt wird um 19 Uhr mit der Live-Musik angefangen. Den Start machen ANTHEMS FOR THE UNLOVED aus dem nahgelegenen Lübeck. Obwohl die Band mit spaßigen Punk-Nummern überzeugt, raffen sich nur wenige Besucher auf, sich die Darbietung aus der Nähe anzusehen: Und dabei geben die drei jungen Musiker alles, um das etwas hager ausfallende Publikum zu motivieren, mit ANTHEMS FOR THE UNLOVED den Beginn eines großartigen Wochenendes zu feiern. Als letztendlich sogar eingeladen wird, sich auf die Bühne zu begeben, scheint der eine oder andere Gast vom schlechten Gewissen geplagt zu sein (und zwar zu Recht!). Der Auftritt der Punk-Rocker wird nach anfänglichen Schwierigkeiten also doch noch zu einem heiteren Erlebnis für Band und Publikum.
Vom Bier beduselt, vom Klang angefüttert: Mit der nächsten Punk-Rock-Band geht es weiter und die Besucher scheinen endlich bereit zu sein, die ihnen gebotene Musik in vollen Zügen zu genießen. Die Schweden von SATURDAY’S HEROES haben bereits im vorherigen Jahr auf dem BALTIC HELL Festival begeistern können und auch dieses Mal möchten wir sie nicht missen. Mit Songs wie „Living In Vain“ oder „My Life Back“ schaffen sie es in kürzester Zeit, die Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen. „Bad Höllenheim“ feiert! Sowohl mit einem „Bonzo Goes To Bitburg“-Cover von den Ramones als auch mit „Get Up“ der Dropkick Murphys können SATURDAY’S HEROES selbst bei den letzten Kritikern noch punkten.
Setlist SATURDAY’S HEROES:
01. Backyard Troubadour
02. Brothers In Beer
03. Living In Vain
04. Tear It Down
05. Keep Marching On
06. Freedom
07. Hometown Serenade
08. Bonzo Goes To Bitburg (Ramones-Cover)
09. My Life Back
10. Get Up (Dropkick-Murphys-Cover)
Nun gilt es, die Kunst des Improvisierens zu beherrschen: Zur großen Enttäuschung vieler Festivalbesucher hat der letzte Act des Abends, 5th Avenue, relativ kurzfristig abgesagt. Das einzige Positive daran ist, dass wir dadurch länger in den Genuss des Klangs der Band IRON HORSES kommen. Die im Jahre 2000 gegründete Metal-Formation um Frontmann Sebastian Wegner weiß, wie feinster Heavy Metal zu klingen hat. Ihre Einflüsse sehen die vier Metaller bei Größen wie AC/DC, Judas Priest oder Kiss. Ob diese so richtig herauszuhören sind, bleibt diskutabel, scheint die Truppe doch ihr ganz eigenes Ding zu machen – und das gefällt dem Publikum.
Eine Darbietung, die vor Vielseitigkeit strotzt: Mit Songs wie „Game“ können die Musiker alles aus sich herausholen, wenn auch der krächzende, äußerst beachtliche Gesang Sebastian Wegners für einen Moment alles andere in den Schatten stellt. Im Gegensatz dazu dürfen bei Hits wie „Black Leather“ die Zuschauer vor der Bühne beweisen, was sie können. Er lädt sowohl zum Mitschreien als auch zum Tanzen ein. Die Performance der Zuschauer bleibt jedoch ausbaufähig.
Im Großen und Ganzen haben IRON HORSES den ursprünglichen Headliner des Freitags erstklassig vertreten und dürften somit an diesem Abend den einen oder anderen Fan dazugewonnen haben.
Setlist IRON HORSES:
01. Intro
02. On A Run
03. Game
04. Cowboys
05. Boneshaker
06. Dressed To Kill
07. Punisher
08. Desperados
09. Children
10. Reborn
11. Renegade
12. Basssolo
13. Made Of
14. Horse To The Sun
15. Reality
16. Drumsolo
17. Steammachine
18. Black Leather
19. Stage On Fire
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20. Rodeo
21. Crash And Burn
Samstag, 30.08.2014
Geweckt vom Geräusch der Zeltreißverschlüsse, die sich langsam, aber sicher öffnen: Während sich die Erinnerungen der letzten Nacht in die Köpfe der Camper zurückschleichen und an ihren Gesichtern erkennbar ist, was sie vereinzelt erlebt haben, sind die ersten Soundchecks vom Gelände hörbar. Es geht in die zweite Runde.
Den Anfang machen heute BREATHING PUNX, die Band des Festivals, die die jüngsten Mitglieder in sich vereint. Alex, Ramazan, Meiko und Carl besuchen die School Of Rock in Timmendorf, wodurch sie sich zusammenfanden, um gemeinsam Musik zu machen. Innerhalb weniger Wochen begannen sie Konzerte zu spielen – jetzt auf dem BALTIC HELL. Mit Coversongs von Green Day, Billy Talent und Deep Purple glänzen nicht nur der elfjährige Gitarrist und seine Kumpanen, sondern auch die Augen der Zuschauer. Ist das Publikum am frühen Mittag zwar noch nicht besonders zahlreich vorhanden, haben die, die sich früh aus dem Bett gequält haben, um BREATHING PUNX zu sehen, keinen Fehler gemacht. Es wird spannend, die Truppe in den nächsten Jahren in den Augen zu behalten.
Setlist BREATHING PUNX:
01. Boulevard Of Broken Dreams – (Greenday-Cover)
02. All Points To Sign Lauderdale – (A-Day-To-Remember-Cover)
03. Let This Shit Never End
04. Fallen Leaves (Billy-Talent-Cover)
05. Prisoners Of Today
06. Go Right Ahead (Hives-Cover)
07. Nanana – (My-Chemical-Romance-Cover)
08. This Is The End (Anti-Flag-Cover)
09. Where Is My Mind (Pixies-Cover)
10. Smoke On The Water (Deep-Purple-Cover)
11. School (Nirvana-Cover)
12. Whole Lotta Love (Led-Zeppelin-Cover)
Nachdem sich bisher zum großen Teil Punk-Bands die Ehre gaben, soll nun für Abwechslung gesorgt werden. REVENDARIA sind an der Reihe! Die 2012 gegründete Power-Metal-Band aus Hamburg, die zu Beginn ihrer Laufbahn nur Coversongs spielte, präsentiert uns heute einen fantastischen Auftritt mit ihren ganz eigenen Songs. Dabei stehen ihnen Cover doch auch ganz gut: Spätestens mit „Angus McFife“ von Gloryhammer gewinnen sie die Zuschauer für sich. Unter den eigenen Songs gibt es jedoch auch ein paar Schmuckstücke. So beispielsweise „Hail To The King“, welches nach wenigen Sekunden das Gefühl vermittelt, vor sich eine Gruppe stehen zu haben, die die Vorzüge von Power-Metal-Legenden wie Avantasia, Gloryhammer und Hammerfall in sich vereint. Ein gelungener Auftritt REVENDARIAs.
Setlist REVENDARIA:
01. Dawn Of A New Era (Intro)
02. Paradise
03. Hail To The King
04. Stand Our Ground
05. Guardians Of Light
06. Angus McFife (Gloryhammer-Cover)
07. Supernova
08. Carry On
09. Freedoms Call
10. Into Oblivion
Den Samstagnachmittag sollen uns SHADOWBANE, DER DUNKLE KLOTH und ACRONIS versüßen. Zur Enttäuschung vieler sagten ACRONIS ihren Auftritt auf dem diesjährigen BALTIC HELL Festival aus Krankheitsgründen ab. Die gute Nachricht: Der Veranstalter gab sein „Ja“ zum Auftritt im nächsten Jahr sofort.
Die Hamburger von SHADOWBANE bezeichnen ihren Musikstil selbst als Post Apocalyptic Power Metal, der sich aus dystopischen Themen und US-inspiriertem Power Metal mit Heavy- und Thrash-Metal-Einlagen zusammensetzt. „Klingt spannend“, denken sich einige der Besucher, wodurch sich der Platz vor der Bühne endlich ein kleines bisschen weiter füllt. SHADOWBANE gehören wohl zu den bekanntesten Truppen, die dieses Festival bietet – und sie beweisen, warum: Ein musikalisch exzellenter Auftritt.
DER DUNKLE KLOTH ist als nächstes an der Reihe. Die Gruppe aus dem Ostseebad Boltenhagen spielt seit 2008 zusammen und beschreibt ihre Musik als „Küstenrock“. Wer sich unter dieser Bezeichnung nichts vorstellen kann, sollte es auch besser lassen, denn das Ergebnis des Brainstormings wird nicht korrekt sein. Die Aufklärung lautet wie folgt: Metal! Härter als das, was wir bisher heute hören durften, gemischt mit einem ganz besonderen Ostseeküstencharme. DER DUNKLE KLOTH ist eine grandiose Abwechslung für dieses Wochenende.
SONUVAB!TCH aus Mecklenburg-Vorpommern, die einst als Schülerband starteten, wissen, wie man Stimmung macht. Mit einer Mischung aus Rock und Pop Punk sind sie die heimlichen Favoriten vieler Zuschauer. „Sie bereichern den Abend maßgeblich“, heißt es. Wenn es auch, mal wieder, anfängliche Schwierigkeiten gibt, das Publikum mitzureißen, schaffen sie es mit einer Nummer von Kraftklub, den Eisblock zum Schmelzen zu bringen. Ihre erste Tournee haben die fünf Herren im Mai hinter sich gebracht: Einmal in den Süden Deutschlands und zurück! Am wohlsten fühlen sich SONUVAB!TCH, deren Bandname etwas hartherzig auf „Hurensohn“ anspielt, jedoch wahrscheinlich in Rostock, wo sie bereits als regionale Stars gefeiert werden.
Langsam, aber sicher neigt sich zumindest der musikalische Teil des Tages dem Ende zu. Auf dieses freuen sich jedoch alle: DUNGEON ROCKS gehören ebenfalls zu den Truppen, die schon letztes Jahr Teil des BALTIC HELL Festivals waren. Und so wissen die Zuschauer, was sie erwarten dürfen. Enttäuscht werden sie nicht, so viel darf verraten werden. Melodiöser Hardrock trifft auf die eindrucksvolle Stimme der schönen Frontdame Urte Brügge, die die Band selbst wie folgt beschreibt: „Eine Lady mit einer messerscharfen, markanten Stimme, die bei härteren Songs wie eine Mischung aus Brian Johnson (AC/DC), Doro Pesch (Warlock) und Udo Dirkschneider (U.D.O. / Ex-Accept) daher kommt und bei Balladen sanft, gefühlvoll das stimmliche Farbspektrum so eindrucksvoll erweitert, dass einem warm ums Herz werden muss.“ Besser hätte es wohl niemand sagen können. Das Publikum feiert DUNGEON ROCKS so, wie es die Band verdient und der Abschluss des Samstagabends scheint perfekt, wenn der Auftritt gefühlt auch viel zu schnell zu Ende ist.
Setlist DUNGEON ROCKS:
01. For Blood And Pain
02. The Reaper
03. Stand Up
04. King For A Day
05. Mutter Erde
06. Unschuldiges Wasser
07. In The Eye Of The Hurricane
08. Crazy Day
09. I Have To Run
10. Brothers For All Times
11. Old School
12. Endless
Die Besucher des Festivals lassen es sich nicht nehmen, bis in die frühen Morgenstunden mit dem Veranstaltungsteam das Ende eines grandiosen Wochenendes zu feiern. Wer auf großen Festivals die Persönlichkeit vermisst, sollte zukünftig nach Dassow, „Bad Höllenheim“, reisen, denn hier wird er sie nicht missen müssen: Mit Brötchen und Käse von den Nachbarn zum Frühstück eingeladen, Bands, die nicht zweimal überlegen, wenn sie zum Trinken auf den Campingplatz eingeladen werden, Mitarbeiter, die den Campern Tag und Nacht helfend zur Seite stehen und vieles mehr. Ein herzliches Dankeschön von Seiten aller geht an Christian Jäger, der ein Festival geschaffen hat, auf welchem neben großartiger Musik, die viele positive Überraschungen mit sich brachte, sogar Freundschaften geschlossen werden konnten. Natürlich ist es wünschenswert, das BALTIC HELL in den nächsten Jahren wachsen zu lassen, doch für den Moment schenkt es allen Besuchern große Zufriedenheit. Das nächste Jahr kann kommen!
Vielen Dank an Lea Henning, die uns ihre Live-Fotos zur Verfügung stellte. Ihre Fotoseite kann hier eingesehen werden.