Von einem Hype zum nächsten: Waren am Vortag noch Lorna Shore im Münchner Zenith zu Gast, locken heute BABYMETAL rund 7.000 Fans nach Freimann – und damit zu einer ausverkauften Show in Münchens zweitgrößter Konzerthalle.
Während draußen der erste Schnee(regen) des Jahres fällt, dürfen drinnen WARGASM dem Publikum einheizen. „Angry Music For Sad People“ verspricht das Backdrop – und umschreibt damit das Konzept von „Nu Metal für Millennials“ recht treffend: Wütende Riffs, ein Sänger:innen-Duo, das mal rappt, mal schreit, und zwei Menschen an Laptops kreieren gemeinsam einen Sound, den die Älteren im Publikum von Bands wie Limp Bizkit (deren Sänger Fred Durst WARGASM sogar einen Song widmen), Kittie und Co. kennen. Dazu ein paar Elektro-Anleihen im Stile alter Combichrist und eine Prise Manson, und fertig ist die Laube. Innovativ ist das nicht, für eine einigermaßen unterhaltsame Dreiviertelstunde aber allemal ausreichend. Und irgendwer muss den Spirit der 2000er ja am Leben halten.
25 Minuten später ist all das vergessen – nicht nur dank der wohlkuratierten Oldschool-Thrash-Playlist in der Pause, sondern weil das, was nun folgt, bizarrer kaum sein könnte: Mit einem kurzen Introfilm holen BABYMETAL ihr Publikum ins „Metalversum“, um mit „BABYMETAL DEATH“ mit so etwas wie Death Metal loszulegen. Die drei zierlichen Show-Girls agieren dabei noch vornehmlich als Tänzerinnen. Das ändert sich beim seinerzeit viral gegangenen „Gimme Chocolate!!“ – allerdings klingt der piepsige J-Pop-Gesang dabei noch penetranter als bei der Studioversion. Zusammen mit den Glitzerkostümen im in Japan populären Gothic-Lolita-Style und der aufwendigen Choreografie im Stil der dort weit verbreiteten Idol-Popgruppen könnte das für einen spannenden Culture-Clash sorgen – wäre der Grundstock der Musik nicht dermaßen belanglos.
Die Basis der ganzen Chose ist nämlich komplett generischer Fitnesstudio-Metal mit düdelnden Melodien, der in seinen besseren Momenten an eine prollige Version von Turisas (nur eben in einer japanischen Karaoke-Version) denken lässt. Von einem Produkt der japanischen Entertainment-Industrie, das mit Band so wenig zu tun hat wie mit Metal, ist diesbezüglich natürlich nichts anderes zu erwarten. Und immerhin: der Sound ist amtlich. Eine Enttäuschung hingegen ist die vollkommen unmotivierte Darbietung dieser seelenlosen Musik: Nicht nur im direkten Vergleich zum Showspektakel, das Lorna Shore an gleicher Stelle nur 24 Stunden vorher abgebrannt haben, bleibt die Performance blass. Auf Effekte wie Pyrotechnik, Konfetti, Luftschlangen, Laser, eine anständige Lightshow oder sonst irgendetwas fürs Auge wartet man vergeblich – als „Hingucker“ fungiert einzig und allein eine gigantische Leinwand, über die abwechselnd uninspirierte Visualisierungen oder Live-Bilder der tanzenden Show-Girls zu sehen sind.
Deren Rolle als reine Statistinnen wird in den Ansagen besonders schmerzlich deutlich, die durchweg – ob englisch oder teilweise sogar deutsch – so unhinterfragt rezitiert klingen wie die Songtexte: „Show me big circle“ heißt es da einmal völlig emotionslos, um an der vorgesehenen Stelle einen Circlepit anzuregen. Und auch wenn im hinteren Hallenteil allenfalls dröge mitgeklatscht wird, muss man BABYMETAL lassen: Das Konzept geht auf. Auf eine ähnlich blutleere Forderung nach Handylichtern leuchtet die ganze Halle, und beim Hit „Metali!!“ gehen wirklich fast alle brav in die Knie, um dann aufzuspringen und zumindest einige Sekunden lang zu dancen. Und beim finalen „Road Of Resistance“ wird sogar der Bitte nach einer „Wall of Death“ noch Folge geleistet.
Als der Song verklingt, endet die Darbietung wie eine Fernsehshow: Nach gerade einmal 65 Minuten Spielzeit (abzüglich Intro!) gehen die Protagonisten so schnell ab, wie sie erschienen waren, während das Publikum mit einem Abspann auf der Leinwand abgespeist wird. Dessen Kernaussagen ist so simpel wie erwartbar: „Das waren BABYMETAL“ und „2024 wird es wieder eine Tour geben“. Den Gesetzen des Marktes und des Hypes folgend, dürften für die Tickets dann mehr als die bereits völlig überzogenen 63 € fällig werden. Vermutlich kosten die Bandshirts dann auch nicht mehr „nur“ 45 € (Longsleeve: 60 €, Hoodie: 90 €). Vermutlich werden die Shows aber wieder ausverkauft und die Schlangen am Merch-Stand enorm sein.
Mag man über all das denken, wie man mag – zumindest im kommerziellen Sinne gibt der Erfolg den Machern von BABYMETAL Recht. Mit „Metal-Subkultur“ (selbst in ihren mainstreamigsten Ausläufern) hat das allerdings rein gar nichts mehr zu tun: Wer sich von dieser 60-minütigen Performance eines musikalisch wie menschlich völlig austauschbaren Produkts mitreißen lässt, kann schwerlich noch über andere Kommerzprodukte der Musikindustrie – von One Direction bis Helene Fischer – lästern. Die Unterschiede sind marginal.
Kann mich Moritz Grütz nur anschliessen. Babymetal sind sowohl musikalisch (Gesang und Instrumente) als auch künstlerisch absolute Amateure. Die Bandmitglieder haben keine Seele und dienen ihren Meistern nur als Gelddruckmaschine. Die Musik hat nichts mit der Musikrichtung Metal zu tun. Das einzige Talent dass die Band hat, ist dass es sich dabei um 3 Tanzbärinnen handelt die OKAY ausschauen. Babymetal ist einfach Fastfood für Leute die keinerlei Ansprüche haben und ihren niedrigsten Trieben erlegen sind. Das ist meine Meinung. Ihr dürft gerne eure eigene haben (auch wenn diese objektiv falsch ist).
Ich bin froh, dass wir Moritz Grütz haben, der uns endlich erklärt, dass das kein Metal ist und die „Showgirls“ seelenlos vor sich hin tanzen. Rob Halford, Ozzy Osbourne, James Hetfield, Chad Smith und die Fans in der Halle sehen das ganz anders. Komisch.
Meine Empfehlung: Zu Kiss gehen. Da gibt’s ganz viel Bumm, Knall, Feuer, Rauch – und keine Showgirls.
Bei Kiss war ich schon, das war mir zu viel Playback-Show. :(
Der Autor ist in diesem Beitrag leider nicht sehr innovativ. Er recycelt seelenlose Hassphrasen, die so bereits vor 11 Jahren in der Anfangsphase der Band verfasst wurden. Die Auseinandersetzung mit Wargasm lässt auch zu Wünschen übrig. Anstatt sich differenziert mit der Musik der Bands auseinanderzusetzen, ergeht er sich in Abschweifungen über die japanische Entertainment-Industrie und die seiner Meinung nach schlechte Performance. Dabei lässt er klar erkennen, dass es ihm nie um die Musik ging, sondern darum möglichst viel Konfetti und Feuer zu sehen. „Highlight“ des Artikels ist jedoch der Möchtegern-Musikkritiker-Stil, den er verwendet („Fitnesstudio-Metal mit düdelnden Melodien“). Eine verpasste Chance eines Mannes, der anderen den Tag vermiesen möchte und mit seinem Meinungsartikel sinnbildlich für alle klischeehaften, anti-progressiven Metal-Elitisten steht.
Ja. Jetzt will ich nur noch nerven, weil du ja Feuer, Rauch und ähnlichen Blödsinn vermisst hast, weil sowas ja ein True Metal Konzert ausmacht.
Babymetal macht das auch:
https://youtu.be/INvxcgu3kP0?si=kJNHJuwm6YE4yniK
nö, da gehts dann nicht um true, sondern darum, dass wenigstens IRGENDWAS geboten wird … wenn schon nicht fürs Ohr, und auch nur 60 min, dann doch bitte wenigstens in Sachen Show. Und ob sie das irgendwann irgendwo gemacht haben oder nicht, ist irgendwie irrelevant, wenn sies bei dieser Tour halt nicht machen.
Um nochmals die Faszination von Babymetal zu verdeutlichen: Wenn die Zuhause unterwegs sind, dann ist das nicht so popelig, wie die schmale Europatour. Das wird bombastisch zelebriert. Wie Kabuki. Also die japanische Version einer Oper.
https://youtu.be/ALznpaBWUTo?si=bDoP-PSatm7jV3vd
Mist. War das falsche Video 😀
Es sollte die Live-Aufnahme aus der neuen Pia Arena in Jokohama sein.
https://youtu.be/xd-lswJ2e3k?si=wwRJ5o7dBJ4imHkP
Okay. Der neue Song ‚Maya‘ muss auch noch hier rein, um der Ignoranz zu trotzen. Wurde vom Metal Hammer übrigens als Rammstein mäßig gewertet.
https://youtu.be/MCdwBCqNtno?si=umFjD2BO2Nv2ElE7
Na wenn der Hammer das sagt. ;)
Das mag ja sein, davon wird es aber auch nicht mehr „Metal“. Also versteh mich nicht falsch – als Entertainment hat das sicher genauso seine Daseinsberechtigung wie „Sing meinen Song“ oder „Masked Singer“ – es hat halt nur mit „Musik“ (oder dem, was ich darunter verstehe) nichts zu tun. Es ist halt Entertainment. Und das im konkreten, hier beschriebenen Fall auch noch sehr kurz und wenig spektakulär inszeniert, aber dafür massiv überteuert. Soll das feiern, wer mag, aber sich einzureden, diese Band wäre „Metal“ ist halt Selbstbetrug. Da kann man genausogut zu David Hasselhoff gehen oder Helene Fischer und sagen, das wäre wenigstens noch handgemachte Rockmusik. :D
Lange nicht so einen Mist gelesen. Bitte erstmal über die Bandgeschichte informieren bevor man so tut als hätte man Ahnung. War auf den Konzerten in Hamburg und Berlin. Was ich dort an Atmosphäre erlebt habe schaffen vielleicht 5 Metalbands weltweit. Alle 20 Konzerte in Europa ausverkauft. 28 Konzerte in Nordamerika ausverkauft. Seid 11 Jahren erfolgreich. Im April und September Coverstars auf Metal Hammer UK. Dauergast auf allen großen Metalfestivals weltweit. Rock am Ring/Rock im Park 2024. Anfang November mit Bring me the Horizon 4 Shows in Japan (Kingslayer schon mal gehört, wahrscheinlich nicht). Nicht schlecht für Statisten in einer Fernsehshow oder? Grüße
Na schau, ist doch schön, wenn es zu dem Thema Meinungsvielfalt gibt. Wäre ja langweilig, wenn alle immer das Gleiche gut fänden. Davon abgesehen finde ich Erfolg allerdings ein denkbar schlechtes Argument gegen einen Kommerz-Vorwurf und wie man in den Sängerinnen, die Metal vor ihrem Engagement nichtmal kannten und seit frühen Teenager-Jahren als Tanzbärchen um die Welt gekarrt bzw. bei Krankheit einfach ausgetauscht werden, etwas anderes sehen kannst als Statistinnen in einer Performance, ist mir nicht ganz klar. Aber ich denke, das zu debattieren bringt uns beide hier nicht weiter.
Babymetal kann man nur lieben oder hassen. Ich mag ihre neueren live Videos. Visuell und akustisch perfekt umgesetzt. Bei den Videos ist der Gesang krâftiger und die Band im Hintergrund sind echte Profis, die von Rock bis Metall gut Krach machen können.
Die rechte Sängerin wurde übrigens nicht wegen Krankheit ersetzt, sondern die hatte keinen Bock mehr und will eine Solokarriere starten.
Naja, wenn es dir reicht, dass auf der Bühne keine Amateure stehen, gibt es da draußen viel für dich zu entdecken. ;) Und: offiziell heißt/hieß es nun mal Krankheit.