Konzertbericht: Author & Punisher w/ Gold

01.05.2019 Jena, Kassablanca Gleis 1

Tristan Shone alias AUTHOR & PUNISHER absolviert heute das Ende seiner EU-Tour, die er zusammen mit Lingua Ignota vor knapp einem Monat begann und die er heute ohne sie, dafür allerdings mit GOLD als Co-Headliner im Jenaer Kassablanca beenden wird.

AUTHOR & PUNISHER bietet eine nicht nur im Industrial Metal, sondern allgemein einzigartige Einmannshow im wortwörtlichen Sinne: Tristans Stimme und seine Muskelkraft sind die treibenden Elemente seines knapp einstündigen Auftritts. Denn tatsächlich sind es seine Bewegungen, welche die Töne ergeben:     Tristan, von Beruf aus studierter Maschinenbauingenieur, hat sich sein handwerkliches Geschick auch privat zu Eigen gemacht, um eine Apparatur zu bauen, die mehr Maschine als Instrument ist.

Auf drei halben Werkbänken hat Tristan die benötigte Elektronik und die Maschinen Marke Eigenbau befestigt, die genau dann Töne erzeugen, wenn der Bedienende einen der Controller bedient. Das Skurille daran ist, dass die AUTHOR & PUNISHER   typischen Drum Sounds nicht durch einen Schlag auf ein Pad, sondern durch eine Schiebebewegung erzeugt werden. Da         Tristan jeden Schlag einzeln abspielt und auf eingespielte Sequenzen verzichtet, dürfte ein Auftritt die Wirkung eines Workouts für seine Oberarme haben.

In jeder Sekunde voll dabei, schreit und keift der AUTHOR & PUNISHER in das ebenfalls selbst konstruierte Mikrofon, was seine Stimme nicht nur verzerrt, sondern mit Hall unterlegt noch kräftiger werden lässt. Während die rechte Hand den Drum Sound durch Schieben erzeugt, bedient Tristian mit der linken seine Synthesizer. Nicht verwunderlich also, dass am Ende der Show seine Apparatur der Hingucker ist, die einige Münder offen stehen lässt und zu Fachsimpeleien einlädt.

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Nach über einer halben Stunde Umbauzeit fühlt sich das Kassablanca etwas mehr als noch zuvor bei AUTHOR & PUNISHER. Warum die lange Umbaupause eingelegt wird, wenn doch die Instrumente schon stehen, ist fraglich, schließlich wurde Tristans Auftritt auf ein kleines Podest vor der Bühne ausgelagert. Mit Blick auf den Teil der arbeitenden Bevölkerung, der sich nach dem Feiertag keinen Brückentag nimmt, ist der später Beginn von GOLD nach 22:30 Uhr somit nicht sonderlich erbaulich.

Beim Erklingen der ersten Töne des Intros macht das Publikum einen großen Schritt nach vorne gen Bühne, an die Front von Gitarristen. Mit drei Sechssaitern ausgerüstet, versprechen GOLD ein Brett an Sound, welches dem Publikum nach dem Intro auch direkt um die Ohren gepfeffert wird. Unterstützt wird der druckvolle Klang von einem grooventen Bassisten und den preschenden Drums, sodass GOLD als eine überraschend starke Instrumentalfraktion auftreten, deren Mischung aus Post Rock/ Metal live definitiv packender ist als auf Platte. Einzig der Kontrast zwischen der starrer Frontftau und den dynamischen Musikern mag als Stilmittel der künstlerischen Freiheit unterliegen, bringt jedoch keine Punkte in der Gesamtbewertung.

Während die gesamte Instrumentenfraktion agil auf die Felle und in die Saiten schlägt, ist es Sängerin Milena Eva, die von diesem Esprit genau nichts versprüht. Mit langsamen, leicht pathetischen Armbewegungen erinnert sie eher an den Papst beim jährlichen Urbi et orbi-Segen anstatt einer nur so vor Elan sprühenden Frontftau, wie es den sich wund spielenden Jungs hinter und neben ihr gebühren würde. Ihr nahezu durchweg monoton gehaltener Gesang, die vermeintlich ausdrucksvoll gehobenen Hände gen Publikum, die geschlossenen Augen: Die Musik, welche ihre restlichen Bandmitglieder so grandios aus ihren Saiten und Fellen entlocken, scheint mit ihrem Druck und mit ihren sich aufbauenden Verläufen kaum bei der Sängerin anzukommen.

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Musikalisch betrachtet legt AUTHOR & PUNISHER einen Auftritt hin, der die Gesetze der Musik neu definiert: Ohne Instrument auf der Bühne, dafür mit einer seltsamen mechanischen Apparatur, die Musik erzeugt. Und diese wiederum klingt live um einiges fieser und bedrückender als auf der aktuellen Platte. GOLD hingegen absolvieren einen ebenfalls starken Auftritt, der allerdings an der lahmen Performance der Sängerin krankt.

 

Fotos Author & Punisher: www.tristanshone.com/
Fotos Gold: https://www.facebook.com/thebandGOLD/

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