Vormals als dunkelromantische Herbstnächte unter dem Banner von ASP hat sich der akustische Ableger der Frankfurter Gothic-Rocker in den letzten Jahren zunehmend emanzipiert: ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN lautet nun der offizielle Name für das Projekt, welches inzwischen nicht nur musikalisch auf eigenen Beinen steht, sondern auch im Hinblick auf die Besetzung und die Songs. Besonders in der ersten Hälfte wird das unglaubliche Potenzial der Musiker und ihres gemeinsamen Schaffens mehr als deutlich.
Sänger und Mastermind Alexander F. Spreng tritt gut gelaunt wie selten vor die Menge im ausverkauften Münchner Backstage. Mag die Location im bestuhlten Zustand nicht gerade durch ihren Charme für derlei Konzertabende überzeugen, so stimmen Akustik und Optik bereits bei den Anfängen des Openers „Beschwörung“.
Anschließend mischt sich akustisch Erprobtes wie „Krabat“ nebst dazugehörigen Rabenfedern mit Reminiszenzen an längst vergangene Zeiten sowie bis dato Unveröffentlichtem. So lassen es sich die Zaubererbrüder und -schwestern nicht nehmen, einen Bogen zur Vergangenheit von Gitarrist Ralph und Cellovirtuosin Katharina zu spannen: „Once In A Lifetime“ sowie „Mistakes“ sind Adaptionen von zwei Chamber-Songs, die sich allerdings wunderbar in die Setliste einfügen. Gleiches gilt für die unveröffentlichten „Schneekönigin, wohin?“ und „Windrad“. Besonders die erstgenannte Ballade glänzt durch dichte Atmosphäre und geht akustisch-intensiv in Mark und Bein. Von ähnlicher Qualität ist das Duett von ASP mit Geigerin Ally bei „Mein Herz erkennt dich immer“. Mit der Adaption des Ougenweide-Klassikers „BaldAnders“ setzt ASPS VON ZAUBERBRÜDERN als Kollektiv noch ein schnelleres Ausrufezeichen in der ersten Konzerthälfte, die schließlich mit der akustisch-etablierten „Ballade von der Erweckung“ ihr krönendes Ende findet.
Den rundum starken Level des ersten Teils können die Brüder und Schwestern im zweiten Teil nicht ganz halten. Neben dem beschwingten „Zaubererbruder“ mit seinem eingängigen Rhythmus und einem hervorragend instrumentierten „Duett (Das Minnelied der Incubi)“ ist es besonders das neue „Rüstzeug“, welches als nicht ganz jugendfreies Liebeslied zum Schutze des/der Geliebten angenehm frisch und unverbraucht klingt. Besonders an den neuen Liedern zeigt sich, dass ASP mit seinem Zweitprojekt eigene Wege gehen möchte und nicht nur blindlinks vorhandene Rockmelodien in Akustikgewänder packt. Im zweiten Akt steigt auch die Publikumsbeteiligung zunehmend, besonders bei „Der geheimnisvolle Fremde“ und dem obligatorischen dreimal Hurra. Dennoch verweilt München verhältnismäßig lange auf seinen Stühlen, obwohl ASPS VON ZAUBERBRÜDERN auch überraschen, wie zum Beispiel beim Intro des Klassikers „Werben“, das viele der Anwesenden von „Game Of Thrones“ kennen dürften. Zusammen mit Ally an der Violine mutiert ASP hierbei wieder zu einem Teufelsallyxier, ehe sich die reguläre Setliste mit „Am Ende“ und „Stretched On Your Grave“ ihrem vorläufigen Abschluss neigt. Beim finalen Stück präsentieren alle Musiker noch einmal ihre individuellen Qualitäten, ehe das gesamte Ensemble lautstark gefeiert wird und sich nicht lange um Zugaben bitten lässt.
Im finalen Block setzt ASP wiederum auf Altbewährtes wie das Everblack „Und wir tanzten“, wobei besonders „Rücken an Rücken“ im bestuhlten Rahmen eine etwas unglückliche Wahl ist. Ganz zum Ende beweist ASPS VON ZAUBERBRÜDERN eben jenen Humor, der bereits auf den vergangenen Touren im unverstärkten Klangkosmos zur nötigen Abwechslung beigetragen hat: So finden sich in „Abschied“ kleinere Einlagen von „Let me entertain you“, „Highway to Hell“ und einigen anderen Songs, die kompositorisch nicht weit entfernt voneinander sind. Als ungleich komplexer, vielschichtiger und spezieller entpuppen sich die dunkelromantischen Frühlingsnächte, die qualitativ nahtlos an die vorhergehenden Akustikauftritte anschließen. Obwohl München den Tourabschluss markiert, zeigt sich der schwarze Schmetterling am Mikro bei bester Stimme und zusammen mit exzellenten Musikern gerät das dreistündige Konzert gleichermaßen unterhaltsam wie kurzweilig. Das Backstage brannte intensiv und inniglich – auch ohne den dazugehörigen Song.
Setlist:
01. Beschwörung
02. Krabat
03. Once In A Lifetime
04. Schneekönigin, wohin?
05. Windrad
06. BaldAnders
07. Mein Herz erkennt dich immer (Duett mit Ally Storch)
08. Mistakes
09. Ballade von der Erweckung
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10. Denn ich bin dein Meister
11. Rüstzeug
12. Duett (Das Minnelied der Incubi)
13. Zaubererbruder
14. Der geheimnisvolle Fremde (Ja, ja, dreimal Hurra!)
15. Es ist ein Schnee gefallen
16. Der Winter ist vergangen
17. Werben (mit „Game Of Thrones“-Intro)
18. Am Ende
19. Stretched On Your Grave
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20. Und wir tanzten
21. Biotopia
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22. Rücken an Rücken
23. Abschied
Ist das ernsthaft alles, was Dir dazu einfällt, Joker’s Jester?!?
Hat ordentlich zugelegt, der Gute :D