Konzertbericht: As I Lay Dying w/ Chelsea Grin, Unearth & Fit For A King

05.10.2019 München, Zenith

Dass es im Vorfeld zu einer Tour von AS I LAY DYING reichlich Diskussionen gibt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. So stand es bereits im letzten Jahr zur Debatte, inwiefern sich die Unterstützung der Band eines Mannes, der seine Frau umbringen lassen wollte, mit einem guten Gewissen vereinbaren lässt. Dabei handelt es sich um ein sehr sensibles Thema, das auch in Zukunft noch für reichlich Meinungsverschiedenheiten sorgen wird, letztendlich aber jeder mit sich selbst ausmachen muss. Am Abend des 5. Oktober 2019 sollte sich im Münchner Zenith jedoch alles um die Musik drehen. Gerade erst haben die Amerikaner ihr aktuelles Album „Shaped By Fire“ veröffentlicht und wollen dieses mit einer ausgiebigen Europatour feiern. Mit von der Party sind dabei die Deathcore-Band CHELSEA GRIN, die Bostoner UNEARTH und die christlichen Metaller von FIT FOR A KING.


Obwohl das Zenith um 18:30, dem offiziellen Beginn, bereits gut gefüllt ist, lassen sich die Texaner FIT FOR A KING weitere zehn Minuten Zeit, bis sie den Abend eröffnen. Mit ihrer spannenden Mischung aus abwechslungsreichem Deathcore und äußerst eingängigen, melodischen Metalcore-Parts haben sich die vier Jungs in den letzten Jahren einen kleinen Namen erspielt. Konnten sie bei ihrem letzten Besuch in München vollends überzeugen, startet der heutige Auftritt äußerst holprig. Der Sound klingt bei den ersten Songs „Backbreaker“ und „The Price Of Agony“ verwaschen und es wirkt, als müssten sich FIT FOR A KING auf einer Bühne dieser Größe erst einmal zurecht finden. Nach den Schwierigkeiten zu Beginn kann sich die Band glücklicherweise fangen und spätestens beim Kracher „Pissed Off“ überträgt sich die in den Liedern steckende Energie auch auf das Publikum.

  1. Backbreaker
  2. The Price Of Agony
  3. Shattered Glass
  4. When Everything Means Nothing
  5. The End’s Beginning
  6. Pissed Off
  7. Deathgrip
  8. Tower Of Pain


Mit UNEARTH betritt als nächstes die geballte Erfahrung die Bühne – was man den fünf Mannen sofort anmerkt. Im Gegensatz zu den recht jungen Fit For A King zeigt die Band eine außerordentliche Präsenz: Die Saitenfraktion um Buz McGrath, Ken Susi und Chris O’Toole nutzt jede Chance, um von ihren Verstärkern zurück auf die Bühne zu springen oder durch gekonntes Posen die Menge anzuheizen. Sänger Trevor Phipps trägt die Songs in gewohnter Manier kraftvoll und einprägend vor und auch der Sound soll bei der Truppe aus Massachusetts am heutigen Abend der beste sein. In Kombination mit der Setlist, die neben drei neuen Songs auch genug Klassiker enthält, liefern UNEARTH einen souveränen und tollen Auftritt ab.

  1. Incinerate
  2. Survivalist
  3. My Will Be Done
  4. This Lying World
  5. Dust
  6. Endless
  7. The Great Dividers


Als dritte Band und Main-Support dürfen CHELSEA GRIN das Vorprogramm abschließen. Mit ihrem neuen Sänger Tom Barber (ehemals Lorna Shore) haben sie ein regelrechtes Biest als Frontmann verpflichtet, das mit seiner Vielseitigkeit den Vorgänger gerade live komplett in den Schatten stellt. Unterstützt von Drummer Pablo Viveros Growls können die Amerikaner an der Gesangsfront vollends überzeugen. Musikalisch liefert die Deathcore-Truppe jedoch absolute Durchschnittskost. Hin und wieder stechen zwar interessante Soli und tolle Drum-Fills hervor, insgesamt könnte man CHELSEA GRIN jedoch mit jeder x-beliebigen Deathcore-Band austauschen. Hinzu kommt, dass der Sound der Truppe auch nicht in die Karten spielt und die wenigen Melodien im Matsch untergehen. So können zwar die Fans der Band den Auftritt ausgelassen feiern, beim Rest hinterlassen die vier Mannen jedoch wenig Eindruck.

  1. My Damnation
  2. Cheney Stokes
  3. Dead Rose
  4. The Wolf
  5. Across The Earth
  6. Playing With Fire
  7. 9:30 AM
  8. Outliers
  9. Recreant
  10. Hostage


Nun ist es also Zeit für den Headliner. Vor der Bühne herrscht ein regelrechter Kampf um die besten bzw. Pit-nahen Plätze. Als sich hinter weißem Vorhang fünf Schatten zum Intro „Burn To Emerge“ auf die Bühne begeben, bricht frenetischer Jubel aus. Der Vorhang fällt, die vernichtenden Riffs zum neuen Song „Blinded“ schallen durch die Lautsprecher und vor der Bühne bricht Chaos aus. Besser hätten sich Tim Lambesis & Co. den Start wohl nicht ausmalen können. Mit einer tollen Lichtshow, schön gestaltetem Bühnenbild und gezielt eingesetzten Feuerfontänen haben AS I LAY DYING am heutigen Abend alles aufgefahren, was das Budget hergibt. Das Spektakel zieht dabei zwar seine Blicke auf sich, ist jedoch dezent genug eingesetzt, sodass der Fokus auf der Musik bleibt. Obwohl der Sound auch beim Headliner etwas an Druck vermissen lässt, macht die Band dies durch ihre Bühnenpräsenz wett. Mit der 16 Songs starken Setlist bieten AS I LAY DYING zwar eine Reise durch alle Schaffensphasen, leider wird das neue Album jedoch nur mit fünf Songs (das Intro außen vor) repräsentiert. Dass Klassiker wie „The Sound Of Truth“ oder „94 Hours“ nicht fehlen dürfen ist selbstverständlich, dennoch hätte man sich für eine Album-Tour den ein oder anderen neuen Song mehr gewünscht. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch und so herrscht auch über die gesamten 75 Minuten ausgelassene Stimmung vor der Bühne. Mit den Zugaben „Nothing Left“ und „Confined“ beenden die Mannen aus San Diego ihr Set und lassen ein rundum zufriedenes Publikum zurück. So kann man nach dem Auftritt zumindest musikalisch gesehen froh sein, dass AS I LAY DYING wieder unterwegs sind – und auch Tim Lambesis‘ Dank für die zweite Chance wirkt sehr authentisch.

  1. Burn To Emerge
  2. Blinded
  3. Through Struggle
  4. Within Destruction
  5. Redefined
  6. The Sound Of Truth
  7. Forsaken
  8. Shaped By Fire
  9. The Darkest Nights
  10. An Ocean Between Us
  11. Gatekeeper
  12. A Greater Foundation
  13. Parallels
  14. My Own Grave
  15. 94 Hours
  16. Nothing Left
  17. Confined

Mit einem tollen Auftritt beenden AS I LAY DYING den Konzertabend, der trotz durchwachsenem Sound letztendlich ein positives Fazit ziehen lässt. FIT FOR A KING sind musikalisch wohl eine der interessantesten Bands des Genres, müssen sich auf den großen Bühnen jedoch noch eingrooven. Während UNEARTH im Schatten des Headliners das Highlight des Abends darstellen, gehen CHELSEA GRIN musikalisch zwischen den beiden Mitbegründern des Metalcores leider unter. Dass man den Weg von AS I LAY DYING weiterhin kritisch verfolgen sollte, steht außer Frage. Liefert die Band jedoch weiterhin musikalisch ab und erweist sich Lambesis‘ Reue als echt, kann die Metalcore-Szene froh sein, dieses Schwergewicht wieder in ihren Reihen zu haben.

Publiziert am von Silas Dietrich

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