Der Jahresrückblick 2021 von Stephan Rajchl

Schlechtestes Metal-Album des Jahres 2021
Bestes Entmetallisiert-Album des Jahres 2021
Bestes Festival des Jahres 2021

Leider konnte ich auch zwischen den Lockdowns an keinem Festival teilnehmen. Aus beruflichen Gründen musste ich kurzfristig darauf verzichten, das Prophecy Fest zu besuchen, das mich in diesem Jahr sicherlich am meisten beeindruckt hätte.

Bestes Konzert des Jahres 2021

Ich war in diesem Jahr leider nur bei zwei Konzerten (mit Streaming-Shows bin ich bislang nicht warm geworden). Harakiri For The Sky und Vinsta im WUK in Wien haben sich nach über einem Jahr ohne Live-Show wie ein Befreiungsschlag angefühlt.

Schlechtes Konzert des Jahres 2021

The Tiger Lillies, ebenfalls im Wiener WUK – allerdings nur, weil ich dieses Jahr bloß auf zwei Konzerten war und die Band bei ihrer alles andere als schlechten Show etwas mehr bedrückende Lieder als erwartet gespielt hat. Nach einem solchen Jahr wohl nicht verwunderlich.

Bestes Coverartwork des Jahres 2021

Violet Cold – Empire Of Love: Ein so simples wie starkes Statement, das vielseitig interpretierbar und aktuell höchst relevant ist.

Violet Cold - Empire Of Love Cover

Schlechtestes Coverartwork des Jahres 2021

Limp Bizkit – Still Sucks: Der Albumtitel sagt schon alles …

Limp Bizkit Still Sucks

Newcomer des Jahres 2021

Aus meiner Sicht gab es in diesem jahr nicht allzu viele starke Newcomer. Aus den leider aufgelösten Dodecahedron ist mit Autarkh allerdings ein sehr originelles Avantgarde-Metal-Projekt hervorgegangen.

Persönliche Entdeckung des Jahres 2021

In diesem jahr habe ich sehr viel wunderbare Musik für mich entdeckt. Von noch jungen, aber bahnbrechenden Bands wie Circle Of Sighs über Jason Köhnens neues Darkjazz-Projekt The Lovecraft Sextett, bis hin zu obskuren Underground-Acts wie Hallowed Butchery und schon länger existierenden, von mir jedoch erst kürzlich eingehender ergründeten Musikgruppen wie Violet Cold. Und man kann Post-Punk kaum besser spielen als Fotocrime. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel fantastische Musik man dort draußen finden kann!

Enttäuschung des Jahres 2021

– musikalisch: ASP, Cradle Of Filth, Unreqvited, Lantlôs, Deafheaven und insbesondere Ghost Bath haben mich mit ihren Veröffentlichen leider mehr oder weniger schlimm enttäuscht. Außerdem war es schmerzlich, zu sehen, dass mein Lieblingslabel auf die ernstzunehmende Kritik an antisemitischen Texten einer seiner Veröffentlichungen ausweichend und sogar leugnend reagiert hat.

– persönlich: Besonders enttäuschend war in diesem Jahr, mitanzusehen, wie immer größere Teile der Gesellschaft mehr und mehr verblendet werden. Man bekommt zunehmend das Gefühl, zu manchen Mitmenschen überhaupt nicht mehr argumentativ durchdringen zu können. Dass dies ausgerechnet zu einer Zeit geschieht, in der eine Pandemie und eine Klimakrise unser ganzes Dasein bedrohen, der Wohlstand ungleicher denn je verteilt ist und Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen werden und in Armut leben, lässt mich schwarzsehen.

Überraschung des Jahres 2021

– musikalisch: So Hideous haben wie aus dem Nichts ein neues Album veröffentlicht, auf dem sie ihren ohnehin schon einmaligen Stil um Einflüsse aus Jazz erweitert haben. Lingua Ignota hat auf ihrer hervorragenden neuen Platte nicht etwa auf vorhersehbare Weise zu noch extremeren Mitteln gegriffen, sondern ruhigere, folkigere und doch nicht minder eindringliche Musik kreiert. Porcupine Tree haben wider Erwarten wieder eine neue LP angekündigt und auch ABBAs neues Album habe ich nicht kommen gesehen. Außerdem war es eine freudige Überraschung, über verschiedene Online-Gruppen zu entdecken, wie viel dezidiert antifaschistischen Black Metal es da draußen gibt.

– persönlich: In einem konservativen Land ohne nennenswerte Linkspolitik wie Österreich eine unverblümt kommunistische Partei eine Kommunalwahl gewinnen zu sehen, hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Ansonsten gab es in diesem Jahr nicht viel Überraschendes.

Mein Song des Jahres 2021

Dornenreich – Sie machen Mangel zum Geschenk. Dieser Song hat mich auf eine persönliche Weise erschüttert und verletzt, wie es kein Lied zuvor je geschafft hat.

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Wunsch / Hoffnung für 2022

– musikalisch: Hoffentlich werde ich endlich wieder mehr Konzerte besuchen können. Ich hege schon länger den Wunsch, am Prophecy Fest teilzunehmen. Ich hoffe sehr, dass das kommende Porcupine-Tree-Album nicht so steif wie die erste Vorab-Single wird. Auf die angekündigten Platten von The Cure und Darkher bin ich bereits gespannt.

– persönlich: Ich hoffe, dass ich beruflich endlich dort ankomme, wo ich mich gut aufgehoben fühle. Außerdem möchte ich endlich den für mich passenden Lebensweg finden und ihn entsprechend gestalten. Im weiteren Rahmen hoffe ich, dass die Gesellschaft noch rechtzeitig zur Besinnung kommt, um die großen Probleme unserer Zeit lösen zu können.