Der Jahresrückblick 2020 von Moritz Grütz

Schlechtestes Metal-Album des Jahres 2020

Ohne es komplett gehört zu haben, ohne jeden Zweifel: Danzig – Danzig Sings Elvis. So furchtbar wie verzichtbar war zudem der Re-Release von In Flames – Clayman (20th Anniversary Edition) mit diesen unsäglichen Neuaufnahmen.

Bestes Entmetallisiert-Album des Jahres 2020

Je nach Stimmungslage: „Xuntas“ von Sangre De Muerdago, wenn es eher lieblich sein soll – oder „Patchouli Blue“ von Bohren & Der Club Of Gore für die düsteren Stunden.

Bestes Festival des Jahres 2020

Salz und Wunde und so … erster Sommer ohne Festival seit 2005.

Bestes Konzert des Jahres 2020

Passend zu 2020 diesmal aus drei Kategorien: Slipknot live in der Münchner Olympiahalle; Corey Taylor mit einer sehr unterhaltsamen Stream-Show und Septicflesh („Infernus Sinfonica MMXIX“) sowie Triptykon/Celtic Frost („Requiem“) mit dem bestmöglichen Konzertersatz auf DVD.

Schlechtes Konzert des Jahres 2020

Bei mehr Auswahl wäre die Show wohl besser weggekommen, aber so: Lindemann am 17. Februar im Zenith/München: Kriminell übervolle Halle, mäßiger Sound und eine skurrile Performance. Warum schmeißt man Fisch ins Publikum? Und warum findet das das auch noch gut? Ich werd zu alt für den Scheiß.

Bestes Coverartwork des Jahres 2020

Nicht zuletzt durch die spannende Umsetzung mit Cutout-Cover: End – Splinters From An Ever-Changing Face. Sehr gelungen finde ich aber auch das zu „Moment“ von Dark Tranquillity.

Schlechtestes Coverartwork des Jahres 2020

Mal wieder viel Schreckliches dabei gewesen. Am Ende geht der Preis mal wieder in den Heavy Metal, bei „Resurrection Of Devil’s Spirit“ von Satanica stimmt einfach gar nichts. Die Einfallslosigkeit des „Herzeleid XXV“-Re-Releases von Rammstein gehört aber eigentlich auch bestraft. Und was genau sich Bohren & Der Club Of Gore bei „Patchouli Blue“ gedacht haben, will ich auch nicht wissen …

Das Cover von "Resurrection Of Devil's Spirit" von Satanica

Newcomer des Jahres 2020

Den Titel dürfen sich Ormskrik aus Norwegen mit ihrem selbstbetitelten Debüt sowie Maahes aus Niederbayern mit ihrem Erstlingswerk „Reincarnation“ teilen.

Persönliche Entdeckung des Jahres 2020

Endlich mal die Zeit gefunden, mich durch die Diskografie von The Ocean zu hören. Außerdem: das bereits 2018 erschienene Debüt von Svartmálm.

Enttäuschung des Jahres 2020

– musikalisch: Katatonia – Dead Air, stellvertretend für alle atmosphärelosen Streamshows und als Vorreiter einer Release-Gattung, die kein Mensch braucht: dem „Live-aus-dem-Studio-Album“. Leider auch weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben: Dark Tranquillity – Moment: zu wenig dark, zu viel tranquillity.

– persönlich: Immer wieder: Menschen. In diesem Jahr kann man sich da ja kaum entscheiden, ob es die 74,2 Millionen Amerikaner sind, die wieder für Trump gestimmt haben, die asozialen Corona-Leugner oder einfach all die Irren, denen Menschlichkeit und Umwelt am Arsch vorbei gehen.

Überraschung des Jahres 2020

– musikalisch: Sólstafir können mit „Endless Twilight Of Codependent Love“ den Abwärtstrend stoppen.

– persönlich: Dass 74,2 Millionen Amerikaner immer noch nicht genug vom orangen Irren haben … und eine Pandemie hatte wohl auch niemand auf dem Zettel. Immerhin: Dass ich 2020 heiraten würde, war auch für mich eine positive Überraschung.

Mein Song des Jahres 2020
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Mein bestes gelesenes Buch 2020

„Ein Mann seiner Klasse“, eine autobiografische Erzählung über die Jugend des Journalisten Christian Baron – weil es sehr lebendig aufzeigt, wie schwer es auch in Deutschland ist, gsellschaftlich aufzusteigen, wenn man nicht das Glück hatte, zumindest in der Mittelschicht geboren worden zu sein. Außerdem „In meinem Herzen steckt ein Speer“ von Anja Caspary – eine so bedrückende wie ermutigende Lebens-, vor allem aber Liebesgeschichte (leider zwischendurch mit Esotherik-Einschlag, der aber aufs große Ganze zu vernachlässigen ist).

Mein bester gesehener Film 2020

„On The Rocks“ von Sofia Coppola. Nicht unbedingt der Story wegen, aber: Bill Murray. Und weil es eine kurze und skurrile, aber schöne und unbeschwerte Zeit in einem quasi leeren Kinosaal war, in dem ich die verrückten Zeiten draußen mal kurz ausblenden konnte.

In den letzten Tagen des Jahres noch fix die ersten zweieinhalb Staffeln „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ durchgeschaut – beeindruckend gut (= düster) umgesetzte Serie, die die Stimmung des ebenfalls sehr empfehlenswerten Buches perfekt einfängt. Stark!

Wunsch / Hoffnung für 2021

– musikalisch: ich glaub nicht dran, aber paar Konzerte wären schon schön.

– persönlich: Dass zumindest wieder etwas mehr Normalität möglich wird … vor allem für all die Menschen, die aktuell mehr unter der Situation leiden als ich das tue.