Wenngleich sie nicht über eine Fanbase wie Helloween oder Gamma Ray verfügen, sind WIZARD doch eine der traditionsreichsten Metal-Bands Deutschlands: 2019 feierte die Gruppe aus Bocholt ihr 30-jähriges Bestehen. Die Corona-Pandemie brachte vergangenes Jahr natürlich auch die Live-Aktivitäten dieser Band zu Stillstand. Davon abgesehen scheint bei der Band aber alles seinen gewohnten Gang zu gehen, denn WIZARD veröffentlichten unlängst ihr zwölftes Album „Metal In My Head“. Weil besagte Platte ein Paradebeispiel für gelungenen True Metal ist und sich bei der Formation aus dem Münsterland im Vorfeld ein paar Veränderungen ergeben haben, baten wir Sänger Sven D’Anna zum Gespräch.
Hallo Sven und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wir leben in schwierigen Zeiten – alles gut bei dir?
Hi, ich danke für das Interview! Ja mir geht es soweit gut. Familie und Band sind gesund und munter, denke das ist momentan die Hauptsache. Ansonsten versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen. Immer positiv denken dann scheint auch bald wieder die Sonne (lacht).
Euer letztes Album „Fallen Kings“ ist vor vier Jahren erschienen – was hat sich seither bei euch getan?
Wir haben in den zwei Jahren nach dem Release viele Konzerte gegeben und mit Beginn der Pandemie haben wir uns auf das Songwriting beschränkt. Das Resultat, “Metal In My Head“, ist am 19. Februar erschienen. Wir sind sehr glücklich mit dem Album.
Mit „Metal In My Head“ habt ihr unlängst eure zwölfte Studioplatte veröffentlicht. Was kannst du uns über das Album erzählen?
Nach 30 Jahren Bandgeschichte feiern wir uns selbst und den Metal ordentlich ab. Das Album geht gut nach vorne – auch wenn ich die Songs jetzt schon ca. 1.000.000 Mal gehört habe, bin ich immer noch begeistert. Ja, Eigenlob stinkt, aber ich kann ja nichts für meine Gefühle (lacht). Mit diesem Album sind wir wieder etwas „back to the roots“ gegangen und haben anders wie bei den Vorgängern alle Instrumente komplett im Studio aufgenommen. Martin Buchwalter hat einen geilen Job gemacht, war eine tolle Studiozeit.
Im Vorfeld der Veröffentlichung von „Metal In My Head“ gab es bei WIZARD eine nicht unbedeutende personelle Veränderung – Gitarrist Dano Boland hat euch nach 17 Jahren verlassen. Möchtest du auf die Umstände dieser Trennung näher eingehen?
Ach, das ist eigentlich gar nicht so dramatisch. Dano hat einfach mal ne Pause benötigt. Ich denke, der Druck wurde ihm dann doch etwas zu groß. Einige Menschen brauchen ab und zu einfach mal eine Veränderung im Leben. Wir haben uns immer noch lieb und es geht ihm momentan sehr gut.
Mit Tommy Hartung fand sich recht schnell ein Nachfolger. Wie fiel die Wahl auf ihn?
Eigentlich wollten wir wie früher zu viert weiter heizen. Tommy bzw. ein neuer Gitarrist war gar nicht geplant und wir haben auch nicht danach gesucht. Wir kennen Tommy schon sehr lange, er hat damals mit unserem Basser Arndt gemeinsam bei der Band No Inner Limits gespielt. Tommy hat irgendwann bei Arndt angerufen und gefragt, ob wir noch einen Gitarristen suchen. Wir haben ihn darauf hin zum proben eingeladen. Nach einigen gemeinsamen Metal-Stunden wurde uns schnell klar, dass Tommy ganz gut in die WIZARD Familie passt. Er ist ein feiner Kerl, hat einen an der Klatsche, wir kennen ihn schon ewig und er kann Gitarre spielen – besser geht es nicht.
Würdest du sagen, dass sich die Veränderung an der Gitarre auf das Songwriting zu „Metal In My Head“ ausgewirkt hat? Wenn ja, wie?
Die meisten Songs waren bereits fertig somit konnte Tommy jetzt nicht allzu viel zum Songwriting beitragen. Dennoch hat er bei der Vorproduktion und auch im Studio großen Einsatz gezeigt.
Ich finde, dass „Metal In My Head“ auf angenehmste Weise an den Vibe meines liebsten WIZARD-Albums „Head Of The Deceiver“ erinnert. Würdest du zustimmen?
Ja, ich denke das Feeling ist auf jeden Fall dasselbe. Beim Songwriting beider Scheiben haben wir uns komplett von der Außenwelt entfernt und nur das gemacht, was wir so sehr lieben: Heavy Metal. Auch haben wir uns keine Gedanken gemacht, wie andere auf die Songs oder Lyrics reagieren könnten. Wir sind einfach nur unserem Gefühl gefolgt, der Spaßfaktor beim Schreiben war schon sehr groß und das eine oder andere Mal ist es auch etwas ausgeartet (lacht).
Wie liefen Songwriting und Aufnahmen zu eurem neuen Album ab?
Die Songs wurden zu Hause an unseren PCs geschrieben. Man schickt sich die Spuren so lange hin und her bis es passt. Große Treffen waren ja nicht möglich, höchstens mal mit einer weiteren Person. Meistens habe ich erst mal Gesangsmelodien aufgenommen und diese dann von unseren Gitarristen untermalen lassen. So ist dann nach und nach ein Song entstanden. Ja und im Oktober 2020 sind wir dann zu Martin ins Studio gefahren, um dort das komplette Album zu recorden. Dieses Mal ohne PC-Drums und Schnick Schnack. Ich denke, das werden wir in Zukunft auch beibehalten. Kostet alles etwas mehr, aber was soll’s.
Die Corona-Pandemie wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, aber kaum jemand scheint härter getroffen als tourende Bands und Live-Clubs. Wie geht es euch nach über einem Jahr damit?
Für uns hatte die Pandemie schon auch etwas Positives. Durch die Konzert-freie Zeit konnten wir uns voll und ganz auf das neue Album konzentrieren. Somit ist uns auch nicht langweilig geworden. Jetzt, nachdem das Album raus ist, wird es aber so langsam wieder Zeit für Konzerte, geile Partys und Festivals. Ich möchte das neue Material unbedingt mit unseren Fans live abfeiern – es kribbelt!
Augenblicklich ist das ja offenkundig noch nicht möglich, aber habt ihr schon Tourpläne für die Zeit, wenn Konzerte wieder möglich sein werden?
Eine Tour für Oktober ist bereits gebucht, gemeinsam mit Stormwarrior und Steel Shock stehen wir in den Startlöchern. Ob das ganze stattfinden wird, weiß natürlich niemand, aber ich geh jeden Morgen in die Kirche und bete dafür (lacht)! Wir hoffen natürlich auch, dass wir im Sommer 2022 einige Festivals mitnehmen können. Mal sehen was die Zukunft bringt.
Vielen Dank für das Interview. Zum Abschluss unser traditionelles Brainstorming – was kommt dir zu folgenden Begriffen als erstes in den Sinn?
Manowar: Früher war ich großer Manowar-Fan, heute bin ich nur noch enttäuscht von dieser Truppe. Die Art und Weise, wie Mr. Mayonaise drauf ist, geht gar nicht, das hat mit Metal nichts mehr zu tun.
Konzeptalbum: Könnten wir mal wieder machen.
Festivalsommer: Der ist wohl im Arsch würde ich behaupten. Verlege ich somit in meinen Garten.
Pay To Play: War früher sehr verbreitet, finde ich eigentlich Kacke.
Fantasyroman: Gibt es den auch als Film? Ich lese nicht gerne …
WIZARD in 10 Jahren: Unser 40. Jubiläum, da kommt dann das 15. Oder 16. Album raus (lacht).
Danke nochmals für deine Zeit und Antworten. Die letzten Worte gehören dir:
Vielen Dank für euren Support! Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen alten und neuen Fans und Freunden für die tolle Unterstützung bedanken. Nach 30 Jahren das erste Mal die deutschen Album Charts geknackt, vielen Dank dafür! Bleibt gesund und denkt positiv, bald kommen wir wieder alle zusammen und feiern das was wir alle so sehr lieben – HEAVY METAL! Besucht uns auf Facebook oder Instagram!!!!! IN THE SIGN OF THE WIZARD
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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