Interview mit Tobbe Fongelius von Voodus

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Mit „Into The Wild“ haben die schwedischen Black-Metaller VOODUS ein hierzulande wenig beachtetes, und doch beachtliches Debüt veröffentlicht: Ganz im Geiste des Black Metal der 90er-Jahre, und doch unverbraucht und spannend. Sänger und Gitarrist Tobbe Fongelius über Visionen, „modernen“ Black Metal und unbeabsichtigte Einflüsse durch die gemeinsame Tour mit Mayhem.

Der Name eurer Band ist VOODUS – was ist die Idee hinter diesem Titel und seine Bedeutung?
Voodus ist ein magischer Gesang. Es kam mir während einer Meditation in den Sinn. Voodus arbeitet als die Schwerkraft der Gebärmutter der anderen Seite, Sitra Achra! Ich fand den Gesang sehr kraftvoll und meine Vision von der ersten Begegnung mit dieser Voodus-Kraft ist immer noch sehr klar und stark in meinem Kopf. Ich versuchte, die Vision, den Strudel von Sitra Ahra, auf ein Papier zu zeichnen für unsere „NightQueen“-EP. Ich weiß nicht, ob ich sie besonders gut eingefangen habe, aber das CD-Cover hat trotzdem gut funktioniert! Es sieht ziemlich cool aus!

Black Metal hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Was hältst du von dieser Entwicklung? Magst du „modernen“ Black Metal?
Nun, ich weiß nicht, ob wir über die gleichen Bands sprechen, wenn du über „modernen“ Black Metal sprichst, also lass uns das vorneweg klären: Für mich sind Bands wie The Ruins Of Beverast, Ascension, Watain, Thy Darkened Shade, Deathspell Omega, Behemoth, Rotting Christ, Blaze of Perdition, Funeral Mist, Acrimonious und so weiter ein Teil dieses sich weiterentwickelnden Teils der Szene. Auch wenn viele dieser Bands heute schon „alt“ sind und einer große Geschichte haben, sie sind immer noch ein Teil dieses neuen und „modernen“ Sounds des heutigen Black Metal. Was sie in meinen Augen „modern“ macht, ist, dass sie sich nicht an alte Traditionen gebunden fühlen und keine Angst haben, mit ihnen zu brechen. Sie scheuen sich nicht, die Grenzen dessen zu überschreiten, was in den Augen der „Trve-Blackmetalkult-Fans“ noch „OK“ ist. Und das ist einfach toll, wenn du mich fragst. Sie entwickeln das Genre und lassen diese finstere Welt namens Black Metal immer weiter und weiter wachsen – ohne irgendwelche Grenzen! Sie machen sich auf den Weg in die Weite und Wildnis, um die versteckten Einöden des Genres zu erkunden – im echten Schatten. Das empfinde ich als sehr inspirierend!

Euer Album „Into The Wild“ klingt überhaupt nicht „modern“. Provokant gefragt: Warum schreibt man 2018 ein Album, das nach 1995 klingt?
Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich überrascht davon, dass jeder, der eine Vorabversion des Albums bekommen hat, meinte, dass er dieses großartige 90er-Jahre-Feeling heraushört! Ich dachte, dass wir etwas Neues, Einzigartiges und „Eigenes“ geschaffen hätten! Alles, was wir tun können, ist, Musik aus unserem Herzen zu erschaffen und den Zeichen aus unserem Inneren zu folgen. Wenn das wie Musik von 1995 klingt, was sollen wir da machen? Wir müssen uns selbst treu bleiben.

Watain und Dissection klingen deutlich heraus – sind das eure Haupteinflüsse?
Ja und nein. Dissection ist und bleibt mein persönlicher Haupteinfluss. Sowohl musikalisch als auch spirituell. Watain ist eine großartige Band, aber ich denke nicht, dass sie einen direkten Einfluss auf unseren kreativen Prozess haben. Wir haben generell ein sehr breites Spektrum an Einflüssen in der Band – alles von tiefgründigem und dunklem Electro bis zu Twisted Sister!

Welche anderen Bands sollten hier noch erwähnt werden?
Ich denke, es ist schwer, bestimmte Bands zu hervorzuheben, die uns inspirieren, unsere Musik zu machen. Wir machen VOODUS, weil wir all diese Melodien und Ideen in uns haben. Sicher, wir können von einer anderen Band beeinflusst werden, wenn wir ein Riff oder eine Melodie schreiben. Aber das passiert nie, weil wir wie irgendjemand anderes klingen wollen. Aber es ist schwer, nicht nach irgendwelchen Bands zu klingen, die man mag, wenn man Musik macht. Insofern glaube ich, dass man Einsprengsel von Bands wie Kiss, Iron Maiden, Accept, Pink Floyd, Black Sabbath, Mayhem, Dissection, Judas Priest und vielen mehr in der Musik von VOODUS wiederfindet – weil das Bands sind, die uns seit unserer Kindheit bis heute begleiten.

Das Gitarrensolo in „Gnothi Seauton“ erinnert mich sehr an das Solo in Mayhems „Freezing Moon“. War das eine bewusste Anspielung oder ein Versehen?
Ja, ich weiß, was du meinst. Ich denke, dass wir nach unserer Tour mit Mayhem ein wenig zu sehr von ihnen inspiriert waren, ohne darüber nachzudenken. Als wir ins Studio kamen (am Tag nach unserem letzten Gig mit Mayhem) und mit den Soli begannen, hatten wir aber Mayhem nicht im Kopf. Es ist einfach so passiert. (lacht) Aber es funktioniert trotzdem gut: Ich meine, es ist keine Kopie von Mayhem, ganz im Gegenteil. Es ist immer noch VOODUS.

Das Artwork ist eine Mischung aus „modern“ und „retro“ – was können wir hier sehen, und warum ist es die perfekte Visualisierung für die Musik?
Der fantastische Künstler Ars Moriendee (Pedro Felipe) aus Brasilien hat das Kunstwerk gemalt. Er hatte dabei die wilde Flucht und das Losbrechen des kontrollierten und gefesselten Selbst im Kopf. Und seine Vision dieser wilden Reise der Seele ist verdammt richtig! Vom Fleisch zum Geist und zu Kunst gemacht!

Auch der Sound ist sehr „retro“ – aber das extrem gut gemacht. Wie habt ihr das erreicht?
Der Sound ist komplett Tore Stjernas Arbeit (Necromorbus Studio). Wir haben ihm gesagt, dass er seine Magie auf dem Album wirken lassen soll, und das hat er auch getan!

Und mit welchen technischen Mitteln habt ihr das umgesetzt?
Ich habe absolut keine Ahnung! Tore hat viele verschiedene Plugins, mit denen er arbeitet, aber ich kann kein einziges beim Namen nennen! Niemand in unserer Band interessiert sich für den technischen Teil des Musikmachens.

Was war die Idee hinter dem Albumtitel „Into The Wild“?
In die Wildnis, um die spirituelle Befreiung des gefangenen Verstandes zu erreichen. Um sich von dem Warmherzigen und Bekannten zu befreien und sich in die Wildnis zu stürzen, in weite Ödnis ohne sichere Orte, in die man sich verkriechen kann! Um wirklich zu leben! Um dein eigener Gott zu werden. Das ist das Hauptthema oder der rote Faden der Albumtexte.  Insofern fühlte sich „Into the Wild“ wie ein guter Titel an.

Wie wichtig sind sie für dich als Teil deiner Kunst?
Sie sind sehr wichtig für unseren künstlerischen Ausdruck und für unsere Musik. Ich denke, deshalb haben die Lieder manchmal so viele verschiedene Passagen und Klanglandschaften. Und Zeit! Die Musik und die Texte erzählen dir eine Geschichte, gemeinsam und miteinander zu einem Ganzen verbunden.

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Spielt ihr live, was können wir erwarten – plant ihr Shows in Deutschland?
Ja! Wir kommen noch in diesem Jahr nach Deutschland. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wo wir spielen, aber meine Lippen sind noch versiegelt! Alles, was ich sagen kann, ist, dass es für uns verdammt groß werden wird! Und dass es ein Festival ist …

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten. Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme: Gut, schätze ich.
Der Film „Lords Of Chaos“: Ein verdammt großes NEIN!
Superbowl: Was?
Deutschland: Sodom, Ascension, Accept, The Ruins Of Beverast, Katharsis, Ingenieurwesen, großartige Autos, fantastische Geschichte, beeindruckende Gebäude und Natur, Hitler, Krieg, Philosophie, Pornografie, Bier und Autobahn!
Dein aktuelles Lieblingsalbum:  Ascension – Under Ether
VOODUS in zehn Jahren: Hoffentlich noch aktiv und immer noch dabei, unsere Worte und giftigen Melodien unter der Menschheit zu verbeiten!

Nochmals vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir:
Es wäre eine wahre Ehre für uns, in euer Land zu kommen und dort zu spielen! Es ist heiliger Boden für jeden Metalhead der Welt! Wenn du also möchtest, dass wir kommen, schreib mich an. Hail and Kill! 666

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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