In VENUS PRINCIPLE haben einige namhafte Musiker*innen, die zu großen Teilen zuvor bereits gemeinsam in Crippled Black Phoenix gespielt haben, sich zusammengetan und auf ihrem Debüt „Stand In Your Light“ die Gitarrenmusik der alten Schule wiederaufleben lassen. Herausgekommen ist ein in jeder Hinsicht starkes Album mit Einflüssen von (unter anderem) Classic, Progressive und Psychedelic Rock. Im folgenden Interview schildert Gitarrist und Keyboarder Mark Furnevall, welche Rock-Ära ihm am besten gefällt, inwiefern Musik sich seiner Meinung nach im Kreis dreht und wie es aus seiner Sicht im Jahr 2022 um den Classic Rock bestellt ist.
Zuerst eine vielleicht etwas zu offensichtliche Frage: Was ist das „Venus Principle“?
Das ist eine Frage, die wahrscheinlich am besten von einem Venusianer beantwortet wird! Vielleicht werden wir im Laufe der Entwicklung der Band ein wenig mehr verstehen, was der Name eigentlich bedeutet. (lacht)
Die Mitglieder eurer Band kommen aus sehr unterschiedlichen musikalischen Richtungen. Wie kam es dazu, dass ihr euch in VENUS PRINCIPLE zusammengetan habt?
Das ist ganz einfach, abgesehen von Pontus waren wir alle mal Mitglieder der Band Crippled Black Phoenix. Wir haben alle mehrmals zusammen getourt und sind Freunde geworden.
Wie schwierig ist es, in so einer künstlerisch vielseitigen Gruppe einen kohärenten Sound zu kreieren?
Ja, wir haben alle verschiedene Einflüsse und Nebenprojekte mit unterschiedlichen Stilen, aber wir haben eine gemeinsame Liebe zu Classic/Prog/Dark Rock und melodischer Musik, und hier verschmelzen alle Stile, um den Sound von VENUS PRINCIPLE zu schaffen.
Eure Musik ist deutlich hörbar von Classic Rock inspiriert. Welche Musiker*innen und Bands haben euch in dieser Hinsicht besonders geprägt?
Ich kann hier nur für mich selbst sprechen, aber ich denke, alle großen Prog-Bands der 70er Jahre… Pink Floyd, Genesis, Rush usw. Aber auch modernere Bands wie Opeth und Porcupine Tree. Ich bin auch ein großer Fan von elektronischer Musik, in letzter Zeit habe ich viel Alva Noto gehört.
Nur wenige Rock-Bands scheinen sich heute noch auf diesen klassischen Stil zu stützen. Warum ist der Classic Rock aus deiner Sicht so in Vergessenheit geraten?
Vor ein paar Monaten bin ich auf Facebook einer Gruppe mit dem Namen ‚The New Wave of Classic Rock‘ beigetreten, die über 25.000 Mitglieder hat. Vielleicht kehrt die Musik also langsam zurück! Im Moment gibt es einige wirklich gute neue Classic-Rock-Bands. Dirty Honey und Mason Hill, die höre ich sehr oft.
Zugleich klingt eure Musik aber dennoch alles andere als altbacken. Lässt sich ein rauer Classic-Rock-Sound wie aus den 60er Jahren heute überhaupt noch authentisch replizieren?
Nun, ich denke, man könnte, wenn man wollte? Alles in Mono aufnehmen? (lacht) Ich bin mir nicht sicher, warum man das nachahmen sollte. Die besten Rockaufnahmen stammen für mich aus den 70er Jahren! Stereo und die beste aller analogen Technologien!
Rock klingt heutzutage oft sehr sanft, kratzige Lo-Fi-Produktionen hört man eigentlich nur noch im Underground. Ist das Genre deiner Meinung nach zu weich geworden?
Jeder hat heute Zugang zu sehr hochwertigen digitalen Aufnahmen, vielleicht klingen die Dinge dadurch ein bisschen schöner? Ich bin auch kein großer Fan von schäbigen Lo-Fi-Aufnahmen. Wenn man es richtig macht, kann man hoffentlich die moderne Technologie nutzen und trotzdem etwas von dem Charakter und dem Gefühl früherer Aufnahmen im Stil der 70er Jahre bewahren.
Nun könnten es manche für rückwärtsgewandt halten, einen alten Stil aufzugreifen, anstatt etwas völlig Neues zu kreieren. Warum ist es aus deiner Sicht dennoch wertvoll, sich auf musikalische Traditionen zu stützen?
Musik dreht sich sowieso immer im Kreis, ich denke, es gibt nichts Rückschrittliches an irgendeinem Stil. Man sucht sich einfach aus, was einem gefällt, und spielt diesen Stil dann. Wenn die Leute das mögen, ist das großartig. VENUS PRINCIPLE basiert mit Sicherheit auf dem klassischen Prog-Rock der 70er Jahre, aber auch mit einigen modernen Elementen. Hoffentlich genießen die Leute die Songs und machen sich keine Gedanken darüber, aus welcher Ära sie stammen.
Was denkst du über die aktuellen Trends und Entwicklungen im Musikmainstream?
Ich verfolge den Musik-Mainstream nicht wirklich, um ehrlich zu sein.
Mit „Stand In Your Light“ habt ihr ein sehr gelungenes Debüt veröffentlicht. Was eure Intention für das Album? Was wolltet ihr darauf umsetzen?
Unsere Absicht war einfach, die Songs zu veröffentlichen, damit die Leute sie sich anhören können. So einfach ist das wirklich. (lacht) Wir waren mit den Demosongs, die wir gemacht haben, sehr zufrieden, also war der nächste Schritt, ein Album zusammenzustellen. Prophecy Productions nahm die Band unter Vertrag und half uns, das Album zu veröffentlichen. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. (lacht)
Die Platte klingt wie aus einem Guss und sehr unaufgeregt. Gab es dennoch auch Schwierigkeiten während der Entstehung des Albums?
Eigentlich keine, abgesehen von der Tatsache, dass wir es in zwei verschiedenen Ländern gemacht haben. Aber heutzutage ist es ziemlich einfach, Dateien über das Internet zu verschicken, und auch wenn wir nicht im selben Raum waren, fühlte es sich wie ein kohärenter Prozess an.
Obwohl ihr einen sehr konsistenten Grundsound habt, tanzt ihr auf dem Album auch manchmal aus der Reihe – etwa durch Einsatz eines Saxophons. Gibt es noch weitere stilistische Variationen, die du in eure Musik gerne integrieren würdest?
Ja, das Saxophon war eine Idee in letzter Minute, die wir einfach ausprobiert haben, und wir waren uns alle einig, dass es auf „Drag Nets“ wirklich gut funktioniert. Wir werden sehen, was auf dem nächsten Album passiert.
Die Texte eurer Songs lesen sich eher abstrakt. Könntest du ein wenig darauf eingehen, worum es auf „Stand In Your Light“ inhaltlich geht?
Danny und Daisy sind die Texter und schreiben beide in einem eher abstrakten Stil. Was den Inhalt der Songs angeht, so denke ich, dass Daniel zu dieser Zeit einige schwierige persönliche Beziehungsprobleme durchmachte, was sich meiner Meinung nach in einigen seiner Texte widerspiegelt. Daisys Songs handelten von verschiedenen Themen und Ideen, vielleicht ist das eine bessere Frage für Daisy und Daniel.
Habt ihr vor, auch Live-Shows zu spielen?
Natürlich, das ist der Plan! Wir arbeiten derzeit daran.
Derzeit scheint die Branche sehr unter den Folgen der Pandemie zu leiden. Konzerttickets verkaufen sich immer schlechter, sodass manche vormals erfolgreichen Bands sogar ihre Touren absagen müssen. Wie siehst du die derzeitigen Entwicklungen der Musikindustrie?
Im Moment ist es sicherlich sehr schwierig. Die Pandemie hat in der Branche Chaos angerichtet und ich denke, es wird ein paar Jahre dauern, bis sie sich wieder erholt. Wir müssen einfach versuchen, die Leute davon zu überzeugen, dass sie aufhören, Netflix zu gucken und wieder rausgehen, um sich Live-Bands anzusehen!
Auf eurer Bandcamp-Seite ist zu lesen, dass ihr plant, die Band langfristig weiterzuführen. Was steht als Nächstes für VENUS PRINCIPLE am Plan?
Nun, hoffentlich Gigs und Tourneen im Jahr 2023 und dann Album Nummer 2.
Zum Abschluss noch ein kurzes Brainstorming. Was kommt dir bei den folgenden Schlagworten in den Sinn?
The Beatles: Melodie/Harmonie
„Rock ist tot“: Nein, ist er nicht.
Feminismus: Unbedingt
Metal: Bruderschaft
Konzeptalbum: Ja
Spiritualität: Immer
Danke, dass du uns deine Zeit geschenkt hast. Möchtest du noch ein paar letzte Worte hinzufügen?
Danke für die Fragen. Hoffentlich sehen wir euch alle nächstes Jahr auf Tour!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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