Interview mit Jan Buckard von Valborg

Dass VALBORG in zehn Jahren mit „Zentrum“ bereits ihr siebtes Album vorlegen, sagt viel über die Band – und zum Glück wenig über die Qualität ihrer Kunst. Für seine Verhältnisse viel über die Band und viel über ihre Kunst sagt hingegen Jan Buckard, der Sänger und Bassist von VALBORG. Ein Gespräch über das Album, Scheiße und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Mal ein direkter Einstieg: Drei Begriffe, die euer neues Album zusammenfassen:
Sagen wir mal: Gravitation, Rotation, Eskalation.

Euer neues Album trägt den Titel „Zentrum“ – worauf bezieht sich das, was war die Idee dahinter?
Florian hat davon geträumt, dass unser neues Album „Zentrum“ heissen wird, da haben wir das auch so gemacht. Das wird schon seinen Sinn haben. Ich kann Dir aber leider nicht erklären, welchen. Man spürt einfach, ob ein Titel gut ist, oder nicht.

Wen oder was sehen wir auf dem Cover und wo liegt der Link zwischen Titel, Texten und Artwork?
Das sind Dinge, über die sicher jeder seine eigenen Gedanken machen darf. Wer will denn schon alles vorgekaut bekommen? Ich finde, gerade das ist das Spannende, auch für uns selbst.

Musikalisch wirkt das Album nicht mehr so puristisch wie „Endstrand“ – es gibt wieder mehr Details zu entdecken. Siehst du das auch so, und wenn ja, was hat zu dieser Entwicklung geführt?
Wir wollten natürlich etwas anderes machen, als wir es auf „Endstrand“ getan haben. Das Thema Synthesizer war bei uns mit „Romantik“ noch längst nicht durch, dieses Mal sollte es eher kolossal und aufregend werden. Diese Details von denen Du sprichst sollen die Stimmung der Musik verdichten. Sowas kann man gut machen, wenn man mal nicht als Trio im Proberaum steht, sondern die Kreativität etwas mehr auf das Recording verlagert.

Ihr habt das neue Album – anders als fast alle Vorgänger – nicht live eingespielt. Hat sich das auf das Ergebnis ausgewirkt?
Ja, das hat schon größeren Einfluss gehabt. Wir haben „Zentrum“ nicht zusammen als Band geschrieben, weil zur dieser Zeit der Florian im Ausland gearbeitet hat. Dass dies zu einer anderen Art von Musik führt, war uns bewusst und nur recht. Marius Costache, der das Album für uns produziert hat, haben wir vorgeschlagen, ruhig auch selbst Einfluss auf Sounds und Färbungen zu nehmen. Es ist ein ziemlich maschinelles Album geworden. Wir sind sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Sprachlich ist das Album wieder „braver“, es werden etwa weniger Fäkalausdrücke benutzt. Absicht oder Zufall?
Leute finden es manchmal bemerkenswert, dass wir „Scheisse“ in unseren Texten haben. Selbst sagen sie es wahrscheinlich fünfmal am Tag. Das finde ich dann wiederum sehr bemerkenswert. Ist das im Metal dann irgendwie doch Tabu? Auf unserem neuen Album bestand aber für „Scheisse“ kein Anlass. Da wird sich mehr mit Kometen, Kaiserinnen und Kälteschlaf befasst. Das ist doch ganz hübsch!

Ihr spielt immer wieder live, aber fast nur sehr exklusive Shows – wie kommt das?
Wenn wir zu einer Show fahren oder fliegen ist es uns wichtig, dass alles möglichst angenehm und stressfrei läuft. Deswegen spielen wir meist nur Shows, bei denen die Konditionen dementsprechend stimmen. Das mag dann von aussen „exklusiv“ wirken – ist aber garnicht der Gedanke dahinter.

Ihr spielt etwa mit Tom G. Fischers Triumph Of Death. Dass er VALBORG sehr schätzt, ist bekannt – aber passt das musikalisch gut zusammen?
Natürlich passt das. Da weiss ich jetzt garnicht was ich dazu sagen soll. Vielleicht ein kleiner Tip am Rande: nicht immer nur Metal hören. Dann rückt vieles wieder in die richtige Relation.

Was hältst du von Hellhammer und Triumph of Death, rein musikalisch? Ist das deine Baustelle?
Ja, sehr! Auch wenn ich solche Musik nicht jeden Tag höre.

Tom G. Fischer hat da ja mal eine Parallele erkannt („Mischung aus Bohren & der Club of Gore mit den frühen Black Sabbath und Hellhammer“). Siehst du die auch?
Das hat mich damals sehr gefreut, ich habe es aber nie weiter hinterfragt. Solche Assoziationen sind immer sehr persönlich. Tom hatte da damals seinen ganz eigenen Blickwinkel, deswegen sollte man sowas nicht zu wörtlich nehmen. Und man muss auch nicht ewig darauf herumreiten.

Das Zitat von Tom begleitet euch schon recht lange und wird immer wieder zu PR-Zwecken eingesetzt. So richtig passt das aber eigentlich nicht mehr, oder? Zumindest finde ich ist das „Black-Sabbathige“ lange schon raus aus eurem Sound …?
Ja, Du sagst es: das sind eben PR-Zwecke. Und Du hast natürlich recht, nach Black Sabbath klingen wir wirklich überhaupt nicht mehr. Irgendwann ist so etwas einfach verjährt, auch wenn es für mich persönlich immer relevant bleiben wird.

Prophecy veröffentlichen nicht nur „Zentrum“, sondern auch euren gesamten Back-Katalog – mit neuem Layout. Einerseits ist das schön, modern, stimmig – aber ist das nicht auch irgendwie „Verrat“ an den originalen Artworks? Musik und Bild sind ja damals nicht zufällig zusammengefügt worden?
Wenn von Valborg eine Box veröffentlicht wird, muss das ein stimmiges Produkt sein. Wem das nicht gefällt, der kann gern auch die originalen Releases kaufen, die sind nämlich nach wie vor erhältlich. Ich denke, es freuen sich viele Leute über die Box. Das Gemecker ist mir schnuppe – irgendwer meckert doch immer. Und natürlich ist das kein Verrat an den alten Covern. Die schätzen und lieben wir nach wie vor. Es macht uns nun mal Spass, immer wieder neue Dinge zu tun.

Wie steht es dahingehend bei den Re-Releases? Gibt es hier eine nachvollziehbare Verbindung zwischen den Bildern und den Alben, oder erfolgte die Zuordnung willkürlich?

Nein, willkürlich ist das nicht. Ich habe versucht herauszufinden, was damals das zentrale Gefühl eines jeden Albums war und danach die Motive ausgesucht. Bei „Glorification Of Pain“ ging es damals viel um Natur und Abgrenzung. Auf „Crown Of Sorrow“ haben wir uns stilistisch nochmal neu erfunden und auch ein bisschen überschätzt. Auf „Barbarian“ geht es um Kampf, Liebe und Verlust. „Nekrodepression“ ist für mich ein Blackmetal-Album und bei „Romantik“ sind es Zauberei, Hingebung und Horror.

Plant ihr mit „Zentrum“ eine Deutschlandtour?
Wir sind eigentlich schon auf Deutschlandtour. Ein bisschen mit Hemelbestormer, ein bisschen mit Mantar, ein bisschen mit Unru. Und es kommt noch mehr. Aber dass wir jetzt so am Stück viele Shows spielen, das machen wir im Moment nicht.

Zum Abschluss ein Brainstorming:
Annegret Kramp-Karrenbauer:
fürchterlich und ganz schlimm
Celtic Frost: Monotheist

Spotify: Benutze ich nicht.

Rezo: Der könnte ganz ok sein, oder?

Amazon: Ganz schrecklich, ich bestelle da aber selbst oft
.
Europa: Völlig pro
!
VALBORG in zehn Jahren: Das ist mir noch viel zu weit weg.

Vielen Dank für Zeit und Antworten – die letzten Worte gehören dir:
Danke für Deine Zeit, Moritz! Viele Grüße!

Publiziert am von

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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