Interview mit Johnny Hedlund von Unleashed

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14 Studioalben in 32 Jahren ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Doch UNLEASHED überzeugen nicht nur mit Quantität und Langlebigkeit, sondern auch mit Qualität und Authentizität. Das beweist die schwedische Death-Metal-Instanz erneut mit ihrer jüngsten Full-Length-Platte „No Sign Of Life“. Frontmann Johnny Hedlund hat uns verraten, um was es auf dem neuesten Studio-Output inhaltlich geht, worauf es ankommt, um als Band dauerhaften Erfolg zu haben, warum sich Parallelen zwischen unserer gegenwärtigen Realität sowie dem von Fiktion und Mythologie geprägten Bandkosmos eher nicht anbieten, und einiges mehr.

Hallo, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst! Euer 14. Album „No Sign Of Life“ steht kurz vor der Veröffentlichung, wie geht es dir derzeit?
Hallo! Sehr gut, danke! Es läuft wirklich gut und wir freuen uns darauf, zu hören, was die Leute von dem neuen Album halten und natürlich darauf, bald live zu spielen.

Wie fühlt es sich an, ein neues Album in den Startlöchern zu haben, nachdem die letzten zwei Jahre besonders für Künstler hart waren, und wie zufrieden bist du jetzt, eine Weile nach der Produktion, damit?
Es fühlt sich absolut fantastisch an. Die Produktion verlief sehr gut und wir hoffen, dass dies das bisher beste Album ist. Andererseits werden wir natürlich abwarten und sehen, was unsere Krieger da draußen dazu sagen. Es hat viel zu lange gedauert, und hoffentlich kehren die Dinge jetzt zur Normalität zurück, damit wir die geplanten Shows machen können und dergleichen mehr.

Die Produktion fiel noch in die Zeit der Pandemie. Was war für die Band bei den Aufnahmen anders, und gab es Umstände, die euch eingeschränkt haben?
Eigentlich gar nicht so sehr. Ich meine, wir schicken sowieso Dateien digital hin und her, sowohl für die Musik als auch für die Texte, also spielte das wirklich keine große Rolle. Der traurige Teil waren die ganzen abgesagten Shows, aber das war für alle gleich, also kein Grund, sich selbst zu bemitleiden. Wir freuen uns jetzt auf die Zukunft, das ist der richtige Weg.

Gruppenfoto der Band Unleashed
Johnny Hedlund (l.) mit UNLEASHED; © Jens Rydén

Als Veteranen des schwedischen Death Metals seid ihr eine Band, die ihren individuellen Sound und Stil schon vor langer Zeit gefunden hat. Was macht das aktuelle Album deiner Meinung nach zu mehr als nur einem weiteren neuen UNLEASHED-Album, was ist anders als bei den letzten beiden Alben, was habt ihr vielleicht anders angepackt?
Nun, es ist genau das. Es IST ein weiteres neues UNLEASHED-Album. Es soll ein bisschen so klingen wie sonst auch, aber vielleicht mit einem neuen Touch. Wir ändern uns nicht wie die Fahne im Wind und wir bleiben immer unseren Wurzeln treu. Trotzdem ist es für uns wichtig, dass wir uns genug inspirieren lassen, damit das Album frisch klingt. Ich würde sagen, das war’s eigentlich schon.

„Man muss sich darüber einig sein,
was man tut und auch, was man NICHT tut“

Wenn ich den Albumtitel lese, muss ich unweigerlich an die leeren Straßen und die verlassenen öffentlichen Plätze auf der ganzen Welt während der Lockdowns denken. Gibt es da einen Zusammenhang oder leide ich an einem pandemischen Tunnelblick, was hattet ihr im Kopf, als ihr euch den Titel ausgedacht habt?
Der Albumtitel ist der Storyline geschuldet, die wir nun seit fünf aufeinanderfolgenden Alben verwenden. Wir haben uns von einem Buch inspirieren lassen, das ich und ein Freund vor vielen Jahren geschrieben haben, mit dem Titel „The World Of Odalheim“, und das wir nie die Zeit hatten zu vollenden. Stattdessen wurden die Kapitel in Songs für UNLEASHED umgewandelt, und deshalb befinden wir uns hier in dieser Storyline. Die Midgard-Krieger kämpfen für ihre Lebensweise gegen die Armeen von White Christ. Der Schwerpunkt dieses Albums liegt in der Wüste Sinai, die Ereignisse finden dort statt, wo die Midgardkrieger die Armeen des White Christ hinjagen. Da sie dies schon seit vielen Wochen getan haben, ist es das, was sie in der heißen, leeren Wüste Sinai vorfinden – kein Lebenszeichen, „No Sign Of Life“.

Unleashed No Sign Of Life Cover ArtworkWas genau sehen wir auf dem Album-Cover?
Das Cover soll die Situation in der letzten Schlacht in der Wüste Sinai zwischen den Midgard-Kriegern und den Armeen des White Christ darstellen. Man sieht die Wüste, die Berge und man sieht auch Odins Raben, die ihrem Meister Bericht erstatten (wie auf dem vorherigen Album, weil sie natürlich miteinander verbunden sind) und Thors Hammer ist immer dabei.

Normalerweise, wie auch jetzt wieder, veröffentlicht ihr nach zwei bis drei Jahren ein neues Album (abgesehen von der noch produktiveren Periode in den frühen 90ern und dem einen Mal zwischen 1997 und 2002, als ihr etwas länger gebraucht habt). Viele Bands können dieses Niveau im vierten Jahrzehnt ihres Bestehens nicht mehr halten. Was ist euer Erfolgsrezept, um eure Produktivität und Kreativität auf einem konstant hohen Niveau zu halten?
Es gibt ein paar Dinge, die meiner Meinung nach vorhanden sein müssen. Erstens muss man in der Band sehr gut miteinander befreundet sein. Zweitens muss jeder mit anpacken, damit es nicht zu einer One-Man-Show wird. Und man muss sich darüber einig sein, was man tut und auch, was man NICHT tut. Vor allem, wenn es darum geht, was gespielt werden soll und was NICHT gespielt werden soll. Es ist auch sehr hilfreich, wenn sich jemand in der Band gut mit Finanzen auskennt. Ich habe meinen Abschluss in Finanzwesen in diesem Zeitraum zwischen 1999 und 2001 gemacht. Eine wirklich gute Zeit für eine Pause.

„Wir sind ziemlich schlecht darin, Release-Partys zu veranstalten“

Was trägt deiner Meinung nach zur Langlebigkeit der Band und der aktuellen Besetzung bei (im Gegensatz zu, sagen wir, den anderen großen schwedischen OSDM-Bands, deren Karrieren von Trennungen, persönlichen Querelen oder regelmäßigen Besetzungswechseln geprägt sind)?
Nun, darüber möchte ich nicht spekulieren, denn ich weiß wirklich nicht, was uns von ihnen unterscheidet, wenn es um Trennungen und dergleichen geht. Aber wie in der obigen Antwort erwähnt, sind diese Dinge meiner Meinung nach entscheidend für langanhaltende Beziehungen. Obwohl ich keine Ahnung habe, wie es bei den anderen schwedischen Bands wirklich funktioniert.

Unleashed Death Metal Victory Cover Artwork2019, im Jahr eures 30-jährigen Jubiläums, wurden die ersten sieben UNLEASHED-Alben in einer Jubiläums-Vinyl-Box wiederveröffentlicht. War die Band in irgendeiner Weise daran beteiligt oder war das nur eine Sache eures ehemaligen Labels Century Media, das diese Alben ursprünglich veröffentlicht hatte?
Wir haben heutzutage eine sehr gute Zusammenarbeit mit Century Media, und wir waren froh, mit ihnen an diesem kleinen Projekt zusammenzuarbeiten. Und es ist großartig geworden, denke ich.

Anfang des folgenden Jahres habt ihr eine Show zum 30-jährigen Jubiläum in Stockholm gespielt. Welche Bedeutung haben Jubiläen wie dieses für euch als Band?
Nun, wir sind ziemlich schlecht darin, Release-Partys zu veranstalten, also denke ich, dass das einfach eine sehr nette Sache war. Es war schön, so viele unserer Freunde bei dieser Show zu sehen. Es war eine echte Gelegenheit, sozusagen zusammen in der Heimat zu headbangen und auch nach der Show eine beträchtliche Menge an Bierchen mit ihnen zu trinken.

„Um ehrlich zu sein, interessiert mich das Klima nicht besonders“

An Mittsommer veröffentlichst du regelmäßig Posts auf dem UNLEASHED-Instagram-Account, in denen du Mutter Natur anpreist und sagst, dass „wir uns für diejenigen starkmachen müssen, die nach uns kommen, denn sie sind diejenigen, die die Erde erben werden“ oder „das Land, auf dem wir gehen, gehört auch denen, die nach uns kommen, und sie werden unsere Richter sein“. Was denkst du vor diesem Hintergrund (übrigens findet gerade die Klimakonferenz in Glasgow statt) über die Klimabewegung, die von „denen, die nach uns kommen“ angeführt wird, zu denen auch deine Landsfrau Greta Thunberg gehört? In welcher Weise müssen wir uns, in welcher Weise müsst ihr euch für sie „starkmachen“?
Meine Formulierung hat nichts mit einer Klimakonferenz oder Greta zu tun. Darauf ziele ich nicht ab. Um ehrlich zu sein, interessiert mich das Klima nicht besonders. Mutter Natur anzupreisen scheint mir aber ziemlich angemessen zu sein, denn wir leben in ihrem Reich und ich glaube nicht, dass es einen besseren Ort als diesen gibt. Ich versuche, der nächsten Generation von Kriegern etwas Mut zu machen. Das ist meine Aufgabe. Oder zumindest eine von ihnen, sollte ich sagen.

 

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Bleiben wir bei den jüngeren Generationen, aber kehren wir zum Metal zurück: Es gibt viele neue, hungrige Bands, die die Fahne des Old School Death Metal hochhalten. Was hältst du von dieser Entwicklung und bist du an jüngeren Bands interessiert oder bleibst du lieber bei dem, was du schon kennst?
Ich lege allen jüngeren Metallern eindringlich nahe, neuen Metal zu erschaffen. Alles andere wäre absoluter Selbstmord. Wenn der Metal überleben soll, muss neue Musik geschaffen werden, müssen neue Jungs und Mädels diese Musik kreieren und ihren Weg finden, sie zu präsentieren. Das ist absolut entscheidend für unsere gemeinsame Zukunft.

Gibt es neben dem Meh Suff, dem Rockharz und einigen anderen auf nächstes Jahr verschobenen Festivals eine Chance, dass das deutschsprachige Publikum euch in absehbarer Zeit zusätzlich zu diesen Shows auf der Bühne sehen kann?
In Deutschland und auch in anderen deutschsprachigen Ländern wird es weitere geben. Schaut von Zeit zu Zeit auf www.unleashed.se vorbei oder tretet dem Bataillon auf derselben Website bei, um schnell Infos zu bekommen. Die erste Show nach der Pandemie ist in den Niederlanden auf dem Eindhoven Metal Meeting am 10. Dezember.

Ich weiß, du kannst nicht in die Zukunft blicken, aber welche dauerhaften Auswirkungen wird die Pandemie deiner Meinung nach auf die Szene haben?
Ich denke, Covid wird bleiben, unabhängig davon, ob man geimpft ist oder nicht. Nur wird es mit den Jahren schwächer und schwächer werden, und vielleicht nach einiger Zeit wie eine normale Grippe. Und vielleicht kommt ja auch bald ein Impfstoff auf den Markt, der richtig getestet ist. Ich hoffe das sehr. [Tatsächlich wurden die in Europa eingesetzten COVID-19-Impfstoffe sorgfältig getestet und können gemäß den Maßstäben der Europäischen Arzneimittelagentur EMA als sicher bezeichnet werden; die von Künstler*innen in Interviews auf Metal1.info geäußerten Ansichten geben nicht die Meinung der Redaktion wieder – Anm. d. Red.]

Okay, wir sind am Ende des Interviews angelangt! Lass uns bitte mit einem kurzen Brainstorming schließen – woran denkst du zuerst, wenn du die folgenden Begriffe liest:
Schwedisches Bier: Nicht so gut wie deutsches Bier.
Dein Lieblings-Death-Metal-Album: Morbid AngelAltars Of Madness
Tradition: Midvinterblot.
Dein Lieblings-Nicht-Metal-Album: Mike Sanchez – Blue Boy
Magie: Das neue Eclipse-Album.
UNLEASHED in zehn Jahren: Genau wie jetzt.

Nochmals herzlichen Dank für deine Zeit! Wenn du noch etwas hinzufügen möchtest, die letzten Worte gehören dir:
Vielen Dank für das Interview! Hail Odin!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

Ein Kommentar zu “Unleashed

  1. Was ein Spaten. Ja, Naturverbundenheit super weil gehört sich als Wikinger so, aber das Klima juckt mich nicht. Und mal nebenbei noch Unfug über die Covid-Impfstoffe gedroppt…

    Andererseits, warum sollten Rockmusiker auch schlauer sein als der Bevölkerungsschnitp…

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