Interview mit Johnny Hedlund von Unleashed

Read the English version

UNLEASHED können mit ihrem achten Album „Midvinterblot“ bereits auf 15 Jahre Bandgeschichte zurückblicken. Dass die Schweden nicht ohne Grund zu den einflussreichsten Death-Metal-Gruppen zählen, beweisen sie auch im Jahre 2006. Auf weitere 15 Jahre will Sänger und Bassist Johnny Hedlund anstoßen, doch erstmal geht es im November 2006 auf die „Master Of Death“-Tour, bei der mit Grave, Dismember und Entombed ordentlich Tod verbreitet wird. In Deutschland sind die Wikinger zwischen dem 8. und 19. November in Essen, Saarbrücken, Chemnitz, Adelsheim und Hannover live zu erleben.

Hallo Johnny, zuerst einmal ein herzliches Dankeschön dafür, dass du dir Zeit genommen hast, dieses Interview mit metal1.info zu machen. Wie läuft es zur Zeit mir UNLEASHED?
Alles bestens und danke an dich! Wir arbeiten am Release des neuen Albums und bereiten uns auf die kommende „Masters of Death“-Tour im November vor.

Wenn ich meinen Ohren trauen kann, hat sich der UNLEASHED-Sound über die ganzen Jahre seit den Anfängen nicht wirklich stark entwickelt. Habt ihr Angst vor zu vielen Änderungen, da so eventuell die Die-hard-Fans abgeschreckt werden könnten?
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich der Sound über all die Jahre entwickelt hat. Wenn du die jetzige Produktion mit der vom Anfang der Neunziger vergleichst, ist sie heute um Welten besser. Die Produktions- und Aufnahmetechnik ist sicher um einiges besser geworden. Aber falls du unsere Art Death Metal zu spielen meinst, würde ich dir voll und ganz recht geben. Wir sind eine Death-Metal-Band, waren immer eine Death-Metal-Band und werden es immer sein. UNLEASHED lassen sich nicht einfach durch Trends beeinflussen. Wir sind dem verpflichtet, was wir tun und haben auch eine Vorstellung von der Band nach dem Jahr 2006. Wir müssen unseren Stil nicht verändern, weibliche Vocals oder Synthesizer benutzen, um uns weiterzuentwickeln. Death Metal ist genauso weitläufig wie das Leben und der Tod selbst, es gibt schon genug Inspiration alleine durch diese Art von Musik.

Um ehrlich zu sein, ist tatsächlich nicht ganz alles beim Alten geblieben. Die Soundqualität eurer Veröffentlichungen hat sich in der Tat Schritt für Schritt verbessert. Worauf kann man dies zurückführen?
Wir alle sind, in dem was wir in der Band tun, besser geworden. Selbstverständlich Schritt für Schritt, aber der Hauptgrund ist, dass wir Fredrik (Lead-Gitarre) haben, der nicht nur eine Ausbildung als Produzent hat, sondern auch im Laufe der Jahre immer talentierter wurde. Er ist unser Produzent und Techniker auf den letzten drei Alben.

Als ich euer neues Album „Midvinterblot“ zum ersten Mal gehört habe, war ich wirklich beeindruckt. Im Vergleich zu „Sworn Allegiance“ scheint es ein wenig schneller und irgendwie aggressiver zu sein. Ihr sagt auf eurer Homepage, dass dies das beste UNLEASHED-Album sein wird, das ihr je veröffentlicht habt. Warum bist du davon überzeugt?
Danke. Was du ansprichst, ist genau das, was wir uns zum Ziel gesetzt hatten. Nur ein kleines bisschen mehr Geschwindigkeit und Härte. Sowohl musikalisch als auch produktionstechnisch. Die beste Produktion, die wir meiner Meinung nach jemals gemacht haben und hoffentlich sind die Songs auch die bis dato stärksten. Zumindest ist das das, was wir vollbringen wollten.

Was bedeutet „Midvinterblot“? Ich habe herausgefunden, dass es ein alter Brauchtum aus der nordischen Mythologie ist. Könntest du das etwas genauer beschreiben und erklären, warum ihr diesen Titel gewählt habt?
Midvinterblot ist bekannter unter dem Namen Jul-Zeit. Die Zeit im Jahr, um große Feste zu feiern, Geschenke mit der Familie und Freunden auszutauschen und um das Glas auf die Ahnen zu erheben. Wir heben unsere Gläser auch für eine bessere Zukunft, für Wohlstand im neuen Jahr. Der Tag des Midvinterblots ist der Tag der Wintersonnenwende, der 21. Dezember, wenn das neue Jahr der Natur beginnt. Der kürzeste Tag und die längste Nacht im ganzen Jahr. Wir feiern die Tatsache, dass Mutter Natur die Zeit des Winters zu durchbrechen vermag und wieder Licht bringt. Als würde die Natur wieder erwachen, obwohl es noch viele Monate von dort bis zum Beginn der Frühlingszeit sind.

„Midvinterblot“ wird weltweit über SPV veröffentlicht werden. Warum habt ihr dort unterschrieben? Seid ihr mit der bisherigen Partnerschaft zufrieden?
UNLEASHED waren für zirka 15 Jahre bei Century Media. Unser Vertrag mit ihnen endete im letzten Jahr und wir hatten das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel sei. Wir hatten eine beachtliche Anzahl an Labels, die am neuen Album interessiert waren und eins davon war SPV. Wir wussten, dass SPV ein professionelles Team mit einer guten Organisation hat und sehr vertrauenswürdig ist. Sie hatten uns auch das beste Angebot für unsere zukünftigen Abenteuer gemacht. Nach nur fünf Wochen Kooperation bin ich mir sehr sicher, dass dies die richtige Wahl war.

Gehen wir zurück zum „Warrior“-Album. Hast du selbst damit gerechnet, dass der Song „Death Metal Victory“ so ein Riesen-Erfolg werden würde, als du ihn geschrieben hast? Es ist ohne Zweifel euere Bandhymne.
Danke und ehrlich gesagt tat ich es auch. Dieser Song bekommt eine noch immer größer werdende Resonanz durch jeden Auftritt, den wir machen. Fantastisch, letzteres sagen zu können.

Welche Bands hörst du außerhalb des Heavy Metals? Hat dies auf dich einen Einfluss während des Songwriting-Prozesses?
Ich versuche eigentlich, nicht von anderen Bands beeinflusst zu werden. Aber natürlich werden wir alle auf diese und jene Weise durch das beeinflusst, was wir hören. Wir werden auch weiterhin versuchen müssen, darauf konzentriert zu sein, den „Unleashed Way of Making Songs and Lyrics“ zu beschreiten und somit keine anderen zu kopieren.

Ihr habt sowohl vor 10.000 Leuten auf großen Open Airs gespielt als auch vor 300 Fans in kleinen Clubs. Was magst du davon am liebsten? Könntest du die für dich unterschiedliche Atmosphäre beschreiben?
Auf großen Festivals zu spielen macht immer Spaß, weil es uns die Chance gibt, neue Fans zu erreichen, und es ist auch eine tolles Gefühl, wenn 10.000 Leute „Death Metal Victory“ und andere von unseren Refrains schreien. Auf der anderen Seite ist die Atmosphäre bei Clubshows einfach besser greifbar. Mehr Schweiß und Blut, um es so auszudrücken. Eigentlich macht mir beides gleich viel Spaß.

Wird es nicht einige Probleme mit der Setlist geben, da ich davon ausgehe, dass ihr viele neue Songs, aber auch einige eurer Klassiker spielen wollt? Wie wollt ihr dieses Problem lösen?
Ja, wir haben andauernd dieses Problem. Wir wissen, dass die Fans die alten Hits wollen, aber viele sagen auch, dass unsere zwei letzten Alben unsere besten sind, und somit müssen wir auch neuere Songs spielen. Aber es ist wirklich eher ein nettes Luxusproblem.

Die „Masters of Death-Tour“ hat ein Traum-Lineup für jeden, der auf skandinavischen Todesstahl steht: Grave, Dismember, Entombed und natürlich UNLEASHED. Was sind deine Erwartungen hinsichtlich dieser Tour?
Meine Erwartungen sind „total Mayhem“. Wir werden alles geben, was wir haben und eine fantastische Tour spielen; genau so kann es erwartet werden. Wir werden keine Gefangenen machen. Für unsere Fans ist das absolut beste in Sachen Death Metal gerade gut genug. Und wir werden das auch bieten. Notier dir meine Worte!

Pflegt ihr ein freundschaftliches Verhältnis zu einer dieser Bands?
Wir sind mit allen seit Mitte der 80er befreundet. Wir leben in der gleichen Stadt, gehen zum Fußball, Auftritten und feiern schon immer zusammen.

Die Songtexte von UNLEASHED drehen sich oft um Wikingersagen etc. Nimmst du das richtig ernst und glaubst an die alten Götter oder meinst du einfach, dass es perfekt zu euerer Art Metal zu spielen passt?
Es passt mit Sicherheit! Aber natürlich ist es auch eine ernsthafte Glaubenssache, denn sonst würden auch nicht so viele Sagen in unseren Songs vorkommen. Wir sind trotzdem nicht die typische heidnische Organisation, wie man sich das so vorstellt. Wir haben jeder für sich einen eigenen Weg, seinen Glauben auszuüben.

Ich habe von einigen Plänen über eine Live-DVD gehört und ihr habt schon einige Shows dafür aufgenommen. Wann denkst du, dass eine DVD veröffentlicht werden könnte?
Wir haben sehr viel Material und hoffen, etwas im nächsten Frühjahr veröffentlichen zu können. Wir werden sehen. Auch sehr viel Material aus den guten alten Zeiten. Sowohl Europa als auch die USA und Mexiko. Zudem viele Backstage-Party-Geschichten, es wird auf alle Fälle richtig gut.

Warum singst du nicht auf Schwedisch? War es jemals geplant, schwedische Texte in eure Songs einzubauen?
Wir haben davon ein paar im Song „To Asgard We Fly“, aber wir planen nicht wirklich viele schwedische Texte ein. Es ist ganz einfach: Die Sprache, in der ich gewöhnlich singe, wird immer Englisch bleiben.

Vor allem in Skandinavien scheint Metal besser akzeptiert zu sein als in anderen Teilen von Europa. Glaubst du, dass es dafür irgendeinen speziellen Grund gibt?
Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht.

Der August war ein sehr trauriger Monat für den Metal. Nicht weniger als vier Menschen verloren ihr Leben, ob freiwillig oder nicht. Jon Nödtveidt (Dissection), Otto Wiklund (Setherial/In Battle), Jesse Pintado (Terrorizer) und Devilpig (Bestial Mockery). Wie denkst du über diese tragischen Verluste?
Für diejenigen, die an einer Krankheit oder an einem Unfall starben, empfinde ich tatsächlich tiefes Mitleid. Es ist immer sehr tragisch. Für einen Selbstmord habe ich eigentlich kein Verständnis, außer du bist wirklich todkrank und siehst keinen anderen Ausweg mehr, um den Schmerz zu entkommen.

Ihr hattet eine lange Pause zwischen 1997 und 2002, aber zum Glück seid ihr zurückgekommen. Was hältst du von den ganzen Reunions, die sich zur Zeit ereignen wie z. B. Emperor beim diesjährigen Wacken Open Air oder Immortal?
Ich versuche mich ganz auf UNLEASHED zu konzentrieren. Immortal sind cool und es wird toll sein, wenn sie wieder zurück sind.

Wie lange wird UNLEASHEDs „Death Metal Victory“ noch andauern? Kannst du dir weitere 15 Jahre vorstellen?
15? … aber mindestens! Lemmy Kilmister rockt doch auch immer noch.

Kommen wir zum Ende und unseren kleinen Wort-Spiel. Ich hoffe, du wirst Spaß beim Beantworten haben.
Technical Death Metal:
Gut, auch wenn ich die klassische Struktur wie z. B. Vers – Chorus – Vers – Chorus – etc. bevorzuge. Songs, an die man sich erinnern kann.
Pippi Långstrump: Haha … hmm … djurgården football?
Deutschland: Die Death-Metal-Krieger in Deutschland sind besonders hingebungsvoll. Das ist auch der Grund, warum wir immer wieder zurück kommen, Jahr für Jahr.
Religion:
Ich brauche keine. Unser Glaube heißt Tradition oder „Ancient Way“, in der Art ausgeübt, wie wir es für passend halten.
Sommer: Die Zeit des großen Genusses und des Sex. Und die Zeit, um auf Frey und Freya zu trinken.
Winter: Die Zeit von Midvinterblot und Jul.
Liebe: Nur diejenigen, die es auch verdient haben.
metal1.info: A kick ass online magazine!!!

Nochmal ein großes Dankeschön, dass du dir etwas Zeit zum Beantworten meiner Fragen genommen hast. Ich wünsche euch viel Spaß auf der „Masters of Death“ – Tour und viele weitere Jahre „Death Metal Victory“! Die letzten Worte sollen komplett dir gehören!
Vielen Dank für dieses Killer-Interview!! Wir sehen uns auf Tour!
Hail Odin!
Johnny

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert