Interview mit Pat Prziwara, Gunnar Schröder und Rupert Keplinger von Universum25

Schon allein aufgrund der personellen Schwergewichte, die sich unter dem Namen UNIVERSUM25 zusammengeschlossen haben, sorgt das Quintett für Aufsehen in der deutschsprachigen Rock-Landschaft. Wann kommt es schon mal vor, dass Musiker aus dem Punk, NDH, Folk- bzw. Mittelalter-Rock und Rock eine gemeinsame Band gründen? Mit dem gleichnamigen Debüt beweisen UNIVERSUM25 nun, dass es ihnen mit dem Projekt wirklich ernst ist und legen in den Texten den Finger tief in die gesellschaftlichen und politischen Wunden unserer Zeit. Wir sprachen mit Pat Prziwara, Gunnar Schröder und Rupert Keplinger über die Hintergründe von UNIVERSUM25, das Debüt und die geplante Tour im Herbst.

Mit dem Begriff Supergroup ist es ja immer so eine Sache, dennoch trifft man nicht häufig auf eine neue Band mit fünf Mitgliedern aus fünf bzw. sechs erfolgreichen bestehenden Bands. Wie kam es zur Gründung von Universum25?
Pat Prziwara: Jörg Umbreit (unser Produzent) und ich hatten eines Abends nach endlosen Gesprächen beschlossen, dass die kaputte Welt eine neue Band braucht. Und da wir zwei Pessimisten einen optimistischen Gegenpol brauchten, haben wir Gunnar ins Boot geholt. Die Chemie hat von Anfang an gestimmt und wir begannen, Songs zu schreiben. Eines Tages kam Micha ins Studio (wir sind seit Jahren gut befreundet), hörte paar Sachen und bot spontan an, was einzusingen. Das hat sofort gepasst, und wir hatten einen Sänger. Micha holte dann Rupert als Bassist ins Boot und Gunnar rief seinen Kumpel Alex an, der auch gleich zusagte, und die Band war komplett.

Ihr spielt teilweise schon seit Jahrzehnten in euren jeweiligen Hauptbands, hat euch das irgendwann kreativ eingeengt?
Rupert Keplinger: Jede unserer anderen Bands hat sich über die Jahre einen charakteristischen Stil erarbeitet, den die Fans auch lieben. Und diese „Trademarks“ sollen auch so bleiben. Bei UNIVERSUM25 haben wir jetzt alle Freiheiten, das zu machen, was bei den anderen Bands nicht so richtig ins Konzept passt.

Wieso habt ihr euch nach dem Laborexperiment „Universum 25“ aus den 1960er-Jahren benannt?
Rupert: Das interessante an dem Experiment ist ja, dass eine Gruppe von Mäusen trotz perfekter Lebensbedingungen zu Grunde geht. Da kann man durchaus Parallelen zur Menschheit ziehen. Die Erde bietet uns theoretisch alles, was wir brauchen, dennoch schaffen wir es nicht damit vernünftig umzugehen und in Frieden zu leben. Ob wir alle daran zu Grunde gehen werden, ist zwar noch nicht sicher. Momentan sieht’s aber nicht gut aus.

Euer Debüt-Album kann man getrost als apokalyptisch beschreiben. Habt ihr noch Hoffnung für die Menschheit?
Rupert: Da gehen die Meinungen auseinander. Ich bin eher im pessimistischen Lager, aber Gunnar hat durchaus noch Hoffnung, dass vielleicht doch nicht alles verloren ist.

Wie lange habt ihr an eurem Debüt-Album gearbeitet?
Gunnar Schröder: Wir haben schon 2019 angefangen Songs zu schreiben und uns dann recht häufig im Studio getroffen um weiter an den Ideen zu feilen. Wir hatten keinen Zeitdruck und haben uns beim Entstehungsprozess Zeit gelassen.

Eure erste Single war das Ton-Steine-Scherben-Cover „Der Traum ist aus“ vom legendären Album „Keine Macht für niemand“. Was bedeuten euch der Song und die Band persönlich?
Gunnar: Die Idee zu dem Cover kam von Micha. Irgendwann haben wir uns über unsere frühen Einflüsse unterhalten und kamen dann auch auf die Scherben. Micha meinte, dass er diesen Song sehr gerne mal singen würde und dann haben wir uns ans Werk gemacht. Ton Steine Scherben sind eine Band auf die wir uns alle einigen können, sehr früh dabei und immer noch aktuell.

Vor kurzem hat der Spiegel die rechtsextreme Vergangenheit der Band Weimar aufgedeckt und dabei auch das Label Universal für die Zusammenarbeit mit der Band kritisiert. Euer Debüt erscheint ebenfalls bei Universal. Wie empfindet ihr die aktuelle Situation?
Gunnar: Den Deal mit der Universal haben wir ja schon länger. Ich weiß nicht wie das passieren konnte, aber da ich die Hintergründe nicht kenne will ich niemanden beschuldigen. Vielleicht haben Weimar das auch einfach sehr geschickt angestellt?!

Lasst uns noch ein bisschen über einzelne Songs des Debüts sprechen: Besonders hängen geblieben ist bei mir z. B. „Harte Kost“, das einen interessanten textlichen Ansatz wählt und auch musikalisch vor unterschiedlichen Einflüssen nur so strotzt. Könnt ihr euch noch erinnern, wie der Song entstanden ist?
Gunnar: „Harte Kost“ ist ein frühes Werk von UNIVERSUM25. Der Text entstand noch vor Corona usw. und hat damit auch nichts zu tun. Er richtet sich eher an all die Leute, die an Echsenmenschen glauben oder meinen, dass Hillary Clinton im Keller einer Pizzeria Kinder gefangen hält, um später durch ihr Blut ewige Jungend zu erlangen. Musikalisch geht es in den Strophen und im Refrain gut zur Sache und im C-Part wird es ruhiger mit Flöten und akustischen Gitarren und Micha kann sein Talent als Geschichtenerzähler unter Beweis stellen.

„Lichtgeschwindigkeit“ handelt von der Flucht der Menschheit von der Erde ins All. Denkt ihr, dass wir eine neue Chance auf einem neuen Planeten besser nutzen würden oder würden wir es genauso wieder verkacken?
Rupert: Wenn sich die Natur des Menschen nicht ändert, glaube ich, dass die äußeren Umstände keine große Rolle spielen. Übersteigertes Machtstreben, Streitlust und Egomanie gibt es jetzt schon in allen Bereichen der Welt und würde es leider auch in einer komplett neuen Welt wahrscheinlich wieder genauso geben.

Ihr habt für Herbst direkt eine große Headliner-Tour angekündigt. Habt ihr Respekt vor diesem Plan oder vertraut ihr auf die Lust der Fans darauf, eure Songs auch live zu sehen? Spielt vielleicht auch die Zugkraft eurer Hauptbands eine Rolle?
Rupert: Wir haben große Lust unsere Musik auf die Bühne zu bringen und zum Leben zu erwecken, dafür ist sie ja gemacht! Das gemeinsame Erlebnis mit den Fans ist kein Vergleich zu einer Albumproduktion. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Tour ein großer Erfolg wird.

Habt ihr schon weitere Pläne für Universum25 oder bleibt das erstmal ein einmaliges Projekt?
Rupert: Es soll auf jeden Fall weitergehen, ich bin im Kopf auch schon beim zweiten Album. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Erstmal das Debüt unters Volk bringen, die Tour spielen und wie immer mit den Terminen jonglieren.

Lasst uns zum Abschluss noch etwas Brainstorming betreiben – was fällt euch als erstes zu den folgenden Begriffen ein?
Tofu – Gunnar: Finde ich oft sehr lecker und ist für mich eine gute Alternative.
Playstation 5 – Pat: Kam nach Playstation 4.
Neue Deutsche Welle – Gunnar: Ich persönlich finde viele Sachen aus der Zeit immer noch sehr gut. Es gab aber viel Schrott, wie zu jeder Zeit.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Publiziert am von Juan Esteban

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert