Interview mit Laura und Fiona von Tvinna

Die holde Weiblichkeit, vereint in mehreren Stimmen, verbunden durch nordische Klänge und offen für vieles. Das ist TVINNA! Im ersten Interview überhaupt sprechen die Gründerinnen Laura und Fiona unter anderem über die Hintergründe des Projekts, weibliche wie männliche Wegbegleiter und warum sich Fans von Faun keine Sorgen machen müssen.

Hallo Laura, hallo Fiona! Ihr habt zusammen mit Fabienne Erni von Eluveitie und Fieke van den Hurk euer neues Projekt TVINNA ins Leben gerufen. Wie ist die Idee entstanden und warum ist ausgerechnet 2019 der richtige Zeitpunkt, um das Projekt erstmals öffentlich zu machen?
Laura: Im Prinzip liegt TVINNA die Idee zugrunde, eine Band zu gründen die den absoluten Fokus auf mehrstimmigen, weiblichen Gesang legt und die Frauen innerhalb der Gruppe legt – im Laufe der Zeit ist die Idee dann weiter gewachsen und es hat sich ein Kollektiv-Gedanke gebildet: Wir wollten einen sicheren Hafen für all jene schaffen, die an TVINNA beteiligt sind.
Fiona: Die Idee gab es zwar schon länger, aber wir haben erst im März 2019 sehr intensiv mit dem Songwriting begonnen. Von Anfang an war ein richtiger Flow drinnen, der uns sogar selbst überrascht hat. Ab dann ging alles wirklich sehr schnell: Video, Label, Artwork – alles lief wie am Schnürchen, sodass wir jetzt einfach schon in die Öffentlichkeit treten können.

Könnt ihr kurz schildern, was bis dato alles – sozusagen im Geheimen – passiert ist?
Fiona: Hinter den Kulissen haben wir im August 2019 ein Video in Dänemark gedreht – mit dem tollen Filmemacher Gaui H Pic aus Island. Wir haben alle Requisiten und das Skript selbst erschaffen bzw. geschrieben und das ganze – damals noch ohne Label – komplett selbst organisiert und finanziert.
Laura: Nebenbei haben wir in den neun 9 Monaten ungefähr 13 Songs geschrieben, und eine feste Besetzung gefunden – Rafael Salzmann und Jasper Barendregt an Gitarre, Bass und Schlagzeug – zwei auch menschlich unfassbar bereichernde Musiker.
Fiona: Der Kollektiv-Gedanke hat es ermöglicht, dass Fabienne – die mit Eluveitie und Solo-Projekt sehr eingespannt ist – als Gast unserem Kreis angehört.
Laura: Außerdem hatten wir Anfragen von einigen großen Labels und haben uns dann für ByNorse Music entschieden. Wir sind sehr, sehr stolz mit Bands wie Wardruna, Eivør und Enslaved sozusagen unter einem Dach zu hausen.

Ihr beide seid die weiblichen Stimmen von FAUN, Fabienne spielt Harfe und singt bei Eluveitie. Fieke hat wiederum ihr eigenes Studio in den Niederlanden. Gibt es bei TVINNA eine klassische Rollenverteilung oder wie habt ihr euch organisiert?
Laura: Fiona, Fieke und ich sind das Herz von TVINNA. Das heißt, wir organisieren alles im Hinter- und Vordergrund, schreiben im Wesentlichen sämtliche Musik, kreieren das Artwork und alles was darüber hinaus geht und am wichtigsten: Wir entscheiden hier immer gemeinsam.
Fiona: Dadurch dass wir alle langjährige Erfahrung als Musiker haben, sind wir auch in der Lage, alles selbst zu recorden und zu produzieren. Wir haben uns mit Rafael und Jasper mit zwei hochkarätigen Musikern zusammengetan, mit denen wir musikalisch auf dem gleichen Level zusammenarbeiten können.

Worin liegen die größten Unterschiede, wenn nur Frauen zusammen Musik erschaffen?
Fiona: Unsere Musik wird in einem vertrauensvollem Umfeld erschaffen – wir versuchen jeglichen Konkurrenzgedanken draußen zu halten! Es ging für uns wirklich immer darum, sich komplett fallen lassen zu dürfen, auch kreativ frei zu sein und mit Konventionen zu brechen.
Laura: Es ist ja auch so, dass man im Schaffungsprozess irgendwie sensibler ist, da man ein Stück von sich offen legt und hergibt. Wenn man das aber in einem geschützten Rahmen, wie das bei TVINNA der Fall ist, machen darf, erreicht man mehr Tiefe und traut sich aus unergründeten Quellen zu schöpfen.

Wie habt ihr bei euren sehr zeitintensiven Hauptprojekten überhaupt die Zeit gefunden, um dezidiert an TVINNA zu arbeiten, euren Sound zu finden und erste Stücke zu schreiben?
Laura: Naja, wenn wir loslegen sind wir extrem effektiv und bei TVINNA sind die Ideen einfach so aus uns rausgesprudelt, wir hatten von Anfang an einen super tollen, gemeinsamen Workflow – einfach so.
Fiona: Es ist wie als hätte TVINNA einfach geschlummert und darauf gewartet, von uns erweckt zu werden.

Mit dabei ist auch Eluveitie-Gitarrist Rafael Salzmann. Was ist sein Job – als männlicher Bestandteil des Projekts?
Fiona: Inzwischen ist Rafael ja durch den Beitritt von Jasper nicht mehr der einzige männliche Bestandteil von TVINNA. Beide sind mittlerweile am Songwriting beteiligt, was super läuft, und auch so werden sie in alle Entscheidungen usw. involviert, sie sind ja fixe Bandmember.

TVINNA beschäftigt sich viel mit dem weiblichen Geschlecht, verschiedenen Rollenbildern und auch spirituellen Themen rund um die Weiblichkeit. Erfolgsprojekte wie Heilung arbeiten mit ähnlichen Bildern. Wo liegt der Unterschied zu euch bzw. wo sind vielleicht auch die Gemeinsamkeiten?
Laura: Verbinden könnte uns eventuell eine gewisse Trance, ansonsten sind wir musikalisch grundverschieden, alleine von der Instrumentalisierung.
Fiona: Wir beschäftigen uns nicht im geschichtlichen Sinne mit Frauen oder deren unterschiedlicher Rollenbilder, sondern wollen uns einfach in unserer eigenen Kraft spüren.

https://youtu.be/asnaDnmRFRw

Wie würdet ihr den Sound von TVINNA kurz und prägnant zusammenfassen? Was ist euer Alleinstellungsmerkmal und in welchen Kreisen seht ihr primär euer Publikum?
Fiona: Electronica, episch und intim.
Laura: Wir sehen TVINNA eigentlich ganz unterschiedliche Menschen erreichen. Wir denken daher, dass unsere Musik über die Metal- und Nordic-Szene hinausgehen wird.

Bei Faun singt ihr überwiegend deutsch, auf den letzten Veröffentlichungen geht die Musik dazu oft in den Bereich Schlager/Pop. Wie verhält sich TVINNA dazu im Vergleich, besonders im Hinblick auf den Gesang und zugrundeliegende Sprachen?
Fiona & Laura: TVINNA gibt uns einfach die Freiheit, Musik zu schreiben wie sie uns ungefiltert entspringt. Dadurch dass wir mit einem Indie-Label zusammenarbeiten stehen wir auch einfach nicht unter dem selben Druck wie Faun, kommerziell erfolgreiche Key-Songs zu produzieren, sondern können einfach ein Album schreiben, dass von vorne bis hinten uns entspricht.

Einige Faun-Fans werden sich nun womöglich Gedanken machen, ob ihr durch euer neues Projekt auf andere musikalische Wege schielt und vielleicht euren Ausstieg vorbereitet. Wie ist der Stand der Dinge?
Fiona: Faun ist eine gewachsene Gruppe und wir fühlen uns dem Gemeinschaftsgedanken in Faun einfach sehr verbunden.
Laura: TVINNA ist komplett unabhängig von Faun und wir haben in keiner einizigen Sekunde an einen Ausstieg bei Faun gedacht.

Am 22. November erscheint mit „The Gore“ eure erste Single. Wieso habt ihr euch für diesen Song entschieden, was ist daran besonders charakteristisch?
Laura: „The Gore“ war der allererste Song, den Fiona, Fieke und ich gemeinsam geschrieben haben und auch inhaltlich thematisiert er Verbundenheit und Erwachen, was sehr schön ist, um ein Projekt zu starten.

Wie geht es anschließend weiter? Habt ihr bereits einen fixen Fahrplan für 2020 oder bereitet ihr die nächsten Schritte gerade erst vor?
Laura: Wir haben einen fixen Fahrplan für 2020 und bereiten aber auch gleichzeitig weitere Schritte vor – aktuell läuft sehr vieles gleichzeitig und Hand in Hand. Noch dürfen wir vieles nicht verraten, aber das kommt noch früh genug!

Plant ihr ein Album, eine EP oder andere Veröffentlichungen?
Fiona: Wie gesagt, wir haben schon 13 Lieder fertig – das ist mehr als auf ein Album passt, da unsere Songs tendenziell eher lang sind. Der Release unseres ersten Albums ist für Juli 2020 geplant.

Gibt es andere Frauen oder auch Männer, mit denen ihr im Rahmen von TVINNA zusammenarbeiten werdet oder wollt?
Laura: Auf jeden Fall und sowohl als auch! In „The Gore“ ist ja Fabienne mit vertreten.
Fiona: Und wir haben schon fixe – noch geheime – Zusagen von fantastischen Sängerinnen, die unser Kollektiv bereichern werden.

Wie ist der größtenteils schwarzweiße Look entstanden, den ihr auf sozialen Medien bei TVINNA in Fotos und Designs verwendet? Was wollt ihr damit zum Ausdruck bringen?
Laura: Wir wollten von Anfang an und ganz bewusst eine gewisse Kühle ausstrahlen, damit man sich auf das Wesentliche konzentriert. Es strahlt einfach direkt einen bestimmten Vibe aus ruft bestimmte Gefühle hervor.
Fiona: Außerdem entspricht es unser aller persönlichem ästhetischem Empfinden.

Was sollten unsere Leser über TVINNA unbedingt noch wissen?
Laura & Fiona: TVINNA spiegelt uns zu 100% wider, deshalb hat in TVINNA auch nur das Platz, was uns zu 100% gefällt.

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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