TRIOSPHERE veröffentlichten kürzlich mit „Onwards“ eines der besten Power-Metal-Debütalben der letzten Jahre. Mit Gitarrist Marcus Silver redeten wir über die Bedeutung und Entstehung, Sängerin Ida und Immortal.
Hi Marcus! Wie läuft es momentan nach der europweiten Veröffentlichung von „Onwards“?
Hey Bruder! Im Moment läuft alles ziemlich gut. Die Reviews für das Album waren großartig und momentan sind wir in Europa auf Tour. Es könnte gar nicht besser sein!
Wie sind die Reaktionen auf das Album ausserhalb Norwegens? Ich finde, es ist ein richtig tolles Stück Heavy Metal, in meiner Review auf metal1.info habe ich 9 von 10 Punkten gegeben.
Wow, das ist toll zu hören! Ich freue mich richtig, dass du das Album magst :) Bisher waren die Reviews und Reaktionen einfach hervorragend. Ich bekomme auch ein paar E-Mails von Leuten, die das Album gekauft haben und es sehr mögen, ich fühle mich demütig, aber froh.
Unseren deutschen Lesern dürftet ihr noch recht unbekannt sein, bitte stelle Triosphere deswegen mit deinen Worten vor.
Tiropshere ist eine norwegische Metalband, die eine Menge verschieder Einflüsse kombiminert, um zu versuchen, einen eigenen Stil und Sound zu erschaffen. Ich weiß auch, dass deswegen viele Leute Probleme damit haben, uns einzuordnen. Wir wurden schon in alle möglichen Schubladen von Heavy Metal über Progressive Metal bis Power Metal gesteckt, sogar Thrash Metal war dabei. Ich und unsere Sängerin Ida haben von klein auf klassischen Heavy Metal gehört und sind damit aufgewachsen, unser Schlagzeuger dagegen stand schon seit jeher eher auf extremeren Metal. In den letzten Jahren gefallen auch mir moderne Sachen wie Children Of Bodom oder Soilwork, die beiden sind auch gut befreundet mit mir. Mit Triosphere wollen wir also das beste aus Heavy Metal, Power Metal, Thrash Metal und progressivem zusammenfügen um unsere eigene kleine Soundsphäre zu schaffen.
Unser Debütalbum „Onwards“ wurde im Februar veröffentlicht und nun sind wir auf unserer ersten Europatournee.
Kannst du etwas über die Lyrics und die Story des Albums erzählen? Hat es ein Konzept? Bei meiner Promoversion waren leider keine Texte dabei, aber durch die verschiedenen „Onwards“-Titel würde ich ein Konzept vermuten.
„Onwards“ ist kein Konzeptalbum, aber es zieht sich ein klarer roter Faden durch die verschiedenen Lieder. Das Album wurde in einer Zeit geschrieben, in der ich durch die Hölle gegangen bin. Alles, was mir in meinem Leben etwas bedeutet hat brach zur selben Zeit in sich zusammen und ich fühlte mich völlig allein gelassen. Es sind oft diese Entscheidungen, die du in solchen Zeiten machst, die dein Leben am meisten beeinflussen. Manche Menschen werden überwältigt von all dem Schlechten und Negativen und werden zu Opfern, wobei andere in dieser Situation zu neuer Stärke finden und stärker als jemals zuvor wiederkommen. Für mich war das Licht am Ende des Tunnels als Ida und Orjan in mein Leben getreten sind und wir Triosphere gegründet haben. Das war für mich der Beginn einer Wende und seitdem ist alles besser und besser geworden. Sowohl das Coverartwork als auch die Texte drehen sich um den Moment im Leben, wenn irgendjemand oder irgendetwas in dein Leben tritt und alles ändert und die Kräfte, die dich unten halten überschatten und auch, wie wichtig es ist diesen Jemand oder dieses Etwas zu schätzen und würdigen.
Glaubst du, Triosphere können mehr Aufmerksamkeit bekommen, weil eine (gut aussehende) Frau am Mikrophon steht?
Hehe, ja und nein. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Leute oft Vorurteile haben und dem Album nichtmal eine Chance geben, nur weil wir eine Sängerin haben. Wie auch immer, wenn sie uns live sehen und sehen, was Ida drauf hast, sind sie dann wie weggeblasen. Viele denken von vornherein, wir würden wie Nightwish klingen oder eine Gothic-Band sein, einfach nur weil das eben die Musik ist, die die meisten Bands mit Frontfrau machen. Ida jedenfalls mochte diese Musik noch nie wirklich und klingt ja auch ganz anders als alle Sängerinnen, die ich bisher gehört habe.
Meiner Meinung nach klingt Ida ein wenig wie Nils Patrik Johansson und gibt der Musik einen kraftvollen Dio-ähnlichen Klang. Kannst du mir da zustimmen?
Absolut! Schon viele Leute haben gesagt, dass sie wie ein weiblicher Dio klingt. Ihre Stimme ist einfach atemberaubend und hat so viel Kraft. Es ist kaum zu glauben, dass eine solche Stimme von einem solch kleinen, süßen Mädchen kommt. Als wir im Studio Fredman waren, wollten sie dort bis zum Schluss nicht glauben, dass sie es ist, die da singt.
„Trinity“ klingt teilweise ein wenig death/thrashig und nach altem In Flames-Zeug, vor allem die Stelle von 0:17 bis 0:29. Ich mag es sehr, weil es für diese Musikrichtung keine üblichen Gitarrenklänge sind und den Abschnitt und das Lied spezieller machen. Magst du die Musik von In Flames und hat dich schon jemand auf die Ähnlichkeit angesprochen?
Ich habe den Vergleich tatsächlich schon ein paar mal gehört, selbst aber habe ich mir In Flames noch nie wirklich angehört. Vor ein paar Monaten habe ich sie live gesehen und da waren sie absolut großartig, also muss ich sie wohl mal antesten :) Um ehrlich zu sein, die Stelle aus „Trinity“ die du erwähnt hast, hat mich immer ein wenig an Children Of Bodom erinnert. Alexi Laiho ist ein guter Freund von mir und wir haben schon zusammen getourt und zusammen aufgenommen, manchmal vermute ich dass wir ähnlich denken.
Der Anfang von „Onwards III“ erinnert mich sehr an „Trinity“, war es beabsichtigt einige Stellen nochmal aufzugreifen, um das Album homogener zu machen?
Ja, die beiden Songs sind auf jeden Fall miteinander verbunden. Eine starke Verbindung besteht auch zwischen „Onwards II“ und „Onwards III“. Wenn du dir das Ende von „Onwards IV“ anhörst wirst du hören, dass etwas aufgebaut wird und am Ende kannst du die Gesangs- und Gitarrenmelodien von „Trinity“, „Onwards II“ und „Onwards III“ übereinander hören, sie bauen aufeinander auf und vervollständigen sich.
Gut finde ich, dass ihr nicht die obligatorische Ballade auf dem Album habt. Gibt es dafür einen besonderen Grund?
Danke dir vielmals! Das ist toll zu hören, ich könnte gar nicht mehr zustimmen. Ich glaube, viele Bands haben eine Ballade auf jedem Album, einfach weil es halt so sein muss. Gute Balladen sind wunderbar, aber wenn du nur eine schreibst und eine zu schreiben, kann da nichts gutes draus werden. Ich wollte uns auch als harte Heavy Metal Band etablieren und ging dem ganzen Balladenstoff aus dem Weg. Dass wir eine weibliche Sängerin haben machte es für mich noch wichtiger, es so zu machen, weil es mit einer Sängerin noch vorhersehbarer gewesen wäre, hätten wir eine Ballade auf dem Album.
Warum sind die Teile III und IV von „Onwards“ in einem Track zusammengefasst?
Teil IV war als Hidden Track angedacht. Es besteht aus Teilen aller anderen Songs auf dem Album, wobei das Klavier die Gitarren spielt und die Violine den Gesang ersetzt. Das war mein Weg, das Album zusammenzufassen und zu zeigen, wie die Lieder verbunden sind. Ich mag es auch sehr, wie die akustische und nackte Version die verschiedenen Melodien in einem anderen Gewand zeigt. Schließlich kann man nicht alle Nuancen raushören, wenn das Schlagzeug kracht und die Gitarren bis 11 aufgedreht sind. Ich schreibe Riffs auf der Gitarre immer so, als ob sie auf einem Piano gespielt würden, mit vollen Akkorden, für mich war es also natürlich, das Album auf diese Weise zusammenzufassen.
Ich habe gelesen, dass „Onwards V“ der Bonustrack für die japanische CD-Version ist. Warum ist er nicht auf der normalen Veröffentlichung und kannst du etwas über den Song erzählen?
Der japanische Markt fordert immer Bonustracks von allen Künstlern. Die Bonustracks auf der japanischen Edition sind eine Coverversion des W.A.S.P.Liedes „Mean Man“ (was wir zu „Mean Band“ geändert haben, da Ida es singt) und „Onwards V“. Das ist ein Instrumental und war ursprünglich unser Intro. Es ist wirklich schnell und thrashig, aber zu guter Letzt war es ein wenig zu lang um als Intro benutzt zu werden und so wurde es zum Bonustrack.
Wie würdest du deine Musik jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?
Schnell, melodisch, hart, originell und mit tollem Gesang!! ;) Für die, die noch nie von uns gehört haben, geht auf www.thetriosphere.com und ladet euch für umsonst ein paar Lieder runter.
Was sind deine Haupteinflüsse? Was inspiriert dich musikalisch und lyrisch?
Wie ich schon gesagt habe, wir alle drei haben sehr unterschiedliche Einflüsse. Ich bin mit Ozzy Osbourne, TNT, Megadeth, Skidrow und solchem Zeug aufgewachsen, bis ich dann zum etwas härteren Stoff gekommen bin. Ida hatte eine Phase, in der sie nur Power Metal gehört hat, momentan ist sie aber zu den Klassikern wie Whitesnake und Dio zurückgekehrt. Orjan dagegen steht eher auf extremen Metal. Sobald wir die Songs und Texte schreiben, sind wir selbst die größte Inspiration für uns. Es mag nun vielleicht klischeehaft klingen, aber die größte Inspiration für mich ist, wenn ich den Ausdruck auf Idas Gesicht sehe, sobald ich ihr einen neuen Riff oder eine Songidee zeige, die ihr wirklich gefällt.
Momentan supportet ihr Kotipelto auf Tour durch neun europäische Länder. Was erwartet ihr von der Tour?
Ida und ich waren vor ein paar Monaten auf der Finnish Metal Expo in Helsinki und dort haben wir die Jungs von Kotipelto getroffen, von da an wussten wir, dass sie tolle Leute sind! Ich kenne den Bassisten Lauri von früher, als wir mit meiner vorherigen Band mit Sinergy getourt sind, er war also schon mit mir befreundet, bevor diese Tour hier begonnen hat. Touren macht immer Spaß und live zu spielen liebe ich von allen in meinem Leben am meisten, es sollte großartig werden!
Das werden die ersten Konzerte für Triosphere außerhalb Norwegens werden; hast du besondere Erwartungen an die einzelnen Orte?
An ein paar Orten war ich vorher schon mal und ich kann es gar nicht erwarten, wieder da hin zurückzukommen. Wir spielen auch in vielen Städten, von denen ich noch nie etwas gehört habe, und wirklicht nichts ist aufregender als das. Letzte Woche haben wir in Stödtlen gespielt und nach der Show eine ganze Menge CDs verkauft, es war also wirklich toll. Wir spielen nächste Woche noch eine Show in Deutschland, und zwar als Support für W.A.S.P., ich hoffe also so viele deutsche Metalheads zu sehen, wie in die Halle hineinpassen.
Werdet ihr das ganze Album spielen oder passt es nicht ganz in euere Spielzeit? Welche Lieder spielt ihr?
Für die Kotipelto-Tour haben wir 35 Minuten Spielzeit, das ganze Album bringen wir also nicht durch. Wir werden “Onwards pt 1”, “Onwards pt 2”, “Trinity”, “Lament”, “Spitfire”, “Gunnin‘ for glory”, “The Silver lining” und “Sunriser” bei diesen Konzerten spielen. Nächste Woche spielen auch zwei Shows mit Kamelot mit der selben Setlist und danach geht es eine Woche lang mit W.A.S.P. auf Tour. Bei diesen Gigs spielen wir das komplette Album und vielleich noch einen oder zwei Coversongs.
Ist auch schon etwas für das ein oder andere Sommerfestival geplant?
Bisher sind wir für drei oder vier Festivals gebucht worden. In Deutschland ist trotzdem nichts dabei und jeder weiß, dass es nichts besseres gibt als die deutschen Festivals. Wenn du also noch irgendwelche offenen Plätze weißt, lass es uns wissen :) Wir spielen überall und zu jeder Zeit.
Der usprüngliche „Onwards“-Release liegt nun schon fast ein Jahr zurück, würdest zu inzwischen etwas an den Aufnahmen ändern wollen?
Das Album wurde in Norwegen Ende Oktober 2006 veröffentlicht und nun eben im Rest von Europa. Seit das Album aufgenommen worden ist, hatte ich eine Menge Zeit, darüber nachzudenken. Ich bin immer noch wirklich glücklich damit, wie es nun wurde und ein konsequentes Debütalbum wie unseres zu haben ist wohl auch nicht alltäglich. Die meisten Bands brauchen ein oder zwei Album, bis sie zu ihrem wirklichen Stil finden. Wir haben stattdessen zwei EPs aufgenommen, bevor wir am Album gearbeitet haben, so konnten wir uns gegenseitig musikalisch kennen lernen und unseren Stil finden, bevor wir das wirklich Album gemacht haben. Es gibt da schon ein paar Dinge, die ich auf dem nächsten Album anders machen möchte, aber so sollte und muss es immer sein, um weitermachen zu können und neue Inspirationen zu finden.
Hast du schon Ideen oder Vorstellungen über das zweite Album?
Ich habe schon ein wenig Material, dass bereits erste Formen in meinem Kopf annimmt. Dem Rest der Band habe ich davon noch nicht viel gezeigt, aber sobald wir die Tour abgeschlossen haben, werden wir anfangen am nächsten Album zu arbeiten. Ich hoffe, wir können das Album im Januar aufnehmen, es hängt aber alles davon ab, wie viel wir gegen im weiteren Verlauf des Jahres mit Touren beschäftigt sein werden. Ich fühle, dass das neue Material sehr frisch sein wird und auch anders als viele der Produktionen die momentan gemacht werden, ich kann es schon gar nicht mehr erwarten, damit anzufangen.
Was bedeutet dir das Internet und wie nutzt du es?
Das Internet ist eines der wichtigsten Kommunikationswerkzeuge geworden und ebenfalls wichtig, um Informationen zu bekommen. Wir nutzen es sehr intensiv um mit unseren Businesspartners und Bands, mit denen wir Touren planen, in Kontakt zu sein und noch mit mehreren. Es ist auch ein großartiger Weg, deine Musik zu promoten. Ich lese auch allzu gerne Interviews und da ich ein totaler Gitarren-Freak bin, schaue ich ständig nach Neuigkeiten zu neuer Ausrüstung usw. Leider bin ich auch noch ebay-süchtig und gebe dort viel zu viel Geld für Gitarren-Zeug aus, aber ansonsten ist das Internet ein purer Segen!
Zum Abschluss möchte ich dich zu unserem sagenhaften Wortspiel einladen, ich gebe dir ein Stichwort und du sagst einfach, was dir zuerst dazu einfällt:
Arch Enemy: Großartige Band! Brutaler weiblicher Gesang und starke Gitarristen.
Musikindustrie: Gebrochene Versprechen, die Leute tun ihr bestes, um sich gegenseitig zu hintergehen. Es gibt aber auch ein paar wirklich gute Seelen, die nur wegen ihrer Liebe zur Metal-Musik dabei sind.
Manowar: Auf Tour mit Harleys fahren. Ich habe noch nie von einer anderen Band gehört, die tatsächlich mit Motorrädern auf ihrer Europatour fährt… Shit, wir sollten das irgendwann mal machen.
Castingshows: Kein Kommentar.
Within Temptation: Noch nie etwas gehört… Ich glaube, sie sind aus Holland, habe ich recht?
Politik oder Religion in Musik: Beides sollte man vermeiden, solange man nicht wirklich weiß, worüber man redet. Der einzige, bei dem ich das glaube, ist Dave Mustaine. Als Zakk Wylde vor ein paar Jahren versucht hat, politisch zu sein, war es wirklich großartige Unterhaltung :) Der Typ ist ein toller Gitarrist, aber bei diesem Thema kommt er auf keinen grünen Zweig.
Blind Guardian: Ida steht total auf sie, ich habe nie etwas von ihnen gehört.
J.R.R. Tolkien: „Der Herr der Ringe“. Ich habe die Bücher gelesen, während ich in den norwegischen Bergern wandern war. Für jede Seite mit Beschreibungen der Natur und der Szenerie habe ich versucht, einen ähnlichen Weg zu finden, um richtig in das Buch eintauchen zu können. Das war eine fantastische Erfahrung! Deswegen habe ich ewig gebraucht, bis ich mit dem Buch fertig geworden bin und ich muss eine Strecke gelaufen sein, die so lang war wie die zwischen der Erde und dem Mond.
Stephen King: Genie!! Als Kind habe ich seine Bücher geliebt und ich mag sie auch jetzt noch sehr. „The Shining“ ist brillant“!
Black Jack und Nutten: Black Jack erinnert mich an Jack Black, was mich widerum an Abbath von Immortal erinnert… Hast du jemals gemerkt, wie verdammt ähnlich sich die beiden sehen?!?!
Metal1.info: Tolle Webseite und eine die ich wirklich anerkenne und dankbar für das Interview bin, und für die super Review! Ich mag die „Bandinfos“-Sektion, wirklich gut!
Marcus, danke dir vielmals für das Beantworten unserer Fragen. Ich wünsche euch alles gute mit dem Album und den kommenden Tourdaten. Wie immer, die letzten Worte gehören dir…
Vielen Dank für deine Zeit, dieses Interview mit uns zu machen. Ich hoffe, jeder gibt „Onwards“ eine Chance. Für die, die noch nie etwas von Triosphere gehört haben: Auf der aktuellen Rock Hard ist „Onwards II“ auf dem beiliegenden Sampler :) Schaut auch mal auf www.thetriosphere.com vorbei für Tourdaten und Ausschnitte aus unserem Album. Danke nochmal, ich wünsche euch allen einen schönen Tag!