2019 veröffentlichen TRINITAS, bestehend aus Azathoth (Gràb, Eudaimony, ehem. Dark Fortress), Vargher (Naglfar, Ancient Wisdom, Eudaimony, Bewitched) und Tormentor (u. a. Asphyx, Rotten Casket, ehem. Sodom), eine erste, selbstbetitelte EP. Nun folgt ihr Debüt-Album „Total Heresy“, das erneut als Tribut an den Black Metal der frühen 1990er-Jahre zu verstehen ist. Mit Sänger Azathoth sprachen wir über die Faszination, die von dieser Zeit ausgeht, über „legitime“ Black-Metal-Bands und natürlich auch über die Zukunft seines Projekts GRÀB.
Die frühen 1990er werden in der Black-Metal-Szene oft als das goldene Zeitalter gepriesen. Was verbindest du mit dieser Zeit?
Einen anderen Zeitgeist. Die Szene war damals deutlich kleiner. Die Szene atmete den Zeitgeist der Rebellion. Es ging auch darum, sich vom Rest der Gesellschaft ganz klar abzuspalten, Außenseiter zu sein.
Welche Bands aus dieser Zeit würdest du generell, aber auch für dich persönlich am wichtigsten einschätzen?
Auch bei dieser Frage kann ich nur für mich sprechen: Burzum, Mayhem, Darkthrone, Emperor, Thorns, Abigor und Dissection.
Im Pressetext heißt es, dass Vargher das Album in nur drei Wochen komponiert hat. Waren die Songs dann komplett fertig oder haben Tormentor und du auch noch Input geliefert?
An den Songs musste nicht mehr viel geändert werden. Tormentor hat die eine oder andere Stelle noch angepasst und natürlich seinen Groove in jeden Song mit eingebracht. Ich habe dann die Lyrics geschrieben und gemeinsam mit Vargher die Gesangslinien erarbeitet. Die Gesangslinien zu „Rite Of The Necromancer“ und „Supernova Lucifer“ stammen zum Beispiel von mir, die anderen hauptsächlich von Vargher.
Das Album wird als „tribute to a time when black metal was more than just music“ angepriesen. Was waren deiner Ansicht nach die wichtigsten Werte, die in der Szene über die Jahre verloren gegangen sind?
Black Metal – oder zumindest ein großer Teil davon – ist längst keine Subkultur mehr. Das einstige Schattendasein hat irgendwie einen Platz in der Gesellschaft gefunden. Dadurch haben sich auch die Werte völlig verlagert beziehungsweise sind verloren gegangen. Für mich fing das damals unter anderem mit dem Durchbruch von Dimmu Borgir und Cradle Of Filth an. Aber auch damit, dass plötzlich ein Burzum-Video auf MTV lief, Satyricon und Immortal auf VIVA. Der letzte Sargnagel waren dann das Internet und vor allem „Social Media“. Das führte dazu, dass mittlerweile viele Leute einfach nur noch Black Metal hören, weil’s halt für sie ganz gute Musik ist – mehr aber auch nicht. Mit der Ideologie dahinter können sie sich aber in keiner Weise identifizieren. Ein Hauptbestandteil des Black Metal war seit jeher der menschenfeindliche Grundgedanke – also auch gegen die Gesellschaft und ihre vermeintlichen Werte gerichtet. Heute ist der Großteil dieser „Szene“, wenn man das überhaupt noch so bezeichnen kann, allerdings verseucht mit Leuten, die mit der Gesellschaft voll und ganz auf Linie sind. Mit anderen Worten: Selbst die damalige Hippie-Bewegung war rebellischer als viele der Leute, die sich heute im Black Metal rumtreiben.
Welche Bands vertreten heute noch diese Werte, welche Bands siehst du noch als „legitime“ Black-Metal-Bands an?
Abigor zum Beispiel. Musikalisch war mir das eine oder andere ihrer letzten Alben zu komplex, aber von ihrer Ideologie her lassen sie sich seit Jahrzehnten nicht verbiegen. Sie gehen ihren Weg unbeirrt weiter und trotzen allen Widerständen. Das nötigt mir Respekt ab.
Ihr agiert als Trio – worauf wohl auch der Bandname oder ein Songtitel wie „Trinitas, By The Unholy Sign Of The Three“ referenzieren dürfte. Warum ist die Konstellation als Trio für dich oder TRINITAS perfekt?
Die Konstellation ist so entstanden, weil wir drei uns nun schon seit vielen Jahren kennen. Wir hatten das Gefühl, dass es voll ausreicht, dieses Projekt zu dritt anzugehen. Zumal bei den Entfernungen jedes weitere Bandmitglied die Dinge wohl nur unnötig verkompliziert hätte. Vargher hatte dann die Idee für den Bandnamen.
Bestehen dennoch Pläne, TRINITAS auf die Bühne zu bringen?
Das ist eher unwahrscheinlich. Ich habe schlichtweg einfach keinen Bock mehr auf Konzerte und die anderen beiden sind mit ihren Hauptbands Asphyx und Naglfar sowieso relativ viel unterwegs.
Neben TRINITAS betreibst du auch GRÀB – hier hat sich unlängst die Besetzung gewandelt. Wenn ich es damals richtig verstanden hatte, war Gråin bei „Zeitlang“ (2021) für einen Großteil der Musik verantwortlich. Warum sind eure Wege auseinander gegangen – und wann war klar, dass du das Projekt weiterführen würdest?
Ich kann nur sagen, dass ich rein musikalisch gerne mit Gråin weitergemacht hätte, aber das war nicht mehr möglich. Die Gründe dafür sind allerdings nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ohnehin war ich mir zunächst nicht sicher, ob ich GRÀB überhaupt noch weiterführe, denn „Zeitlang“ war für mich ein unglaublich intensives Album, das viel Energie und Herzblut kostete. Unmittelbar nach der Veröffentlichung war da zunächst eine völlige Leere in mir. Erst als ich mit der Zeit genug Abstand zu dem Album hatte und erste Ideen für ein zweites Album vor meinem geistigen Auge entstanden, habe ich mich entschieden, weiterzumachen.
Nun ist Gnást als neuer Partner eingestiegen – wie kam es dazu, und welche Rolle spielt er nun in der Band? Wird er die gesamte Musik komponieren?
Er war ja in gewisser Weise auch bei „Zeitlang“ schon ein Stück weit involviert, weil er Design und Layout für das Album übernommen hatte. Dadurch lernte ich ihn und sein Projekt Wolcensmen kennen. Eine Weile hatte ich Überlegungen, GRÀB rein bayerisch zu halten, habe diesen Gedanken dann aber ad acta gelegt. Denn im Grunde ist es nicht wichtig, wo der Songwriter herkommt. Auch Gråin hatte ja „nur“ das Black-Metal-Fundament für „Zeitlang“ komponiert. Das machte zwar natürlich den Großteil der Musik aus, aber eben nicht diese bayerische Komponente. Als ich Gnást darauf ansprach, ob er sich vorstellen könne, bei GRÀB einzusteigen, wollte er erst einen Demosong komponieren, um zu sehen, ob die Richtung für uns beide stimmt – und das war der Fall.
Gnást ist Engländer – wird der Bezug auf Bayern in der Sprache, aber auch der Musik – wie es mit dem Hackbrett der Fall war – erhalten bleiben?
Die Tatsache, dass er Engländer ist, hat auf GRÀB überhaupt keine Auswirkung. Denn wie schon bei „Zeitlang“ werde ich alleinverantwortlich für die bayerischen Texte sein und wie in der vorigen Antwort bereits erwähnt, wird Gnást das Grundgerüst komponieren, die anderen Instrumente wie Hackbrett etc. werden – wie auch schon bei „Zeitlang“ – Gastmusiker beisteuern.
Vielen Dank für das Interview. Zum Abschluss würde ich dich noch zum traditionellen Metal1.info-Brainstorming bitten:
Das beste Black-Metal-Album, das nach 2000 erschienen ist: An der Stelle muss ich drei Alben nennen, die für mich gleichauf sind: Katharsis – 666, Nehemah – Shadows From The Past und Lunar Aurora – Hoagascht
Das wichtigste Album in deiner Sammlung: Burzum – Hvis Lyset Tar Oss
Schwedischer Death Metal: Entombed, Dismember, Gorement
Die Zukunft von Eudaimony: Ein zweites Album ist geplant.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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Respekt an Azathoth für die klare Kante die er zeigt! Black Metal ist eben wirklich viel mehr als nur die Musik. Toll das er auch Abigor anspricht. Eine der wenigen die wirklich noch das Fanatische, den Kult wiederspiegelt ohne jedoch musikalisch auf der Stelle zu treten.