Interview mit Frederic, Tobias & Tentakel P. von Todtgelichter

Mit ihrem Post-Black-Metal-Album „Angst“ wussten die Hamburger TODTGELICHTER 2010 zu begeistern. Nun steht mit „Apnoe“ ein Nachfolger in den Läden, der es Fans wie Kritikern nicht einfach macht – denn erneut sind TODTGELICHTER kaum wiederzuerkennen und schrecken dieses Mal selbst vor Pop- und Gothic-Einflüssen nicht zurück. Mit Frederic, Tobias und Tentakel P. plauderten wir über das Albumkonzept, drastische Stilwechsel und das Kettenkarussell auf dem Rummelplatz vor dem Studio.


Sers Frederic u. Tobias! Alles gut bei euch im hohen Norden?
Frederic: Jo, danke Moritz. Alles gut.
Tobias: Alles bestens, danke der Nachfrage. Mit dem Album-Release in der Hinterhand geht’s natürlich gleich noch ein Stückchen besser!

Lasst uns gleich medias in res gehen: Ihr habt mit „Apnoe“ nun euer neues, viertes Album veröffentlicht – ein Album, das trotz der Entwicklung, die ihr zwischen den letzten beiden Alben durchgemacht hattet, erneut überrascht, eventuell auch das Fanlager spalten könnte. Wie sind die Reaktionen bisher ausgefallen? Durchweg positiv, oder wurdet ihr für den doch extremen Stilwechsel auch schon negativ angegangen?
Frederic: Man kann dieses Mal schon davon sprechen, dass „Apnoe“ deutlich mehr polarisiert als „Angst“ und somit gibt es deutlich schärfere und negativere Response als eben für den Vorgänger. Wobei auch „Angst“ damals für einiges Naserümpfen gesorgt hat, was viele im Nachhinein wohl vergessen haben. Denn „Angst“ wird von vielen (u. a. ja auch von Dir) als unser Durchbruch-Album und Meisterwerk angesehen, während unser neues Album viel zu konstruiert, poppig, metalcorelastig, Post-Watauchimmer usw. sei. Ich bin aber trotzdem froh, dass „Apnoe“ auch einigen gefällt. Ich fahr extrem auf „Apnoe“ ab und ich freue mich über unterschiedliche Meinungen, solange sie nicht allzu hanebüchen sind.


Kannst du es denn nachvollziehen, wenn Fans sich darüber ärgern, wenn eine Band nicht mehr so klingt, wie sie „zu klingen hat“, weil man sie in einer bestimmten Schublade abgespeichert hat, oder siehst du so etwas auch bei Bands, die du privat hörst, immer aus der Sicht des Musikers, der sich weiterentwickeln will?

Frederic: Um ehrlich zu sein, habe ich vor zehn und mehr Jahren auch so gedacht. Eine Band soll sich gefälligst umbenennen, wenn sie nicht mehr die Eier hat, Blastbeats zu spielen oder zu growlen etc. Nach der „Nattens Madrigal“ von Ulver war ich seiner Zeit sehr enttäuscht. Im Nachhinein ist „Themes Of ….“ eines meiner absoluten Ulver-Favoriten – neben eben „Nattens Madrigal“, haha. Mittlerweile wüsste ich aber nicht, wieso eine Band sich nicht entwickeln darf. Und wenn das bedeutet, dass man mit Black Metal anfängt und wie im Falle Ulver irgendwann in Zwischenwelten des Ambient und Trip Hop landet, ist das für mich als Musikliebhaber eine spannende Entwicklung.

Mit „Angst“ hat „Apnoe“ stellenweise ja noch Gemeinsamkeiten, vom Stil auf „Schemen“ ist hier aber tatsächlich eigentlich nichts mehr herauszuhören… könntet ihr kurz umreißen, wie es in für Bandmaßstäbe doch recht kurzer Zeit zu diesem so extremen, vor allem aber allumfassenden Stilwechsel kam? Es ist ja gerade im Black Metal, wo ihr ja zumindest herkommt, nicht alltäglich, dass sich Bands mit einem Schlag so verändern…
Frederic: Für uns war das keine Veränderung auf einen Schlag. Man darf ja nicht vergessen, dass zwischen den Alben fast drei Jahre vergangen sind, in denen Songs geschrieben und verworfen wurden. Es hätte zwischen „Schemen“ und „Angst“ auch ein Album geben können, die Songs waren da. Wir empfanden sie aber als nicht konsequent genug und so kam dieser deutlichere Schritt zustande. Ähnlich war es nun auch bei „Apnoe“, allerdings ohne Songs, die komplett verworfen wurden. Es gab Ideen, Songfragmente, die nicht weiter gesponnen wurden. Wir haben eigentlich relativ genau gefühlt, wohin es uns zieht, und das ist eben kein Black Metal mehr.

Ihr habt euch ja schon mit „Angst“ nicht mehr als Black-Metal-Band gefühlt – spätestens jetzt kann man TODTGELICHTER aber wohl tatsächlich aus dem Black-Metal-Regal räumen. Stellt es diesbezüglich ein Problem dar, dass eure Fanbase, eurer Herkunft entsprechend, wohl vor allem aus dem Black-Metal-Bereich stammt? Oder anders gefragt: Wollt ihr mit „Apnoe“ überhaupt auf das gleiche Klientel abziehen, oder erhofft ihr euch, damit neue Fanlager zu erschließen?
Tobias: Das ist eine interessante Frage. Unstrittig ist sicher, dass die Band zu ihrer Gründung im Black Metal anzusiedeln war. Jede Entwicklung, die danach stattgefunden hat, hat musikalisch ein Stückchen davon weggeführt. Dennoch sind einzelne Elemente in puncto Songstruktur, Riffing und in Nuancen auch Vocals ebenfalls immer noch auf diesen musikalischen Ursprung zurückzuführen. Diese Entwicklung hat mit Sicherheit keinen kommerziellen Hintergedanken, denn „Kommerz“ ist unsere Musik auch weiterhin nicht. Sie ist natürlich und aus der Band heraus entstanden. Wenn uns jemand jetzt nicht mehr hören mag, dann ist das eben so. Definitiv ist das aktuelle Album aber eine stilistische Öffnung, mit der wir auch in der Lage sind, uns andere Hörerschichten zu erarbeiten und von Menschen wahrgenommen zu werden, die uns bislang sicher nicht auf dem Radar hatten. Ich denke aber nicht, dass die „Black-Metal-Vergangenheit“ uns dabei im Wege steht. Nicht zuletzt gibt es ja durchaus viele, die Todtgelichter auch schon seit vielen Jahren die Treue halten und die Band gerade wegen der kontinuierlichen Entwicklung interessant finden. Wenn zusätzlich jetzt noch andere „Fanlager“ von unserer Musik angesprochen werden, freut uns das natürlich.


Habt ihr euch im Vorhinein Gedanken darüber gemacht, was dieser Stilwechsel für eure Popularität bedeuten könnte, beziehungsweise, wie ihr damit umgehen wollt, beispielsweise was Konzerte angeht? Wie habt ihr denn vor, das Album generell live zu promoten – eher im Kontext Black-Metal-lastiger Konzerte als Außenseiter oder besser gleich gemeinsam mit anderen „Aussteigern“ oder Exoten?

Tobias: Haha, die Außenseiterrolle müssen wir von mir aus nicht zwangsläufig mitnehmen. Nein, im Ernst, ein „trve to the bone black metal undergrovnd“-Gig kommt für uns sicher nicht mehr in Frage. Wir haben uns einige Gedanken gemacht und natürlich gibt es diverse bekanntere oder unbekanntere Bands, mit denen wir gerne mal live spielen würden. Ein Anfang war sicher schon unser Jubiläumsgig im Oktober letztes Jahr mit Omega Massif, die stilistisch wie ich finde gut auch zu dem „neuen“ Todtgelichter passen. Darüber hinaus denke ich, dass Katatonia, Opeth und die Deftones doch auch mal nette Tour-Partner wären, die gar nicht so schlecht zu uns passen würden, wenn man mal träumen darf, hehe.
Wir werden in der Tat und überwiegend durch die Presse noch sehr häufig in die Black-Metal-Schublade gepackt, durch Reviews, die uns dieser Stilistik aus Mangel an Alternativen zuordnen, aber wer das tatsächlich von uns 2013 erwartet, wird enttäuscht werden. Das gilt natürlich auch und insbesondere für den Live-Sektor. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass auch wir lieber einen freundlichen Applaus als leere Bierdosen auf der Bühne empfangen, haha. Von daher wird es da sicher eine gewisse Umorientierung geben.

Wie viel Live-Aktivitäten darf man generell von euch in absehbarer Zukunft erwarten?
Tobias: Es ist kein Geheimnis, dass Tentakel und Marta gerade Eltern geworden sind. Das schränkt uns aber nur in gewissen Grenzen ein. Einerseits sind wir durchaus in der Lage, ein befriedigendes Set auf die Beine zu stellen, das ich alleine bewältigen kann. Andererseits sind Festival-Gigs sicher auch mit Familien-Reisegruppe planbar und wann immer es möglich ist, wollen wir natürlich in Bestbesetzung antreten und dann darf Marta nicht fehlen. Wir sind im Moment dabei zu sichten, was sich auch durch den stilistischen Umbruch vielleicht an neuen Möglichkeiten auftut. Im Herbst diesen Jahres wird man uns bestimmt wieder auf der Bühne sehen. Genaue Daten habe ich aber aktuell noch nicht. Das wird bei Zeiten aber auf allen Kanälen rausposaunt, da sei Dir sicher! Wir haben große Lust das neue Material live zu präsentieren!

Ihr habt das Album wieder in den Hammer-Studios bei Eike Freese eingespielt. Wie hat er reagiert, als ihr ihm das neue Material das erste Mal gezeigt habt?
Frederic: Puh, ich weiß seine genaue Reaktion eigentlich nicht mehr. Eike ist immer darauf bedacht, wie auch wir, den absolut passendsten Sound zum Album zu finden. Es gibt ja keinen Eike-Freese-Sound-Knopf. Er erfindet den Soundkokon für uns immer neu, und genau da treffen wir uns. Wir versuchen, auch nicht stehen zu bleiben und uns weiterzuentwickeln. Er war nur genau wie wir der Meinung, dass es in der Produktion keine Kompromisslösung geben darf. Nach dem Motto: „Ihr kommt aus dem Black Metal und wollt nun wo anders hin. Dann versuchen wir es mal mit Pseudohärte, verhalltem Gesang aus der Hölle mit fett getriggerten Drumsound und so weiter“, haha. Wir haben auf bewusste Entscheidungen mit Eike gesetzt. Gesang im Fokus, organischer, sehr lebendiger Schlagzeugsound, Gitarren, die eine Geschichte erzählen (wir haben „Apnoe“ hauptsächlich auf Vintagegitarren und ebensolchen Amps und Boxen eingespielt) und einen unglaublichen Basssound.

Hat er sich auch noch kreativ eingebracht, also lasst ihr euch da vom Produzenten reinreden, oder geht ihr mit dem zu 100 Prozent fertigen Songs ins Studio?
Frederic:Grundsätzlich lassen wir uns von Eike schon reinreden. Wenn es auch für uns sinnig und passend erscheint, sperren wir uns vor keinem guten Rat. Allerdings sind die Songs schon vor dem Studio zu 85–90 Prozent fertig. Beim Gesang hat Eike diesmal seine vollen Stärken ausgespielt. Er hat Marta und Tobias unglaublich motiviert und geholfen, bestehende Lines zu verbessern oder auch mal zu ergänzen und zu vollenden. Bei „Tiefer Fall“ haben wir mit ihm z. B. den Popappeal eines Songs ausgelotet. Dieser Song ist, um das auch noch mal klarzustellen, keinesfalls als Marschrichtung für das neue Album zu verstehen. Ich finde es deutlich schwieriger, einen catchy Popsong zu schreiben, als einen harten Black, Post-wat-auch-immer-Song. Danke an dieser Stelle noch mal an Konstanz von „The Vision Bleak“, der unglaubliche Parts dazu beigesteuert hat.

Mit dem Stilwechsel kam es ja auch zu einem Besetzungswechsel an Gesang und Bass. Könntest du uns die neuen Mitglieder kurz vorstellen?
Tobias: Das kann ich gerne selbst übernehmen. Chris, unser „neuer“ Basser, ist ja gar nicht mehr so neu. Neben der Tatsache, dass er vorher in der lokalen Death Metal Combo Nimbufera aktiv war, hat er ja schon einige Gigs mit TODTGELICHTER hinter sich gebracht. Chris ist ein unglaublich netter Zeitgenosse und darüber hinaus ein groovender und „musikalischer“ Bassist, der weit mehr zu bieten hat als stumpfes 16tel-Geschredder. Ich denke, das kann man auf „Apnoe“ auch super raushören. Ich selbst habe vorher in diversen Hamburger Bandprojekten (z. B. Venatic) erst ebenfalls Bass gespielt und mich dann seit circa drei bis hier Jahren ausschließlich auf den Gesang (z. B. Deathtrap For Phoenix) konzentriert.


Wie stark haben diese Besetzungswechsel den Stilwechsel mitbedingt, oder waren sie lediglich das Resultat?

Tobias: So wie ich die Entwicklung wahrgenommen habe, eher Letzteres. Ich denke, es ist wichtig zu betonen, dass da absolut kein böses Blut geflossen ist. Nils, also quasi unser beider Vorgänger, hat ja mit Negator seine neue Heimat gefunden und ist, soweit ich das von extern mitbekomme, dort auch sehr zufrieden. Was uns betrifft, so nehmen Chris und ich sicher wahrnehmbar Einfluss auf das Songwriting und damit auch auf den Stil der Band. Es ist darüber hinaus sicher so, dass der Wechsel an der Gesangsposition in der externen Wahrnehmung immer etwas mehr ins Gewicht fällt als an den Instrumenten, aber diese Last nehme ich gerne auf mich. Ich glaube, dass „Apnoe“ erst der Anfang des neuen TODTGELICHTER war und noch großes Potential in unserer ja immer noch recht jungen Zusammenarbeit steckt. Schließlich darf man nicht vergessen, dass ich bei den Aufnahmen von „Apnoe“ noch nicht mal ein halbes Jahr in der Band war. „Meine“ Gesangslines stammen zwar schon komplett von mir, aber ich bin mir sicher, dass wir gerade auch in der zweistimmigen Zusammenarbeit und der Ausarbeitung der Hooklines noch Luft nach oben haben.

Auffällig ist der deutlich größere Gesangs-Anteil von Marta, aber auch der vermehrte Einsatz von klarem Männer-Gesang. Für letzteren habt ihr euch mit Daniel Brennare (Lake Of Tears) und Allen B. Konstanz (The Vision Bleak) sogar zwei Gastsänger an Bord geholt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit, warum ausgerechnet diese beiden, und warum bei genau diesen Songs?
Frederic: Ich bin ein sehr großer Fan von Lake Of Tears. Ich habe sie das erste Mal im Vorprogramm von Lacrimosa 1996 oder 1997 zusammen mit Sentenced und Depressive Age gesehen. Die Stimme von Daniel Brennare ist eine ganz besondere, mit unglaublicher Tiefe. Für mich ist das die Erfüllung eines Traumes, dass Daniel nun auf unserer Scheibe singt. Den Song hat mehr oder weniger Tobias ausgesucht, da er logischerweise einen guten Überblick über die Gesangsparts hat. Bei „Beyond Silence“ haben wir dann aber alle sofort gemerkt, dass der Song am meisten von Daniels Stimme profitieren würde. Bei „Tiefer Fall“ bot sich die dunkle, leicht gothik-angehauchte Stimme von Konstanz einfach an und glücklicherweise hatte er auch gerade Zeit und Lust, einige Parts einzusingen.

Gerade durch die Stücke, bei denen die beiden Gastsänger mitwirken, bekommt das Album ja doch einen deutlichen „Gothik-Touch“ – gerade „Tiefer Fall“ erinnert ja schon fast an Bands wie die Letzte Instanz. War euch das im Vorhinein bewusst, also ein gewollter Schritt in diese Richtung, oder hat sich das eher eingeschlichen?
Tobias: Nein, das ist eher unbewusst so gekommen. Im Umkehrschluss finde ich es sehr interessant zu sehen, wie weit das Spektrum an Bands reicht, mit denen wir aktuell, was einzelne Songs oder das gesamte Album betrifft, verglichen werden. Die Musik entsteht in einem Fluss und unabhängig davon, wie man vielleicht einzelne Songs stilistisch bewerten könnte. Insgesamt finde ich es ehrlich gesagt immer wieder überraschend, wie groß das Bedürfnis ist, Vergleiche zu schaffen, die Schublade einer Band möglichst klein zu lassen und schnell schließen zu können. Es scheint ein gewisses Unbehagen auszulösen, wenn der Stil nicht gleich greifbar ist. Aber gerade das finde ich an Musik generell unglaublich interessant …


Nun ja, um an dieser Stelle kurz die Journalisten-Ehre zu retten: Konkrete Vergleiche machen es dem Leser eben einfacher, sich vorzustellen, wie ein Album klingt, als vage Umschreibungen oder wilde Metaphern. Aber zurück zum Thema: Ihr greift ja auf verschiedene Textsprachen zurück. Wonach entscheidet ihr, ob ein Song deutsch oder englisch besungen wird, und wo siehst du die Vor- und Nachteile der Sprachen als Textsprache?

Tobias: Nun, ich persönlich schreibe eigentlich nur englische Songtexte. Ich fühle mich in der Sprache mit ihren vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten sehr wohl und habe mich auch gesanglich gut daran gewöhnt. Wir haben auf dem aktuellen Album ja drei Texter (Tentakel, Marta und ich), bei denen von Tentakel auch mal deutsche Texte kommen können. Freddy hat auf „Angst“ ebenfalls deutsche Texte beigesteuert. Letztlich entscheiden wir, welcher Text inhaltlich und vom Klang der Worte am besten zum Song passt, ganz unabhängig von der Sprache. Bei den Texten, die ich selbst schreibe, entstehen die Worte meistens „on the fly“ während des Jammens. Mit diesen ersten Satz- und Stimmungs-Fragmenten setze ich mich dann in Ruhe an den Schreibtisch und skizziere den kompletten Text drum herum mit einem passenden thematischen Schwerpunkt.
Jede Sprache hat letztlich Vor- und Nachteile. Englisch ist in meinen Augen sehr flexibel, logischerweise „international“ und hat einen guten Fluss. Derweil ist Deutsch vom Klang her deutlich härter, nicht ganz so fließend und dadurch direkter. Beides hat je nach Stimmung, je nach Song seinen Reiz. Vielleicht probieren wir ja demnächst noch weitere Sprachen aus, nicht auszuschließen. Französisch finde ich zum Beispiel durchaus reizvoll…

Die Texte wurden mir leider nicht zur Verfügung gestellt – könntet ihr deshalb einfach paar Worte zum Konzept des Albums verlieren und erläutern, wofür der Titel „Apnoe“, also Atemstillstand, in diesem Kontext steht?
Frederic: Für mich geht es auf „Apnoe“ um Rastlosigkeit, Atemlosigkeit, Hektik und oberflächliche Lebensführung. Die Gefahr, ein Leben lang zu arbeiten, sich darin zu verlieren und nicht auf das Wesentliche zu schauen, ist relativ groß, auch das wird auf „Apnoe“ thematisiert. Es ist schade, wenn man sein eigenes Leben nicht bewusst lebt, sondern es wie im Rausch an einem vorbei zieht.

Wie schon bei „Angst“ ist das Artwork sehr modern ausgefallen, man merkt, dass ihr an das Cover einen künstlerischen Anspruch erhebt. Wer ist dieses Mal für das Bild verantwortlich, und in wie weit gebt ihr Konzept und Umsetzung aus der Hand? Gebt ihr ein klares Konzept vor, oder hat der Künstler absolute Gestaltungsfreiheit?
Frederic: Genau wie schon für „Angst“ fertigt der Künstler Y unser komplettes Layout. Er hatte mehr oder weniger komplette Narrenfreiheit. Die Musik und unser momentanes Erscheinungsbild waren sein einziges Korsett.

Allgemein finde ich das Bild sehr gelungen, allein mir fehlt (zumindest ohne die Texte) der direkte Kontext zum Albumtitel. Gibt es da einen, und wenn ja, könntest du uns diesen kurz darlegen?
Tentakel P.: : „Apnoe“ – der Zustand der Atemlosigkeit; etwas weiter gedacht: Wenn einem Luft, bzw. Raum zum Atmen, zum Leben genommen wird. Was sind die Dinge, die uns atemlos machen, die uns einengen und Zwängen unterwerfen? Auf dem Ticket, welches du da siehst, sind Figuren aus alten Grafiken zur Anordnung von Sklaven auf einem Schiff. Im übertragenen Sinne unterwirft sich der Mensch, der sein Ticket für diese Gesellschaft einlöst, einem System, das ihn sich teilweise zum Sklaven macht. Er gibt einen Teil seiner Seele – seines „Odem“ – ab (in vielen Kulturen ist der Atem mit der Seele gleichgesetzt) und steht zu allem Überfluss zuletzt sogar noch alleine da. Unterwirf dich zu weit und du wirst keine Luft mehr bekommen, das sind in etwa die Aussage und der Kontext. Sie werden durch die Leere des restlichen Covers noch zusätzlich unterstrichen. Natürlich könnte ich mir das alles auch gerade ausgedacht haben und das Ticket ist eigentlich vom Kettenkarussell auf dem Rummelplatz vor dem Studio, wo wir in den Aufnahmepausen SEHR viel Spaß hatten. Wer weiß das schon alles so genau …

Haha, ok… damit wäre ich mit meinen Fragen durch. Danke schon mal für eure Antworten, wenn ihr noch etwas loswerden wollt, habt ihr dazu jetzt die Gelegenheit:
Frederic: Vielen Dank, Moritz. Es ist wie immer ein Vergnügen, mit dir zu schnacken.Tobias: Vielen Dank für die ausführlichen Fragen. Wir freuen uns immer über tiefergehendes Interesse an unserer Musik. Darüber hinaus wünschen wir allen Hörern von „Apnoe“ genauso viel Spaß beim Hören der Musik wie wir beim Aufnehmen hatten!

Das Vergnügen war ganz meinerseits! Das traditionelle Metal1.info-Brainstorming zum Abschluss des Interviews geht dieses Mal an Tobias:
Elbphilharmonie:
zu teuer, unnötig, überbewertet.
Uli Hoeneß: Bratwurst!
Metal1.info: schon seit 2002? Respekt!
Femen: von mir aus…
Nachtruhe: muss auch mal sein.

Dann noch mal vielen Dank. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit TODTGELICHTER und der TG-Familie nur das Beste! Auf bald mal wieder!

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