Interview mit Timor Et Tremor

Die deutschen Melodic-Black-Metaller TIMOR ET TREMOR haben mit ihrem aktuellen Album „For Cold Shades“ eindrucksvoll bewiesen, dass ihr hochgelobtes Debüt „Upon Bleak Grey Fields“ kein One-Hit-Wonder war. Wie die Band die beiden Alben im Vergleich sieht, wie die selbsternannten Chattic-Black-Metaller zu moderneren Variationen des Black Metal steht und warum Clean-Vocals fixer Bestandteil ihrer Songs sind, erfahrt neben anderen Dingen in folgendem Interview.

timor et tremor4Hallo und vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt. Vor kurzem habt ihr euer zweites Album „For Cold Shades“ veröffentlicht. Wie ist es euch seitdem ergangen?
Hallo, erst mal vielen Dank für die Gelegenheit zu diesem Interview. Die Veröffentlichung des Albums erfolgte ja nicht direkt nach den Aufnahmen im Studio, sodass wir schon wieder mitten im Songwriting waren bzw. sind. Ansonsten waren die Resonanzen bisher alle sehr positiv, was uns natürlich freut.

Eure Musik ist sehr auf das Wesentliche heruntergebrochen, ihr spielt melodischen Black Metal ohne große Experimente, was man heute nicht timor et tremor2mehr allzu oft antrifft. Warum spielt ihr gerade diesen Stil?
Im Grunde ist unsere Musik nur das, was wir gerne hören. Die Songs und unser Stil sind daher das Ergebnis eines Prozesses, an dem sich die ganze Band beteiligt. Unser Stil hat sich über die Jahre entwickelt und diese Entwicklung dauert bis heute an.

Wie steht ihr im Gegensatz dazu zu anderen Spielarten des Black Metal, die zum Beispiel symphonische oder Post-Rock-Elemente miteinbeziehen?
Black Metal ist aus unserer Sicht eher eine Einstellung, eine gewisse Atmosphäre. Wie man diese Art Stimmung erreicht, ist bei jedem Künstler unterschiedlich. Dennoch würden wir nicht so weit gehen, da Unterschiede zu machen. Wichtig ist dabei, dass die Bands hinter dem stehen, was sie da veröffentlichen, und etwas zu sagen haben.

Eine kleine Besonderheit habt ihr aber auch vorzuweisen: Clean-Vocals haben bei euch einen festen Platz in den Kompositionen. Wie kamt ihr zu dem Entschluss, nicht nur auf gutturalen Gesang zurückzugreifen?
Auch das ist etwas, das sich über die Jahre im Songwriting entwickelt hat. Irgendwann bot sich ein Part in unseren Ohren einfach dafür an und über die Zeit wurde es dann Bestandteil, besondere Passagen in Text oder Melodie eben mit Clean-Vocals zu betonen. Auch dabei geht es uns prinzipiell um die Atmosphäre.

Von welchen Bands, Musikern, Künstlern etc. wurdet ihr beeinflusst?
Das ist bei uns von Musiker zu Musiker vollkommen unterschiedlich. Die Bandbreite reicht dabei von klassischen Old-School-Bands bis hin zu modernen Bands aus allen Bereichen des Metal.

Wie fielen die Reaktionen auf euer neues Album aus (auch im Vergleich zu eurem Debüt „Upon Bleak Grey Fields“)?
timor et tremor1Wie eingangs schon erwähnt, waren die Resonanzen äußerst positiv. Auch bei „Upon Bleak Grey Fields“ hatten wir bereits viel positive Rückmeldung bekommen, jedoch scheint „For Cold Shades“ noch etwas mehr Eindruck hinterlassen zu haben. Die Entwicklung, die wir für uns als Band zwischen den beiden Alben festgestellt haben, wurde auch von der Presse und den Fans wahrgenommen, was einen als Musiker natürlich freut.

Wo seht ihr die musikalischen Unterschiede zwischen den zwei Alben?
„For Cold Shades“ ist vermutlich noch etwas gereifter, ausgefeilter und vielleicht auch mutiger als „Upon Bleak Grey Fields“. Wir haben als Band einfach noch etwas mehr zusammengefunden, was sich natürlich auch in der Entstehung der Songs bemerkbar macht.

Wovon handeln die Texte auf „For Cold Shades“?
Generell arbeiten wir immer viel mit Metaphern und wollen, dass jeder Hörer seine eigene Bedeutung und sich selbst in den Lyrics wiederfinden kann. Als roter Faden könnte die Naturmystik dienen, deren Einfluss sich quasi in all unseren Texten irgendwie wiederfindet. Ob sie einfach nur eine andere Sichtweise auf alltägliche Dinge aufzeigen wie in „Ethereal Dome“ oder eine kritische Sicht auf die heutige Welt aus Konsum und Monotheismus liefern wie in „Pale Faces“.

Eure Lyrics habt ihr komplett in englischer Sprache formuliert. Warum habt ihr euch dafür entschieden und zieht ihr in Betracht, in Zukunft auch deutsche Texte zu schreiben?
Die Entscheidung, Texte in Englisch zu bevorzugen, fiel quasi mit Bandgründung. Deutsche Texte zu verfassen erfordert unserer Meinung nach viel Talent und Gespür für die Sprache, um nicht ins Kitschige abzudriften. Wir wollen nicht ausschließen, dass eventuell irgendwann mal ein deutscher Text entsteht, wenn es künstlerisch richtig erscheint. Wir glauben, dass unsere Themen für alle Nationalitäten relevant sind. Da bietet sich Englisch als Sprache natürlich an.

Welcher der neuen Tracks ist euer Favorit und warum?
Einen richtigen Favoriten für die ganze Band zu bestimmen ist schwierig. Wir betrachten „For Cold Shades“ als Gesamtkonstrukt.timor et tremor5

Das Artwork sieht diesmal etwas moderner aus. Was hat es damit auf sich?
Das Artwork ist entstanden, nachdem alle Songs fertig waren. Somit ist das gesamte Artwork nur die Visualisierung der Musik, wenn man so will.

Neben der Musik an sich ist auch die Produktion unglaublich gut, rau und doch sehr klar. Markus Stock hat hier mal wieder ganze Arbeit geleistet. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit ihm?
Markus war nach Abschluss des Songwritings unser Favorit für die Aufnahmen und wir sind sehr froh, dass er für „For Cold Shades“ Zeit gefunden hat. Viele der Bands, die er produziert hat oder in denen er aktiv ist, sind bei uns in den CD-Regalen zu finden und er hat eine ganz ausgezeichnete Art, auf die Musiker und ihre Musik einzugehen.

Diesmal habt ihr das Album über Trollzorn veröffentlicht. Warum habt ihr euch gerade für dieses Label entschieden?
Die Jungs von Trollzorn haben ja auch unsere letzte Veröffentlichung über „Black Skull Records“ gemacht. Da hat sich für uns also eigentlich nicht viel geändert, jetzt über das „Hauptlabel“ zu veröffentlichen.

Wie wird es mit TIMOR ET TREMOR nun weitergehen?
Perspektivisch stehen einige Konzerte am Ende des Jahres ins Haus und natürlich sind wir auch schon wieder dabei, Material für das nächste Album zu schreiben. Wer Gefallen an uns gefunden hat, kann also unbesorgt sein.

Nun sind wir auch schon am Ende des Interviews angelangt. Zum Schluss möchte ich euch bitten, bei unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming mitzumachen. Was fällt euch zu folgenden Begriffen ein:
Schnee: Haben wir hier in Nordhessen in den letzten Jahren leider nicht so oft gesehen.
Lieblingsalbum: Unmöglich zu sagen, da keines perfekt ist.
Wald: Essentiell, vielseitig und zum Glück nicht allzu weit entfernt.
Top 3 Metal-Riffs: Nur drei? Da legen wir uns ebenso wenig fest wie beim Lieblingsalbum.
Sommer: Höhepunkt des pulsierenden Lebens im Jahreskreis.
Download, CD oder Vinyl: Alle drei haben ihre Berechtigung als Zugang zu guter Musik.

Dann herzlichen Dank für dieses Interview! Wenn es noch etwas gibt, das ihr den Lesern mitteilen wollt, könnt ihr das gerne an dieser Stelle tun:
Vielen Dank an alle, die uns über die Jahre supportet haben und das bis heute tun!

Publiziert am von Stephan Rajchl

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