Interview mit Sorath von Thorngoth

Genau zehn Jahre gibt es die Black-Metal-Band THORNGOTH nun. Zur Feier dieses achtbaren Jubiläums veröffentlichen die Tölzer dieser Tage gänzlich in Eigenregie ihr viertes Studioalbum. Warum sich die Band zu diesem Schritt entschieden hat, wo die Vorteile und Nachteile dieses Vorgehens liegen und was „Schwarz-Karg-Kalt“ von seinen Vorgängern unterscheidet, könnt ihr jetzt in unserem Interview mit Bandkopf und Gitarrist Sorath nachlesen…


Hallo und danke für deine Zeit! Wie geht es dir?
Hallo Mo, danke für das Interview! Mir geht es gut soweit, danke.

Ihr habt vor kurzem „Schwarz-Karg-Kalt“ veröffentlicht. Seid ihr erleichtert, dass die CD nun endlich erscheinen wird?
Nun, jetzt ist das Album noch nicht veröffentlicht. Das Release wird Anfang April sein. Nach jahrelanger intensiver Arbeit an einem Album ist man immer erleichtert, wenn es letztendlich erscheint. Die Arbeit an einem Album ist, angefangen beim Songwriting bis zur Aufnahme der Songs und schlussendlich der Veröffentlichung, ein langwieriger Prozess. Vor allem dann, wenn man Aufnahme und Veröffentlichung selbst regelt und nicht wie viele andere Bands das Studios und Labels überlässt.

Ihr hattet zunächst bekanntgegeben, dieses Mal auf ein Label verzichten zu wollen. Warum habt ihr euch zu diesem Schritt entschlossen?
Wir sind zu dem Schluss angelangt, dass uns in der heutigen Zeit ein kleineres bis mittelgroßes Label keinerlei Vorteile mehr gegenüber einer Eigenveröffentlichung bietet, abgesehen von dem Aspekt, dass ein Label die Produktionskosten der CDs übernimmt.
Sämtliche Promotion-Arbeit kann man selbst übernehmen, sofern man weiß, wie man vorgehen muss.
Das wichtigste an einem Label sind die Vertriebswege. Aber auch diese sind abgedeckt, über unsere Vertriebspartner, die wir über Metal-Promotions haben.

Hat das nicht auch gravierende Nachteile, grade hinsichtlich des Rufes der Band? Es ist ja leider schon oft so, dass Bands ohne Label nicht richtig ernst genommen werden, hat man das Gefühl…
Bei einem Newcomer mag das vielleicht so sein. Aber wir sind nicht mehr unbekannt. Reviews und Interviews kommen durch unsere Promotion Agentur Metal-Promotions auch so zustande, wie du siehst.
Ich sehe da nur bei Live-Gigs ein Problem, das aber bisher auch schon teilweise bestand. Dazu braucht man aber eher eine Booking-Agentur als ein Label. Den Ruf einer Band bestimmen deren Alben und Auftreten. Ein größeres Label hat sicherlich Einfluss auf das Image einer Band. Wenn aber die Qualität eines Albums passt, ist das wohl der einzige Maßstab, der zählt.
Verbreiten wird sich so ein Album dann über digitale Wege von selbst. Sicher hat ein Label wie Nuclear Blast ganz andere Möglichkeiten, aber man kann versuchen, das anderweitig zu kompensieren.

Zumindest Teile der Promotion habt ihr ja dann doch abgegeben und euch Metal-Promotions anvertraut. Wie ist da das Konzept, und würdet ihr anderen, unbekannteren Bands zu diesem Vorgehen raten?
Metal-Promotions bieten verschiedene Dienstleistungen an und orientieren sich dabei nach den Anforderungen einer Band. Für Bands ohne Vertrag ist wohl am wichtigsten, dass sich Metal-Promotions um Reviews und Interviews bei allen relevanten Magazinen sowie um den Vertrieb über Großhändler und sämtliche Musikportale kümmern. Weitere Dienstleistungen können bei metal-promotions.de/leistungen nachgelesen werden.
Ich würde nicht nur unbekannteren Bands dazu raten, sondern sogar allen Bands, die bei kleineren Labels unter Vertrag stehen. Allerdings sind damit Eigenverantwortung und finanzielle Belastungen verbunden.


Ihr habt das Album in Eigenregie aufgenommen – auch das ist ja eine große Herausforderung. Seid ihr mit dem Resultat zufrieden?

Klar, sonst hätten wir es so nicht veröffentlicht. Man könnte ewig an einer Aufnahme feilen, aber irgendwann muss man zum Ende kommen. Wenn aber nicht jeder von uns zufrieden gewesen wäre, hätten wir weiterhin daran gearbeitet.

Glaubst du nicht, dass durch diese Vorgehensweise mit dem Input eines außenstehenden Profis wie einem Produzenten in Bezug auf den Sound eine große Chance vertan wird? Anders gefragt: Kann man da selbst überhaupt objektiv bleiben?
Einigermaßen objektiv kann man dadurch bleiben, dass man zeitlich einigen Abstand zu den Aufnahmen gewinnt. Der gesamte Aufnahmeprozess hat sich mit Pausen bei Mix und Master, die teilweise monatelang waren, fast über ein Jahr hingezogen. Zugegebenermaßen war das länger als geplant, aber Pausen sind für Mix und Master hilfreich. Außerdem bin ich der einzige, der an Mix und Master arbeitet. Meine Bandkollegen sind also diejenigen, die das objektiv beurteilen können und mir sagen, wo etwas zu ändern ist.
Meiner Meinung nach machen nicht nur der Produzent selbst, sondern auch dessen Aufnahmemöglichkeiten den Unterschied zu einer Eigenproduktion aus. Da wir beim Equipment ganz gut aufgestellt sind und ich auch einige Erfahrung in Sachen Audiorecording habe sammeln können, werden wir auch weiterhin auf Eigenproduktionen setzen.

Wenn du „Schwarz-Karg-Kalt“ mit dem Vorgänger, „Leere“, vergleichen würdest – wo liegen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Da fallen mir erst mal die Unterschiede ein. „Schwarz-Karg-Kalt“ hat eine druckvollere Produktion und mehr Einflüsse aus dem Death und Doom Metal. Das ganze Songwriting hat sich an den 7-saitigen Gitarren orientiert, die wir bei diesem Album zum ersten Mal eingesetzt haben. Insgesamt ist „Schwarz-Karg-Kalt“ experimentierfreudiger und wird für Fans von „Leere“ wohl auf den ersten Eindruck etwas gewöhnungsbedürftig sein.
Gemeinsam haben beide Alben, dass nur deutsche Texte verwendet wurden.

Auf „Leere“ habt ihr die Songs nur durchnummeriert, jetzt gibt es wieder Titel – darf man daraus auf ein anderes Album-Konzept schließen, und könntest du uns dieses kurz erläutern?
„Schwarz-Karg-Kalt“ handelt von den möglichen Zuständen, die das Universum in ferner Zukunft erwarten könnten. Eine Theorie besagt, dass sich das All immer weiter ausdehnt und die Materie sich verdünnt, so dass in ferner Zukunft keine neuen Sterne mehr entstehen können. Ohne Sterne kein Licht und keine Wärme – es ist alles schwarz und kalt. Was übrig bleiben würde, ist Materie, karg und regungslos.
Schwarz, karg und kalt sind also die Eigenschaften einer möglichen Zukunft des Universums.
Die einzelnen Songs behandeln verschiedene Theorien zum Universum, jedoch nicht alle. Der Song „Lavaplanet“ handelt beispielsweise davon, dass die Erde in einigen Milliarden Jahren von der sich ausdehnenden Sonne in flüssiges Gestein verwandelt wird.

Das Artwork ist ja einerseits Black-Metal-typisch trist gehalten, andererseits mit einer Pyramide doch etwas skurril.
Ist das Bild extra für das Album entstanden und wer zeichnet dafür verantwortlich?

Ja, das Bild wurde extra für das Album entworfen. Der verantwortliche Künstler nennt sich Scherbenleyd und stellt seine Werke bei www.malformed-malice.com dar.

In welchem Kontext steht das Bild zum Album?
Das Triste steht für das Vergängliche, die Pyramide für untergegangene Zivilisationen. Insofern passt es wunderbar zu dem Titel „Schwarz-Karg-Kalt“.

Wird man das neue Material dann in absehbarer Zeit auch live erleben können?
Spätestens zu unserer CD-Release-Party, die wir zusammen mit der CD-Release-Party von Lost Life abhalten werden, werden wir die Songs live spielen. Das wird voraussichtlich im Juni 2013 in der Nähe von Bad Tölz sein. Das ist damit zwar einige Wochen nach unserem Release, aber wir möchten das CD-Release zusammen mit Lost Life abhalten.
Weitere Gigs stehen bisher noch nicht fest. Veranstalter können uns gerne über die auf der Homepage angegebene Kontaktadresse kontaktieren oder an die Booking-Agentur schreiben, mit der wir zusammenarbeiten werden. Infos hierzu folgen noch auf unseren Webseiten.

Okay, dann vielen Dank für deine Antworten – die letzten Worte gehören natürlich dir:
Danke für das Interview!

An dieser Stelle würde ich das Interview gerne mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir ein, wenn du folgende Begriffe hörst:
Meteoriten:
Gesteinsbrocken aus dem All – hätten thematisch zu „Schwarz-Karg-Kalt“ gepasst.
Deutscher Black Metal: Es gibt einige hochklassige Bands, aber auch viele, die in der Vergangenheit hängen geblieben sind.
Bad Tölz: Wenn man die Alpen schätzt, könnte man sich hier wohl fühlen.
Rainer Brüderle: Solange Politiker kein Ministeriumsamt innehaben, sind sie auch nicht sonderlich interessant, außer sie treten irgendwelche Debatten los.
Metal1.info: ein Online-Mag, das ich seit ca. zehn Jahren kenne und lese.
2013: wird sich zeigen.

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