Interview mit Fredrik Andersson von This Ending

THIS ENDING stehen schon länger für kraftvollen, schwedischen Melodic Death Metal. Warum sie auf ihrem aktuellen Album „Garden Of Death“ wieder zu ihren Oldschool-Wurzeln zurückgefunden haben, was es mit der langen Wartezeit und den Besetzungswechseln auf sich hatte und wie es derzeit um den Schwedentod im Allgemeinen bestellt ist, erfahrt ihr neben einigen anderen Infos in folgendem Interview mit Schlagzeuger Fredrik Andersson.

this ending2Als THIS ENDING habt ihr schon einen gewissen Bekanntheitsgrad, aber für den Fall, dass euch jemand noch nicht kennt, würde ich dich trotzdem bitten, eure Musik kurz zu beschreiben.
Ich würde sagen, wir haben schon immer Melodic Death Metal mit dunklen, dystopischen Texten gespielt. Auf den ersten zwei Alben hatten wir noch mehr Industrial-Einflüsse, mittlerweile ist unser Stil eher Oldschool.

Sieben Jahre musste man nach „Dead Harvest“ auf eure neue Platte „Garden Of Death“ warten. Warum diese lange Pause?
this ending7Dafür gab es viele verschiedene Gründe. Einerseits hat jeder von uns auch noch ein Privatleben, das auch Zeit in Anspruch nimmt, andererseits wollte Metal Blade den Vertrag mit uns nicht verlängern, also hatten wir es nicht eilig, ein neues Album zu schreiben. Darüber hinaus hörte Jesper [Löfgren, Bass] auf und Leo [Pignon, Gitarre] zog weg, um sich um seine Familie zu kümmern. Wir hatten also einen Gitarristen und den Bassisten verloren, mit nur einem Gitarristen hatten wir kaum Motivation zu proben und trafen uns nur noch selten. Außerdem arbeiteten wir an „Quintessence“, einem Re-Release des Materials von A Canorous Quintet, wofür wir auch ein paar Songs aufnahmen, die bisher nie veröffentlicht wurden. Das kostete uns natürlich auch Zeit.

2012 gab es von euch immerhin eine EP, „Systematic Worship“. Was habt ihr mit der EP bezweckt?
Wir hatten das Gefühl, dass wir zumindest irgendwas veröffentlichen mussten, aber wir hatten nicht genug Material für ein volles Album, also nahmen wir die Songs auf, die wir hatten. Indirekt suchten wir auch nach einem neuen Zuhause bei einem anderen Label, aber wir kümmerten uns nicht wirklich um Promotion und schickten die EP auch nur wenigen Leuten.

Plant ihr nun wieder regelmäßiger Alben zu veröffentlichen?
Ja, höchstwahrscheinlich. „Garden Of Death“ haben wir zwischen 2012 und 2014 geschrieben und mit den Drum-Aufnahmen fingen wir schon im Dezember 2014 an. Wir wurden jedoch erst 2015 mit dem Album fertig und es dauerte ein Jahr, bis wir es veröffentlichen konnten. Wir haben schon tonnenweise Ideen für neue Songs und arbeiten bereits daran, innerhalb eines Jahres wollen wir ein neues Album geschrieben haben.

„Garden Of Death“ ist meiner Meinung nach jedenfalls richtig gut geworden. Ihr habt darauf aber komplett auf Industrial-Einflüsse verzichtet und widmet euch stattdessen gänzlich dem schwedischen Oldschool-Melo-Death. Wie kam es zu diesem Schritt?this ending1
Danke sehr. Ich denke, es stecken mehrere Gründe dahinter. Einer davon war, dass wir uns aufs Neue in das Genre „verliebt“ haben, als wir an dem alten Material von A Canorous Quintet gearbeitet haben. Auch die Besetzungswechsel spielten da mit. Außerdem habe ich diesmal mehr zu dem Album beigesteuert. Als Songwriter bin ich nicht so technisch wie Linus oder Leo, meine Riffs haben eher eine Oldschool-Tendenz.

Wie haben Fans und Kritiker auf diese kleine Änderung reagiert? Habt ihr diesbezüglich überhaupt Feedback bekommen?
Ich glaube, bisher wurde es gut ausgenommen. Ich habe nicht allzu viele Reviews gelesen, aber die, die den Stilwechsel erwähnt haben, schienen die Veränderung zu mögen. Nur ein französischer Reviewer nicht, mit Google Translate habe ich ungefähr herauslesen können, dass er A Canorous Quintet mochte, aber nichts von dem, was wir danach gemacht haben. „Garden Of Death“ war ihm wohl auch nicht oldschoolig genug.

Findest du, dass schwedischer Oldschool-Melo-Death heutzutage unterrepräsentiert ist?
Nein, das würde ich nicht sagen. Aber ich habe das Gefühl, dass die Atmosphäre und die Stimmung fehlen. Ich denke, der Charme des Genres liegt in den kleinen Mängeln, die in modernen, perfekten Produktionen jedoch keinen Platz mehr haben. Ein Beispiel dafür ist die neue Platte von At The Gates. Sie ist toll, aber sie klingt zu sehr nach Fabrikware, als dass ich sie mögen könnte.
Außerdem sind die Bands, die auf Erfolg angewiesen sind, in gewisser Weise eingeschränkt, denn sie müssen kommerziellere Alben machen. Da unsere Band nur ein Hobby ist, können wir die Musik genau so schreiben, wie wir es wollen. Wir können ein Album veröffentlichen, ohne dass die Produktion „perfekt“ ist – wir haben nichts im Studio nachbearbeitet. Viele Bands behaupten, dass alles auf dem Album eingespielt wurde, aber sie verschweigen, dass danach noch ein Produzent kommt, der alles bearbeitet, also Drum-Beats, Gitarren-Noten etc. verschiebt, damit alles perfekt klingt. Dieser ganze Prozess raubt der Musik ihre Seele. Man kann nicht einmal mehr hören, dass da tatsächlich ein Mensch das Instrument eingespielt hat, weil alles so unmenschlich perfekt klingt.this ending3

Seid ihr mit euren ersten zwei Alben rückblickend betrachtet noch immer zufrieden?
Ja, das würde ich schon sagen. Wenn man Künstler ist, gibt es natürlich immer etwas, das man gerne ändern würde oder das man beim nächsten Release besser machen möchte, aber im Allgemeinen bin ich sehr zufrieden mit den Alben. Das erste war vielleicht etwas ausgeglichener, während dem zweiten etwas die klare Richtung fehlte, da wir darauf versuchten, zugleich brutal, melodisch und eingängig zu spielen. Aber eigentlich war das schon immer unser Ding, wenn es um Songwriting geht. Wir hatten schon immer viel Abwechslung, weil wir schon immer mehrere Songwriter in der Band hatten. Genau genommen trägt jeder von uns zum Songwriting bei, während viele andere Bands nur einen oder zwei Songwriter haben. Das erkennt man meistens daran, dass ebenjene Bands einen Mangel an Abwechslung aufweisen.

Ich habe den Eindruck, dass sich auch die Vocals etwas verändert haben, sie klingen irgendwie rauer. Stimmst du mir da zu und wenn ja, wie kam es dazu?
Ja, da stimme ich dir in gewisser Weise zu. Das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass wir im Studio nichts „ausgebessert“ haben. Mårten [Hansen, Gesang] nutzt auf dem Album außerdem seine höheren Tonlagen etwas mehr, da er der Meinung war, dass es besser zu den Songs passt.

Wie steht es auf „Garden Of Death“ um die Texte, gibt es ein zusammenhängendes Konzept oder einzelne Themen?
Es gibt nicht wirklich ein beabsichtigtes Konzept, aber die Texte klingen alle nach „Alarmstufe Rot“ und behandeln Dystopien, den Untergang der Menschheit und die dunkelsten Seiten der Menschen.

„Dead Harvest“ erschien noch auf Metal Blade, das neue Album hingegen auf Apostasy. Was ist der Grund für den Wechsel?this ending6
Wie bereits erklärt, entschied man sich bei Metal Blade, unseren Vertrag nicht zu verlängern. Das hatte zum Teil damit zu tun, dass sich „Dead Harvest“ nicht so gut verkaufte wie „Inside The Machine“, aber auch damit, dass Metal Blade nicht mehr so unabhängig in Deutschland agierte, sondern in den USA zentralisiert wurde und man in THIS ENDING wohl nicht das Potential sah, sich in den USA gut zu verkaufen.

Ihr habt einen neuen Gitarristen [Peter Nagy] und einen neuen Bassisten [Linus Pettersson]. Wie kam es zu dem Besetzungswechsel?
Wie bereits gesagt, zog Leo um, um sich um seine Familie zu kümmern, während Jesper sich entschied, kürzer zu treten, weil er keine Zeit und Energie mehr für die Band aufbringen konnte. Mit Linus sind wir über die Jahre hinweg gut befreundet geblieben [Anm. d. Red.: Linus hatte bereits einige Zeit bei A Canorous Quintet gespielt], also fiel es uns nicht schwer, ihn zu fragen, ob er der Band wieder beitreten wollte. Mit Peter hatten wir schlichtweg Glück, ich hatte ihn nämlich gefragt, ob seine Band Eternal Oath einen Gig mit uns spielen wollte, er meinte jedoch, dass das momentan nicht ging. Nicht ganz ernsthaft fragte ich ihn, ob er nicht bei uns mitspielen wollte. Zu unserem Glück war er von der Idee sehr angetan und eine Woche später probten wir bereits fünf Songs.

Was sind eure nächsten Pläne für THIS ENDING?
Mit dem Schreiben des nächsten Albums anfangen und so viele Shows wie möglich buchen, was jedoch nicht ganz einfach ist. Es kostet recht viel, eine Band aus Schweden zu holen, also ist es schwer, jemanden zu finden, der bereit ist, für uns einige Shows zu buchen. Aber jeder, der etwas mit uns organisieren möchte, kann uns über Facebook oder unsere Homepage kontaktieren. Wir wollen unbedingt in Deutschland und in anderen europäischen Ländern einige Shows spielen, also klappt das hoffentlich in naher Zukunft!this ending4

So, nun sind wir auch schon am Ende angelangt. Zum Schluss bitte ich dich noch darum, an unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming teilzunehmen. Was fällt dir zu den folgenden Begriffen ein:
Bestes schwedisches Oldschool-Melo-Death-Album: Auf jeden Fall „Terminal Spirit Disease“ von At The Gates.
US-Wahlen: Grusel-Zirkus
Industrial Metal: Fear Factory?
Schwedisches Leibgericht: Kebab?
Amon Amarth: gieriger Verrat
TTIP: Hm, ich fürchte, der Markt wird immer einen Weg finden, noch mehr Geld zu machen, egal was einzelne Individuen davon halten.

Danke nochmal für dieses Interview. Wenn du unseren Lesern noch etwas sagen möchtest, kannst du das gerne jetzt noch tun:
Danke für das Interview und für eure Unterstützung, hört euch unsere Songs auch weiterhin auf iTunes oder Spotify an oder kauft es! Apostasy mag ein Record Label sein, aber die Alben, die darauf veröffentlicht werden, sind definitiv nicht nur Mittel zum Profit, also unterstützt den Underground und wahre Musik!

Publiziert am von Stephan Rajchl

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