Die Infos zu THETIS sind bis dato spärlich gesät, doch der eine oder andere Song des ersten Tonträgers „Lost in Time“ lässt darauf hoffen, dass wir noch vieles von diesem Quartett hören werden. Im Gespräch mit Metal1.info zeigte sich Martin Ebert leider nicht sehr gesprächig bei den Fragen, die sich um die zukünftige musikalische Ausrichtung der Band drehen. Dennoch gibt es einige interessante Einblicke in die mittelalterliche Welt des Berliners und Wissenswertes zum Debütalbum.
Beschreibt kurz euren musikalischen Werdegang: In welchen Bereichen liegen die Wurzeln der einzelnen Bandmitglieder?
Die liegen in ganz unterschiedlichen Bereichen, da wir ein ziemlich bunt zusammengewürfelter Haufen sind. Daher reichen unsere Wurzeln von Klassik über Tango bis hin zum Metal. Genauer gesagt: Antje (Geige) kommt aus der Tangoszene, Andrea (Gesang und Flöte) hatte schon vor Thetis mit mittelalterlicher Musik und Folk zu tun. Gøran (Gitarre) hat früher viel klassische Musik gespielt. Carsten (Percussion) und Martin (Gesang, Gitarre) kommen ursprünglich aus dem Metalbereich.
Wie würdet Ihr „Neulingen“ mittelalterliche Musik erklären?
Man versteht darunter wohl zum einen den Versuch, mittelalterliches traditionelles Liedgut modern zu interpretieren bzw. nachzuempfinden. Dabei legen manche Wert auf Authentizität, anderen wiederum geht es vor allem darum, mittelalterliche Stimmung und mittelalterliches Flair in ihre Musik einzuflechten. Zum anderen gibt es Bands, die auf mittelalterlichem Instrumentarium ihre Eigenkompositionen spielen. Ein weiterer Bereich ist stark dem Fantasy verpflichtet und so drehen sich deren Songs um Mythen, Sagen und Geschichten aus der Fantasyliteratur. Die Szene ist eigentlich zu vielfältig, um sie auf einen Nenner zu bringen.
Wie kann man ihnen diese Art von Musik zugänglich machen außer durch moderne Einflüsse?
Das ist natürlich nicht so einfach, alleine weil es so viele völlig verschiedene Bands mit einem so bunten Spektrum von Klangfarben gibt. Von Rauf- und Saufliedern über Trötenmucke bis hin zu melancholischen Gitarren- oder Elektroklängen findet man da sehr viele Formen des musikalischen Ausdrucks, so dass für die unterschiedlichsten Musikgeschmäcker fast immer etwas dabei ist.
Wo liegen die Unterschiede von Euch zu anderen Mittelalterbands und was sorgt für Wiedererkennungswert bei eurer Musik?
Wir haben weder Dudelsack noch Schalmei! Nein, ganz im Ernst, wir sehen uns gar nicht so sehr als Mittelalterband. Solche historischen Zuordnungen sind doch sehr problematisch. Wir machen phantastische, märchenhafte Musik. Dabei werden wir schon mal schief angeguckt, wenn wir auf einem Mittelaltermarkt auftreten, weil einige da einen sehr festgefahrenen Begriff von Mittelaltermusik haben und Bands, die diesem Schema nicht entsprechen, als unpassend auf solchen Märkten betrachten. Wie man uns am besten wiedererkennt? Da solltet Ihr am besten diejenigen fragen, die unsere Musik hören. Es ist sehr schwer, den eigenen Wiedererkennungswert zu definieren, zumal der eine eher auf die Stimmen, der andere wiederum auf die Gitarren oder die anderen Melodieinstrumente hört.
Wodurch wird eure Musik am meisten beeinflusst (Vorbilder, Stilrichtungen, Kulturen, Religionen, usw.)?
Wer unsere Texte liest, weiß, dass Tolkien starken Einfluss auf unsere Musik ausübt. Auch andere Sagenkreise und vor allem die eigene Fantasie regen uns an. Stilistisch reichen die Vorbilder von Loreena McKennitt über Clannad bis hin zu Bands wie Blind Guardian, auch wenn bei uns keine E-Gitarren jaulen.
Wie erklärt ihr euch die wachsende Akzeptanz eurer Musik in Deutschland auf der einen Seite und die ablehnende Haltung der Radiostationen, TV Sender, etc. auf der anderen?
Das ist in der Tat ein Phänomen und zugleich ein Problem. Viele Menschen scheinen irgendwie lieber diese Retortenbands hören zu wollen als handgemachte Musik, bei der sie möglicherweise richtig zuhören müssten. Auf der anderen Seite wächst jedoch ständig die Zahl derjenigen, die echte Musik und nicht irgendwelche zusammengesampelten Songs hören möchten. Und gerade die Bands der mittelalterlichen Szene legen ja sehr viel Wert auf handgemachte Musik. Leider sind diese Bands (oder besser: zum Glück) bei recht kleinen Labels. Bei den großen Pop- und Rockacts sind die Sendeplätze doch schon im Voraus programmiert. Independentlabels haben es da oft sehr schwer, von den großen Stationen gespielt zu werden. Dafür haben diese Bands nicht so eine geringe Halbwertzeit wie diese zusammengecasteten Bands, die ein bis zwei Hits landen und dann in der Versenkung verschwinden.
Wie kann man allgemein und wie könnt ihr selbst Vorurteile wie z.B. Eintönigkeit und mangelnde Abwechslung gegenüber mittelalterlicher Musik widerlegen?
Uff, das ist bei keiner Musik leicht. Alle Bands wiederholen sich in gewisser Hinsicht, was aber gar nicht so schlimm ist. Dennoch entwickeln sich viele Bands stetig musikalisch weiter. Innerhalb der Szene gibt es jedoch derart viele musikalische Facetten, dass der Vorwurf Eintönigkeit kaum zutrifft. Wenn man jedoch Mittelaltermusik mit dem gleichsetzt, was auf Mittelaltermärkten gespielt wird, klingt das natürlich oft eintönig. Wenn man sich nur mal wunderbare Bands wie Elane oder Lyriel anhört und die dann mit In Extremo oder den fabelhaften Satolstelamanderfanz vergleicht, dann merkt man schnell, wie abwechslungsreich die mittelalterliche Musik ist.
Welche Zielgruppen sind eurer Meinung nach besonders geeignet für Drehleiern, Dudelsäcke, Geigen, Flöten, usw.?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass mit dieser Musik nicht nur Mittelalterfreaks, Gothic-Fans oder Metaller angesprochen werden, sondern auch der „normale Musikhörer“, der sich nicht auf eine Schiene festbeißt. Ansonsten sind Liverollenspieler natürlich immer ein dankbares Publikum.
Welches sind die größten Irrtümer, die man leichtfertig in Verbindung mit Mittelaltermusik bringt?
Dass diese Musik wirklich mittelalterlich ist – Mumpitz! Dass alle Bands mit Dudelsack, Schalmei und Trommeln besetzt sind.
Eure Meinung zu Mittelaltermärkten und Konzerten dort?
Wir sind nun im Gegensatz zu anderen Bands nicht allzu oft auf Märkten unterwegs.
Je nachdem, welchen Markt man besucht, reicht das Spektrum von „sehr anstrengend“ bis zum wundervollen Ambientemarkt. Leider geht es, wie bei vielen „kulturellen“ Veranstaltungen in diesem Land, vornehmlich ums Fressen und Saufen. Wenn auf solchen Märkten dann fünf Trötenbands hintereinander spielen und man den 16. Traubentritt und die 32. Interpretation der Merseburger Zaubersprüche an einem Tag gehört hat, hört’s bei uns auf. Wir mit unserer Musik haben da leider oftmals gar keine Chance und werden häufig belächelt. Da fehlt es oftmals an musikalischer Kollegialität. Einige Märkte heben sich aber sehr davon ab und sind sehr liebevoll gemacht und bieten auch eine abwechslungsreiche musikalische Unterhaltung von Folkrock-Bands über Electronic-Acts bis hin zum „mittelalterlichen“ Alleinunterhalter.
Welches sind eure persönlichen Lieblingsstücke aus eurem Album „Lost in Time“ und warum?
Einmal gefällt uns „Lady of Light“ sehr gut, weil der Refrain gut im Ohr bleibt. Live machen vor allem „Im Wald“ und „Geist der Nacht“ Spaß, da in diesen Songs irgendwie ziemlich viel Energie steckt, auch wenn „Geist der Nacht“ sehr getragen klingt.
Einige eurer Melodien haben durchaus den Ansatz etwas „härter“ zu klingen. Gleiches gilt für Martins tiefen Gesang. Plant ihr in diese und andere Richtungen oder werdet ihr weiter balladenlastig bleiben?
Eigentlich wollen wir da nichts verraten. Aber wir planen auf jeden Fall auch in andere Richtungen.
Euer Album hat mit 9 Songs vergleichsweise wenig Material. Viele kleinere Bands tendieren u.a. auf Grund der Produktionskosten dazu, ein Album mit 15 bis 19 Liedern zu bestücken. Setzt ihr eher auf Qualität als auf Quantität?
Die Frage der Qualität ist auf jeden Fall ein Aspekt. Das müssen aber letztendlich die Hörer beurteilen. Dass nur 9 Songs auf „Lost in Time“ zu hören sind, liegt einerseits daran, dass wir nur Eigenkompositionen spielen und keine Vorlagen verarbeiten, die uns schon mal ein musikalisches Gerüst an die Hand geben würden. Zudem sind unsere Songs auch oftmals recht lang, weswegen wir ungern 15 Songs mit über 5 Minuten Spielzeit auf eine Scheibe packen. Schließlich waren wir aber mit einer Produktionszeit von 11 Tagen recht beschränkt. Ich weiß nicht, wie das bei anderen Bands läuft, aber wir sind auf jeden Fall musikalisch nicht so fit, dass wir 19 Songs in 11 Tagen einspielen können.
Wortspiel (das erste, was euch zu folgenden Begriffen in den Sinn kommt):
Corvus Corax –Urgestein der Szene. Die kommen doch auch aus Berlin, oder?
Schandmaul – Fröhlich, frech und munter.
In Extremo – Das letzte Einhorn singt.
Subway to Sally – Tolle Band, besonders live.
Qntal – Wie soll man das Aussprechen? Ein Vokal auf vier Konsonanten, das ist happig.
Spielmänner und Spielmannsleben – Wir bewundern diejenigen, die das wirklich ausleben.
Tradition oder Fortschritt – Die Mischung macht’s.
Plugged oder unplugged – Sowohl als auch. Für unsere Musik muss aber immer eine PA her, sonst hört’s keiner.
Tokio Hotel – Wer?