Die britischen THE PROPHECY treiben weitab von größerer Bekanntheit nun auch schon seit 14 Jahren ihr Unwesen im Doom Metal. Höchste Zeit, Sänger Matt Lawson zum Interview zu bitten und mit ihm über das aktuelle Album „Salvation“ zu sprechen. Wie Matt die aktuelle Scheibe sieht und wie es mit dem Label und der Bandzukunft aussieht, lest ihr hier.
Hallo! Danke für das Interview, wie geht’s?
Im Moment läuft alles ganz gut, was das neue Album angeht, zudem werde ich irgendwann in den nächsten Wochen Vater, deshalb versuche ich, bis dahin möglichst alles abzuarbeiten.
„Salvation“ ist ja erst vor ein paar Tagen erschienen, wie fielen die Reaktionen der Presse und der Fans aus?
Bisher waren die Reaktionen sehr positiv, fantastische Reviews in Metalmagazinen und Webzines auf der ganzen Welt. Viele Rezensionen stehen aber noch aus, weil die physischen Rezensionsexemplare erst letzte Woche rausgingen, bisher haben wir nur die Kritiken von Magazinen, die digitale Promotion akzeptiert. Trotzdem haben Terrorizer und Zero Tolerance sehr positive Rezensionen geschrieben und wir waren in verschiedenen Magazinen Album der Woche oder des Monats. Ein paar Fans haben das Album auch über die Webseite vorbestellt. Der Konsens scheint im Moment zu sein, dass wir unser bis jetzt bestes Werk abgeliefert haben.
Ihr habt vier Jahre für den Release von „Salvation“ gebraucht. Gibt es da spezielle Gründe dafür? Wie sah der Schreib- und Aufnahmeprozess bei diesem Album generell aus?
Es gab so einige Gründe. Nach „Into The Light“ war das Ideen-Archiv ein bisschen erschöpft. Wir haben 2005 angefangen, dieses Album zu schreiben und alle diese Songs live gespielt, während wir auf den Release von „Revelations“ warteten. Das hat die Planung dann etwas durcheinander geworfen. Deshalb haben wir versucht, „Salvation“ mit komplett unverbrauchtem Material zu bestücken. Wir haben einige Zeit gebraucht, bis wir wussten, wo wir mit dem neuen Album hin wollen. Außerdem haben wir doch so einige Shows gespielt und da wir uns entschieden hatten, keine „Salvation“-Songs zu spielen, bevor sie fertig geschrieben waren, hatte das Einüben des Live-Sets teilweise Priorität gegenüber dem Songwriting. Wir haben uns dann Ende 2011 entschieden, nicht mehr live zu spielen, bevor das Album nicht fertig wäre. Nicht zu vergessen der Umstand, dass wir ein ziemlich perfektionistischer Haufen sind, da brauchten wir auch lange um über die Arrangements und die letzten Handgriffe zur Fertigstellung des Albums einig zu werden. Der Teufel steckt im Detail.
Wie funktioniert Songwriting bei THE PROPHECY generell? Geht ihr zusammen in den Proberaum der verlasst ihr euch eher auf moderne Technologien? Inwiefern habt ihr eure Herangehensweise seit „Ashes“ geändert?
Ein bisschen von beiden. Früher haben wir einfach im Proberaum Gas gegeben, und es gibt nichts besseres für das Songwriting als ordentliche Lautstärke, um die Inspiration anzukurbeln. Andererseits hilft es manchmal, wenn man viel Demo-Material hat. Greg hat ja jetzt ein Heimstudio, was wirklich sehr hilfreich ist für Dinge wie Song-Arrangements oder die schnelle Fixierung von Ideen. Wenn wir in den Proberaum gehen, haben wir dann schon eine grobe Vorstellung oder wir haben etwas, was wir von dort mitnehmen können. Das beschleunigt den Prozess auf jeden Fall.
Wovon handeln die Texte? Mir schienen sie eine vage religiöse Konnotation zu haben.
Es ist ein Erkunden des Erlösungs-Konzepts und wie man auch aus der schlimmsten Situation errettet werden kann. Das Album bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Hoffnung und totaler Verzweiflung. Wir sind definitiv keine religiöse Band, obwohl wir in unseren Songs Referenzen auf religiöse Überzeugungen verwenden.
Was hat das Artwork mit der ganzen Sache zu tun?
Mir gefiel die Idee, eine postapokalyptische Stadt als Setting für das Artwork zu verwenden. Es zeigt, wie zerbrechlich unsere Existenz, obwohl wir so viel Macht haben, die Umgebung, in der wir leben, zu beeinflussen. Ich wollte die unermesslichen Kräfte der Natur schon immer in Artworks verbildliche, ob nun durch den Lavastrom auf „Ashes“ oder die Welle in „Into The Light“. Sam hat das Feeling des Albums verdammt gut eingefangen und dabei sogar ein Stückchen Britishness in das Artwork eingebracht.
Wie wichtig ist es euch, dass sich die Hörer intensiv mit dem Konzept des Albums beschäftigen? Kann man das Album überhaupt verstehen, wenn man die Texte nicht wirklich liest?
Für mich ist vor allem wichtig, dass das Album auf verschiedenen Ebenenen funktioniert. Ob nun ein einzelner Song oder das ganze Album, der Hörer bekommt jeweils das zurück, was er investiert hat. Es gibt so viele verschiedene Schichten auf diesem Album, dass man bei jedem Hördurchgang etwas Neues finden kann.
Das Album wird ja als Doom Metal beworben, inwiefern findest du, dass das eine passende Kategorisierung eurer Musik ist? Glaubst du nicht, dass viele potenzielle Hörer allein durch den Genre-Namen abgeschreckt werden?
Kann schon gut sein, dass das Doom-Label unseren Hörerkreis etwas limitiert, da war nicht wirklich in das Genre passen, aber auf der anderen Seite passen wir in kein Genre so richtig gut. Was die Stimmung unserer Musik angeht, passt das Doom-Label sicher genauso gut wie jedes andere, aber wir sind keine typische Band des Genres.
Halifax (wo die Band herkommt, Anm. d. Red.) ist ja nun nicht DER zentrale Ort für das Heavy-Metal-Geschehen, wenn man mal von Paradise Lost absieht. Sind die ein direkter Einfluss für euch? Und wie würdest du die Situation eurer Musik im Norden Englands generell beschreiben?
Ich war ein großer Fan von Paradise Lost und habe zur Zeit sogar wieder angefangen, ihre neueren Alben zu hören, aber ich würde sie nicht als aktuellen Einfluss beschreiben, abgesehen davon, dass sie auch aus Yorkshire kommen und auch ein wenig düster sind. Früher waren wir mit Sicherheit vom Gothic Doom Metal der frühen Neunziger beeinflusst, aber da sind wir früh herausgewachsen.
Wie sieht es denn mit Live-Aktivitäten zu „Salvation“ aus?
Ich darf hier bekanntgeben, dass wir unsere Doom-Kollegen Mourning Beloveth im Juni bei ihrer London-Show supporten werden. Es gibt noch eine Menge weiterer Gigs, die wir später im Jahr spielen werden, aber aber nachdem die alle erst bestätigt werden müssen, bevor wir sie herausposaunen dürfen, müsst ihr eben Facebook und Twitter im Auge behalten, um Up-to-Date zu bleiben.
Das Album erschien über Code666. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Label und werdet ihr auch in Zukunft zusammenarbeiten?
Code666 ist ein tolles Label. Die wachsen von Jahr zu Jahr zusammen mit einigen fantastischen Bands im Roster. Denen ist künstlerische Freiheit noch wirklich wichtig – und das ist genau das, was wir gesucht haben, als wir nach einem Label gesucht haben. Außerdem ist ihr Vertrieb genial. Es gibt einige richtige Perlen in ihrem Backkatalog und auch mit ihrem Mutter-Label Aural Music lässt sich seh gut arbeiten.
The Prophecy gibt es nun seit 14 Jahren. Wenn du die Band jetzt mit der Band von 1999 vergleichst, was hat sich geändert, vor allem, was Ambitionen und Ziele angeht?
Es hat sich schon sehr viel verändert. Als wir anfingen, waren wir nur Kinder, die von der musikalischen Weltherrschaft träumten, aber überhaupt keinen Plan hatten. Wir sind ein bisschen realistischer und deutlich erfahrener geworden, aber haben immer noch nicht ansatzweise einen Plan.
Wenn es so weiter geht, wie es aktuell läuft, wird es THE PROPHECY dann noch einmal 14 Jahre geben?
Ich wüsste nicht, warum nicht. Uns sind die Ideen nicht ausgegangen und es gibt noch eine Menge Orte, die wir noch besuchen wollen und wo wir mit der Band spielen möchten.
Danke für’s Interview noch einmal, lass uns mit unserem traditionellen metal1brainstorming aufhören. Woran denkst du als erstes, wenn du folgendes hörst…
Union Flag Riots:Ich habe sowohl die Irische Republik als auch Nordirland mehrmals besucht und die Leute und die Kulturen sind fantastisch. Ich wünschte, wir könnten alle miteinander klarkommen.
Newton-Massaker:Ich verstehe die USA und ihr Bedürfnis nach Waffen einfach nicht. Waffen töten Menschen und sollten nicht frei verkäuflich sein.
Deutschland:Ich liebe es, nach Deutschland zu kommen. Erster Halt ist immer eine Bierstube. Ein tolles Land.
Steroide:Wer würde große Muskeln einem kleinen Penis vorziehen?
Josef Stalin:Ein scheußlicher Mensch mit einem großartigen Oberlippenbart.
Die letzten Worte gehören wie üblich dir:Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, das zu lesen. Wenn euch die Musik gefällt, wäre es toll, wenn ihr die Band durch einen CD-Kauf unterstützen würdet.