Mit „Esoteric Oppression“ hat die Post-Metal-Band THE MOTH GATHERER ein Highlight des Genres im noch jungen Jahr 2019 veröffentlicht: Eine interessante Mischung aus Atmosphäre und Härte, soundtrackartigen elektronischen Elementen und metallischen Gitarrenbrettern sorgen auf dem neuesten Longplayer der Schweden für Abwechslung. Wir haben mit Schlagzeuger Svante Karlsson über Veränderungen im Line-Up, die Produktion des Albums und Musik als Therapieform gesprochen.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten. Wie geht es dir?
Sehr gut! Im Moment proben wir für die anstehenden Konzerte.
Manche Leser haben vielleicht noch nicht von Euch gehört. Welche Bedeutung hat der Bandname THE MOTH GATHERER?
Der Bandname steht für die Suche nach dem Licht in der Dunkelheit. Wenn es dir nicht gut geht und du deprimiert bist, kann es ein netter Gedanke sein, dass es vielleicht am Ende des Tunnels ein Licht gibt. Wie bei einer Motte, die von einer Flamme angezogen wird.
Zu Anfang war The MOTH GATHERER eine Art Therapie für euch, um mit Verlust umzugehen. Hat die Aufarbeitung funktioniert und nehmt ihr die Band jetzt anders war?
Ich glaube, der Fokus liegt jetzt nicht mehr auf dem Therapie-, sondern eher auf dem normalen Bandaspekt. Trotzdem wird für uns alle Musik immer eine Form von Therapie bleiben.
THE MOTH GATHERER sind jetzt eine Band mit einer kompletten Besetzung inklusive Schlagzeug und zweiter Gitarre und Gründungsmitglied Alex hat die Band verlassen. Was ist in den letzten Jahren passiert?
Als wir ”A Bright Celestial Light” veröffentlicht hatten, hatten wir nicht vor, live zu spielen. Die Idee wuchs mit der Zeit, als ich zur Band kam und Ronny uns, erst mal nur live, als zweiter Gitarrist unterstützte. Als es dann immer mehr Auftritte wurden, wurde auch Ronny ein vollwertiges Bandmitglied. Auf einmal schien es zu passen, als vollständige Band anstatt nur als Duo zu agieren.
Warum hat Alex die Band verlassen?
Wir kamen an einen Punkt, an dem sich zeigte, dass wir unterschiedliche Vorstellungen in Bezug auf die Musik hatten, die wir in Zukunft schreiben wollten. Dieser Eindruck verstärkte sich in der Zeit zwischen den beiden letzten Alben weiter, sodass Alex beschloss, weiter zu ziehen. Wir sind immer noch sehr gute Freunde, vielleicht gerade weil wir nicht mehr zusammen spielen.
Was sind eure musikalischen Einflüsse?
Wir haben alle einen unterschiedlichen musikalischen Background. Das beginnt bei Bands mit Meshuggah und auch Death Metal über Pop, elektronische Musik und Filmsoundtracks. All das packen wir in einen Mixer und schauen, was herauskommt.
Kannst du unseren Lesern erklären, wie ihr eure Songs schreibt?
Wir nehmen unabhängig voneinander Demos auf und schicken sie den anderen Bandmitgliedern. Wir sind eine Demokratie: Wenn eine Idee nicht jedem von uns gefällt, verfolgen wir sie nicht weiter. Die guten und interessanten Ansätze behalten wir, jeder bringt seine Ideen ein, und das Ganze wird gut durchgerührt, bis alle zufrieden sind. Wir sind da sehr perfektionistisch veranlagt. Aber wir sind keine klassische Band, wir haben noch nie etwas gemeinsam im Proberaum geschrieben.
Elektronische Elemente sind ein wichtiger Bestandteil eurer Arrangements. Nutzt ihr analoge Synthesizer in euren Produktionen oder handelt es sich um Software?
Victor generiert alle elektronischen Sounds mit seinen Softwaresynthesizern, hauptsächlich ”Massive” von Native Instruments. Aber es wäre cool, mehr analoge Hardwaresynthesizer zu verwenden. Schauen wir mal, was auf dem nächsten Album passiert…
Ist ”Esoteric Oppression” ein Konzeptalbum und worum geht es inhaltlich?
Es gibt kein wirkliches Konzept, aber es ist unser sozialkritischstes Album bisher. Es gibt viele Dinge, die wir einfach akzeptieren und nicht hinterfragen. Das Album betrachtet unser kollektives Handeln und Versagen.
Im Opener ”The Drone Kingdom” ist Sängerin Messy Mathi zu hören, ihr Gesang mutet fast ein wenig mittelöstlich an. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Wir waren auf der Suche nach dem besonderen i-Tüpfelchen für den Song. Über einen Freund kontaktierten wir Messy und fragten, ob sie Interesse hätte, etwas mit uns aufzunehmen. Sie singt in der Band Barst, die wir sehr mögen. Glücklicherweise sagte sie ja. Wir haben uns dann nur auf den Songabschnitt verständigt, in dem sie singen sollte und ansonsten nichts vorgegeben. Sie kam dann mit ihrer Idee, die uns wirklich umhaute.
Bitte nenne uns ein altes (vor 2000 veröffentlicht) und ein neues (nach 2000 veröffentlicht) Album, dass du liebst und dass dich maßgeblich beeinflusst hat.
„Close To The Edge” von Yes und ”White Pony” von den Deftones.
Wie sind eure Pläne für 2019?
Wir wollen unser Album bestmöglich promoten und soviele Konzerte und Festivals wie möglich spielen. Vielleicht schreiben wir auch schon dieses Jahr Material für ein neues Album. Und ein Proberaum wäre gut.
Kommen wir nun zu unserem Metal1.info-Brainstorming. Was kommt dir zu folgenden Begriffen spontan in den Sinn?
Klassische Filmsoundtracks:
Ich liebe Soundtracks. Sie halten die einzelnen Elemente eines Films zusammen.
Kim Jong-un:
Der vielleicht beste Golfer der Welt. Er soll einmal 18 Löcher aufeinmal in einer Runde geschafft haben.
Karma:
Is A Bitch.
Lemmy:
Jack Daniels scheint mache Leute länger als andere am Leben zu halten.
Massive Attack:
Tear Drop.
Vielen Dank. Hast du ein paar abschließende Worte für unsere Leser?
Wir sind sehr dankbar für das ganze positive Feedback in den letzten Jahren. Es lässt einen demütig werden, dass es Menschen gibt, die unsere Musik so sehr genießen. Ein großes Danke an euch alle.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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