Interview mit Ágnes und Mihály von The Moon And The Nightspirit

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Mit seiner neuen Platte „Metanoia“ hat das ungarische Folk-Duo THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT ein geradezu magisches, atmosphärisches Album veröffentlicht, auf dem Ágnes und Mihály den Hörer einmal mehr in eine wundersame Welt voller Naturgeister versetzen. Warum darauf vermehrt Piano und Maultrommel zum Einsatz kommen, aus welchem Grund ihre Songs gewissermaßen symphonisch klingen, inwiefern ungarische Komponisten und Philosophen Einfluss auf die Platte hatten und was Mákos Nudli sind, erfahrt ihr im folgenden Interview mit den beiden.

Hallo! Vielen Dank, dass ihr mit uns dieses Interview führt. Wie geht es euch?
Hallo, uns geht es gut, danke. Das neue Album ist fertig und veröffentlicht und wir haben schon damit angefangen, Konzerte zu spielen, um unsere neuen Songs zu präsentieren. Wir sind schon sehr neugierig auf die Reaktionen. Sehr aufregende Zeiten.

Eure Musik wird vor allem mit (Pagan) Folk, Weltmusik und Mittelaltermusik in Verbindung gebracht. Findet ihr, das trifft es gut oder würdet ihr eure Musik anders beschreiben?
Wir sagen immer, dass wir naturinspirierte – sei es nun pagane, rituelle oder spirituelle – akustische Musik auf Klassik- und Folk-Instrumenten darbieten.

Inwiefern, denkt ihr, unterscheidet ihr euch von anderen Folk-Gruppen?
Wir denken, dass unsere Musik sehr melancholisch und elfenhaft klingt und sich aus Spiritualität speist. Das sind möglicherweise die größten Unterschiede zu anderen Bands.

Was genau fasziniert euch an den Stilmitteln und Instrumenten, die ihr einsetzt, und was sind die Ursprünge eurer Beziehung zu dieser Art von Musik?
Wir haben schon immer Musik – unabhängig vom Genre – geliebt, die mystisch, magisch und naturorientiert ist. Wir wollten immer Musik kreieren, die zeitlos und außerweltlich, aber auch einfach und verspielt ist. In allen Instrumenten, die wir verwenden, suchen wir einen altertümlichen und ursprünglichen Sound. Auf unserem neuen Album „Metanoia“ nutzen wir beispielsweise viel Piano aufgrund seines kristallenen und sternenklaren Klangs sowie die Maultrommel, die den Songs etwas Schamanisches, Rituelles verleiht.

Habt ihr auch einen Bezug zu Metal?
Absolut. Wir sind beide große Metal-Fans und haben auch beide schon in Metal-Bands gespielt.

Wo seht ihr eure größte Stärke und Schwäche als Künstler?
Unserer Meinung nach sind wir ziemlich gut darin, Instrumentierung zu komponieren und die richtige Atmosphäre zu erschaffen, doch als Solisten sind wir furchtbar.

Ich habe das Gefühl, dass bei euch keines der Instrumente bevorzugt verwendet wird, sondern dass alle wie in einer Symphonie zusammenwirken. Würdet ihr das so unterschreiben und falls ja, was ist der Grund dafür?
Wir sind sehr froh, dass dir das aufgefallen ist, danke! Es ist sogar so, dass diese Platte als eine Art Elfensymphonie gedacht ist. Mit „Elfen“ sind in diesem Kontext alle Elemente der Natur gemeint, also auch Vögel, Blumen oder sogar Sterne. Wir sind ziemlich verrückt nach symphonischen Strukturen, weil wir große Fans von Béla Bartók sind (er ist ein ungarisches Komponistengenie).

Eure Musik ist auf Platte schon sehr atmosphärisch, aber ich spielt auch live. Wie wichtig sind euch als Künstler Konzerte und worin seht ihr Vor- und Nachteile gegenüber der Arbeit im Studio?
Es ist uns sehr wichtig, unsere musikalische Welt mit dem Publikum live zu teilen. Das erschafft immer eine viel intimere Verbindung zu den Hörern. Das ist der Vorteil. Der Nachteil ist natürlich, dass es sehr schwer ist, dieselbe Qualität wie im Studio live umzusetzen. Bei den Konzerten werden wir von zwei Gastmusikern unterstützt. Gergely Cseh am Bass, Gábor Végh an der Perkussion. Mittlerweile verwenden wir auch Samples, weil es noch mehr Leute bräuchte, um alle Instrumente zu spielen, die wir auf unseren Alben verwenden, was einfach nicht möglich ist.

Euer aktuelles Album heißt „Metanoia“. Es handelt sich um den griechischen Begriff für Buße, laut der Albumbeschreibung besingt ihr darauf die „Rückkehr zum unberührten und reinen Pfad des kristallenen Daseins“. Wie genau ist das zu verstehen?
Wir verwenden das Wort „Metanoia“ auf einer philosophischen bzw. metaphysischen Ebene. Es bezieht sich auf einen Wendepunkt, eine Rückkehr zum ursprünglichen Pfad des Existierens. Ein spirituelles Erwachen in einem goldenen Zeitalter der Unschuld und Einigkeit, die Erkenntnis, dass wir alle derselben Quelle entspringen, eine Einheit mit der Natur, dem sternenklaren Universum und unserem göttlichen Selbst. Diese Transzendenz ist das Hauptkonzept unseres neuen Albums.

Seht ihr „Metanoia“ als Konzeptalbum?
Ja. „Metanoia“ ist ein Konzeptalbum und, wie du schon in deinem Review angemerkt hast, kann es nur im Ganzen interpretiert werden. Obwohl es einzelne Songs sind, formen sie zusammen eine Einheit und existieren in Symbiose miteinander. Die Platte hat einen Anfang, einen Hauptteil und ein Ende. Es gibt hier keine richtigen Hitsongs, sondern eine längere Reise durch ein Album.

Was hat euch zu den Texten inspiriert?
Unsere lyrische Hauptinspiration war der folgende Satz von Hamvas Béla, Ungarns größtem Philosophen: „Das goldene Zeitalter ist keine historische Ära, sondern ein Zustand, der als solcher zu jeder Zeit besteht; das Einzige, wovon es abhängt, ist, ob da jemand ist, der es realisiert…“

Wo seht ihr die größten Unterschiede zwischen eurer neuen Platte und dem Vorgänger „Holdrejtek“?
Es gibt eigentlich keine Verbindung zwischen den beiden – abgesehen davon, dass sie von uns geschrieben wurden. „Metanoia“ ist spiritueller und transzendentaler. Während „Holdrejtek“ quasi „Waldmusik“ war, hat das neue Album eine kosmische, sternenklare Atmosphäre.

Gibt es einen Track auf „Metanoia“, der euch besonders am Herzen liegt und falls ja, wieso?
Unser Lieblingssong wechselt ständig. Wir lieben alle Tracks aus verschiedenen Gründen.

Auf eurer Bandcamp-Seite bietet ihr auch eine Luxus-Version der Platte an, die zwei Remix-Versionen von darauf enthaltenen Tracks beinhaltet. Wie kam es dazu?
Die zwei Remixe waren als Experimente gedacht. Der erste ist ein Remix von „Mystérion Mega“, eine eher ätherische, psychedelische Version. Der zweite ist ein Remix von unserem Freund Tamás Kátai – Kopf von Thy Catafalque – dessen Musik sehr inspirierend, unserem musikalischen Stil nah und doch sehr fern ist. Wir wollten unbedingt seine Version von einem unserer Songs hören und wir sind sehr glücklich mit dem Resultat.

Ágnes, du hast das mystische Artwork selbst kreiert. Was kannst du uns über seine Entstehung und seine Bedeutung erzählen?
Die Bilder sind meine Reflektionen der Musik und sie haben eine starke Bindung zu den Texten und der Musik.

Was sind eure nächsten Pläne für THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT?
Wir werden diesen Sommer auf einigen Festivals spielen und unser neues Album vorstellen, unter anderem zum Beispiel auf dem Yggdrassil Festival, dem Hörner Fest, dem Ragnard Rock Fest und dem Prophecy Fest.

Zum Abschluss würde ich mit euch gerne noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming durchgehen:
Flüchtlinge: Menschen wie wir mit anderen und härteren Lebenserfahrungen.
Technologie: Wir verwenden sie, sind aber nicht ihre Sklaven.
Ungarische Lieblingsspeise: Mákos Nudli, ungarische Klöße mit Mohn.
Prophecy Productions: Professionell und verlässlich.
Lieblingsinstrument: Wechselt immer. (lacht)
Griechische Philosophie: Plato und Aristoteles, der Beginn der Philosophie.

Gut, dann nochmals vielen Dank, dass ihr uns eure Zeit zur Verfügung gestellt habt. Die letzten Worte gehören euch:
Danke vielmals für das Interview. Wir haben es sehr genossen, deine Fragen zu beantworten! Möge das Licht euch auf eurem Pfad folgen!

Publiziert am von Stephan Rajchl

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