Interview mit Clayton Cushman von The Flight Of Sleipnir

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THE FLIGHT OF SLEIPNIR gehören mit ihrer einzigartigen Mischung aus Doom Metal, Stoner Rock, Folk und ein wenig Black Metal wohl eindeutig zu den interessantesten Bands aus den USA. Das beweisen die Amerikaner abermals mit ihrem aktuellen Album „Skadi“. Im Interview mit Sänger, Gitarrist, Bassist und Keyboarder Clayton Cushman erfahrt ihr mehr darüber, warum die Band nun von einem Duo auf ein Quartett angewachsen ist, weshalb der Release der Platte etwas auf sich warten ließ und welche nordische Gottheit die interessanteste ist.

Obwohl es euch schon einige Jahre gibt und ihr schon mehrere Alben veröffentlicht habt, werden euch wohl einige unserer Leser noch nicht kennen. Darum stell bitte deine Band THE FLIGHT OF SLEIPNIR kurz vor.
David (Csicsely; Gesang, Gitarre, Schlagzeug) und ich formten die Band gegen Ende 2007, um ein Projekt zu haben, in dem wir andere Klänge ergründen können als in den Black- und Death-Metal-Bands, in denen wir davor gespielt hatten. Anfangs waren wir größtenteils eine Studio-Band, aber mit der Zeit haben wir Live-Mitglieder aufgenommen und immer öfter live gespielt. Inzwischen sind wir ein Quintett und spielen sowohl im Studio als auch auf der Bühne.

Eure Musik ist sehr eigenständig, eine untypische Mischung aus Doom Metal, Stoner Rock, Folk und ein wenig Black Metal. Was schätzt ihr am meisten an dem jeweiligen Genre?
Wir wollten einfach eine Band gründen, mit der wir die Musik spielen können, die wir hören wollen und da wir Fans all dieser Genres sind, hat sich das ganz natürlich so ergeben. Es ist schwer, einen exakten Grund auszumachen, aus dem wir diese Spielarten lieben. Gute Musik ist einfach gute Musik.

Welche Bands und Musiker haben euch denn am meisten beeinflusst?
Für mich prsönlich wären das Borknagar, Ulver, Absu, Pink Floyd, Richard D. James, Black Sabbath, Yes und Sonic Youth.

Seit 2016 sind Justin Siegler (Gitarre) und Dave Borrusch (Bass) nicht mehr nur Teil eurer Live-Besetzung, sondern feste Bandmitglieder, richtig? Wieso habt ihr sie nun fix in die Band geholt?
Wir versuchen, die Kluft zwischen Studio und Live-Show zu überbrücken. In der Vergangenheit waren sie voneinander getrennt, aber ich denke, es steckt viel Kraft darin, sie einander näher zu bringen. Das wird uns konsistenter machen. Jedenfalls habe ich Justin und Dave schon immer als Mitglieder angesehen, auch schon bevor sie mit uns „Skadi“ aufnahmen.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Haben eure beiden neuen festen Mitglieder nun auch Einfluss darauf?
Für das Songwriting sind immer noch David und ich zuständig, aber wenn wir die Songs arrangieren, haben die beiden auch Einfluss darauf. Manchmal schreiben sie sogar ein paar Fills oder Leads. Meistens präsentieren David und ich der Band ganze Songs oder wir arbeiten zusammen, indem wir Riffs hin- und zurückschicken bis wir auf etwas stoßen, das für uns passt.

Eure Band heißt THE FLIGHT OF SLEIPNIR, euer aktuelles Album „Skadi“. Ihr seid also ganz offensichtlich von nordischer Mythologie inspiriert. Wie seid ihr zum ersten Mal mit dieser Thematik in Berührung gekommen und was fasziniert euch daran so?
Ich kam erstmals als junger Mann in meinem eigenen Zuhause damit in Kontakt. Meine Eltern waren Anhänger des Heidentums – es gab Bücher über nordische Magie und Mythologie in unseren Bücherregalen. Später stieß ich in der Underground-Metal-Szene der 90er bzw. 00er Jahre auf viele dieser Themen, was wirklich interessant war. David hatte dann die Idee für das Konzept der Band und ich war damit einverstanden. Das, was mich am meisten zu diesen Themen hinzieht, ist die Art, mit der die Natur durch Metaphern und Sinnbilder beschrieben wird – das passt gut zu den musikalischen Ideen, die wir umsetzen wollten.

Ist „Skadi“ als Konzeptalbum zu verstehen? Und falls nicht, wieso habt ihr euch dann dafür entschieden, es nach der nordischen Jagdgöttin zu benennen?
„Skadi“ ist kein Konzeptalbum. Wir haben den Großteil der Produktion in den Wintermonaten erledigt und der Name passte zu der Stimmung, die während der Schöpfung des Albums zu spüren war.

Gibt es einen bestimmten Track auf eurem neuen Album, der besonders viel bedeutet und falls ja, welcher und warum?
Ich würde sagen, „Awaken“ hat die größte persönliche Bedeutung für mich. Ich habe den Track als Reflektion darauf geschrieben, wie mein Großvater mütterlicherseits mit Alzheimer gerungen hat und schließlich daran gestorben ist.

Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen eurem letzten Album „V.“ und „Skadi“?
Dass Justin und Dave dabei waren, hat die Platte um eine neue Dimension erweitert, außerdem habe ich die Gitarren diesmal anders aufgenommen. Ich habe mich diesmal an einer simpleren Produktionstechnik versucht. Zudem sind es weniger, aber längere Songs.

Angeblich habt ihr euch beim Schreiben von „Skadi“ wieder mehr von älteren Releases inspirieren lassen. Wie genau ist das zu verstehen?
Falls wir uns von älterem Material von THE FLIGHT OF SLEIPNIR inspirieren haben lassen, dann war das nicht bewusst. Es mag durchaus sein, dass das Album gefühlsmäßig „Algiz + Berkanan“ ähnelt, aber das sehe ich erst jetzt im Nachhinein. Die Entstehung der Platte war an sich ganz normal, wie üblich.

Wie du es bereits erwähnt hast, habe ich den Eindruck, dass das Album als Ganzes kürzer ist als eure bisherigen, dafür sind die einzelnen Songs etwas länger. War das eine bewusste Entscheidung oder eher eine natürliche Entwicklung?
Das geschah zu 100 % natürlich. Wir arbeiten einfach so lange an einem Song bis er sich vollständig anfühlt.

„V.“ erschien noch auf Napalm Records, „Skadi“ nun auf Eisenwald Tonschmiede. Warum habt ihr das Label gewechselt und weshalb genau fiel eure Wahl auf Eisenwald?
Napalm hat uns fallen lassen. Sie wollten höhere Verkaufszahlen. Aus einer unternehmerischen Perspektive kann ich das nachvollziehen, aber ehrlich gesagt kümmert mich nur die Musik. Eisenwald ist diesbezüglich mehr auf unserer Wellenlänge. Unsere Freunde in Velnias verwiesen uns dorthin und bisher sind wir sehr zufrieden damit, wie es läuft.

Nachdem ihr zuvor immer sehr schnell neue Alben veröffentlicht habt, hat „Skadi“ nun immerhin drei Jahre auf sich warten lassen. Warum habt ihr euch diesmal so viel mehr Zeit gelassen?
Wir haben viel Zeit damit verschwendet, einen Trip nach Europa zu planen, der dann doch nicht stattfand. Wir tourten etwas in den Staaten und das Album nahm bezüglich der Entstehung etwas mehr Zeit in Anspruch. Im letzten Quartal 2016 war es fertig, aber aus logistischen Gründen haben wir mit dem Release bis 2017 gewartet.

Habt ihr vor, eure nächste Platte wieder schneller zu veröffentlichen?
Das ist gut möglich, aber bei uns allen ist für dieses Jahr schon viel Persönliches geplant. Wir wollen es nicht überstürzen, aber auch keine Zeit vergeuden – wir haben bereits jetzt einige neue Songs geschrieben, also es geht voran.

Habt ihr in nächster Zeit Live-Shows geplant? Vielleicht auch in Europa?
Wir müssen unbedingt mal in Europa spielen. Momentan ist aber noch nichts konkret. Wir werden dieses Jahr ein paar lokale Shows spielen und es gibt immer die Möglichkeit, zu uns in die USA zu kommen.

Kommen wir langsam zum Ende. Zum Abschluss würde ich mit dir gerne noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming machen:
Pillorian„Obsidian Arc“: Hab es erst jetzt gehört – klingt ziemlich gut.
Interessantester nordischer Gott: Das wäre wohl Hel – viele Geheimnisse ranken sich um sie. Ein Tod ohne Ruhm ist ein Schicksal, das wohl viele von uns auf diesem Planet ereilt, darüber kann man sich schon Gedanken machen.
Donald Trump: Kein Kommentar
Lieblingsalbum: Pink Floyd – „Obscured By Clouds“
Religion: Das effektivste Werkzeug zur Unterwerfung, das die Menschheit je erdacht hat, und ein Hauptgrund für viel Leid in dieser Welt.
THE FLIGHT OF SLEIPNIR in zehn Jahren: In zehn Jahren kann viel passieren. Wir können nur warten und beobachten.

Sehr gut, dann nochmals vielen Dank für dieses Interview. Die letzten Worte gehören dir:
Ich schätze dein Interesse und deine Unterstützung, es war ein Vergnügen, mit dir zu sprechen!

Publiziert am von Stephan Rajchl

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