Während das Flaggschiff des deutschen Black Metal, Endstille, so ziemlich jeder kennt, sind TAUTHR den Meisten bislang wohl unbekannt – und das, obwohl die Band um die Endstille-Mannen L. Wachtfels, Cruor und MD fast zehn Jahre, bevor die Republik den Namen Endstille zum ersten Mal gehört hat, aus der Taufe gehoben wurde. 19 Jahre nach Bandgründung erscheint mit „Life-Losing“ nun das Debüt-Album – ein willkommener Anlass, Schlagzeuger MD bezügich des Albums, aber auch zu den neuesten Entwicklungen bei Endstille zu befragen.
Moin Moin! Gut gehts. Endlich ist die TAUTHR Scheibe draußen, die Reaktionen sind sehr positiv. Da kann es einem doch nur gut gehen.
TAUTHR hatten sich ja bereits aufgelöst und vor dem Split lediglich zwei Demos veröffentlicht. Wie kam es damals zu dem Split?
Das hatte rein berufliche Gründe. Wir kamen aus Husum und Schleswig und probten in einem kleinen Kaff namens Eggebek. Sator zog aus beruflichen Gründen nach Hamburg, ich zum studieren nach Kiel. So war das Proben auf jeden Fall sehr schwierig. Ich konzentrierte mich dann auch eher auf meine damalige Rockband Volcano Tornado. L.Wachtfels zog dann auch zum studieren nach Kiel, naja, und dann haben wir Endstille gegründet. TAUTHR lebte immer weiter, aber erst 2005 haben wir es mal wieder zu einer gemeinsamen Probe geschafft. Von da an ging es kontinuierlich weiter.
Und wann und aus welcher Motivation habt ihr euch dazu entschlossen TAUTHR wieder aufleben zu lassen?
TAUTHR ist einfach eine geile Band. Die Musik hat schon in den 90ern alles weggeblasen. Wir hatten uns aber nie richtig um einen Deal gekümmert. TAUTHR hat nicht solche eng gesteckten Grenzen wie Endstille. Bei TAUTHR ist alles erlaubt. Und wir wollten mit TAUTHR einfach mal ein richtiges Album auf den Markt bringen.
War die Band in der Zwischenzeit wirklich tot, oder bestand immer der Gedanke, die Truppe zu gegebener Zeit wiederzubeleben?
Der Gedanke bestand immer. Zeitlich musste nur alles passen. Und die Posten an der zweiten Gitarre und am Bass mussten erstmal passend besetzt werden.
Entstand das Material, das ihr jetzt, 19 Jahre nach Bandgründung, auf eurem Debüt-Album verarbeitet, alles nach der „Reunion“ 2006, oder finden sich darauf auch alte Stücke?
Nein, das sind alles neue Songs. Es wird das Demo “Dominanz in 997” auch noch als Vinyl veröffentlicht. Da wird man auch hören, dass TAUTHR früher ne ganze Ecke schneller war.
Wie ging die Wiedervereinigung konkret von statten? War das ganze Wachtfels‘ Idee, nachdem dieser ja der Bandgründer ist, und waren du und Sator gleich Feuer und Flamme für diese Idee?
Naja, wenn das Telefon klingelt und er mich fragt, ob wir nächste Woche mit TAUTHR proben sollen, dann sag ich nicht nein. Sator und ich waren sofort Feuer und Flamme. Es stand ja auch immer fest, dass wir nochmal was mit Tauthr aufnehmen werden. Es war nur eine Frage der Zeit.
Das Album wurde bereits 2008 aufgenommen… wieso hat es bis zum endgültigen Release so lange gedauert?
Naja, die Vertragsangebote schaut man sich ja auch ganz genau an. Wir haben ja mittlerweile Erfahrung auf dem Gebiet und unterschreiben nicht jeden Vertrag. Und als dann der Kontakt zu Sven von Ván Records zustandekam (Sven kennt TAUTHR übrigens schon seit dem ersten Demo “Lead Us Mortals” von 1996) passte alles perfekt zusammen.
Das Cover zu „Life-Losing“ will sich mir nicht ganz erschließen… magst du vielleicht ein paar Worte zum Inhalt des Bildes verlieren?
Hmmmm… schwierig. Naja, eine fixierte Frau, vermutlich ein Bild aus den 20er/30er Jahren. Für mich wirkt das Bild jetzt nicht so, als ob sie den nächsten Tag noch erLEBT.
TAUTHR wurden ja bereits 1991 gegründet… neun Jahre, bevor die Republik den Namen Endstille zum ersten Mal gehört hat… Wie erklärst du dir, dass TAUTHR im Endeffekt in der Versenkung verschwunden sind, wohingegen ENDSTILLE ein rasanter Aufstieg bevorstand?
Musikalisch liegen die beiden Formationen zumindest heutzutage ja garnicht so weit auseinander…?
Erstmal wurde TAUTHR von L.Wachtfels gegründet. Ich kam “erst” 1994 dazu und Sator “erst” 1995. Es gab ja schon vor mir einen anderen Drummer. Es gab auch früher einen anderen Gitarristen. Wachtfels hat damals “nur” Bass gespielt. War aber immer der Hauptsongwriter, was er auch heute noch ist. Naja, TAUTHR wurde auf Eis gelegt und die Gründung von Endstille kam halt deshalb zustande, weil die Persönlichkeiten dazu passten.
Mit Cruor am Bass habt ihr mittlerweile ja sogar noch einen dritten Endstille-Mann in euren Reihen – und so bis auf den Sänger die komplette Band auch bei TAUTHR aktiv. Ist TAUTHR ein „Endstille II“, oder wo siehst du die Unterschiede in Musik und Intention zwischen den beiden Bands?
Musikalisch, finde ich, sind da Welten zwischen. Klar hört man heraus, dass da auch irgendwatt von Endstille mitmischt. Aber TAUTHR baut viel mehr auf Atmosphäre und Spielereien. Bei Endstille herrscht die rohe Gewalt. Da geht es nicht um Schönheit.
Einige Riffs, vor allem aber der Sound von „Life-Losing“ erinnern mich mehr als deutlich an den großen Bruder… wonach entscheidet ihr, ob ein Riff für Endstille oder TAUTHR Verwendung findet?
Wachtfels ist ja der Songwriter in beiden Bands. Wenn er Gitarrenriffs “abliefert” dann hören wir ganz klar raus, ob das für Endstille oder TAUTHR ist. Die aggressiven Sachen landen bei Endstille und die atmosphärischeren Parts bei TAUTHR. Aber, wenn wir zum Proben gehen, wissen wir ja, ob eine TAUTHR Probe ansteht, oder eine Endstille Probe.
Nach der Trennung von Sänger Iblis bei Endstille wart ihr ja einige Zeit auf der Suche nach einem neuen Sänger… wieso habt ihr die beiden Bands nicht noch enger verknüft und einfach Sator genommen? Was man auf „Life-Losing“ so hört, wäre der Mann doch die Idealbesetzung gewesen?
Nein. Sator ist Sänger von TAUTHR. Punkt. Wir möchten das auch so halten. Er hat ja auch eher eine Death-Metal lastige Stimme. Auch von seiner Persönlichkeit, passt er besser zu TAUTHR als zu Endstille.
Nach einigen Shows mit Mannevond (Koldbrann) hattet ihr vorübergehend ja den Mexikaner Lugubrem als Fronter… wie seid ihr auf ihn gekommen, und ward ihr mit seiner Leistung zufrieden?
Lugubrem ist Sänger von Crimson Moon, mit denen wir 2008 in Mexiko getourt haben. Er ist ein guter Kumpel von uns und da Mannevond die Tour nicht einspringen konnte, mussten wir überlegen, ob wir die Tour fallen lassen oder eine andere Alternative suchen. Da erschien und die Idee mit Lugubrem am besten. Er ist ein großartiger Sänger, sein Stageacting ist sehr gut. Ob man das nun mag oder nicht, ist ja bekanntlich Geschmackssache. Mannevond aber auch Lugubrem waren nie feste Sänger der Band. Sie haben die Lücke geschlossen die durch den plötzliche Ausstieg von unserem ehemaligen Sänger entstanden ist.
Wie du eben sagtest: Sein Stageacting war durchaus Geschmackssache… Ich persönlich fand ihn nicht nur als Sänger eher mäßig talentiert, sondern auch beispielsweise sein ständiges Herumritzen an seiner Zunge ziemlich daneben, wenn ich ehrlich bin.
War euch egal, was euer Fronter für eine Show abzieht?
Klar. Er ist Künstler und kann machen was er will, solange es zur Band und Musik passt.
Ihr habt euch auf Dauer dann doch für einen anderen Mann entschieden, und konntet mit Zingultus (Nagelfar, Graupel) eine echte Größe des deutschen Black Metals verpflichten. Wie kam es dazu?
Wir kennen Zingultus nun schon viele Jahre, haben ja auch mit Graupel eine Split Scheibe veröffentlicht. Als wir auf der letzten Tour waren, hatte er sich für das Konzert in Köln angekündigt. Er meinte, er hätte Lust “Frühlingserwachen” bei dem Konzert zu singen. Geile Idee! Also kam er vorbei und wir hatten einen großartigen Abend. Während der Unterhaltung kam irgendwann der Punkt, wo er auch sein Interesse an dem Sängerposten zeigte. Wir hatten natürlich auch die Idee gehabt, wussten aber nicht wie das funktionieren soll, so über 600km Distanz. Aber es funktioniert! Und er passt super in die Band. Zingultus ist absolut entspannt, stressfrei, keine Diva, ein absolut professioneller Sänger!
Ja, auch er kann machen was er will. Dass wir natürlich kein Iblis II in der Band haben wollten, liegt ja wohl auf der Hand. Er ist Proklamator, deshalb das Rednerpult. Aber wie gesagt, er kann machen was er möchte. Er bringt sich kreativ in die Band mit ein.
Ihr habt auf dem Summer Breeze ja bereits einen Song von eurem nächsten Album, „Infektion 1813“ gespielt. Kannst du uns vielleicht hierzu einige Details verraten? Ist das gute Stück bereits aufgenommen, wann darf man mit einem Release rechnen, und natürlich: Was steckt hinter dem Albumtitel?
Musik ist aufgenommen, nur der Gesang fehlt noch. Der wird im September/Oktober aufgenommen. Eigentlich hatten wir mit einem Release in Richtung Dezember gerechnet, aber durch interne Verzögerungen wird es wohl etwas später. Musikalisch ist es natürlich ein Endstille Album geworden, aber es wird nicht solch eine, ich nenne es mal “verträumte” Platte wie Verführer, sondern es aggressives Album mit mehr Dreck, Schmutz und Abwechslung.
Ok, man darf also gespannt sein… Um aber wieder zu TAUTHR zurückzukehren: Wie geht es jetzt, nach Release des Albums, weiter? Touren? Neues Material schreiben? Wieder eine Pause einlegen?
Wir haben diese Woche wieder mit dem Songwriting für TAUTHR angefangen. Da wird dann also auch ein weiteres Album kommen. Konzerte sollen folgen, auch da wird sich unsere Booking Agentur Dragon-Productions drum kümmern. Pause? Nicht schon wieder…
Gut, das war auch schon meine letzte Frage, wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview gerne mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden.
Aus folgenden Paaren bitte immer das bevorzugte auswählen und kurz begründen:
Festivalshow – Clubgig: Clubgig: mehr Kontakt/Energie
Vinyl – CD: Vinyl: Früher war nicht alles besser, das Vinyl aber schon, damals hieß sie noch LP
Endstille-Gig beim Summer-Breeze 2008 – Summer-Breeze 2010: 2010: Früher war bekanntlich nicht alles besser
Bier – Bionade: Bier: Schmeckt einfach besser…
Tauthr – Endstille: Das ist echt fies. Beide! Oder: Overdrive Sensation
Obst – Gemüse: Gemüse: Steh nicht so auf süßes Zeugs
Online-Magazin – Printmagazin: Print: Das ist wie mit mp3 und Vinyl. Ich habe lieber etwas in der Hand.
Ok, vielen Dank an dieser Stelle, das wars dann auch schon wieder von meiner Seite. Wenn du noch etwas loswerden willst, hast du jetzt noch die Gelegenheit dazu:
svin kunukr sati stin uftir skarþa sin himþiga ias vas farin vestr ian nu varþ tauðr at hiða bu.
Na wenn das kein gelungenes Schlusswort war. Ich danke dir!