Interview mit Aleksi Munter von Swallow The Sun

„Emerald Forest And The Blackbird“ – das neue Album der finnischen Dark Metaller SWALLOW THE SUN ist ein einstündiges Meisterwerk geworden. Etwas wortkarg, aber durch und durch symphatisch erläutert Keyboarder Aleksi Munter den Entstehungsprozess und gibt weitere Einblicke in das Schaffen der Nordmänner. Nebenbei erfahren wir, worüber man bis in die frühen Morgenstunden nachdenken kann, wo die Parallelen zur klassischen Ouvertüre liegen und warum Aleksi gerne deutsch könnte.

Hi Aleksi, zunächst einmal möchte ich dir danken, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Herzlichen Glückwunsch, „Emerald Forest And The Blackbird“ ist ein wunderbares Album. Wie fühlt es sich an?
Hi! Vielen Dank. Es fühlt sich großartig an, das Album war harte Arbeit und manchmal schwierig, alles zusammen zu bekommen, aber als es dann passte, fühlte es sich an wie eine Belohnung und ich denke, das Resultat ist wirklich zufriedenstellend.

Der eröffnende Titletrack scheint alles zu enthalten, was das Album ausmacht (Atmosphäre, schnelle Parts, harte Parts, langsame Parts, natürlich epische Melodien…). Habt ihr es in etwa wie eine Overtüre in einem klassischen Stück konzipiert?
Nun, ich denke, das kann man so sehen. Es ist sicher ein Song, der die Stimmung des Albums definiert und es setzt auch den Rahmen für die Lyrics auf dem Album. Ich denke, die meisten Opener unserer Alben zeigen unseren Sound in einem einzigen Lied auf.

Mir kommt es so vor, als sei das Album etwas langsamer und atmosphärischer als eure früheren Werke. Kommt das hin und wenn ja, was ist der Grund dafür?
Ja, das sehe ich auch so, allerdings ist das mehr so ein Gefühl, wenn man das gesamte Album hört, einzelne Songs können natürlich schon auch mal schneller sein. Einen bestimmten Grund gibt es nicht, die Songs haben sich einfach so entwickelt.


Das Album hat eine durchaus lange Spielzeit, die meisten Bands sind mit 40 oder 50 Minuten zufrieden. War die lyrische oder die musikalische Geschichte so lang?
Naja, die meisten unserer Alben sind etwa 55 Minuten lang und enthalten acht Lieder, diesmal ist es einfach etwas länger geworden. Wir haben viel darüber diskutiert, als wir am Album arbeiteten und haben uns für die längere Variante entschieden. Es fordert etwas mehr vom Hörer, aber alle Songs haben sich den Platz auf dem Album verdient. Einfach ein natürlich Prozess.

Was kannst du über die Texte verraten? Die Songnamen klingen ziemlich interessant…
Es gibt natürlich schon ein übergeordnetes Thema, aber man kann nicht sagen, dass es ein Konzeptalbum ist. Die meisten Songs drehen sich darum, wie man mit Verlusten im Leben klarkommen muss, Entscheidungen, die man trifft, Menschen, mit denen man zu tun hatte und verloren hat und derlei Dinge. Das haben wir in die Rahmenhandlung einer Reise durch die Nacht verpackt, so als wenn man bis in die frühen Morgenstunden wach liegt und sich darüber Gedanken macht.

Meiner Meinung nach ist das Artwork des Albums sehr schön. Ich habe aber auch von Leuten gehört, dass sie es gar nicht mögen. Kannst du dir vorstellen, warum es so polarisiert? Doch wohl nicht deshalb, weil es ziemlich in weiß gehalten ist?
Kann schon sein, vielleicht ist es aber auch der abstrakte Anspruch, es kann an allem liegen. Man kann nie alle zufrieden stellen, aber wir sind absolut zufrieden damit.

Wie passt das Artwork zu Text und Musik?
Unser Ziel war es, ein Bild zu entwerfen, das zu einem Märchen passt und Rami Mursula hat das phantastisch hinbekommen. Ich finde, die Bilder fangen perfekt die Stimmung des Albums ein.


Werdet ihr alle songs so spielen, wie sie aufgenommen sind? Manche sind ja sehr lang, habt ihr Angst, das Publikum zu langweilen?
Wer hatten schon immer lange Songs, also sind wir es gewohnt, damit klar zu kommen. Manchmal nehmen wir hier und da ein Stück raus, aber normalerweise spielen wir die Songs schon so, wie sie auf dem Album sind. Wir sprechen die Setlisten allerdings schon immer genau durch, da es wichtig ist, das Interesse beim Publikum hoch zu halten. Außerdem braucht das Set auch eine vernünftige Dynamik. Es ist so, wie wenn man die Reihenfolge für ein Album bespricht.

Juha hat den größten Anteil der Musik geschrieben. Wollen die anderen nicht oder ist es so schlicht einfacher?
Juha hat eine exzellente Vision, wie die Songs klingen sollen und wenn er die Struktur und den Rahmen beieinander hat, kommen wir anderen ins Spiel und geben unseren kreativen Input und fügen unsere eigenen Arrangements hinzu. Was das Songwriting betrifft, habe ich zwei Lieder beigetragen und ich habe eine Menge Songs, an denen ich arbeite, aber ich bin so verdammt langsam, dass es Jahre dauert, bis die Songs fertig sind.

Vor zwei Jahren wart ihr mit Katatonia und Long Distance Calling auf Tour. Beeinflusst euch die Musik eurer Tourkollegen beim Schreiben der eigenen Lieder?
Manchmal nimmt man natürlich die eine oder andere Idee auf, aber nein, ich denke, nicht allzu sehr. Diese beiden Bands sind tatsächlich großartig und die meisten von uns hören seit mehr als einem Jahrzehnt Katatonia, also haben sie schon einen offensichtlichen Einfluss auf uns.


Euer Line-Up hat sich seit Jahren kaum verändert, wenn man von Pasis Ausstieg 2009 absieht. Dies ist unüblich für finnische bzw. skandinavische Bands. Ist dies einer der Hauptgründe für euren Erfolg?
Klar, das ist ein wichtiger Bestandteil unseres Sounds. Wir sind alle starke Persönlichkeiten und so beeinflussen wir alle den Sound der Band ziemlich stark.

Welche Outputs anderer Bands haben dich zuletzt beeindruckt?
Ich finde das neue Amebix-Album exzellent.

SWALLOW THE SUN ist für ausgedehnte Touren bestens bekannt. Gibt es schon Termine, um das neue Album zu supporten?
Da sind wir dran. Wir spielen einige Shows in Finnland direkt nach dem Release, im Herbst ist dann eine längere Tour geplant.

Ihr bringt eure Alben in schöner Regelmäßigkeit heraus. Habt ihr schon neue Songsfertig?
Tjoa, Juha könnte schon welche haben, aber erstmal wollen wir das Album draußen haben, bevor wir uns darum kümmern.

Gibt es da etwas, was du mit SWALLOW THE SUN noch mal gerne machen würdest (zum Beispiel in „exotischen“ Ländern touren, ein Akustik- oder Coveralbum aufnehmen?
Klar, so manches würden wir schon noch gerne machen, Südamerika, Asien, Australien und so. Mal sehen, was die Zukunft so bereit hält.

Viele finnische Bands schreiben Songs und Texte über traditionelle Themen wie die „Kalevala“. Wäre das auch was für SWALLOW THE SUN?
Ne, nicht wirklich. Wir können von überall her Einflüsse beziehen, aber ich denke, wir haben einfach einen eigenen Stil, die Texte zu schreiben.

Ich hatte das lettze Album von Plutonium Orange zur Review. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten bezüglich eurer Nebenprojekte?
Ich habe die Keyboards für die letzten Alben von Insomnium und Ghost Brigade eingespielt, Mikkos Barren Earth bringt bald eine neue Scheibe raus und Kai macht immer irgendwas. Andere Nebenprojekte sind zur Zeit nicht geplant, aber ich denke, die meisten von uns haben was, woran sie arbeiten.

Ok, damit wäre ich durch. Lass uns das Interview mit einem kleinen Wortspiel beenden, deine ersten Gedanken zu den folgenden Begriffen.
Rating-Agenturen: Das ganze Finanzsystem ist im Moment total kaputt
Maya-Calendar: Nun, sie hatten 63 Millionen Jahre Zeit, also denke ich mal nicht, dass die Welt dieses Jahr untergeht, schon gar nicht aufgrund des Kalendars
Teemu Pukki: Wer?
Natur: Großartig, vor allem in Finnland
Metal1.info: lässt mich wünschen, dass ich deutsch könnte ;)

Ok, danke, dass du dir die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten. Die letzten Worte gehören dir.
Danke für das Interview. Ich hoffe, euch alle bei den Shows zu sehen und unterstützt uns, in dem ihr das Album kauft. Cheers!

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert