Interview mit Sunken

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SUNKEN mögen nicht unbedingt die einzigartigste Band der dänischen Metal-Szene sein. Ihr zweites Album „Livslede“ ist jedoch ein rundum gelungenes, emotional packendes Post-Black-Metal-Werk, das insbesondere Fans von Wolves In The Throne Room, Woods Of Desolation und dergleichen auf keinen Fall übergehen sollten. Warum es SUNKEN nicht stört, mit ihren Vorbildern verglichen zu werden, welche weniger offensichtlichen Einflüsse ihre Musik geprägt haben und inwiefern sich ihre Herkunft in ihrer Kunst niederschlägt, ist im folgenden Interview mit der Band nachzulesen.

Euer Sound wird meist mit Bands wie Wolves In The Throne Room oder Woods Of Desolation verglichen. Findet ihr diese Assoziation passend oder wäre es euch lieber, wenn man eure Musik für sich allein ohne Bezug zu anderen Bands betrachtet?
Beide Bands waren schon immer eine große Inspiration für uns, besonders Wolves In The Throne Room. Ich würde also sagen, die Assoziationen sind angemessen, obwohl ich denke, dass wir uns nach acht Jahren als Band zu etwas Eigenständigem entwickelt haben.

Ich habe den Eindruck, dass ihr nicht nur im Black Metal musikalische Vorbilder habt. Woher bezieht ihr sonst noch eure künstlerische Inspiration?
Wir alle hören eine ziemlich große Vielfalt an Musik und ich glaube, das zeigt sich wirklich auf ‚Livslede‘. Alles von Post-Rock über elektronische Musik bis hin zu Post-Punk und sogar Krautrock. Aber es ist sicherlich Black Metal, der musikalisch die Hauptantriebskraft ist.

Aktuell steht der Release eures zweiten Albums „Livslede“ an. Inwieweit habt ihr euch als Band eurer Meinung nach seit eurem Debüt „Departure“ weiterentwickelt?
Wir sind seit der Veröffentlichung von „Departure“ reifer geworden und ich denke, das Songwriting selbst hat einen viel besseren Fluss. Auch die Songs heben sich voneinander ab und funktionieren gleichzeitig gut zusammen.

Die Platte erscheint über Vendetta Records, ein Berliner Underground-Black-Metal-Label. Warum habt ihr euch gerade für dieses Label entschieden?
Vendetta hat sich nach der Veröffentlichung von „Departure“ an uns gewandt. Wir waren bereits sehr vertraut mit dem Label und seinen vielen tollen Veröffentlichungen. Es besteht kein Zweifel, wie leidenschaftlich Stefan Klose Black Metal liebt, und er hat sich immer sehr um das Label bemüht.

Aufgrund der Coronapandemie gibt es derzeit viele Einschränkungen und viele Bands haben die Release-Termine ihrer Alben deswegen verschoben. Warum wolltet ihr dennoch nicht damit warten, „Livslede“ herauszubringen?
Es ist ziemlich schwer, in diesen Zeiten wirklich etwas vorauszusagen, und es fühlte sich wie der richtige Zeitpunkt für die Veröffentlichung des Albums an.

Kommt ihr einigermaßen gut mit der aktuellen Situation zurecht?
Die aktuellen Umstände sind sowohl für den Einzelnen als auch für eine Band sehr schwer zu bewältigen. Wir mussten eine Menge Dinge absagen, unter anderem unsere Release-Show in Kopenhagen sowie das Vendetta Fest in Berlin.

Sowohl kompositorisch als auch produktionstechnisch scheint „Livslede“ sehr ausgefeilt zu sein. Wie wichtig ist es euch persönlich, dass eure Musik nicht nur emotional mitreißend, sondern auch technisch einwandfrei umgesetzt ist?
Wir schreiben die Musik mit viel Leidenschaft und sind stets bestrebt, unsere persönlichen Gefühle effektiv und für den Hörer nachvollziehbar herauszuarbeiten. Es ist wichtig, dass wir mit dem Ergebnis zu 100% zufrieden sind und dass es Musik ist, an der wir selbst Freude haben würden.

Im Gegensatz zu eurem Debüt tragen die Songs auf eurer neuen Platte hauptsächlich dänische Titel. Warum habt euch dafür entschieden, diesmal eure Muttersprache zu verwenden?
Ursprünglich hatten wir geplant, eine Split mit der dänischen Black-Metal-Band Gespenst zu machen, und dachten, es wäre passend, dies in unserer Muttersprache zu tun. Aus der Split wurde dann nichts und es fühlte sich richtig an, uns weiterhin in unserer Muttersprache auszudrücken.

Den Songtiteln und der Musik nach zu urteilen besingt ihr auf „Livslede“ einige sehr bedrückende Themen. Könntet ihr uns schildern, worum es darin geht und inwiefern ihr darin persönliche Erfahrungen verarbeitet?
Die Texte auf „Livslede“ sind Ausdruck der dunkelsten Ecken des menschlichen Geistes, wenn wir am verzweifeltesten und trostlosesten sind. Inspiriert von unseren eigenen Erfahrungen versuchen wir, mit den Texten Gefühle der Verzweiflung zu vermitteln, um sie zu verarbeiten und anzunehmen und hoffentlich zu lernen, wie wir mit ihnen umgehen können.

Würdet ihr sagen, dass Musik für euch ein Mittel zur Katharsis ist?
Das ist sie mit Sicherheit. Depressive Musik scheint eine beruhigende Wirkung auf den menschlichen Geist zu haben und sie ist eine gute Möglichkeit, mit inneren Gefühlen umzugehen.

Euer Bandname, das Artwork von „Livslede“ und einige der Samples, die man darin hört, legen einen Bezug zum Wasser nahe. Was hat es mit diesem schon auf eurem Debüt erkennbaren Grundthema auf sich?
Die Natur und das Meer liegen uns sehr am Herzen. Das ist eigentlich bei allen Dänen so. Es fühlt sich natürlich an, Black Metal von der lokalen Umgebung inspirieren zu lassen, und Dänemarks Küste ist massiv und bringt einige dunkle Gefühle hervor.

Das Album wird von dem schwermütigen Piano-Stück „Forlist“ eingeleitet. Manche Hörer überspringen solche Intros, weil sie sie für überflüssig halten. Warum ist „Forlist“ aus eurer Sicht dennoch ein wichtiger Bestandteil eures Albums?
Es gibt die Stimmung für das Album vor. Und da die Melodie auf der Schlussmelodie des letzten Stücks „Dødslængsel“ basiert, fügt es einen zyklischen Effekt hinzu.

Während ihr auf „Livslede“ hauptsächlich Black Metal spielt, geht der Track „Delirium“ mit seinen hallenden Clean-Gitarren fast schon in Richtung Ambient. Welche Überlegung steckt hinter diesem ruhigeren, atmosphärischeren Stück?
Dieser Track ist von allen Songs der Platte am meisten von Ambient inspiriert. Wir wollten einen verträumten Song schreiben, einen, der als Abweichung vom Rest des Albums fungiert und gleichzeitig die depressive Atmosphäre der LP beibehält.

In dem Track hört man auch Spoken-Word-Samples. Woher stammen sie und welchen Bezug hat das Gesagte zu dem Track?
Die Spoken-Word-Vocals wurden von unserem Sänger eingesprochen. „Delirium“ ist ein verträumter Track, aber dennoch sehr düster. Der Text handelt davon, in einem glückseligen Traumzustand zu schweben, in dem Wissen, dass man wieder aufwachen wird, um sich der Welt zu stellen, obwohl man den Wunsch hegt, nie wieder aufzuwachen.

Von dem Artwork könnte man auf ein eher kosmischeres, vielleicht auch spirituelles Album schließen. Inwiefern spiegelt es aus eurer Sicht die Texte eurer Songs wider?
Es liegt sicherlich eine Spiritualität darin, die dunklen Klüfte des menschlichen Bewusstseins zu erforschen. Aber was Emil mit dem Artwork erreicht hat, war, das Gefühl der Einsamkeit und Unsicherheit einzufangen, das unsere Musik vermittelt.

Was habt ihr als Nächstes mit SUNKEN vor?
Im Moment warten wir noch auf Möglichkeiten für Live-Auftritte, ansonsten haben wir es nicht eilig. Wir schreiben und veröffentlichen Musik immer in unseren eigenen Räumlichkeiten.

Zum Abschluss möchte ich mit euch gerne noch ein kurzes Brainstorming durchgehen. Was denkt ihr über die folgenden Begriffe?
Streaming-Konzerte: Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Lösungen. Es kann funktionieren, wenn es richtig gemacht wird.
Das Weltall: Faszinierend
Reverb: Ein wichtiger Teil unseres Sounds.
DIY: Lieben wir.
Seenotrettung: Wichtig und notwendig.
Lieblingsband von Vendetta Records: Alle Bands sind für sich alleine großartig, aber nachdem wir vor zwei Jahren mit Ultha in Esslingen gespielt haben, sind sie zu einer unserer Lieblingsbands geworden.

Nochmals vielen Dank für eure Zeit. Gibt es noch etwas, das ihr den Lesern mitteilen möchtet?
Gern geschehen! An die Leserinnen und Leser: Hört in unsere neue Platte rein und passt da draußen auf euch auf.

Publiziert am von Stephan Rajchl

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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