Interview mit Josh Rand von Stone Sour

Die Amerikaner STONE SOUR kann man getrost als die Metal-Band der Stunde bezeichnen: Endgültig aus dem Schatten von Corey und Jims zweitem Arbeitgeber Slipknot getreten, präsentiert sich die Band mit dem ersten Teil ihrer „House Of Gold And Bones“-Doppelalbums stark wie nie zuvor: Ein respektabler siebter Platz in den deutschen Charts sowie ausverkaufte Hallen sprechen für sich. Wie Gitarrist Josh Rand das Album sieht, was sich seit den ersten Touren geändert hat, und was man von Teil zwei erwarten darf, könnt ihr nun hier nachlesen.

Seid ihr jetzt schon länger auf Tour, oder habt ihr gerade erst angefangen?
Die Tour geht jetzt erst los. Wir spielen jetzt bis zum 19. Dezember Konzerte, dann fahren wir alle über Weihnachten und Neujahr nach Hause … aber wir werden wieder eine Weile unterwegs sein.

Seid ihr heute direkt hier zur Location gekommen?
Nein, wir sind gestern schon angekommen, hatten also ein bisschen Zeit, abzuhängen… ich war dann gestern noch hier bei der Motörhead-Show. Das war wirklich der Wahnsinn.

Ja, kann man so sagen [zum Bericht…]. Was erwartest du dir von dieser Tour?
Nun, zum einen ist es der Beginn eines großen Tour-Zyklus, zum anderen ist es auch das zehnjährige Jubiläum unseres Debüt-Albums, deshalb spielen wir auch ein paar Songs von dem Album, die wir ziemlich lange nicht mehr gespielt haben … und dann haben wir natürlich eine Menge neues Zeug im Set. Außerdem haben wir die Backline abgeschafft, wir haben diese Mal also eine komplett freie Bühne hinter uns … das hatten wir auch noch nie. Bislang hatten wir ja immer diese Wand aus Verstärkern und Boxen hinter uns. Wir wollten einfach ein paar neue Sachen ausprobieren, und nicht einfach sagen „hallo, da sind wir wieder…“ und wieder die gleichen Songs spielen.


Wie fühlt sich das eigentlich an, in der gleichen Location wie Motörhead zu spielen?

Das ist schon eine verrückte Sache … vor allem: Die sind so unglaublich laut! (lacht) Das ist wirklich ein Lautstärke-Level, das ich bisher noch nicht gehört habe. Das war der vollkommene Wahnsinn, ich dachte, meine Ohren bluten … aber klar: Das ist schon eine super coole Sache.

Wenn du so eine Tour jetzt mit euren ersten Touren vergleicht – ist es noch das Gleiche, „on the road“ zu sein, wie damals?
Na ja, man muss ehrlich sein: Es ist viel einfacher geworden. Wenn du das erste Mal nach Europa rüber kommst, weißt du nicht, was dich erwartet. Jetzt waren wir schon so oft hier, dass man sich an manche Sachen gewöhnt hat, sich an Locations zu erinnern beginnt – du kannst es lässiger angehen, und ich denke, auch mehr genießen. Es ist einfach nicht mehr so unvorhersehbar, und deshalb einfacher, ja.

Ihr seid dieses Mal mit Papa Roach unterwegs – kanntet ihr die Jungs vor der Tour schon?
Ich habe sie ein paarmal schon getroffen, ja, und ich glaube, sie haben mal eine Tour mit Slipknot gespielt … zu „Iowa“, glaube ich, vielleicht auch zum ersten Album. Insofern kannten Corey und Jim die Jungs schon eine ganz schöne Zeit lang … ich habe sie wie gesagt nur ein paar Mal getroffen, mit ihnen bisschen abgehangen und so.

Denkst du, die Kombination ist gut, also hast du das Gefühl, die STONE-SOUR-Fans mögen auch Papa Roach und andersherum?
Nun, nachdem wir die Jungs kannten, wussten wir, dass es für uns ein gutes Package sein würde, die Bands gut miteinander klarkommen und so hat das für uns einfach Sinn ergeben. Wir glauben auch, dass die STONE SOUR-Fans mit den Papa Roach-Fans gut klarkommen.
Vielleicht sind wir für die kleinen Mädchen unter den Papa Roach-Fans ein bisschen zu heavy … da gab es schon ein paar erschrockene Gesichter in den vergangenen Tagen. (lacht)
Aber für uns schien es das beste Package zu sein, und zwar für Fans und Bands. Du musst auch bedenken, dass so eine Tour wirklich anstrengend sein kann, wenn man nicht mit den anderen Bands auskommt. Das ist einfach die Hölle! (lacht)

Gibt es denn Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Publikum?
Nein, ich denke, alles in allem sind sie sehr ähnlich. Ich will nicht sagen, dass die eine oder die andere Fanbase besser ist als die im anderen Land – ich denke, alle sind hingebungsvoll, und ich denke, oft sind es auch die Regulierungen und Auflagen des Veranstaltungsortes oder des Festivals, die den Unterschied machen und jemanden darin einschränken, seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Ich würde sagen, die STONE SOUR-Fans sind allesamt sehr enthusiastisch, egal, wo sie herkommen. Ich meine, hier geht auf Festivals schon einiges ab, was in den USA so nie passieren würde … das ist schon ein anderes Level, aber das ist schwer zu erklären. Ich will nicht sagen, dass die Fans hier, nur weil sie sich mehr erlauben können und damit davon kommen, passionierter sind … so darf man das auch nicht sehen, finde ich.

Ihr habt ja ein neues Album draußen … wie viele Songs von „House Of Gold And Bones Part 1“ habt ihr in die Setlist übernommen?
Momentan spielen wir vier Stück, und am Ende des Tourzyklus wollen wir noch vier weitere spielen, das ist dann quasi das komplette Album. Aber im Moment sind es vier.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die Songs aus, die ihr ins Set aufnehmt?
Für gewöhnlich erstellen wir erst einmal eine Liste, schreiben uns Feedback von jedem zu den Songs auf, Corey ändert dann teilweise die Reihenfolge danach, wie es für ihn stimmlich einfacher zu singen ist und damit fangen wir an. Du beginnst immer so einfach als möglich, aber es gibt natürlich auch Songs, die die Leute definitiv hören wollen, wie „Through Glass“, „Say You’ll Haunt Me“ oder „Bother“- um diese Songs herum baut man das Ganze dann zusammen.

Kannst du hinsichtlich der Reaktionen der Fans einen Unterschied zwischen dem neuen und älterem Material feststellen?
Ich denke, das neue Material funktioniert ausgesprochen gut. Klar, die Hits der älteren Songs sind da nochmal was anderes, aber die Leute nehmen das neue Zeug auch super gut auf … ich glaube wirklich, dass das unsere beste CD bislang ist. Ich weiß, das sagt jeder (lacht) ‚unser härtestes und bestes Album überhaupt‘ (lacht)
… und das lauteste!
Ja, genau, und das lauteste. (lacht) Aber ich glaube das wirklich!

Würdest du denn sagen, dass das Album euer härtestes ist?
Ja, ich denke, es ist das aggressivste. Die Frage ist immer, wie man „heavy“ definiert … ob hinsichtlich Aggression und Geschwindigkeit, oder „heavy“ im sinne von bedrückend, schwer. Was Geschwindigkeit und Aggression angeht, würde ich sagen, ist es „Part 1“. Wenn wir von stimmungsvoll, düster und „evil“ reden, ist es wohl „Part 2“. Das Album klingt komplett anders – die Leute werden ziemlich von der Rolle sein … es ist härter und weniger hart zugleich, verstehst du? Nicht „hart“ im Sinne von Songs wie „RU486“, eher so wie „Cardiff“ oder „Threadbar“ … diese epischen Songs, düster und stimmungsvoll. Auf dem Opener des zweiten Teils spielen Jim und ich in Bariton-Stimmung, also auf Gis – das waren fast Bass-Seiten. (lacht) Das Album ist wirklich düster.

Ist der zweite Teil denn schon aufgenommen?
Ja. Wir haben den Mix gerade letzte Woche. Ein Song von dem Album ist auch schon gemastert … das wird unsere nächste Single-Auskopplung. Das Mastering des gesamten Albums wird dann hoffentlich Anfang des kommenden Jahres abgeschlossen sein.

Habt ihr also beide Teile, „House Of Gold And Bones Part 1“ und „Part 2“ in einer Session aufgenommen, mit dem gleichen Equipment und den gleichen Settings, als wäre es ein Album?
Ja, genau: Drei Monate, 24 Tracks.


Aber das Mastering erfolgt separat? Warum das?

Na ja, es ist schon etwas eigenes. Als wir es geschrieben haben, war es für uns ein großes Projekt, auch was die Story angeht natürlich und die daraus resultierende Songreihenfolge. Aber es klingt teilweise komplett anders.

Wir sind gespannt! Dann hätte ich noch eine Frage zum Bandgefüge: Shawn Economaki gehört mittlerweile nicht mehr zur Band – könntest du uns kurz erklären, warum?
Darüber will ich will ich nicht viel sagen, weil Shawn ein wirklich guter Freund von mir ist. Wir kennen uns seit 25 Jahren, weißt du? Es gibt einfach bandinterne Dinge, die wir ändern mussten, und die Dinge sind so gelaufen, dass es für uns das sinnvollste war, verschiedene Wege zu gehen.

Könntest du uns noch kurz den neuen Bassisten vorstellen, oder hilft Johny Chow nur für die Tour aus?
Vorerst ist es nur für die Tour, aber ich meine, wir sind gute Freunde, aber wir wollen da auch nichts übereilen. Wie gesagt, Shawn war seit 25 Jahren mit Corey und mir eng befreundet, so eine Lücke schließt man nicht voreilig, mit wem auch immer. Aber Johny ist ein Freund der Band, er macht einen super Job, und wir werden einfach mal abwarten, wo uns das nach dieser Tour hinbringt.

Ok, das war meine letzte Frage, danke dir für deine Zeit!
Gerne, viel Spaß bei der Show nachher!

>> Zum Konzertbericht…


Konzert- / Interview-Fotos von: Sigi Maier

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