Mit ihrem Debüt „Ecstasy Of God“ haben die deutschen Death-Metaller SPHERON aus Ludwigshafen am Rhein ein wirklich beeindruckendes Album abgeliefert. In unserem Interview gibt Schlagzeuger Tobias Blach ausführlich Antworten auf Fragen zu den Aufnahmen, dem Albumkonzept und der Zukunft der Band. Doch lest selbst …
Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Hallo, ja läuft soweit, danke.
Nachdem ihr (zumindest unter dem jetzigen Namen) noch nicht allzu lange aktiv seid, würde ich dich zunächst bitten, unseren Lesern SPHERON in ein paar kurzen Sätzen näherzubringen.
Bei unserer Musik liegt der Fokus, wie der Name andeutet, neben essentiellen Knüppelparts vor allem auf atmosphärischen Elementen sowie auf der Ausrichtung der Texte. Dabei lassen wir uns nicht in eine generelle Death Metal-Schubladen stecken, da wir oft über den Tellerrand hinausschauen und viele andere Einflüsse verarbeiten, um so jedem Song seine individuelle Note und sein Feeling zu verleihen.
Vorher wart ihr als Immanuel Cunt unterwegs – wie seid ihr auf diesen spaßigen Titel gekommen, und was hat euch zum Namenswechsel bewegt?
Primär fanden wir den Wortwitz gut und den häufigen Fragen nach zu urteilen geht das nicht nur uns so (lacht). Die philosophische Orientierung der Text passte auch gut dazu, aber als wir dann den Weg aus dem Probebunker auf die Bühnen gingen, wurde der Name sofort in Richtung Grindcore gesteckt. Da wurde uns klar, dass wir einen Namen brauchen, der unsere Texte, unsere Musik und uns gut repräsentiert. Das so entstandene Kunstwort „SPHERON“ drückt genau dies aus und darüber bin ich sehr froh.
Ihr habt vor einiger Zeit mit „Ecstasy Of God“ nun ein wirklich beeindruckendes Debüt unter dem neuen Bandnamen abgeliefert und dafür völlig zu Recht eine Menge Ruhm geerntet. Hättet ihr mit diesem Erfolg gerechnet?
Nein, ganz sicher nicht und das war auch nicht unser Ziel. Wir wollten ein Album schaffen, das für uns von der Musik, über die Texte, das Artwork, das Design absolut komplett ist und das haben wir geschafft. Das war oft nicht ganz einfach und deswegen freut uns umso mehr, dass wir mit unserer Musik andere Leute begeistern können. Dass unter diesen Leuten auch Tomasz war, der uns unter Vertrag genommen und somit einen großen Beitrag am Erfolg geleistet hat, war das Beste das uns passieren konnte.
Wann habt ihr realisiert, dass „Ecstasy Of God“ so einschlagen würde und welche Auswirkungen hat das auf euch als Band?
Für mich ist das ein längerer Prozess, deswegen hat es auch etwas gedauert bis man sich dessen bewusst war und mit jedem Review und jeder Kritik wird man sich darüber klarer. Als Auswirkung würde ich zum einen bezeichnen, dass wir jetzt noch intensiver und konzentrierter arbeiten. Jeder gibt 105%, um an diesen Erfolg anknüpfen zu können und zum anderen kommen vermehrt Gig-Anfragen hinzu, was uns zusätzliche Motivation gibt und uns ehrgeiziger macht.
In der heutigen Zeit stehen gute Kritiken ja leider nicht mehr automatisch für gute Verkaufszahlen… was wisst ihr da zu berichten? Sind die positiven Kritiken nur fürs Ego gut, oder auch für die Bandkasse?
(Lacht) Die Bandkasse füllt sich leider nicht durch warme Worte. Was du da ansprichst ist in der Tat etwas schwierig. Ich finde es gut, dass besonders in dieser Szene die Musik als aufwändiges und durchdachtes Produkt noch etwas wert ist und auch, dass dieser Aufwand durch den Kauf der CD gewürdigt wird. Auf der anderen Seite hängt der Verkauf auch von der Zahl der Zuhörer ab und die kann man mit Pop usw. natürlich nicht vergleichen. Da das Album erst etwas mehr als 2 Monate draußen ist, kann ich dir noch keine Verkaufszahlen nennen.
Das Album habt ihr bei Christoph Brandes in dessen Iguana-Studio aufgenommen – einer Adresse, die man in letzter Zeit immer öfter in Verbindung mit starken Alben zu hören bekommt. Kannst du uns etwas über den Aufnahmeprozess erzählen?
Die Gitarrenfraktion wurde in mühsamem Home-Recording; der Gesang und die Drums bei Christoph aufgenommen. Gerade bei den Drumaufnahmen hatten wir wenig Erfahrung und da waren die Iguana Studios erste Anlaufstelle. Als wir ins Studio gingen, hatten wir schon relativ genaue Vorstellungen, welchen Sound das Album haben sollte und das haben wir mit Christoph zusammen abgestimmt. Er hat mit seiner akribischen und hingebungsvollen Arbeit dem Album einen klaren, transparenten und individuellen Sound gegeben.
Hatte Christoph auch im Sinne eines Produzenten Einfluss auf das Album oder war er „nur“ als Aufnahmeleiter tätig?
Christoph war uns mit seinen vielen Erfahrungen hilfreich, aber eher als Aufnahmeleiter und Toningenieur denn als Produzent.
Für das Cover ist der Illustrator Eliran Kantor verantwortlich, der auch schon für Bands wie Atheist, Evile, Master, Testament oder Gwar gearbeitet hat. Wieso habt ihr euch ihn als Cover-Artist ausgesucht, und wie verlief die Zusammenarbeit? Wie viel Einfluss hattet ihr auf das Artwork, oder welche Vorgaben habt ihr ihm gemacht?
Beim Cover hatten wir zunächst genaue Vorstellungen und unser zeichenbegabter Sänger Daniel hatte schon Entwürfe angefertigt, wie das Ganze aussehen sollte. Dem ersten Künstler haben wir das gezeigt und er hat unsere Message mit seinem Entwurf leider nicht 100 prozentig treffen können, weswegen wir dann Eliran kontaktierten. Ein Künstler wie Eliran ist natürlich dauerhaft ausgebucht und somit mussten wir uns etwas in Geduld üben. Das hatte leider die Konsequenz, dass sich das Release-Date etwas nach hinten verschob, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Eliran war auf Anhieb begeistert von „Ecstasy Of God“ und dieses Mal machten wir es anders als beim ersten Künstler. Neben Musik und Texte zur Inspiration verzichteten wir bewusst auf jegliche Art von Vorgabe oder Interpretationshilfe, um seine Kreativität nicht zu beeinflussen. Er erarbeitete ein eigenes Konzept für das Cover und es ist einfach unglaublich, wie perfekt er unsere Texte und den Gedanken dahinter verstanden und die Stimmung unserer Musik getroffen hat! Wir waren alle überwältigt und sind überglücklich mit dem Kunstwerk!
Was bedeutet der Albumtitel im Kontext zum Album und seinen Texten denn, und warum musste das Album in deinen Augen genau so und nicht anders heißen?
Das Hauptthema dreht sich um das selbstzerstörerische Verhalten des Menschen. In den Vordergrund wird dabei die menschliche Beziehung zur Religion gestellt. Dabei ist das Ganze in keinem Fall ein Hetzalbum gegen Religion! Vielmehr ist der Titel „Ecstasy Of God“, also die Ekstase nach Gott als ironische und kritische Auseinandersetzung der Mensch – Gott (bzw. Götter) –Beziehung zu sehen und trifft das Thema dermaßen exakt, sodass ich mir keinen anderen Titel vorstellen könnte!
Was darf man von euch in der näheren Zukunft erwarten? Geht ihr demnächst mal auf Tour, beispielsweise?
Es sind in naher Zukunft einige Auftritte sowie ein Videodreh geplant. Eine Tour ist angedacht, steht aber noch nicht endgültig fest. Und natürlich hat das Songwriting für das nächste Album schon begonnen!
Das war es dann schon wieder von meiner Seite – die letzten Worte gehören dir. Gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Danke an dich und Metal1.info für das Interview. Und Leute: Supportet den deutschen Underground-Metal!
Danke auch von meiner Seite! Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
NSA-Skandal: Geht gar nicht, aber wer hätte gedacht, dass Geheimdienste dazu da sind um geheime Informationen zu beschaffen.
Death-Metal: absoluter Oberhammer!
Kevin Prince Boateng: Hat der nicht mal Ballack aus den Latschen getreten?
Death-Reunion: Fehlt schmerzlicherweise das „Brain“ von Death, aber für die jüngere Generation, die original Death nie sehen konnte, eine Möglichkeit das Death-Feeling abzubekommen
Syrien: heißes Pflaster, ich hoffe auf das Beste für die syrische Bevölkerung!
Bundestagswahl: schwierig bei der momentanen Parteienlandschaft…
Ok, danke dir! Weiterhin alles Gute und viel Erfolg, privat und mit SPHERON!