Mit „Nightmares In The Waking State, Part II“ haben die Melodic-Death-Metaller SOLUTION .45 den zweiten Teil ihres lang ersehnten Doppelalbums veröffentlicht. Gitarrist Jani Stefanovic erklärte sich zu diesem Anlass zu einem Interview mit uns bereit, in dem er unter anderem über den immerwährenden Vergleich mit Scar Symmetry, sein Gitarrenspiel und die öffentlichen Reaktionen auf das Doppelalbum spricht.
Wie würdest du jemandem, der SOLUTION .45 noch nicht kennt, eure Musik beschreiben?
Im Kern würde ich sie wohl als Progressive Melodic Death Metal bezeichnen, aber sogar das wäre wohl zu einengend, denn ich denke, man kann noch viele andere Dimensionen und klangliche Schichten in unserer Musik finden.
Euer Stil wird oft mit dem von Scar Symmetry verglichen, nicht zuletzt, weil Christian Älvestam bis kurz nach eurer Bandgründung noch bei jenen gesungen hatte. Wo siehst du die musikalischen Unterschiede zwischen den zwei Bands?
Ja, ich weiß, das ist eine ewig andauernde Debatte, den Vergleich werden wir wohl nicht mehr los. Ich denke, das ist unausweichlich, weil Christian ihr Frontmann war und seine Art zu singen allem, was er tut, gewissermaßen einen Stempel aufdrückt, egal in welcher Band. Vom Klang her gibt es durchaus Unterschiede, aber es ist wohl etwas schwer, sie herauszuhören, da die Vocals die Musik ähnlich klingen lassen. Es war aber nie unser Ziel, ein Ersatz für Scar Symmetry zu sein, aber sie sind natürlich tolle Musiker. Es dürfte euch wohl interessieren, dass das Material für unser Debüt „For Aeons Past“ schon Jahre vor Christians Austritt bei Scar Symmetry entstanden war, ja sogar bevor ich überhaupt auf die Idee kam, ihn in die Band einzuladen. Eigentlich war das Material sogar für eine meiner anderen Bands gedacht, bei der nur Clean-Vocals zum Einsatz kamen. Es war also nie der Plan, die neuen Scar Symmetry zu werden. Aber wie gesagt, Christians Gesang und seine Art, die Dinge anzugehen, bedingen natürlich eine gewisse Ähnlichkeit, so ist das halt.
Christian hört ja auch sehr viel Nicht-Metal, was man vor allem in seiner Solo-Arbeit merkt. Hörst du auch Musik außerhalb des Metal?
Ja, genau genommen höre ich dieser Tage nur noch selten Metal. Hin und wieder, wenn ich mit dem Auto fahre, aber selbst da höre ich meist einfach Radio. Da hör ich mir einfach diese alltäglichen Radio-Hits an. Ich habe mich in letzter Zeit mit dem Radio-Business-Part der Musikindustrie auseinandergesetzt und mir da einiges in puncto Produktion beigebracht, denn ich arbeite auch an vielem abseits vom Metal. Einige meinen, dass das langweilig und gar keine richtige Musik ist, aber eigentlich ist es sehr interessant und ein guter Ausgleich zu all den harten, tiefgestimmten und verzerrten Gitarren.
Dein Gitarrenspiel ist oftmals sehr modern gehalten. Wo liegen diesbezüglich deine Einflüsse?
Ich versuche immer, auf dem Laufenden zu bleiben und mein Denken und meine Herangehensweise Neuem zu öffnen. Ich habe natürlich Respekt vor all den alten Bands, die ihrem Sound treu geblieben sind und Jahrzehnte lang ihr Ding durchziehen, aber ich persönlich brauche einfach dieses Gefühl von Veränderung und Entwicklung. Man sieht also eindeutig einen Wandel, wenn man sich meine Anfänge und meine spätere Arbeit ansieht.
Meinst du mit modern Djent? Manche denken vielleicht, dass ich von dieser Djent-Szene beeinflusst wurde und ja, ich habe da sogar ein bisschen reingehört und mag einiges bezüglich der Gitarren, aber harte Bass-Drum-Rhythmen waren von Anfang an Teil meines Spielens, ebenso Stakkato-Riffing und Breakdowns. Man findet diese Elemente auch auf unserem Debüt. Irgendwie scheint Djent das neue Schimpfwort zu sein, so wie vor einiger Zeit noch Nu Metal. Ich glaube jedenfalls nicht, dass man uns Djent nennen kann, wir haben zu viele andere Aspekte in unserer Musik.
Ich mache einfach, was ich mag und wovon ich denke, dass es gut in die Songs passt. Ich denke, manche Leute müssen es irgendwie genau betiteln, um es besser zu verstehen oder was auch immer, aber uns kann man halt nicht so einfach einordnen und das werden wir auch nicht. Aber wenn es die Leute glücklich macht, soll es uns recht sein. Ich will einfach schreiben, was sich gut anfühlt und was sich für uns gut anhört, ohne Rücksicht auf Genres. Aber was auch immer es genau heißt, dass mein Spielen modern klingt, ich nehme es als Kompliment. (lacht)
Zwischen eurem Debüt „For Aeons Past“ und „Nightmares In The Waking State – Part I“ sind ganze fünf Jahre vergangen. Was habt ihr in dieser Zeit so gemacht?
Viele verschiedene Dinge, andere Band-Projekte. Mit Christian hab ich wieder etwas für Miseration gemacht, eine meiner anderen Bands namens The Weakening veröffentlichte 2012 ein Studioalbum. Christian hat wieder etwas für sein Solo-Projekt und anderes Zeug gemacht. Ich hab geheiratet und drei von uns haben jetzt Kinder. Neben der Musik ist also viel anderes passiert.
Wird das nächste Album wieder einiges an Zeit brauchen oder denkst du, dass man diesmal schneller wieder Neues von euch hören wird?
Hoffentlich wird es nicht so lang dauern. 2017 soll das nächste fertig sein, wir planen auch den Release für 2017.
Kürzlich habt ihr „Nightmares In The Waking State – Part II“ veröffentlicht, den zweiten Teil eures Doppelalbums. Die Musik war mehr oder weniger schon vor dem Release des ersten Teils fertig, warum dann die Wartezeit zwischen den beiden Teilen?
Wenn ich jetzt zurückblicke, fühlt es sich richtig an. Wir dachten uns, dass es einfach zu viel gewesen wäre. Ein Doppelalbum ist echt viel Musik, außerdem hatten wir auf dem neuen Album eine etwas andere Herangehensweise. Wir wollten die Leute nicht überrumpeln. Und wir lagen wohl richtig, denn die Reaktionen auf Part I waren noch gespalten, bei Part II wussten die Leute hingegen schon, was sie zu erwarten hatten und die Reaktionen waren diesmal viel positiver. Es spielten also zwei Faktoren eine Rolle. Einerseits wäre es zu viel Musik auf einmal gewesen und andererseits wollten wir die Leute langsam an den etwas härteren Sound heranführen.
Wodurch unterscheiden sich die beiden Teile deiner Meinung nach voneinander?
Ich weiß es eigentlich nicht genau. Wir wollten sie individuell gestalten, sodass sie auch ohne den jeweils anderen Part funktionieren. Deshalb mussten beide Parts alle wichtigen Elemente enthalten, anstatt einfach alle harten Tracks auf Part I und alle langsameren, ruhigeren auf Part II zu hauen. Ich denke, beide Teile sind sehr dynamisch.
Welcher der beiden Teile wurde im Allgemeinen besser von der Öffentlichkeit aufgenommen?
Part II hat etwas besseres Feedback bekommen. Die Leute meinen, dass die Songs darauf nicht so vorhersehbar sind. Das mag schon stimmen, aber ich persönlich glaube, dass es wirklich damit zu tun hatte, dass sie sich besser darauf einstellen konnten, sodass sie nicht so schockiert waren und das Album nicht einfach stur mit unserem Debüt verglichen. Part I hätte wohl genau so klingen sollen wie „For Aeons Past“ und weil er das nicht tat, waren die Leute ein wenig enttäuscht. Bei Part II wussten sie dann schon, dass es nicht einfach nur eine Fortsetzung unseres Debüts werden würde, das hat wohl etwas geholfen. Aber ich weiß es auch nicht. (lacht) Den Leuten scheint Part II jedenfalls besser zu gefallen.
Vermutlich wirst du mit dem Artwork nicht viel zu tun gehabt haben, aber weißt du, warum für den zweiten Teil einfach das Cover des ersten neu eingefärbt wurde?
Weil es eigentlich ein und dasselbe Album ist… Es hätte wenig Sinn gemacht, ein komplett anderes Bild zu verwenden. Wenn man nämlich beide Teile hat, sollte man sie als ein einziges Album betrachten. Wenn man so will, ist es unser „Use Your Illusion“. Die andere Färbung dient lediglich dazu, die Teile auseinanderhalten zu können.
Wie wird es nun mit SOLUTION .45 weitergehen?
Wir werden am nächsten Album arbeiten und ein paar Tour-Daten für 2017 planen.
So, dann nähern wir uns langsam dem Ende dieses Interviews. Zum Schluss würde ich dich noch bitten, an unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming teilzunehmen. Was fällt dir zu folgenden Begriffen ein:
Albtraum: Gruselig
Gitarrentechnisch bestes Album: Meshuggah – „Destroy Erase Improve“
Traum: Theater (Anm. d. Red.: engl. „Dream Theater“)
SOLUTION .45 in fünf Jahren: Touren und neue Alben
Cleans oder Screams: Screams