Interview mit Aðalbjörn Tryggvason von Sólstafir

Spätestens mit dem 2009er Album „Köld“ bewiesen SÓLSTAFIR, dass sie nicht sein wollen, wie jede andere Metalband auch. „Svartir Sandar“ erhält diesen Anspruch aufrecht und schafft gänzlich einzigartige Soundwelten, die jeglichen Vergleich von vorneherein verbieten. Die Gedanken von Aðalbjörn Tryggvason (Gesang, Gitarre) zur Band, Zigaretten und Wasser im Proberaum und verflossenen Labels kann man sich nun hier zu Gemüte führen.

Hi Addi, danke dir fürs Interview. Lass uns mal klassisch starten: Wie geht’s?
Mir geht’s echt ganz gut, ich bin gerade wieder in London, wo ich wohne. Gerade von Island heimgekommen, die anderen arbeiten da gerade auch noch am neuen Video. Ich mach derweil ein bisschen Band-Zeug im Internet. Und ich hoffe wirklich, dass die bald fertig werden mit dem Video, ich glaube, dass das ziemlich cool wird.

Kannst du uns schon was zum Konzept des Videos erzählen?
Jau, es geht um ein Mädchen in einem weißen Hochzeitskleid. Sie reist mit einem 70-Kilo-Sarg durch die Wüste. Dabei passiert sie Geysire und Berge. Quasi ein National Geographic-Video, mit einer Menge Natur drinnen. Irgendwie ganz cool.

Klingt ein bisschen abgefahren.
Abgefahren ist gut!

Und wann denkst du, dass es dann tatsächlich fertig ist?
Wie gesagt, wir filmen es jetzt noch, dann brauchts noch eine Woche, alles fertig zu machen, aber ich schätze, dass es irgendwann im November schon noch erscheinen wird. Wir müssen uns da auch ein bisschen mit unserem Label abstimmen, wann es dann wirklich online geht und so. Aber wir stellen es dann auch auf unsere Homepage und sowas, das bekommt man dann schon mit.

Okay… Bist du sonst auch noch sehr mit Promo-Arbeit beschäftigt?
Ja, schon ziemlich. Ich habe das Gefühl, dass es eine Interview-Welle vor dem Release des Albums gab und dass jetzt noch eine kommt. Vor allem isländische Medien scheinen sich inzwischen mit uns anzufreunden, wir sind jetzt auch im isländischen Nationalfernsehen. Gechartet haben wir auch und verkaufen folglich endlich auch CDs da. Björk hat auch ein neues Album gemacht, da stehen wir jetzt auf der selben Liste. Ja, wie gesagt, im isländischen Fernsehen und Radio fällt gerade echt viel an.

Normalerweise frage ich an dieser Stelle nach Pressereaktionen, was sich angesichts des Umstands, dass ihr auf eurer Facebook-Seite lamentiert habt, dass euch die ganzen guten Rezensionen inzwischen langweilen und eine schlechte Rezension die Neuigkeit inzwischen eher wert wäre, aber wohl erübrigen dürfte…
(lacht) Stimmt schon, ja. Aber was wir damit meinten ist, dass wir uns über konstruktive Kritik freuen würden, das ist einfach interessanter, als die ganzen Leute, die dauernd nur „Das ist sooo geil“ schreiben. Ich meine klar, ich finde schon auch, dass es eine gute Scheibe ist, aber es wäre halt schon sehr interessant, wenn jetzt auf einmal jemand kommen würde und uns fundiert begründete 2/10 gibt. Dennoch freuen wir uns natürlich sehr über die hohen Punktzahlen, ich meine, wir machen diese Musik für uns selbst und es freut uns, wenn andere Leute sie auch mögen. Im Endeffekt trotzdem ja, es wäre die Neuigkeit eher wert, wenn jemand eine erwachsene, differenzierte Negativ-Review schreiben würde. Kindisches Bash-Gewichse und sowas wollen wir natürlich auch nicht lesen. Aber hoffentlich kommt nochmal eine negative Review, wir würden uns freuen (lacht).

Lässt sich in der Bewertung da ein Unterschied zu den Reaktionen auf „Köld“ feststellen?
Nö, war ziemlich dasselbe, verdammt großartig. „Köld“ hat eigentlich auch nur gute Reviews bekommen. Das ist aber kein Wunder, weil wir sehr guten Musikgeschmack haben.

Zweieinhalb Jahre zwischen zwei Alben ist ein ganz angemessener Zeitraum, finde ich. Wann habt ihr angefangen, die Songs für „Svartir Sandar“ zu schreiben, wann seid ihr in Studio usw.? Fass doch bitte einfach den Entstehungsprozess der Scheibe kurz zusammen.
Naja, „Köld“ haben wir ja im Dezember 2007 aufgenommen. Danach haben wir für drei-vier Monate so gut wie gar nicht mehr miteinander gesprochen. Wir haben dann extrem viel getourt, aber drei Jahre lang keinen einzigen Song geschrieben. Im Januar diesen Jahres haben wir uns dann überhaupt erst entschieden, ein neues Album zu machen. Normalerweise ist die Devise bei uns ja, dass alles möglichst stressfrei abläuft, aber diesmal hatten wir uns vorgenommen, bis April fertig zu sein. Das hieß dann, dass wir immer früh aufgestanden sind, um zehn im Proberaum waren und dann jeden scheiß Tag bis fünf oder sechs da drinstanden und geraucht und Wasser getrunken haben. Was im Endeffekt nicht besonders Rock ’n‘ Roll war. Aber wir hatten das Studio für den ersten Mai gebucht, also mussten wir einfach pausenlos weiterschreiben. Wir haben mit dem selben Produzenten, aber in einem anderen Studio gearbeitet. Das hat auch alles sehr gut geklappt, bis eine Akustikgitarre, die dem Studio gehörte, durch einen Unfall kaputt ging. Und die leider 3000 Euro gekostet hat, das hätte uns fast eine Menge Kohle gekostet. Wir konnten dann weitermachen und es lief wieder ziemlich gut, bis eines Nachts so ein Psycho versucht hat, den Produzenten umzulegen. Der ist in mein Haus eingestiegen, wo der Produzent gewohnt hat, hat ihn dann gefunden und eben versucht, ihn umzubringen, wohl aus persönlichen Gründen. Er hat sich dann direkt ein One Way-Flugzeugticket aus der Stadt gekauft und von der Entstehung des Albums weiter nichts mehr mitbekommen. Aber die Platte ist ziemlich gut geworden.

Okay, DAS klingt abgefahren.
Hey, das ist Rock ’n‘ Roll.

Bewährt sich das Jam-Prinzip für euch eigentlich immer noch?
Ja, klar, weißt du, wenn man ein Riff zwei Stunden lang spielen kann, ohne, dass man es langweilig findet, ist es vermutlich ein gutes Riff. Natürlich schreiben die einen von uns mehr als die anderen, aber im Endeffekt machen wir doch das meiste zusammen, gerade Arrangements und alles. Es ist wirklich eine Team-Leistung. Und diese Chemie kannst du nicht kaufen oder erzwingen. Aber du kannst mir ihr arbeiten. Wenn sie wirklich da ist, musst du mit ihr arbeiten. Für uns war es genug für ein Doppel-Album.

Habt ihr euch überlegt, mal andere Arten des Songwritings auszuprobieren, die Songs am Computer zu entwickeln, also mit Files rumschicken usw., was für heute ja für viele Bands praktikabler ist?
Nein nein nein, das geht gar nicht. Wir brauchen elektrische Gitarren mit viel Krach. Verzerrter Bass und so. Nein, wir können das nicht tun. Es MUSS Rock ’n‘ Roll-Environment sein. Obwohl wir Wasser trinken und Zigaretten rauchen, was natürlich kein Rock ’n‘ Roll ist, aber ohne Krach geht es einfach nicht.

Kannst du ein bisschen was zu den Texten erzählen?
Nun… Wir planen sowas nicht, wir sind slaves to rock ’n‘ roll. Wir haben auch die Texte nicht geplant. Ich tendiere dazu, mein Zeug eine Stunde bevor ich es singen muss zu schreiben. Unser Schlagzeuger schreibt auch Texte, der lässt sich ein bisschen länger Zeit. Wie sich aber herausgestellt hat, sind die Texte alle irgendwie auf dem selben Level. Also nicht nur, dass sie alle auf isländisch sind. Irgendwie handeln sie alle von einem Mann, der auf dem Weg zu seinem Tode in der Wüste herumläuft. Das ist es, glaube ich. Voller Reue, Hass und Verzweiflung. Und ein gebrochenes Herz. Davon handelt die Scheibe im Prinzip, ja.

„Svartir Sandar“ ist ein Doppelalbum geworden, wobei beide Alben auch auf eine CD gepasst hätten. Wie kam es dazu, dass ihr trotzdem zwei gemacht habt?
Wir haben uns gedacht „Man, was sind die größten Bands aller Zeiten?“ Und es sind Pink Floyd und Guns ’n‘ Roses, also fanden wir, wir müssen so cool sein wie Pink Floyd und Guns ’n‘ Roses.

Es hat finde ich sogar noch den positiven Effekt, dass auf einer kürzeren CD mehr Platz für die Identität jedes einzelnen Songs ist, als auf einer 80-Minuten-CD, wo die einzelne Nummer dann vielleicht doch etwas untergeht.
Naja, weißt du, ich mag keine Alben, die klingen, wie zehnmal der gleiche Song mit verschiedenen Titeln. Ich mag es, wenn jeder Song ein Individuum ist. Irgendwer hat gesagt, dass das neue Album klingt wie ein Soundtrack für einen Film, weil jeder Song zu einem bestimmten Szenario passt, Wüste oder Berge zum Beispiel. Und es klingt einfach nicht jeder Song gleich. Das ist auch etwas das Problem von Singles. Okay, die Tage der Single sind sowieso mehr oder minder gezählt, aber wir haben ja jetzt das Video zu dem Song namens „Fjara“ gemacht. Da ist es halt auch so, wenn die Leute nur diesen Song hören, bekommen sie einen völlig falschen Eindruck vom Album, weil „Svartir Sandar“ einfach nicht nur danach klingt. Für jeden anderen Song würde dasselbe gelten. Es gibt beispielsweise so viele Höhen und Tiefen auf diesem Album, was Lautstärke angeht. Es ist kein Album für Kinder, die sich das über YouTube anschauen, es ist für erwachsene Menschen, die sich das Album kaufen und sich hinsetzen und es sich anhören.

Wie wichtig ist es dir, dass sich die Leute mit der Musik, das sagtest du bereits, aber auch mit den Texten, wirklich beschäftigen? Ist es auch okay, zu Sólstafir einfach nur abzuschalten?
Naja, klar ist es irgendwie wichtig. Weißt du, wenn du keinen Zugang zu den Texten findest, fehlt dir schon etwas. Natürlich kannst du dir die Vocals auch als ein weiteres Instrument vorstellen und ich denke man hört, dass da eine Menge Emotion drinsteckt. Es ist ja in dem Sinne kein brutaler Gesang, es ist einfach emotional. Wir sind auch keine Prog-Band, das ist uns klar, aber du solltest dich schon hinsetzen und das Ding am Stück anhören. Du kannst auch ein Bier dabei trinken, aber du solltest dich schon darauf konzentrieren.

Inwiefern hängt das Artwork damit zusammen? Und wer hat’s gemacht?
Wir haben letztes Jahr einen Gig in Bergen gespielt. Dann kam so ein Typ zu uns her, sein Name ist Kim. Er fragte, ob es okay ist, wenn er uns malt, während wir spielen. Wir dachten „Okay, das ist mal ne abgefahrene Anfrage“ und meinten „Klar kannst du uns malen.“ Also klar gibt es Leute, die Bilder von dir schießen, aber der hat uns live gemalt. Er hat da ein paar wirklich coole Sachen gemacht, einige davon finden sich auch im Booklet des neuen Albums. Wir haben ihn dann auch gefragt, ob er ein Cover für uns machen würde und haben ihm das Album zugeschickt. Er hat dann ein Bild zu jedem Song gemalt. Wir hatten zwei in der Endauswahl und dann das genommen, was am besten passte. Ich finde es ganz cool, dieser Typ auf seinem Pferd in der Wüste. Aber die Leute können das gerne selber interpretieren, das sollte man gar nicht erklären, finde ich. Es kann Eis sein, Vulkan oder Wüste. Es kann Eiscreme mit Schokolade sein. Okay, vielleicht eher nicht, aber du verstehst, was ich meine.

Was findest du musikalisch signifikant für „Svartir Sandar“? Was unterscheidet es von „Köld“?
Hm, ich finde eigentlich, dass es ziemlich dasselbe ist wie „Köld“. Wir schreiben nur Musik, von der wir finden, dass es die beste ist, die man schreiben kann. Ich meine, das hier ist meine Lieblingsband und so geht es den anderen Jungs in der Band auch. Das galt auch für „Köld“, wir schrieben das beste, was wir schreiben konnten. Wir könnten vermutlich überhaupt nichts anderes schreiben. Natürlich waren da drei Jahre dazwischen und das hier ist in drei Monaten und „Köld“ irgendwie in zwei Jahren oder so geschrieben worden. Aber es ist dasselbe Zeug, nimm dir ne E-Gitarre und mach Musik. Das ist kein höherer Anspruch oder so, das ist einfach Rock ’n‘ Roll. Mit vielen Delay-Pedalen halt. Aber da ist keine größere Botschaft oder sowas. Wir hoben unsere Hände wie Radioantennen und die Wellen, die ankamen, wurden zu „Svartir Sandar“. Wir schalten ein und was immer kommt, kommt aufs Tape. Wir schalten aus und wir haben das Album. Genauso wird es nächstes mal auch laufen – die Antenne einschalten und was auch immer ankommt, kommt aufs Tape.

Dann gibt es auch noch keine Voraussage, wie das nächste Album klingen wird?
Nein nein, also vermutlich nach Sólstafir, das kann ich versprechen, glaube ich, aber ich kann nicht sagen, ob es nochmal nach „Svartir Sandar“ oder „Köld“ klingt. Es könnte vielleicht nach beidem klingen, aber keine Ahnung. Wie gesagt, wir planen sowas nicht so sehr. Als wir zum Proben anfingen, wussten wir auch nicht, dass es ein Doppel-Album wird. Wir haben auch das Artwork nicht Jahre oder Monate vorausgeplant, es hieß dann einfach irgendwann „Verdammt, wir brauchen ein Cover, ruf den und den an und sag ihm ‚Komm, mach was Cooles‘.“ So läuft’s.

Bisher hat’s ja gut geklappt.
Weißt du, du kannst nicht immer an alles denken. Ich meine, das hat man doch schon als Kind so gemacht, wenn du einen Einfall hast, dann bleib dabei und überdenk es nicht 100mal.

Wenn du „Svartir Sandar“ schlussendlich in einem Satz zusammenfassen müsstest, wie würde er lauten?
Fuckin‘ cool.

Dann reichen sogar zwei Wörter. Das Album erschien ja nicht mehr über Spinefarm, sondern über Season Of Mist. Wie kam es zu diesem Wechsel und fühlt ihr euch im Season of Mist-Roster bezüglich der anderen Bands wohler als bei Spinefarm?
Wir waren ja über vier oder fünf Jahre bei Spinefarm. Irgendwann war Sami, der Typ, der uns gesigned hat, leider gegangen, deshalb hatten wir keinen Kontakt zu Spinefarm mehr, es wollte irgendwie niemand mehr mit uns reden, was dann auch zu einigen verbalen Kollisionen geführt hat. Naja, folglich wollten wir natürlich aus dem Vertrag aus. Wir haben uns dann ein bisschen umgesehen und so… Aber dann ist alles noch ganz gut ausgegangen, weil Spinefarm jetzt einen neuen Boss bekommen haben und jetzt sieht es bei denen wieder wirklich gut aus. Vor einem Jahr oder so wars da ziemlich hässlich, muss ich sagen. Wir hatten dann viele Angebote von vielen Labels, sodass wir uns entschieden haben, wirklich eine Liste zu machen, wer das beste Angebot macht und wer zu allem ja sagt, was wir wollen. Und Season of Mist taten das. Und Seasons ist ein gutes Label, die haben echt viele coole Bands. Also vielleicht nicht das, was unbedingt nach uns klingt, aber hey, Morbid Angel oder Atheist, mit dem diesem Zeug bin ich aufgewachsen. Ne, die haben echt viele coole Bands, aber ich weiß nicht, ob welche dabei sind, die uns musikalisch wirklich nahestehen. Es spielt auch keine Rolle, so lang sie gut sind.

Das letzte mal, als ihr in Deutschland auf Tour wart, war, wenn ich mich recht erinnere, 2009 mit Secrets Of The Moon und Code…
Äh, nein, wir waren letztes Jahr mit Swallow the Sun zuletzt da. Wir haben 25 Konzerte oder so in Europa gespielt?

Oh, wirklich? Hm…
Ja man. In welcher Stadt wohnst du?

München…
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir München gespielt haben (A.d.Red.: leider nein).

Oh, schade. Dann hat meine nächste Frage ihren Kontext natürlich ein wenig verloren, aber ich stell sie einfach trotzdem – Was für eine Erfahrung war die Tour mit diesen beiden Bands?
Naja, wir sind so ungefähr verheiratet mit Secrets Of The Moon. Sie sind wirklich enge Freunde von uns und die Tour war auch wirklich großartig. Wir kannten sie nicht wirklich, ich hatte nur Phil einmal getroffen, aber nach der Tour… Wir sind wirklich verheiratet.
Wenn du dir „Svartir Sandar“ anschaust, mag einiges ein bisschen poppiger wirken, aber damals haben wir uns eben auf die Songs von „Köld“ und „Masterpiece Of Bitterness“ konzentriert und das hat schon ziemlich gut funktioniert. Wenn man sich Code und Secrets Of The Moon anschaut, die haben beide eine melodische und eine eher heftige Vergangenheit. Wir haben da auch gar nicht weiter drüber nachgedacht, wir haben uns einfach als drei Heavy Metal-Bands gesehen. Priest und Maiden würden ja auch nicht hergehen und sagen „Wir sind aber viel härter als ihr.“ Klar ist es was anderes, aber im Endeffekt doch dasselbe Zeug.

Habt ihr schonmal darüber nachgedacht, mit Nicht-Metal-Bands, also etwa einer Psychedelic Rock-Band auf Tour zu gehen? Das müsste doch mit „Svartir Sandar“ eigentlich ziemlich gut passen.
Ich weiß nicht so recht, man… Psychedelic Rock ist ein weiter Begriff. Es ist mir egal, mit welchen Bands wir touren, solang sie nicht langweilig sind. Und ich meine, es gibt eine Menge langweilige Psychedelic Rock-Bands, es gibt aber auch eine Menge langweilige Black Metal-Bands oder Rock ’n‘ Roll-Bands usw.; Ich würde da eher in gute und schlechte Bands einteilen und wenn es eine gute Band ist, ist es mir egal, welche Musik sie spielen. Wir haben ja auch eine Menge Abwechslung in der Musik, weswegen wir mit Indie-Bands spielen könnten, aber genauso mit Rock ’n‘ Roll- oder Black Metal-Bands, das ist mir egal. Wenn die Leute cool sind und coole Musik spielen… fuck it!

Was hörst du denn selbst so für Musik, zuhause?
Ich höre viel AC/DC und Motörhead… Auch sonst viel klassischen Rock ’n‘ Roll, aber auch Popmusik, Duran Duran und sowas. Sonst auch Zeug wie Anathema, Autopsy, Darkthrone, Thin Lizzy… Danzig, Guns ’n‘ Roses… Ich schaue mich nicht mehr so wirklich nach neuen Bands um, die älteren Sachen geben mir da mehr. Natürlich freue ich mich über frische Bands, aber sowas bekommst du heutzutage insgesamt eher selten. Irgendwie macht jeder dasselbe. Es langweilt mich zu suchen, aber ich habe gute Freunde, die guten Musikgeschmack haben, da komme ich dann doch immer wieder an was Neues. Ich höre wirklich viel verschiedenes Zeug. Nur die Musik, die ich selber spiele, höre ich nicht so gerne an, weil ich für lange, langsame Musik nicht wirklich die Aufmerksamkeit aufbringe. Ich mag schnelles Zeug wie eben AC/DC oder Motörhead, aber so Ambience, Drone-Zeug mit 30 Minuten Instrumentalsongs… Naja. Ich liebe Bands wie Mogwai, aber dieses Drone-Zeug.. Ne. Es MUSS Rock ’n‘ Roll dabei sein.

Ich habe das Gefühl, dass dieses 70s Rock-Ding über die letzten Jahre ein kleines Revival erfahren hat. Pain of Salvation und Opeth haben sich dieser Musik beispielsweise fast komplett zugewandt. Findest du auch, dass das Genre ein bisschen wiederbelebt wurde?
Weiß nicht, ich meine, Death Metal ist gestorben, dann gab es wieder eine zweite Welle und so weiter, und 70s Musik hat auch schon viele Kreise gezogen. Wie du sagst, Bands wie Opeth spielen sowas. Aber ich finde das cool, weißt du, wir waren Kinder, die mit Death Metal aufgewachsen, ich habe jahrelang nichts anderes als Death Metal gehört, absolut nur Death Metal… Dann bin ich dem ein bisschen entwachsen und habe mich für Einflüsse geöffnet, so wie Opeth, die in ihren Prog immer diese kleinen versteckten goldenen 70s Elemente einschleusen. Das ist einfach auch deswegen cool, weil sich die Kids dadurch auch damit anfreunden können. Wenn jemand „Svartir Sandar“ kauft, hoffe ich, dass er als nächstes eine Duran Duran-Platte kauft. Das ist natürlich immer irgendwo das Ziel. Wir lieben es, Metal aus Non-Metal-Musik zu machen, nimm dir ein paar verschiedene Einflüsse und mach was cooles draus.

Ein schöner Abschlusssatz zur Musik, finde ich. Nur noch ein paar generelle Fragen:Ist es dir möglich, nur durch das, was du durch Sólstafir verdienst, zu leben? Oder musst du nebenbei einen normalen Job ausüben?
Sagen wir so, ich habe wegen Sólstafir keine Zeit für einen normalen Job. Sólstafir ist eine Menge Arbeit, die sich aber nicht auszahlt. Das heißt, wir leben jetzt nicht so wirklich großartig. Ich hatte vor einem Jahr mal einen Job, aber den hab ich dann wegen dem ganzen Touring wieder gekündigt. Ich habe keine Zeit zu arbeiten, aber Sólstafir zahlt die Rechnungen für mein Haus leider nicht. Die Leute kaufen halt auch keine Alben mehr.

In Verbindung mit dem Finanziellen gleich eine weitere Frage: Du lebst, wie du sagtest, ja jetzt in London, aber wie würdest du sagen, hat die Finanzkrise das Leben auf Island verändert?
Achso, ne, ich wohne auch erst seit drei Monaten hier. Ähm, ich denke, es hatte gute und schlechte Seiten. Es war natürlich schrecklich, dass alle ihre Ersparnisse verloren haben. Andererseits ist es gut, dass diese Wichser jetzt keine goldenen Handtuchhalter und 200 Zoll Plasma-Fernseher auf ihren Klos mehr haben. Das Leben auf Island war ziemlich surreal geworden. Jeder hatte eine Menge Kohle, keine armen Viertel oder sowas. Die Leute wussten gar nicht mehr, dass es nicht normal ist, einen riesigen Plasma-Fernseher auf dem Klo in seinem „Schloss“ zu haben. Insofern hat das viele Leute einfach wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Man hat nicht mehr alles, man muss für das, was man haben will, wieder arbeiten. Es war quasi der große Reality Check für Island, der aber, natürlich, auch ein paar schlimme Seiten mit sich gebracht hat.

Okay, dann wären wir soweit durch. Danke dir fürs Interview nochmal.
Danke dir, Marius, hat Spaß gemacht, und danke für den Support. Nächstes Jahr spielen wir wieder in Deutschland, verpass uns nicht schon wieder!

Ne, diesmal passe ich auf! Servus, mach’s gut!

Publiziert am von Marius Mutz

Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

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