Interview mit Jack Owen von Six Feet Under

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Als  Gitarrist von Cannibal Corpse und Deicide hat Jack Owen die Death-Metal-Szene über Jahrzehnte geprägt hat. Umso größer war die Spannung auf sein erstes Album mit SIX FEET UNDER, denen er 2017 beigetreten ist. Was ihn an der erneuten Zusammenarbeit mit Chris Barnes gereizt hat, woran er sich beim Songwriting für „Nightmares Of The Decomposed“ orientiert hat und warum er Soli lieber Ray Suhy überlässt, erzählt Owen im Interview.

Hallo und danke, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast! Ich hoffe, dass dort, wo du dich befindest, Corona halbwegs unter Kontrolle ist und alle Menschen in deinem privaten Umfeld sicher sind – wie ist die allgemeine Situation bei dir?
Hallo! Danke für das Interview! Ich lebe in einer Kleinstadt in Illinois, das Gebiet ist von Corona nicht so stark betroffen wie andere Gebiete. Die Menschen sind verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll gegenüber anderen. In Florida ist das Virus in manchen Gegenden völlig außer Kontrolle geraten, und ich bin froh, dass ich nicht mehr dort lebe!

Corona hat die Konzertbranche zum Erliegen gebracht, auch SIX FEET UNDER als sonst ständig tourende Band wurde davon gestoppt. Wie gehst du damit um, was machst du mit der Zeit, die dadurch frei wird?
Durch die ausgefallenen Touren habe ich zusätzliche Zeit, um Material zu schreiben und meine Vinyl-/Plattensammlung zu archivieren. In meiner Freizeit verkaufe ich bei Ebay, um einige Rechnungen zu bezahlen. Aber ich erhalte immer noch Tantiemen aus meiner Zeit bei Cannibal Corpse, sodass es für mich finanziell zum Glück keine negativen Folgen hat.

Gibt es auch etwas Positives, das du aus der Krise mitnehmen kannst?
Ich denke, alle Bands werden sehr viel neues Material haben, mit dem sie arbeiten können, wenn das alles vorbei ist. Es ist auch eine tolle Gelegenheit, um sich eine schöne Zeit mit der Familie zu machen.

Du bist 2017 zu SIX FEET UNDER gekommen – wie hat Chris dich 25 Jahre nach eurer letzten Zusammenarbeit bei Cannibal Corpse davon überzeugt, dass dies der richtige Schritt für dich sei?
Ich habe Chris seit Jahren immer wieder gefragt, ob er etwas zusätzliche Arbeit für mich hätte. Nachdem ich Deicide verlassen hatte, war ich endlich frei, mit ihm zusammenzuarbeiten und direkt mit SIX FEET UNDER auf Tour zu gehen. Die Band fühlt sich sehr angenehm an und wir kommen uns vor wie eine Familie. Ich wusste, dass ich mit Chris zurechtkommen würde, aber ich wusste nicht, dass die anderen Jungs in der Gruppe Brüder für mich werden würden. Das ist eine sehr schöne Situation. Es gibt keine Feindseligkeiten innerhalb der Band … das konnte ich in all den Jahre nicht über viele Bandbesetzungen sagen.

Du hast mit Cannibal Corpse und Deicide Death-Metal-Geschichte geschrieben – was hat dich an dem Projekt SIX FEET UNDER gereizt?
Ich mag die Band von Anfang an, als Allen West „Haunted“ und „Warpath“ geschrieben hat. Ich habe versucht, ein wenig von diesem Sound zurück zu SIX FEET UNDER zu bringen. Und ich hoffe, ich habe auch ein wenig von dem Sound der „The Bleeding“-Ära von Cannibal Corpse hineingebracht.

Hattest du über die Jahre hinweg ständigen Kontakt mit Chris?
Ja. Wir hatten nie eine schlechte Beziehung, seit den Anfängen von Cannibal Corpse, vor all den Jahren.

© Christoph Emmrich / Metal1.info

SIX FEET UNDER ist insofern eine besondere Band, als Chris Barnes der Chef und das einzige ständige Mitglied ist – aber die Musik regelmäßig von anderen Leuten geschrieben wird, was man dann eben auch hört. Wie lief das diesmal – hast du das ganze Album alleine geschrieben?
Ich habe die gesamte Musik für „Nightmares Of The Decomposed“ geschrieben. Nach ein paar Liedern, die Chris mochte, hatte ich die Freiheit, mehr und mehr Songs zu schreiben. Ich habe ungefähr 18 Stücke geschrieben und wir haben elf verwendet, glaube ich. Ich hatte ein Archiv mit Riffs, die ich hätte verwenden können, aber als ich mit dem Schreiben angefangen habe, sind die Riffs und Kompositionen ganz spontan entstanden und kamen einfach ganz natürlich heraus. Ich habe also immer noch mein Riff-Archiv, falls ich es in Zukunft für andere Projekte brauche.

Gab es irgendwelche „Bedingungen“ oder „Richtlinien“ von Chris, wie das Album klingen sollte, oder hören wir eine reine Owen-Interpretation von SIX FEET UNDER?
Ich würde sagen, es ist eine Interpretation von SIX FEET UNDER, die ganz und gar mir entspricht. Chris hat mir nur gesagt, ich solle mich darauf einlassen und weiter schreiben. Das habe ich getan, und es ist ziemlich gut gelungen. Die Songs bleiben wirklich in meinem Kopf und Herzen hängen, da sie ganz natürlich aus meinem Unterbewusstsein herausgeflossen sind …

Auffällig sind die vielen ausgiebigen Soli, die wirklich gut zu den Liedern passen – war Chris direkt von dieser Idee begeistert oder musstest du ihn davon überzeugen?
Nachdem Chris die Texte geschrieben hatte, hat er Ray Suhy viele offene Stellen gegeben, die dieser mit großartigen Gitarrensoli füllen konnte. Er spielt die meisten Leads auf dem Album und hat dabei einen fantastischen Job gemacht. Ich spiele auf dem Album nur an ein paar kleineren Stellen Lead-Gitarre. Ich war zufrieden damit, die Musik zu schreiben und Ray bei den Soli ausflippen zu lassen.

Hast du dich in SIX FEET UNDER über das Live-Set hinaus eingearbeitet, um dich auf das Songwriting vorzubereiten, und wenn ja, gab es ein Album aus der Diskographie der Band, das mehr als die anderen ein Vorbild für „Nightmares Of The Decomposed“ ist?
Ich glaube wirklich, dass „Haunted“ und „Warpath“ klassische SIX-FEET-UNDER-Alben sind, die den Sound und das Herz der Band verkörpern. Allen West hat viel zum Gitarrenstil und zum Sound von Obituary und SIX FEET UNDER beigetragen. Das versuche ich auf SIX FEET UNDER zu übertragen, wenn ich mit ihnen live spiele. Und umgekehrt habe ich versucht, diesen Sound in das neue Material einzubauen, das ich für die Band geschrieben habe.

Der Albumtitel klingt etwas klischeehaft – ist er eine Hommage an fast lächerlich überzeichnete Horror-/Zombie-Filme?
Das müsstest du Chris fragen, aber ich denke, es ist eine Hommage an „Staring Through The Eyes Of The Dead“ (Song vom Cannibal-Corpse-Album „The Bleeding“ – Anm. d. Red.). Es könnte aber auch eine Anspielung darauf sein, wie das Gehirn nach dem Tod weiter denkt und träumt.

Das Cover wirkt insofern ebenfalls „übertrieben“, als das Bild nicht gerade realistisch aussieht – war das Absicht? Was war die Idee dahinter?
Das ursprüngliche Konzept war ein Raum voller verwesender Leichen. Es wurde vom Distributor abgelehnt. Also haben wir die gleiche Idee in einem anderen Konzept umgesetzt – und nur die Köpfe gezeigt. Wir interessieren uns immer noch alle für die Themen Horror, Gore und Tod. Ein zahmes Cover-Konzept hätte die gesamte Musik und Texte nicht komplettiert.

Vielen Dank für das Interview! Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming. Wähle bitte aus diesen Paaren den präferierten Begriff und erkläre kurz, warum du dich so entschieden hast:
Studio oder Bühne:
Ich genieße beides, aber Touren ist angenehmer wegen des Reisens, der Kameradschaft und des Spaßfaktors.
Trump oder Biden: Ich muss im November für Biden stimmen. Trump hat bei dem Virus gelogen und versagt. Wir müssen das Virus loswerden, bevor wir wieder normal arbeiten können.
Riff oder Solo: Definitiv Riff. Ich genieße den Kern des Songs, aber eine gute Leadgitarre ist ein Kompliment für den Song.
Barnes oder Fisher (als Sänger von Cannibal Corpse): Beide sind Brüder für mich, und ich kann den einen nicht dem anderen vorziehen. Außerdem sind ihre Stile so unterschiedlich, dass sie jeder Version der Band einen eigenen Stil verpasst haben.
Bier oder Wein: Auf jeden Fall Bier. Es gibt so viele Sorten auf der ganzen Welt. Wein ist manchmal gut, kommt aber nicht einmal in die Nähe von Bier.
CD oder LP: Ich glaube, heutzutage ist alles, was ich höre, auf Vinyl. Ältere wie auch neue Musik! Vinyl rules!
Festival oder Clubshow: Ich genieße eine kleine Clubshows mit Fans, die moshen und stagediven. Ein Festival ist sehr steril und man ist zu weit weg von den Fans.
Zu Hause oder auf Tournee sein: Das ist hart. Beides ist sehr angenehm. Ich nehme 50/50!

Nochmals vielen Dank für deine Zeit – bleib gesund! Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir:
Vielen Dank an unsere deutschen Fans für die jahrzehntelange Unterstützung! Und so du deinen Bart noch hast: Er ist sehr cool.
Danke! Er ist sogar länger als je zuvor!
Cool! Nochmals vielen Dank und lass ihn weiter wachsen!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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