Interview mit Frédéric Leclerc von Sinsaenum

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Das 2016er-Debüt wurde den Erwartungen an das Allstar-Projekt SINSAENUM noch nicht ganz gerecht – ganz anders das nun erschienene zweite Album, „Repulsion For Humanity“.  Bandkopf und Dragonforce-Gitarrist Frédéric Leclerc über die unterschiedliche Herangehensweise an beide Alben, die Gründe, warum Attila auf dem neuen Album kaum mitgewirkt hat sowie die Vorbereitungen auf die Tour.

Euer erstes Album ist erst vor zwei Jahren erschienen, inzwischen habt ihr eine EP veröffentlicht. Wie viel Zeit hast du derzeit für deine anderen Projekte, insbesondere für Dragonforce?
Im Moment spiele ich mit Dragonforce ein paar Sommerfestivals und wir haben mit der Arbeit an neuen Songs für unser nächstes Album begonnen. Ich bin natürlich auch sehr beschäftigt mit SINSAENUM, da das Album in jetzt erscheint, aber ja, ich habe Zeit für beides.

Würdest du sagen, dass SINSAENUM derzeit dein Hauptprojekt ist?
Ich bin bei SINSAENUM und Dragonforce gleichermaßen involviert. Beide sind sehr wichtig und ich behandle sie wie jemand, der zwei Kinder hat: Sie sind verschieden, nicht im gleichen Alter, nicht mit den gleichen Eigenschaften, aber ich liebe sie beide. SINSAENUM nimmt einen besonderen Platz in meinem Herzen ein, weil ich die Band gegründet habe und an allen Aspekten ihrer Entwicklung beteiligt bin, aber ich habe auch 80 Prozent des letzten Dragonforce-Albums geschrieben.

Zwei Jahre sind keine Zeit für ein neues Album – wie ging das? Wie konntest du neben deiner Arbeit mit Dragonforce so schnell ein neues Album schreiben?
Ich hatte keine Probleme mit der Inspiration! „Echoes Of The Tortured“ ist damals super angekommen – ich denke, das hat mich motiviert. Aber ja, ich hatte in mir auch jede Menge Hass, der auf die eine oder andere Weise raus musste. Am Ende kam er als „Repulsion For Humanity“ hervor.

Wenn du auf „Echoes Of The Tortured“ zurückblickst – wie stehst du aus heutiger Sicht zu dem Album?
Ich bin sehr stolz darauf und würde auch nichts ändern. Ich bin glücklich mit dem Sound, dem Artwork, den Performances, den Interludes, den Songs … nein, ich würde nichts ändern.

Ich finde die musikalische Entwicklung von SINSAENUM bemerkenswert – das Debüt war sehr straighter Extrem-Metal, „Ashes“ dann etwas abwechslungsreicher … aber „Repulsion For Humanity“ ist noch vielseitiger. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Das erste Album habe ich „nur für mich selbst“ geschrieben: Als ich anfing, die Songs für das zu schreiben, was einmal SINSAENUM werden würde, wusste ich nicht, wer in der Band sein würde – zum Teufel, ich wusste nicht einmal, ob es eine Band werden würde. Ich wusste nur, dass ich perfekte Death-Metal-Songs schreiben wollte. Und verstehe mich nicht falsch, wenn ich perfekt sage, meine ich: „perfekt für mich“. Ich wollte das Riffing von Morbid Angel mit dem Vibe von Pestilence, die Gewalt von Deicide mit dem Groove von Carcass verbinden. Ich wollte all meine Einflüsse kombinieren und das Death-Metal-Album machen, das ich schon immer hören wollte. Dann wurde die Band zu dem, was sie jetzt ist – weil alle Beteiligten eine starke musikalische Persönlichkeit haben, weil ich weiß, mit wem ich Musik spiele, weil sie sich mehr mit dem Songwriting beschäftigt haben … und weil es diesmal nichts mehr zu beweisen gibt. Ich habe dieses „perfekte“ Death-Metal-Album gemacht – jetzt geht es mir nur noch um Gewalt, egal ob der Song langsam ist, ein Punk-Riff hat oder 9:30 Minuten dauert. Es gibt weniger Regeln und damit mehr Raum für Experimente.

Es gibt auch einige wirklich dunkle, aber ziemlich ruhige Songs auf diesem Album. Was hat dich dazu gebracht, den Ansatz zu überdenken, immer auf das extremste Riffing, Drumming und Screaming zu setzen?
Genau das, was ich gerade gesagt habe: Es ist eine natürliche Entwicklung. Ich habe weniger nachgedacht als beim ersten Album – wenn überhaupt! „Echoes“ war sehr definiert, mit Interludes, hat eine Geschichte erzählt, hatte eine ganz bestimmte Reihenfolge. Das neue Album ist nur eine riesige Faust durch deinen Schädel, purer, Schall gewordener Hass.

Hast du etwas an deiner Zusammenarbeit innerhalb der Band geändert? In unserem letzten Interview hast du uns erzählt, dass du dich vor der Aufnahme des Albums noch nie als Band getroffen hast … wie habt ihr diesmal gearbeitet?
Wir haben im Winter ein Haus in Frankreich gemietet. Joey flog ein und nahm das Schlagzeug mit Stephane und mir auf, einige Tage später kamen Heimoth und Sean dazu – also arbeiteten wir alle an den Songs, den Strukturen, den Texten, dem Vibe. Es war wichtig, diesmal diese Verbindung zu haben.

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass Attila nicht Teil des neuen Albums ist. Was war der Grund dafür?
Er war und ist immer noch sehr beschäftigt mit Mayhem, Sunn O)))) und Tormentor. Als er hierher kam, um „Ashes“ aufzunehmen, sprachen wir über die Aufnahme des Albums und wir wussten bereits, dass er zu dieser Zeit nicht frei sein würde. Also wurden die meisten Songs in diesem Sinne geschrieben. Attila ist immer noch Mitglied der Band, aber er war einfach für dieses Album nicht frei und bat uns, nicht auf ihn zu warten: Die Band hatte gerade Fahrt aufgenommen, diese Gelegenheit mussten wir nutzen.

Es ist heute so einfach, seine Spuren zu Hause aufzunehmen – warum war es nicht möglich, seine Beiträge einzeln aufzunehmen und sie der Platte hinzuzufügen? Warum hast du dich entschieden, das Album ohne ihn zu veröffentlichen?
Attila hat einige Backing-Vocals gemacht und einige Texte geschrieben. Aber war die meiste Zeit weg. Ich weiß nicht, ob du jemals eine intensive Tournee miterlebt hast, aber wenn du nach Hause kommst, ist das Letzte, worüber du reden oder was du hören willst, ist Musik. Also haben wir alles so gemacht, wie es sein musste. Außerdem gab es so für Sean mehr Platz zum Experimentieren, was großartig war: Er hat einen tollen Job gemacht!

Wird er Teil der kommenden Tournee sein?
Attila ist zu dieser Zeit immer noch beschäftigt und wir wollen hauptsächlich das neue Album promoten, also fügt sich das alles sehr gut.

Wie bereitet ihr euch auf eine Tour vor? Probt ihr regelmäßig oder nur wenige Male, bevor ihr auf Tour gehen?
Wegen der großen Distanz machen wir es genauso wie bei Dragonforce: Jeder lernt seine Parts individuell, und dann proben wir eine Woche lang als Band. So machen wir das und es funktioniert gut, und so werden wir es auch mit SINSAENUM machen. Wir alle spielen die Songs jeden Tag ein paar Mal.

Was können wir von den Liveshows im Allgemeinen erwarten? Sind die Support-Acts bereits bestätigt?
Wir arbeiten noch an den Vorbands, aber es sollte bald bekannt gegeben werden! Wir sind alle sehr erfahrene Musiker und kennen die Bühne sehr gut, also seid bereit für eine intensive, kraftvolle Death-Metal-Show.

Joey war vor nicht allzu langer Zeit sehr krank – ist er wieder in Form, um volle Touren zu spielen?
Ja, es geht ihm gut! Er hat „Echoes“, „Ashes“ und „Repulsion“ aufgenommen, so dass du das wahrscheinlich selbst herausfinden kannst! (lacht) Was ihm passiert ist, ist schrecklich und ich bewundere seine Stärke und Entschlossenheit, all dies zu überwinden und jetzt dort zu sein, wo er heute ist!

Ich bin etwas überrascht, dass ihr auf Tour geht, aber nicht auf den Sommerfestivals spielt. Was war der Grund dafür? Wäre das nicht ein schöner Start für eure Live-Shows gewesen?
Wie gesagt, ich bin diesen Sommer mit Dragonforce beschäftigt, also schätze ich, das beantwortet deine Frage teilweise. (lacht) Außerdem ist das Album erst im August erschienen und ich möchte, dass die Leute die neuen Songs gut kennen, bevor wir auf Tour gehen.

Vielen Dank für das Gespräch! Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Auf Tour sein: Reisen. Weg sein. Andere Denkweise. Fans treffen. Kommunion.
Dein aktuelles Lieblingsalbum: Natürlich „Repulsion For Humanity“ (lacht)
Deutschland: antwortet auf Deutsch: Deutsche Sprache. Zehn Jahre in der Schule. Krefeld (ich habe dort gewohnt und gearbeitet). Ear Musik. Metal. Kreator.
Donald Trump: Amerika. Präsident. Nicht mein Präsident – buchstäblich. Nicht hier, um über Politik zu diskutieren.
Die letzte Tour von Slayer: Thrash. Alle guten Dinge müssen ein Ende haben. „Reign In Blood“. Idole. „Angel Of Death“. 213.
SINSAENUM in 10 Jahren: Weiß ich nicht!

Nochmals vielen Dank für deine Zeit und Antworten. Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, das du unseren Lesern sagen willst?
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, dies zu lesen. Hört euch unser neues Album „Repulsion For Humanity“ an – wir sehen uns im Herbst auf Tour!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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