Interview mit Frédéric Leclercq von Sinsaenum

Mit „Echoes Of The Tortured“ hat das All-Star-Death-Metal-Projekt SINSAENUM um Dragonforce-Bassist Frédéric Leclercq und Ex-Slipknot-Schlagzeuger Joey Jordison unlängst sein Debüt-Album vorgelegt. Songwriter Leclercq über Death Metal, Freundschaften und Joey Jordisons Krankheit.

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Was macht für dich als Musiker, der in seiner Karriere schon viele Alben veröffentlicht hat, das SINSAENUM-Debüt „Echoes Of The Tortured“ zu etwas Besonderem?
Das ist schwer in wenigen Worten zusammenzufassen. Ich bin einfach sehr stolz auf das Album. Es ist sehr „Ich“, sozusagen. Ich bin froh, mich endlich in einem Genre, das ich liebe, an der Gitarre und zusammen meinen Mitstreitern und Freunden von SINSAENUM musikalisch auszudrücken zu können. Für mich ist es eine Ehre, zu wissen, dass sie an meine Vision geglaubt haben und… ja, ich bin sehr stolz. Und glücklich.

Hörst du privat viel Death Metal und wenn ja, welche Stile bevorzugst du?
Wie gesagt liebe ich dieses Genre. Ich habe es 1991 oder 1992 entdeckt und es war die perfekte Musik, um all das Dunkle und Negative, das ich in mir gespürt habe, zum Ausdruck zu bringen. Und so ist es nach wie vor. Ich war schon immer sehr von der dunklen, horrormäßigen, traurigen, gewaltsamen, schwarzen, bösen Seite der Dinge angezogen, aber ich glaube das haben wir alle in uns. Wir alle sind sündig und haben etwas Dunkles in uns verborgen. Death Metal hat für mich damals all das repräsentiert. Aber ich habe auch eine fröhliche Seite. Entsprechend höre ich ganz viel Zeug. Das reicht von Diskomusik zu Grindcore zu Klassik, zu Heavy, zu Jazz… es gibt nicht wirklich das eine Genre, das ich präferiere, es ist immer sehr stimmungsabhängig. Ich kann von Massacra zu Hall wechseln und dann von Oates zu Beherit und es fühlt sich gut an.

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Wie kam die Band zustande, woher kennst du die anderen Mitglieder? SINSAENUM ist ja ein richtiges „All-Star-Team“ …
So ist es, aber wir sehen es nicht wirklich als solches. Wir spielen in anderen Bands, klar, aber ich wollte mit Leuten zusammenarbeiten, mit denen ich verbunden bin, und das trifft auf alle zu. Ich habe Stephane [Buriez, A. d. Red.] vor 20 Jahren zum ersten Mal getroffen. Joey [Jordison, A. d. Red.] und ich haben 2008 zusammen getourt, Sean [Zatorsky, A. d. Red.] und ich ein Jahr später. Heimoth habe ich 2011 auf einem Festival kennengelernt, Atilla 2013. Und wir blieben in Kontakt. Sie sind alle großartige Musiker, deren Stil und bisherige Arbeit ich bewundere, aber am wichtigsten ist, dass es meine Freunde sind. Ich wollte lieber mit Freunden, die gute Musiker sind, zusammenarbeiten, als Leute, die ich noch nie gesehen habe, zu kontaktieren und ihre Namen zu verwenden.

Wenn ich mich nicht irre, seid ihr zwei Amerikaner, drei Franzosen und ein Ungar. Wie ging da der Songwriting-Prozess vonstatten? Habt ihr euch da alle an einem Ort getroffen?
Ich hab die Musik geschrieben, also die Vorlage geliefert und ihnen zukommen lassen, so dass sie die Songs in ihrem Stil spielen und interpretieren konnten. Sie sind alle herausragende Musiker, also ist es wichtig, dass sie sich selbst ausdrücken können, ich habe ihnen vertraut und sie haben alles zehn Mal, hundert Mal so gut gemacht wie erwartet. Also nein, vor den Aufnahmen haben wir uns nicht getroffen, es lief alles über E-Mails und Telefonate. Aber wir haben uns zum Proben getroffen, bevor wir die Videos in Ungarn gedreht haben.

Sinsaenum - Echoes Of The TorturedWenn du das Schreiben eines Songs für SINSAENUM und für Dragonforce vergleichst, worin liegt der Unterschied?
Nun, es ist eine andere Energie, du hörst in einen anderen Teil deines Herzens und deiner Seele hinein. Ich will nicht die selben Dinge zum Ausdruck bringen, wie als wenn ich beispielsweise „Three Hammers“ oder „Splendour And Agony“ schreibe. Es ist jedes Mal vollkommen ehrlich, ich zwinge mich nicht dazu, dies oder jenes zu sein. Es ist vielleicht schwer zu beschreiben, aber einfach umzusetzen. Ich bin Musiker, ich schreibe die ganze Zeit Musik. Ich muss das einfach rauslassen, für mein eigenes Wohlbefinden. Vielleicht fällt mir Zeug im SINSAENUM-Stil sogar leichter, das kommt natürlicher oder öfter dabei heraus.

Vor kurzem hat Joey den Grund für seinen Austritt bei Slipknot bekanntgegeben: Eine ernste Krankheit, die es ihm am Ende unmöglich machte, Schlagzeug zu spielen (>> mehr dazu hier). Inwiefern hat das die Aufnahme eures Albums beeinflusst?
Gar nicht. Er hat es mir und den anderen damals nicht gesagt. Er kam einfach ins Studio und hat das Album aufgenommen und es war großartig, böse und organisch, und bedurfte nur wenig Nachbearbeitung. Erzählt hat er es mir erst im Nachhinein. Als wir im Februar geprobt haben, hatte er noch Probleme zu gehen … aber nicht mit dem Schlagzeugspielen. Ich hab so großen Respekt vor dem, was er durchgstanden hat. In die Hölle und zurück.

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Wird SINSAENUM ein Studio-Projekt bleiben oder gibt es Pläne für eine Tour?
Ich will eines klar machen: SINSAENUM ist kein „Studio-Projekt“. Wir sind eine Band mit Mitgliedern, die auch bei anderen Bands tätig sind, was es natürlich schwierig macht, dass alle gleichzeitig Zeit haben, das müssen die Leute verstehen. Aber wir werden auf jeden Fall touren, weil wir die Musik mit unseren Fans teilen wollen. In der Zwischenzeit können die Leute sich an den 21 Tracks des Albums erfreuen. Außerdem arbeiten wir bereits an einem Nachfolger.

Danke für deine Zeit und die Antworten. Gibt es noch irgendwelche News über DRAGONFORCE, die du am Ende mit uns teilen möchtest?
Wir arbeiten erneut mit Jens Bogren an unserem neuen Album, welches im Frühjahr 2017 erscheinen solle – vermutlich im März. Ansonsten haben wir kürzlich „Killer Elite“ veröffentlicht, ein Best-Of mit einer DVD, die all unsere Videos beinhaltet.

Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Slipknot: Dragonforce tourte 2008 mit ihnen, da habe ich Joey und die anderen kennengelernt. Großartige Leute, fantastische Live-Shows, so viel Energie… die Band ist musikalisch und visuell wahnsinnig interessant!
Mayhem: Vollster Respekt, die Black-Metal-Band, sie haben solch eine morbide und tragische Geschichte, ich finde es faszinierend. „De Mysteriis Dom Sathanas“ ist so ein unglaubliches Album. Wie gesagt, vollster Respekt.
Dååth: Toll mit ihnen zu touren, sehr talentierte Musiker! Als ich sie live sah, war ich von Seans Stimmfähigkeiten wie weggeblasen.
Loudblast: Der Grund, warum ich Death Metal liebe – es ist die erste Band diesen Genres, die ich entdeckt habe. Stephane ist einer meiner besten Freunde. Alles gesagt.
Seth: Großartige Black-Metal-Band aus Frankreich, Heimoth und die anderen bringen es grandios hin, Dunkelheit zu illustrieren, ich liebe sie! Ich erinnere mich daran, Interviews mit ihnen gelesen oder ein Bild von Heimoth gesehen und mir gedacht zu haben: „Der sieht nicht gerade freundlich aus“ (lacht).
Dein favorisiertes Metal-Genre: Nachdem es hier um SINSAENUM geht, könnte ich Death Metal sagen, aber ich liebe Heavy, Thrash, Black und Death gleichermaßen… glaube ich? Ich weiß es nicht. Ich liebe Metal, das ist sicher.
SINSAENUM in zehn Jahren: Keine Ahnung. Ich will weder zu optimistisch, noch pessimistisch klingen. Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass wir hier sind, um zu bleiben.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, das du den Lesern sagen möchtest?
Danke, dass ihr das lest, ich hoffe ihr mögt „Echoes Of The Tortured“, unterstützt weiterhin dunkle Musik und Metal, kauft Alben und geht zu Konzerten. Ich hoffe ich sehe euch alle bald!

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