Interview mit Simon von Silverlane

Im Zuge der Veröffentlichung ihres Albums „Legends Of Safar“ sprach unser Redakteur Marius mit SILVERLANE-Schlagzeuger Simon.

Hallo Simon, als erstes danke ich dir natürlich, dass du dir Zeit nimmst, dieses Interview mit Metal1.info zu machen. Wie gehts so?
Vielen Dank, mir gehts ziemlich gut im Moment. Wir haben ein paar Tage Urlaub nach der Nord Nord Ost Tour. Die Termine im Dezember waren, bis auf zwei, alle ausverkauft. Entsprechend anstrengend und beeindruckend war die Tour. Nun habe ich wieder intensiv Zeit, mich um meine eigene Band zu kümmern.

Du spielst ja neben Silverlane auch noch in einer anderen Band, Subway to Sally. Sind Silverlane dagegen eher ein Nebenprojekt für dich, oder siehst du sie für dich als gleichbedeutend mit Subway to Sally an?
Nun ja Silverlane mache ich schon seit zehn Jahren, Subway nun seit einem. Ich habe natürlich viele musikalische Projekte zu Gunsten von STS aufgeben müssen (was mir auch nicht schwer fiel…), aber Silverlane ist etwas anderes. Da spiele ich mit meinen Geschwistern Dodo und Chris und aus seiner Familie kann man sich schließlich nicht auskündigen.
Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die ihren Traum leben können und mit dem, was sie am liebsten tun, ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Das habe ich zur Zeit und auch in Zukunft Subway zu verdanken, von daher sind die Prioritäten natürlich gesetzt.

Ich habe es ja schon in meiner Review zu eurem neuen Album angesprochen, eure Musik geht in Richtung Blind Guardian, und vielleicht Edguy oder Stratovarius. Werdet ihr oft mit anderen Bands eures Sektors verglichen? Wie stehst du zu solchen Vergleichen?
Wir werden NUR verglichen. Je mehr Reviews ich lese, desto mehr verliere ich das Verständnis für solche Vergleiche. Sind wir doch mal ehrlich. Wir machen Powermetal! Na klar gibts da Parallelen zu den „Großen“, letztenendes ist es ja auch die gleiche Musikrichtung. Es enthält stets die gleichen Elemente, Rhythmisierte Gitarren- und Bassriffs, Orchesterbögen- und melodien, epochale Chöre und hohen Männergesang.
Lustigerweise wurde die erste Platte von Freedom Call damals ziemlich verissen. Es hieß immer „keine Eigenständigkeit“ und wurde immer als Helloweenabklatsch runtergemacht. Und heute? Heute sind WIR es, die mit FREEDOM CALL verglichen werden und denen sogar vorgeworfen wird, dort „geklaut“ zu haben.
Mir sind solche Vergleiche mittlerweile vollkommen egal. Wir machen, was uns gefällt und was uns Spaß macht. Und wenn das in den Ohren eines Redakteures eben wie Hammerfall klingt, dann klingen wir halt wie Hammerfall.

Wie sieht es denn überhaupt im allgemeinen mit Stimmen zu „Legends of Safar“ aus?
Gemischt. Glücklicherweise sind es die normalen Leute, die keine große Ahnung von Musik haben, denen diese Platte sehr zusagt. Mich interessiert das meist mehr als die Meinung der Fachpresse oder die Meinung von Musikerkollegen.
Und ich muss nochmal betonen: Es ist halt ne Homeproduktion. Natürlich kann sie vom Sound und vom Artwork her nicht mit Labeloutputs mithalten! Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich zwischenzeitlich bei der bekannteren Band spiele… zu diesem Zeitpunkt waren die Songs von Legends Of Safar sowieso schon fertig…

Worum geht es denn textlich auf dem Album, jetzt mal nur grob gesehen? Wart ihr beim Schreiben von etwas anderem, wie zum Beispiel Fantasy-Autoren, beeinflusst?
Marcus und ich haben ein Konzept geschrieben, das mittlerweile um die 90 Seiten mit Karten, Skizzen usw. Umfasst. Es ist eine eigene, komplett von uns erschaffene Fantasywelt. Grob gesagt geht es um eine klassische Märchenstory mit einer guten und einer bösen Seite. Wir wollten die Band als Gesamtkunstwerk erscheinen lassen. ALLES sollte von uns sein, deshalb haben wir uns nicht irgendeine Fantasystory rausgesucht oder über persönliche Liebesgeschichten oder sonstwas geschrieben. Teils sind die textlichen Passagen auch musikalisch umgesetzt. Wie z.B. Battle Of Ibraan oder, wo es es finde ich sehr gelungen ist, bei dem finalen Wisdom Lord.

Wie ist das Songwirting abgelaufen? Hat da jemand mehr oder weniger Einfluss darauf oder macht ihr das einfach alle zusammen?
Nun ja bei so einer Musikrichtung ist es schwierig, sich in den Übungsraum zu stellen und Songideen zu jammen. Dafür steckt zuviel Kopfarbeit dahinter, besonders im Bezug auf den Text.
Im Grunde genommen kann jeder Songideen beisteuern, Songs verändern usw. Jeder von uns hat die Möglichkeit, zuhause Ideen aufzunehmen und vorzuproduzieren. In der Hauptsache kommen die Ideen von Marcus (voc.), Chris (git.) und mir, werden vorproduziert und dann letztenendes ausgearbeitet. Uli, unser Leadgitarrist, kam leider erst während der Produktion in die Band. Er bringt irgendwie eine tolle Atmosphäre in die Band und hat auch auf dem Album grandiose Lead- und Soloparts beigesteuert. Ich hoffe, dass er sich beim neuen Songmaterial intensiv miteinbringt.

Wie sind die Aufnahmen verlaufen, wart ihr alle zusammen im Proberaum um die Songs einzuspielen, oder habt ihr da eher auf die Vorteile des Internets und der digitalen Welt zurückgegriffen?
Wir haben alles bei Chris aufgenommen. Die Drums in unserer Garage (!!!) und den Rest dann in seinem Homestudio. Wir sind Brüder und wohnen zusammen und konnten deshalb in jeder freien Minute an LoS. Arbeiten. Natürlich wurde alles Mehrspurig und digital am Computer aufgenommen. Was aber nicht wenig Arbeit ist, wenn man eben mal 90 Chorspuren für einen Refrain aufnimmt oder einen Song mit 130 Spuren abmischen muss…

Kann man in nächster Zeit mit Live-Aktivitäten eurerseits rechnen?
Jupp, leider aber ersteinmal nur in unserer Gegend. Wir werden Im Februar den ein- oder anderen Gig spielen. Leider ist auch das ohne Booking- oder Labelvertrag nicht ganz so einfach. Außerdem sind ja STS auch recht heftig unterwegs, was uns doch etwas einschränkt.

Mal kurz zum Cover der CD, ich habe es öfters recht eingehend betrachtet, und hab bis jetzt aber noch nicht verstanden, was es darstellen soll. Nur das es schön anzusehen ist, das habe ich gemerkt. Kannst du da ein Licht ins Dunkel bringen?
Licht ins Dunkel ist ne schöne Metapher, denn eigentlich sollte das Album „From Ashes To Glory“ heißen. Ich stiess auf die Homepage von Christan Klute (www.beyond-cration.com) und war fasziniert von seinen Werken. Ich hab ihm einfach diesen from ashes to glory titel geschickt und ihn gefragt, ob ihm dazu was einfällt. Nun ja, er schickte mir einfach diesen Vorschlag. Dann wars passiert- ich habe es sofort gekauft. Dieser Feuerstreif, der den Treppenaufgang entlang wandert… das passte wunderbar! Wir standen außerdem unter Zeitdruck. Von einem Künstler extra ein Bild zu unserer Arston- Story anfertigen zu lassen, war einfach nicht mehr drin… auf finanzielle gesehen.
Aber ich bin sehr mit dem Artwork zufrieden. Es ist ein Eyecatcher, darauf kommts an.

Seid ihr tatsächlich von irgendwelchen Bands oder Musikern beeinflusst?
Ich bin weniger von Bands oder Musikern beeinflusst. Mehr vom ganz normalen, täglichen Leben, dass über Jahre hinweg perfekt laufen kann und mit einem Schlag, innerhalt von Minuten, kann alles in Scherben vor dir liegen. Um das zu verarbeiten höre ich Musik. Und schreibe Songs, natürlich.
Musikalische Einflüsse hole ich mir aus der klassischen Musik. Alles, was man in der Modernen Popularmusik hört, ist meistens eh von dort abgeschaut.

Okay, kommen wir mal zu einem ganz anderem Thema. Gehst du, wenn du nicht mit deinen Bands beschäftigt bist, selbst gerne auch auf Konzerte oder Festivals?
Auf Festivals überhaupt gar nicht. Ich war diesen Sommer über jedes Wochenende auf Festivals. Ich habe es genossen, mir andere Bands anzusehen und mit ihnen zu quatschen, alte Bekannte wiederzutreffen. Auf Konzerte gehe ich nachwievor gerne, auch wenn ich alles mittlerweile mit etwas anderen Augen sehe. Aber bei meinen Lieblingsbands werde ich selbst wieder zum echten Fan…

Wie stehst du zum Internet? Überwiegen für dich da positiven Seiten, wie zum Beispiel eben gut Werbung für eine neue, oder eben unbekannte Band zu machen, oder die negativen, wie Filesharing usw.?
Also ohne Internet geht für mich heute gar nichts mehr. Das mit dem Filesharing ist nicht Schuld des Internets, sondern Schuld der Musikindustrie, die diese Gefahr viel zu spät erkannt hat. Man hätte Kapital draus schlagen können. Klar würde mir mein Leben definitiv ohne Kazaa oder emule leichter fallen, da meine Band mehr Platten verkaufen würde. Aber, hey, so ist es nunmal.
Dafür kommen mehr Menschen mit meiner Musik in Kontakt. Das hat ja auch was für sich.

Welche Musik hörst du privat?
Ganz unterschiedlich. Im Moment höre ich die neue Nickelback sehr oft, außerdem die neue Platte von Leaves Eyes, die ja mit uns auf Tour waren. Und ein paar alte Balladen habe ich auch ausgegraben, die ich schon seit Jahren kenne, deren Text und Intention ich aber erst seit ein paar Tagen verstehe. November Rain von GNR zum Beispiel oder Objects In The Rearview Mirror May Appear Closer Than They Are von Meat Loaf.
Meine Lieblingsbands, wenn man das überhaupt so sagen kann, sind Lacuna Coil, Therion, Creed, Alter Bridge und noch ein paar andere.

Hast du selbst noch einen Job, neben dem des Drummers?
Nein. Rein zeitlich geht das auch nicht anders. Ich arbeite in Berlin und wohne in Nürnberg. Ich bin ungefähr nur hundert Tage im Jahr zuhause. Wir sind alleine zehn Wochen im Jahr auf Tour. Ich habe ab- und zu noch einen Job in meinem Studio zuhause oder spiele ne Mucke für andere oder als Aushilfe, auch den ein- oder anderen Workshop habe ich schon gegeben. Selbst wenn ich wollte, hätte ich warhscheinlich keine Zeit für einen anderen, ernsthaften Job.

Dann kommen wir langsam aber sicher zum Ende des Interviews, was fehlt, ist noch ein kleines Brainstorming zu ein paar verschiedenen Begriffen, wie das bei Metal1 Tradition ist.

Black Metal: Versteh ich nicht. Bewundere die Technik, das Tempo und die Outfits.

Power Metal: Verstehe ich eher, macht mir Spaß.

MTV/Viva: Gleichschaltung, Aufdiktieren eines fürchterlichen massen- mediengeschmacks. Willkür und Bestechlichkeit in der Musikauswahl, Profitgier. Kein Gespür für Kunst und Kultur. Verantwortungslose Ausbeutung von Jugendlichen. MTV- Monopolstellung in Deutschland.

Hackfleisch: Ich bevorzuge Geflügel.

Edguy: Großartige Band, toller Sänger und Showman. Sehr sympathische und nette Kollegen.

Stratovarius: Kopie und Schatten ihrer selbst. Helden meiner Jugend. Ihr Schlussstrich hätte entgültig sein müssen, das hätte sie legendär gemacht.

Hammerfall: Phänomen. Tolle Show, geben den Leuten das, was sie brauchen. Keine beeindruckenden Musiker aber als Band wirklich gut.

Label: Ich möchte mich nicht festlegen. Es gibt aber ein Label, bei dem Silverlane gerne unterkommen würde…

Trueness: Wichtig für viele, um sich zu identifizieren. Gibts nicht nur im Metal sondern in allen Bereichen des Lebens. Viele Menschen müssen einen bestimmten Style leben, um selbstbewusst zu sein. Ich brauche das nicht, ich definier mich über meine Musik, nicht über Klamotten und Gesten.

Manowar: Ganz schrecklich. War nie Fan, werds nie sein. Das ist dann einfach zuviel des Guten.

Deutsche (Power) Metal-Szene: Viele, nette und professionelle Kollegen. Ist im Aufwind momentan.

Metal1.info: Objektives Review, schnell zugesandte und ordenlich vorbereitete Fragen. Interesse auch an kleinen Bands, nicht nur an kostenlosen Promos und Gästelisteplätzen der „Großen“. Jederzeit wieder :-)

Dann bedanke ich mich für die Beantwortung der Fragen und wünsche Silverlane noch viel Erfolg und viele weitere exzellente Platten. Wenn du der Leserschaft noch irgendetwas mitteilen möchtest, kannst du das hier tun.
Vielen Dank für das Interview, ich hoffe man sieht sich bei Gelegenheit mal auf einem Festival oder Konzert.
Grüße an alle Leser…!

Geschrieben am von Metal1.info

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