Interview mit Moe von Shrike

SHRIKE kommen aus den Tiefen des Berliner Undergrounds und spielen nun schon seit acht Jahren mit Leib und Seele Black Metal. Der wirkliche Durchbruch lässt zwar weiter auf sich warten, mit ihrem neuen Album „Sieben“ haben die Jungs aber einen weiteren beachtenswerten Bolzen purer Finsternis vorgelegt. Wir haben mal bei Moe, dem Drummer der Band, angeklopft, um zu sehen was sich seit unserem letzten Interview so getan hat.

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Hi! Wir haben vor einem knappen Jahr schon einmal ein Interview mit euch geführt… Wie lief es in der Zwischenzeit bei euch?
Hey Tobias. Werte Leser, Mamas, Papas und sonstige Verrückte. Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, habe ich ein recht gutes Gefühl. Wir sind hier und da ein wenig rumgekommen und haben viele nette Bekanntschaften getroffen und neue kennengelernt.

Euer letztes Album ist auch noch nicht mal ein Jahr alt, und schon ist das nächste da… Hattet ihr einen akuten Anfall von Kreativität oder wie kommt das?
Den kreativen Aspekt würde ich nie ausklammern. Aber während wir das zweite Album fertigstellten, hatten wir zeitgleich an neuen Sachen gearbeitet und einiges ausgetüftelt. Einige Ideen wurden verworfen oder in die Kiste gepackt, andere hatten wir verfeinert und aufgenommen. Ein Song entstand erst während der Aufnahmen, was bei uns schon eine gewisse Tradition hat. Das heißt, dass gerade eine Idee und ein Gefühl im Raum war, welchen wir nachgingen.

Auf „Sieben“ seid ihr direkter und brutaler geworden. Man könnte sagen, ihr orientiert euch manchmal sogar in Richtung Death Metal. Shrike live 3Seht ihr das genauso und wenn ja, wie kam es zu dieser Entwicklung?
Das Ding ist, dass wir mit vielen Elementen der Musik und verschiedenen Genres experimentieren, seien es Stoner-Rock-Sessions oder psychedelische Irrfahrten und wir eigentlich für alles offen sind. Letztendlich sind wir vier verschiedene kreative Köpfe, die alle unterschiedliche Musik hören und dadurch unterschiedliche Inspirationen in den Raum bringen.
Ich denke, dass der Black Metal für uns nur den Rahmen vorgibt und wir es auch in Zukunft mit unterschiedlichen Elementen verbinden werden.

Seid ihr mit dem Album zufrieden oder hättet ihr es z.B. gerne auf volle Länge gebracht?
Uns kam die Idee, es auf sieben Songs aufzustocken. Probeweise hatte ich mal zwei Live-Stücke rangehangen, doch beim Durchhören wurde uns klar, dass nach diesen fünf Songs Ende ist und dass alles andere nur störend ist. Im Großen und Ganzen sind wir mit dieser Scheibe zufriedener als mit den letzten zwei Scheiben. Dinge, die man am liebsten ändern würde, findet man ja schließlich immer. Ich selbst finde den Drumsound recht interessant, da ich heutzutage nur noch Schlagzeuge höre, die nicht mehr nach einem Schlagzeug klingen.

Wie sehr nehmt ihr euch eigentlich die Bewertungen der Musik-Magazine zu Herzen?
Ohne diese läuft nichts. Ohne die Kritik von außen würde man blind in seinem eigenem Kopf sein und eigentlich kaum einen Bezug zu dem haben, was man macht. Das ist wie eine Beziehung, in der man auf Kritik angewiesen ist. Ärger und Freude gehört immer mit dazu. Es sind ja nicht nur die Magazine, sondern auch die Klientel bzw. die Leute, die zu unseren Konzerten kommen. Ohne diese brauchen wir das ja nicht zu machen.

shrike-sieben-artworkIch war auf eurer (sehr hübschen) Website und habe gesehen, dass du für das „Visuelle Design“ verantwortlich bist… Heißt das, du hast auch das Albumcover entworfen?
Jo, das kann man so sagen. Allerdings habe ich auf einige Elemente von Fabi, unserem Bassisten, zurückgegriffen, um das Ganze runder zu machen. Zum Albumcover möchte ich sagen, dass da sehr viel Ironie dahinter steckt. Es ist zum einen auf Einfachheit ausgelegt und zum anderen passt es überhaupt gar nicht zum Black Metal und zu dem, was ich sonst eigentlich entwerfe. Es ist zerstörend in seiner ganzen Form und die Kippe unterstreicht es zudem noch.

Du schreibst zudem die Texte. Ich habe den Eindruck gehabt, dass euch das Verweben von Musik und Lyrik ziemlich wichtig ist… Stimmt das?
Ich sage immer: Wenn Musik aussagt, dass Schokoladeneis nach Schokolade schmeckt, ist es schon recht verdummend und der Hörer wird nur an der Nase herumgeführt und seine Intelligenz angezweifelt und in Frage gestellt. Wenn jemand Schokoladeneismusik konsumieren möchte, dann soll er es auf eigene Gefahr tun, aber bitte mich damit nicht nerven. Demzufolge ist es doch für den Hörer notwendig, dass in der Musik eine Aussage steckt, die angemessen ist und den Hörer inspiriert, statt zu verdummen, denn wir sind schließlich auch alle erwachsen.

Wie schon beim letzten Interview erwähnt, wollt ihr mit Gewalt, Rassismus etc. nichts zu tun haben… Habt ihr da manchmal Probleme mit Fans, die Black Metal auf diese Weise leben?
Ich denke, Black Metal ist ein Extrem und kann auf sehr unterschiedliche Weise ausgelebt werden. Wenn wir über Gewalt sprechen, sind nicht die Leute gemeint, die auf Konzerten Pogo tanzen, sondern wir sprechen über Krieg, Totschlag, häusliche Gewalt Kindern gegenüber etc. Es gehört, so denke ich, zu einem gesunden Menschenverstand dazu, dies zu vermeiden. Ich möchte an sich niemanden verurteilen, eigentlich kann jeder so sein, wie er möchte, wenn er es für richtig hält, solange er niemandem damit Schaden zufügt. Ich habe schließlich auch meine eigenen Gedanken und möchte diese behalten.

Im letzten Interview habt ihr von Plänen gesprochen, ins Ausland zu expandieren. Ist daraus schon etwas geworden?
Wir arbeiten dran. Da es aber nach wie vor schwierig ist, überhaupt Konzerte zu spielen, ist es auf der Prioritätenliste nach unten gesunken. Wir sind ja schon froh, wenn wir aus Berlin raus kommen.

shrike

Das Metal1-Brainstorming kennst du ja bereits. Los gehts…
Krim-Krise:
Hätte ich an Russlands Stelle auch getan. Das Volk wollte es auch größtenteils so.
Europa-Wahl: Ich hoffe doch, dass jeder sein Kreuzchen setzt.
Death Metal: Fetzt (lacht)
Satyricon: Fetzt (lacht) Nur leider beim letztem Konzert in Berlin verpasst.
FC Bayern München: Vor 20 Jahren war ich Dortmundfan, seit 18 Jahren schaue ich keinen Fußball mehr.
Getriggerte Drums: Live nur zur Unterstützung in den Sub-Bässen – im Studio auf keinen Fall!

Vielen Dank für das Interview! Wollt ihr zum Schluss noch etwas loswerden?
Ich hoffe doch wir sehen uns alle mal und ihr schneidet mir nicht den Kopf ab. Ehrlich währt am längsten.

 

Publiziert am von Tobias Schultz

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