Gefühlt entstehen jeden Tag zig neue Heavy-Metal-Bands, die den Spirit der 80er aufleben lassen wollen. Die meisten sind brauchbar, aber nur selten kommt es vor, dass eine dieser Retro-Formationen schon mit ihrem ersten Album auf ganzer Linie begeistern kann. Skull Fist gelang das einst und auch Enforcer schlugen seinerzeit mit beachtlicher Wucht in der Szene ein. Mit den aus Arizona stammenden SHOW N TELL scheint nun eine weitere traditionsbewusste Metalband zu Großem bestimmt zu sein, denn ihr Debüt „The Ritual Has Begun“ ist eine nachgerade phänomenale Platte geworden. Wir sprachen mit Bandleader David Rodriguez über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seiner Band.
Hallo, David und vielen Dank für dieses Interview! Wie geht es dir?
Ich bin es, der euch für das Interesse an der Band danken muss! Mir geht es gut, danke. Wir arbeiten derzeit sehr hart, um unsere neueste Veröffentlichung „The Ritual Has Begun“ zu vermarkten und nach oben zu kommen!
Nachdem „The Ritual Has Begun“ euer erstes Album ist, wissen wir noch nicht allzu viel über euch – erzähl uns ein wenig zur Geschichte von SHOW N TELL!
Na klar! 2019 haben wir ein drei Songs umfassendes Demo veröffentlicht. Ich habe damals alles alleine geschrieben und auch das Schlagzeug programmiert. Die aktuelle Besetzung, die ich als das erste offizielle Line-Up bezeichnen würde, besteht aus Cade Gardener am Bass, Mike Thomas am Schlagzeug, Daniel Dobbs an der Leadgitarre und mir an Gesang und Gitarre. Anfangs gab es ein paar Besetzungswechsel, aber das hat sich mit der Zeit geregelt. Cade z. B. war so ziemlich seit dem ersten Tag, also seit der Veröffentlichung des Demos, in der Band. Wir sind zusammen ins Studio gegangen, um die Songs aufzunehmen, wobei wir Mike Ohlson (Vektor) für die Schlagzeug-Aufnahmen organisieren konnten. Er war es auch, der uns Mike Thomas vorgestellt hat. Auf der Suche nach einem neuen Leadgitarristen hatten wir dann das Glück, Daniel Dobbs zu begegnen und damit war die neue Besetzung komplett!
SHOW N TELL ist ein wirklich cooler Bandname, der so richtig nach den 80ern klingt. Wie seid ihr darauf gekommen?
Danke! Das ist einer von diesen Namen, den die Leute entweder lieben oder für das Dämlichste halten, das sie je gehört haben. Von allen Entscheidungen, die ich je für die Band getroffen habe, war der Name wahrscheinlich die, bei der ich mir am sichersten war. Er ist mir eingefallen, als ich bei einem Finanzberatungsvortrag war (nicht besonders Rock ’n‘ Roll, ich weiß). Der Kerl, der den Vortrag hielt, sagte, dass sie ein „Show and Tell Business“ betreiben – soll heißen: Sie müssen den Leuten ein Produkt zeigen, das so überzeugend ist, dass sie jedem, den sie kennen, davon erzählen wollen. Genau das wünsche ich mir auch für meine Band und so war der Namen SHOW N TELL geboren.
Gerade ist mit „The Ritual Has Begun“ euer erstes Album erschienen. Wie würdest du die Platte beschreiben?
Ich würde sagen, dass man es entweder liebt oder hasst. Der Opener wird dich überrollen wie ein Güterzug und innerhalb der ersten 30 bis 45 Sekunden merkst du, ob es was für dich ist oder nicht. Unser Songwriting-Prozess hat sich stark verändert und tut es noch immer. Am Anfang wurde alles von mir geschrieben und programmiert, dann haben die Leute die Songs live gespielt und jetzt werfen wir uns gegenseitig Riffs und Ideen zu.
Und wie genau läuft das Songwriting bei SHOW N TELL ab?
Die Songs für unser neues Album habe ich zusammen mit unserem Bassisten Cade Gardner geschrieben. Mike und Daniel waren während der Songwriting-Phase noch nicht in der Band. Wie gesagt hat Mike Ohlson die Drums eingespielt, aber immerhin konnte Daniel noch alle seine Soli für die Platte aufnehmen. Für die nächste Platte werden wir bestimmt einen neuen Ansatz verfolgen, um das Album noch einprägsamer zu gestalten!
Welche Bands würdest du als eure größten Einflüsse nennen?
Persönlich haben mich vor allem Skull Fist, Enforcer und Cauldron beeinflusst – zumindest in den letzten fünf bis sechs Jahren. Aber natürlich gibt es eine ganze Reihe an Metalbands aus den 80ern, die mich stark geprägt haben. Dazu gehören auf jeden Fall W.A.S.P., Dokken, Judas Priest, Iron Maiden, Megadeth usw..
„The Ritual Has Begun“ klingt sehr roh und authentisch. Wie arbeitet ihr im Studio?
Das Album wurde in Tempe, Arizona mit dem Tontechniker Joe Asselin digital aufgenommen. Er hat im Studio einen tollen Job gemacht und darauf geachtet, dass wir alles so gut wie nur irgendwie möglich einspielen. Anschließend hat Jeffrey Robens das Album gemischt und Bart Gabriel hat das Mastering übernommen. Der Sound ist sehr roh und einzigartig, aber am Ende ist es auch hier so, wie ich bereits sagte: Entweder liebt man es, oder man hasst es.
Für euer erstes Album konntet ihr bei No Remorse Records unterschreiben. Wie kam es dazu?
Ja, das war ein wirklich unglaublicher Moment für mich! Als unser Demo fertig war, konnte ich es über den Youtube-Kanal „NWOTHM Full Albums“ veröffentlichen und dadurch haben wir sehr viel Aufmerksamkeit von der Community bekommen. Ich wurde von einer Reihe von Leuten, die uns unter Vertrag nehmen wollten, angesprochen, aber No Remorse Records waren eindeutig der Hauptgewinn!
Traditioneller Metal ist im Augenblick ziemlich angesagt, allerdings wird die Szene vor allem von Bands aus Europa dominiert. Wie steht es um die Szene in den USA?
Hier in Arizona fallen mir im ganzen Staat höchstens zwei oder drei traditionelle Metalbands ein. Was das ganze Land angeht, glaube ich, dass es in jedem Staat ungefähr ähnlich aussieht. Überall gibt es eine Handvoll traditioneller Metalbands, aber das war’s dann auch. In den letzten Jahren konnte man sehen, wie die Szene wächst, aber sie ist nichts im Vergleich zu anderen Ländern.
Besteht die Chance, SHOW N TELL bald in Deutschland zu sehen?
Bisher ist noch nichts geplant! Wir wollen aber unbedingt aus den USA rauskommen und auch in anderen Ländern spielen. Wenn ihr also außerhalb der Vereinigten Staaten lebt, dann lasst bitte unseren Namen bei den lokalen Promotern fallen!
Vielen Dank für dieses Interview! Lass uns zum Schluss noch etwas Brainstorming betreiben – was fällt dir spontan zu den folgenden Begriffen ein?
Winged Assassins: Das wäre ein wirklich cooler Bandname! Außerdem muss ich jetzt an den Song von Anvil denken – Robb Reiner rockt in der Nummer!
Merch Cut: Das lässt mich an die Clubs in Hollywood denken, die während der Glanzzeiten des Sunset Strip berüchtigt waren. Ich fürchte, wenn ein Festival oder Event groß genug ist, wollen sie ein Stück vom Kuchen.
Festivalsaison: Klingt wie etwas, wo ich mitmachen will! Wir haben in den USA leider nicht sehr viele Festivals für traditionellen Metal. Eines der besten ist auf jeden Fall „Hell’s Heroes“.
Touren im Ausland: Ein weiterer Gedanke, den ich gerne realisieren würde! Das ist sogar ziemlich weit oben in unsere Prioritäten!
SHOW N TELL in zehn Jahren: Ich hoffe, dass wir dann ein paar Alben mehr haben und ein fester Bestandteil der NWOTHM-Bewegung sind.
Noch einmal vielen Dank für deine Zeit! Möchtest du noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser richten?
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, uns kennenzulernen! Wir hoffen, dass wir euch alle bald treffen werden! Cheers!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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