Interview mit Jørgen Munkeby von Shining (Nor)

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Was muss passieren, dass SHINING (Nor), die Erfinder des „Blackjazz“, auf einmal 90’s-Pop machen? Was motiviert einen Ausnahmemusiker wie Multiinstrumentalist Jørgen Munkeby dazu, den Backstreet Boys nachzueifern? Und wo zur Hölle ist das Saxophon geblieben? Das neue Album „Animal“ wirft viele Fragen auf. Doch Munkeby ist im Interview um keine Antwort verlegen.

Das neue SHINING-Album trägt den Titel „Animal“. Was war die Idee dahinter?
„Animal“ ist der Titel eines der Songs auf dem Album, und dieser Song hat sich auch als die Lead-Single herausgestellt, die jetzt erstaunlich gut für uns läuft! Tatsächlich hat es unsere monatlichen Hörerzahlen auf Spotify im Alleingang um Faktor 15 multipliziert und wird 20 bis 30 mal mehr gestreamt als alle unsere älteren Songs.
Bei der Wahl des Albumtitels dachten wir, wir müssten uns entscheiden, welche der beiden dominanten, aber gegensätzlichen Seiten des Albums wir hervorheben wollen. Die meisten Songs auf dem Album haben ziemlich dunkle und ernste Texte, die um Tod, Verlust und ähnliche Themen kreisen. Aber die Musik selbst ist ziemlich aufbauend und hat einen positiven Rock-Vibe. Obwohl der Großteil der Platte – insbesondere der Texte – auf der dunkleren Seite ist, hatte ich das Gefühl, dass ich mich für das Coverartwork und den Albumtitel auf die helle und lebenslustige Seite konzentrieren will. So können die Leute die dunklere Seite hinterher durch richtiges und konzentrierteres Hören entdecken. Als wir zu diesem Schluss kamen, war klar, dass „Animal“ eine gute Wahl ist! Es ist kurz, es klingt cool, es ist ein guter Ausgangspunkt für das Artwork und es ist der Name des beliebtesten Songs auf dem Album.

Mit „Blackjazz“ hast du ein ganz neues Genre erfunden – jetzt hast du mit „Animal“ wieder etwas Neues begonnen. Wie würdest du diesen neuen Stil von SHINING nennen?
Ich bin mir nicht sicher, wie ich die neue Musik nennen soll. Aber ich glaube auch nicht, dass er eine Bezeichnung braucht. Der Begriff “Blackjazz” war eine tolle Sache für diese Alben, da er das gesamte Konzept nachvollziehbarer machte. Aber während “Blackjazz” ein sehr intellektuelles und akademisches Konzept war und man das Album wirklich im Kontext der Musikgeschichte sehen musste, um seine Bedeutung voll und ganz zu verstehen, ist das neue Album „Animal“ zum Hören gemacht. Die Songs sind so konzipiert, dass sie eher eine emotionale Wirkung entfalten als dass sie dich über Musikgeschichte oder -theorie nachdenken zu lassen.

Was war deine Motivation für diesen Stilwechsel?
Ich hatte das Gefühl, dass mit drei Studioalben, einem Live-Album und einer DVD genug dokumentiert ist, um das Genre Blackjazz abzuschließen. Jetzt ist es dokumentiert und für die Zukunft gesichert, und jeder kann diese Alben studieren und selbst Blackjazz machen – vorausgesetzt, er hat die technischen Fertigkeiten und das Genreverständnis dazu.
Und seit diese Arbeit erledigt war, hatte ich das Bedürfnis, neue Herausforderungen in meinem musikalischen Leben zu finden. Ich wollte neue Dinge lernen und ich wollte wieder riskante Dinge tun. Ich liebe es, mich so zu fühlen, als würde ich auf einem schmalen Grat wandeln, und es fühlte sich für mich wirklich wieder riskant und aufregend an, dieses Album zu machen. Ich liebe diese Phasen mehr als alle anderen Phasen in meinem Leben!

Tatsächlich klingt „Animal“, als wäre es mehr vom Pop der 90er Jahre inspiriert als von Jazz oder Black Metal – ist das der Fall und wenn ja, Bands haben dich direkt beeinflusst?
Das neue Album enthält definitiv weniger Jazz und Black Metal als jedes andere unserer Alben zuvor! Bands, die Inspirationen oder auch nur Anhaltspunkte für das Album „Animal“ geliefert haben, gibt es viele. Darunter sind definitiv Ghost, Gojira, Biffy Clyro, Muse, Halsey, Bring Me The Horizon, Linkin Park, Audioslave, Devin Townsend, Brad Paisley, Guns ‘n’ Roses, Pink, Metallica, Kent, The Killers, Phil Collins, Carpenter Brut, Disturbed und Five Finger Death Punch, um nur einige zu nennen.

Auch das Cover sieht aus, als wäre es aus den 90er Jahren – war das die Absicht?
Ich finde, dass es mehr wie ein Bild aus den späten 80er-Jahren aussieht, aber ich denke, dass wir beide eigentlich über die gleiche Zeitspanne sprechen. Und ja, das war definitiv Absicht! Ich liebe das aktuelle 80er-Synthwave-Revival, aber ich wollte andererseits auch nicht, dass das Album anderen Alben zu ähnlich sieht – also haben wir uns entschieden, uns von den 80er-Jahren und vom Synthwave inspirieren zu lassen, aber dann trotzdem noch unsere eigene Version davon zu machen.

Es ist die erste SHINING-Veröffentlichung seit Jahren ohne Saxophon – warum kam es diesmal nicht zum Einsatz?
Ich hatte mir vorgenommen, Musik zu schreiben, ohne darüber nachzudenken, ob das Saxophon Teil der Songs sein sollte oder nicht: Wenn ein Song nach einem Saxophon-Part verlangen würde, dann würde ich einen einbauen. Wenn aber nicht, so habe ich entschieden, würde ich auch keinen einbauen, nur weil das Saxophon unser Blackjazz-Markenzeichen geworden ist. Und am Ende fühlte es sich bei keinem der Songs so an, als bräuchte er das Saxophon – und deshalb gibt es kein Saxophon auf dem Album. So einfach ist das!

Anstelle des Saxophons sind Synthesizer jetzt das dominierende Instrument. Was gefällt dir an diesem Element am besten?
Ich bin froh, dass du das sagst! Erstens ist es ein Element, das in unserer Musik vorher noch nie dominiert hat – zumindest nicht diese Art üppiger 80er-Jahre-Sounds, die wir auf dieser Platte verwenden. Das gibt unserer Musik eine neue Farbe und einen neuen Ausgangspunkt, was das Schreiben der Songs so viel unterhaltsamer gemacht hat.

Inwiefern haben sich die Komposition und Studioarbeit bei diesem Album vom Schreib- und Aufnahmeprozess beispielsweise von „International Black Jazz Society“ unterschieden?
Der Prozess war in vielerlei Hinsicht ganz anders. Zuerst einmal habe ich diesmal viele Leute in das Schreiben der Musik und der Texte mit einbezogen, was ich noch nie zuvor getan habe. Unser neuer Bassist, Ole Vistnes, hat diesmal fast die gesamte Musik mit mir zusammen geschrieben. Auch unser Produzent, Sean Beavan, hat sowohl an der Musik als auch an den Texten mitgearbeitet. Was die Texte anging, ließ ich mich bei den meisten Songs noch von Astrid Williamson aus London unterstützen, und ich hatte den dänischen, in L.A. ansässigen Produzenten Frederik Thaae, der mir bei „End“ und „When I’m Gone“ mit Musik und Texten weitergeholfen hat.
Ein weiterer Unterschied ist, dass wir das ganze Material live im Studio aufgenommen haben, wir haben also alle gleichzeitig zusammen gespielt. Das Einzige, was später aufgenommen wurde, war der Gesang. Das trägt zu einem sehr organischen Groove und Feeling bei, das im Gegensatz zu eher überproduzierten und modernen kommerziellen Mixes steht. Ich denke, das hat uns das Beste aus beiden Welten gebracht!

Hattest du keine Angst vor den Reaktionen des Fans – der neue Stil ist ganz anders als alles, was ihr vorher gemacht habt …?
Es ist immer spannend, ein neues Album zu veröffentlichen – egal, ob man etwas geändert hat oder nicht. Wenn du deinen Stil nicht viel verändert hast, musst du dir Sorgen machen, ob die Fans langweilig finden, dass sich nichts geändert hat. Wenn du deinen Stil stark änderst, musst du dir Sorgen machen, ob die Fans finden werden, dass er sich zu stark geändert hat. Am Ende kommt es deswegen nur darauf an, was man selbst denkt. Und für mich war es absolut das Richtige! Ich musste etwas tun, das für mich aufregend war, und ich habe es genossen, an dieser Platte zu arbeiten. Ich bin auch super stolz auf das Ergebnis!

Beim letzten Song, „Hole In The Sky“, sowie bei „My Church“ singt eine Frau mit – wer ist sie?
Die Sängerin bei „Hole In The Sky“ heißt Linnea Dale. Sie ist eine norwegische Popsängerin, aber obwohl sie noch nie bei einer härteren Band gesungen hat, war sie total begeistert von der Idee! Und ich finde, es ist wirklich unglaublich geworden!

Wie werdet ihr die Songs live kombinieren, funktionieren die alten und neuen Songs zusammen?
Wir haben schon fast 20 Shows gespielt, bei denen wir neues und altes Material kombiniert haben, und ich finde, das passt perfekt zusammen. Die neuen Songs bringen endlich die Abwechslung in unser Live-Set, die mir in den letzten Jahren gefehlt hat.

Vielen Dank für deine Zeit! Zum Abschluss noch ein Brainstorming:
Auf Tour sein:
Versuchen, nicht krank zu werden!
Jamal Khashoggi: Leider hatten wir aufgrund der Veröffentlichung des Albums und der Tour keine Zeit, uns über die Sache zu informieren.
Backstreet Boys: Ich habe ihren Song „Everybody (Backstreet’s Back)“ geliebt, als er in den 90ern auf den Markt kam – insofern freue ich mich, dass wir uns in unserem Track „When The Lights Go Out“ darauf beziehen.
Dein Lieblingstier: Wolf oder schwarzer Panther
Deutschland: Ist derzeit auf Platz 2 der meisten SHINING-Plays auf Spotify! Das ist fantastisch! Ich kann es kaum erwarten, wieder in Deutschland zu spielen!
SHINING in 10 Jahren: Ich habe keine Ahnung – absolut keine Ahnung! Aber ich werde hart daran arbeiten, uns zu einer fantastischen und großartigen Band zu machen!

Nochmals vielen Dank für Ihre Zeit. Die letzten Worte gehören dir:
Bitte hört euch unser neues Album „Animal“ so schnell wie möglich an und kommt uns auf einer unserer kommenden Deutschland-Shows im November besuchen! Das sind die Termine:
25.11.19 – Hamburg, Logo
26.11.19 – Berlin, Cassiopeia
27.11.19 – Frankfurt, Das Bett
28.11.19 – München, Backstage

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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