Interview mit Jørgen Munkeby von Shining (Nor)

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Mit dem Albumnamen „Blackjazz“ haben die norwegischen Ausnahmemusiker SHINING im Jahr 2005 zugleich ein ganz neues Genre aus der Taufe gehoben. Mastermind und Multiinstrumentalist Jørgen Munkeby über das zweite Studioalbum seit diesem Meilenstein an der Wegkreuzung von Jazz und Metal, Balladen und Live-Performances in Norwegens schroffer Bergwelt.

Shining (Nor) - Logo

Euer neues Album heißt „International Blackjazz Society“. Ist der Titel eine Anspielung auf die steigende internationale Popularität von SHINING?
Ja, der Titel ist als Einladung an unsere wachsende Fanbase zu verstehen, sich um Blackjazz, aber auch Jazz und Metal im Allgemeinen zusammenzutun. Ich fand es cool, nicht nur die musikalische Idee von Blackjazz zu transportieren, sondern auch den Begriff, und fand den Namen “International Blackjazz Society” einen echt coolen Albumnamen.

Eure Musik ist sehr extrem, trotzdem seid ihr damit derzeit sehr erfolgreich und gewinnt rennomierte Musikpreise. Wie erklärst du dir dieses Phänomen? Vor ein paar Jahren war Jazz-Metal ein absolutes Nischen-Genre …
Ich glaube nicht, dass ich die richtige Person bin, um anderen zu erklären, wie man im Musik-Business groß wird. Aber in unserem Fall war es extrem wichtig, die ganze Zeit auf Qualität fokussiert zu bleiben und ich glaube, dass genau das sowohl bei den Fans als auch bei den Journalisten gepunktet hat. Wir wurden kontinuierlich größer, und das würde ich wirklich voll unserem Bemühen um Qualität zuschreiben sowie der Tatsache, dass wir uns immer treu geblieben sind und getan haben, was uns richtig erschien.

Shining_InternationalBlackjazzSociety_CoverFür das neue Album habt ihr einmal mehr euer Bandlogo geändert – warum?
Das stimmt… aber auf deine Frage habe ich trotzdem keine gute Antwort parat. Bevor wir das neue Logo veröffentlicht haben, habe ich auf Facebook geschrieben, dass ich unser Logo aus der „Blackjazz“-Zeit, das wir auch für „Live Blackjazz“ und „One One One“ beibehalten haben, eigentlich für perfekt halte und dass es das beste Logo ist, das ich je gesehen habe. Aber ich wollte es trotzdem ändern, einfach um mir das Gefühl zu geben, dass wieder etwas Neues beginnt. Ich bin, glaube ich, immer auf der Suche nach interessanten Dingen, die mich inspirieren, und das war auch bei dem Logo der Fall. Manchmal ist es nicht wirklich sinnvoll, großartige Dinge für neue und ungewisse einzutauschen, aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann mache ich das eben.

Musikalisch hingegen habt ihr euren Sound gefunden. Wo siehst du dennoch Unterschiede zwischen “International Blackjazz Society” und seinen Vorgängern?
Ich finde, “International Blackjazz Society” vereint beides, die extremen, experimentellen und aggressiven Elemente von “Blackjazz” und einige geordneter und zugänglicher klingende Songs, wie sie auf “One One One” zu finden waren. Insofern spiegelt “International Blackjazz Society” die ganze Bandbreite des Blackjazz-Universums wider. Zusätzlich fügt es diesem mit der Ballade “House Of Control” sogar noch ein neues Element hinzu. Alles in allem ist es, glaube ich, das vielseitigste Album, das wir bislang gemacht haben.

Shining Nor Munkeby_17751_final2_Tester-å-forandre-øyefarge_YEAHAuffällig ist, dass auf dem Album das Saxophon präsenter ist als auf den bisherigen Alben, gerade, was Soli betrifft. Warum wolltest du dem Instrument diesmal mehr Platz einräumen?
Ich glaube, die typischeren SHINING-Songs haben ungefähr den gleichen Saxophongehalt wie auf den vorigen Alben. Der Unterschied mag darin liegen, dass wir diesmal zwei Instrumentals auf dem Album haben, die wirklich sehr Sax-orientiert sind. Die CD beginnt ja schon mit einem Saxophon-Stück, was das Album natürlich etwas vorabdefiniert. Warum ich das gemacht habe, weiß ich nicht. Ich vermute, ich wollte wieder etwas mehr von dem Jazz aus „Blackjazz“ reinbringen und ich finde, es hat gut geklappt.

Bei Stücke wie “The Last Stand” und „Thousand Eyes“ meint man Einflüsse früher Industrial-Rock-Bands wie Marilyn Manson oder die Nine Inch Nails herauszuhören. Würdest du das so unterschreiben, beziehungsweise war das Absicht?
Ich bin in der Tat ein großer Fan des Industrial Rock aus den 90ern, und das hat definitiv auch viele der Songs auf diesem Album geprägt. Während „Blackjazz“ und „One One One“ vorallem im Mix und in der Produktion viele Industrial-Einflüsse aufweisen, steckt davon bei „International Blackjazz Society“ auch viel in den Kompositionen und den Riffs. Das mag ich ziemlich und ich freue mich wirklich darauf, die Songs live zu spielen.

Du hast „House Of Control“ vorher schon als “Ballade” erwähnt. Was hat euch dazu gebracht, mal einen solchen Song zu schreiben und wie fügt er sich deiner Ansicht nach in den Albumkontext?
Ich wollte einfach einen Song, der unseren Hörern etwas Zeit gibt, sowohl auf dem Album als auch bei unseren Liveshows. Die meisten unserer frühen Songs sind extrem energiegeladen und geben von Anfang bis Ende Gas – ich denke, „House Of Control“ wird da eine willkommene Verschnaufpause bieten. Ich wollte auch meine eigenen Fertigkeiten als Sänger ausweiten und ausprobieren, ob es im Blackjazz-Universum funktioniert, etwas melodischer zu singen. Ich glaube, es hat ziemlich gut funktioniert.

Shining Nor JHM_2323_Lightroom_Less-C-in-mountain_VerticalFast schon ein Markenzeichen von euch sind Live-Videos, gedreht an ausgefallenen Orten wie zuletzt auf dem Trolltunga-Felsen. Was ist daran besonders reizvoll?
Ich finde es eine eindrucksvolle Erfahrung, mich mit SHINING in ein Umfeld zu begeben, in dem wir wenig Kontrolle haben und dann dort Konzerte zu spielen. Das ist ein guter Weg, unsere musikalischen Fertigkeiten und unsere Stärke auf die Probe zu stellen, und auch, um am Ende hoffentlich ein cooles Video zu haben, bei dem der Konflikt zwischen den äußeren Kräften und den Musikern dem Szenario etwas Extraspannung und Energie verleiht.

Kosten solche Videos, wie das, das ihr auf dem Trolltunga gedreht habt, nicht enorme Summen – zumal ihr dort ja wirklich live vor Publikum gespielt habt?
Doch, das war definitiv das teuerste und gefährlichste Konzert, das wir je gespielt haben. Es war auch der Auftritt beziehungsweise der Videodreh, für den die detailierteste und längste Planung nötig war. Rund zwei Tonnen Equipment mit Hubschraubern auf einen Berg zu bringen und auf einer Klippe, 700 Meter über dem Erdboden eine Show zu spielen, wo jeder falsche Schritt deinen sicheren Tod bedeutet, ist nichts, was man jeden Tag macht. Aber ich bin sehr glücklich, wir haben alle überlebt.Shining Nor Trolltunga16-1-of-1

Unterstützt euer Label solche verrückten Ideen finanziell oder müsst ihr solche Projekte selbst finanzieren?
Wir haben nur unser Album an das Label lizensiert. Während sie sich also um die Promotion kümmern und diese bezahlen, und dabei wirklich großartige Arbeit leisten, haben sie für nichts, das wir erschaffen, gezahlt – so auch das Trolltunga-Video. Wir haben es zu Teilen selbst bezahlt, und der lokale Veranstalter hat einen großen Teil der Kosten übernommen. Zudem haben wir etwas Geld gespart, weil ich das Video-Editing selbst übernommen habe und wir mit unserem angestammten Tontechniker und Produzenten gearbeitet haben, der uns deshalb gute Konditionen anbieten konnte.

Und hast du schon neue Ideen für abgefahrene Live-Performances?
Ich habe keine Ahnung, wie man die Trolltunga-Location und das Video noch toppen könnte.

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In etwas gewöhnlicherem Kontext wart ihr zuletzt mit Devin Townsent unterwegs. Welche Erfahrungen hast du von dieser Tour mitgenommen?
Devin ist wirklich ein großartiger Kerl und ein beeindruckender Musiker. Es war wirklich interessant, Teil einer so großen Tour zu sein, daraus habe ich viel gelernt. Es war auch sehr inspirierend, zu sehen, dass es möglich ist, so bekannt zu werden wie Devin und trotzdem weiterhin genau die Musik zu machen, die man machen will und deinen eigenen Ideen zu 100 Prozent treu zu bleiben.

Zum Abschluss des Interviews irgendeine witzige Anekdote von der Tour?
Touren ist immer verrückt, insofern weiß ich gar nicht, was ich da erzählen soll. Aber ich würde an dieser Stelle noch gerne anmerken, dass wir derzeit wieder auf Europatour sind – hoffentlich sehen wir euch dann alle wieder!
[Die aktuellen Tourdaten von SHINING findet ihr hier. A.d.Red.]

Vielen Dank für deine Zeit – zum Abschluss noch das traditionelle Metal1.info-Brainstorming:
Festivals: Großartig!
Flüchtlingskrise: Flüchtlinge sind willkommen und es ist unsere Pflicht, sie aufzunehmen!
The Dillinger Escape Plan: Beeindruckend und eine große Inspiration!
Doom-Jazz: Blackjazz ist besser!
Iron Maiden: Keine Ahnung!
Vinyl: Schaut cool aus und riecht gut, ist aber schwieriger zu transportieren als Files oder Streams.

Vielen Dank für das Interview!

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