Interview mit Niklas Kvarforth von Shining

„Redefining Darkness“ lautet die nicht eben bescheidene Behauptung, die Nikas Kvarforth mit dem achten SHINING- Album aufstellt. Kurz und prägnant, bisweilen sarkastisch, stets selbstsicher und bei alledem dennoch überraschend sympathisch gibt der Schwede in einem der ersten deutschsprachigen Interviews zum neuen Album seine Gedanken zu Titel und Artwork, der bislang unübertroffenen Finsternis des Werkes sowie dem Befinden von Miss Katze Kvarforth zu Protokoll. Doch lest selbst…

Hallo und danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir und Katze, der Katze?
Katze geht es gut.

Vor ein paar Tagen habt ihr einen kurzen Trailer zu „Redefining Darkness“ veröffentlicht – zusammen mit einem ziemlich genervt klingenen Statement, in dem du klarstellst, dass du aus „verschiedenen Gründen“ keine Songs vorab veröffentlichen kannst. Manche Labels streamen ja ganze CDs für ein paar Tage, andere halten von dieser Promotions-Art wenig. Was denkst du darüber? Glaubst du, es wäre hilfreich, die Songs ein paar Tage zu streamen?
Als ich jung war, habe ich Monate, manchmal Jahre auf die Veröffentlichung einer CD gewartet. Heute kaufen die Leute kaum noch CDs, und ich mache das niemandem zum Vorwurf, weil das Meiste davon mehr oder weniger großer Mist ist… aber was mich dann wirklich ärgert, ist, dass die Leute von den Bands erwarten, ihre Musik für umsonst herauszugeben, verstehst du? Ein neuer Song hier, einer da… und das ruiniert das komplette Konzept einer Albumproduktion, wenn du mich fragst. Weil ich ein Album immer in seiner Gänze erleben möchte. Ich will nicht einen ausgewählten Promo-Song hören, der dann eventuell mein Verständnis für das Album als solches komplett ruiniert. Aber klar… wenn das Label es für eine gute Idee hält, das Album vor Release zu streamen, mach das.

In dem Statement stand auch: „Wir haben das finsterste Album unserer Karriere aufgenommen“ – ein Satz, den ja quasi jede Band in Interviews von sich gibt, wenn es um den neuesten Release geht. Was gibt dir konkret dieses Gefühl? Was macht „Redefining Darkness“ finsterer als beispielsweise „V – Halmstad“ oder „III – Angst“?
Wir sind nicht jede Band, wir sind SHINING. Und wenn ich sage, dass es finsterer ist als die Alben davor, dann ist es das.

Das Album heißt, wie eben erwähnt, „Redefining Darkness“ – ein Titel, der etwas Neuartiges, vielleicht Revolutionäres verspricht. Wenn ich mir das Album anhöre, kann ich ehrlich gesagt wenig wirklich Neuartiges oder „neu definierendes “ entdecken – in meinen Ohren klingt die CD sogar recht SHINING-typisch. Was ist in deinen Augen neu oder besonders, oder warum würdest du so weit gehen, zu sagen, dass das Album die Finsternis neu definiert?
Nun, dann hast du das Album offensichtlich nicht im Ansatz verstanden. Aber noch einmal: Ich mache dir das nicht zum Vorwurf, angesichts der Tatsache, dass du vermutlich ziemlich gelangweilt davon bist, dass du dir jede Woche 25+ neue Scheiß-CDs anhören musst. Die, die es verstehen können, werden es verstehen. Die anderen werden es in ein paar Jahren verstehen.

Es ist das erste SHINING-Album ohne vorangestellte Nummer im Namen. Warum hast du diese Tradition mit „Redefining Darkness“ gebrochen?
Weil ich wollte.

Eine weitere gebrochene Tradition ist die des depressiven, düsteren Artworks. Verglichen mit den Cover-Bildern aller bisherigen SHINING-CDs schaut das von „Redefining Darkness“ sehr modern, steril und kalt aus. Was war deine Intention dahinter, dieses Artwork auszuwählen, und wie würdest du das, was man da sieht, interpretieren?
Zunächst einmal haben Spinefarm Records es hinbekommen, an alle Medien, die dieser widerliche Planet hervorgebracht hat, das falsche Cover-Artwork zu schicken: Da ist weder das Logo noch der Titel drauf. Und persönlich finde ich das Artwork düsterer als viele unserer bisherigen… aus verschiedensten Gründen. Du musst nicht immer ein schwarzes Bild nehmen, um die Dunkelheit darzustellen, da die Finsternis auch das Licht sein kann, ganz abhängig von deiner Perspektive.

Warum ist dieses Bild das perfekte Cover für dieses Album?
Weil ich es ausgewählt habe.Auch sehr modern und teilweise gar „steril“ mutet das Video an, welches ihr zum Song „Tillsammans Är Vi Allt“ gedreht habt. Neben Material eines Live-Mitschnittes wurden hier Spielfilm-Sequenzen verarbeitet, in denen du in Anzug und Krawatte heiratest – ein ziemlich ungewohnter Anblick, nebenbei bemerkt.
Wer hat den Plot für das Video geschrieben und gibt es eine tiefere Bedeutung als „Hochzeit, Haut und Kunstblut“, oder handelt es sich dabei einfach um eine nicht tiefer gehende Visualisierung?
Ich schreibe alles, was mit SHINING zu tun hat, und wenn du ein paar Recherchen betrieben hättest, würdest du die Bedeutung der Heirat verstehen. Es geht hier nicht um die Heirat zwischen einem Mann und einer Frau, erst recht nicht um die zwischen einem Mann und einem Mann. Ich rate dir einfach, das zu googlen, wenn jetzt dein Interesse geweckt ist, die Aussage von Song und Video zu verstehen.

 

Glaubst du, der Stil, in dem das Video gehalten ist, passt zur Musik und fügt dem Song eine weitere Ebene hinzu?
In meinen Augen schon, in denen anderer vielleicht nicht, wie wir leider an deiner letzten Frage gesehen haben.

Generell macht ihr ja noch nicht lange Videos zu eurer Musik – habt ihr das früher nur aus Budget-Gründen nicht gemacht, oder hattest du früher eine andere Einstellung zum Thema „Musikvideo“?
Natürlich hat erst der steigende Bekanntheitsgrad möglich gemacht, dass wir Videos machen können. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich das aber genau so auch in der Vergangenheit schon gemacht.

Wird es eigentlich eine Europatour geben, speziell mit Konzerten in Deutschland, um „Refering Darkness“ zu promoten?
Ja.

Abgesehen von SHINING machst du ja noch eine Menge anderer Musik – gesammelt gibt es diese Werke jetzt auf einem Doppelalbum namens „Kvarforth – 15 Years Of Absolute Darkness“. In den Liner Notes zu dem Album sprichst du sehr offen darüber, was du von den Bands und Musikern hältst, mit denen du bei den einzelnen Tracks zusammengearbeitet hast.Hast du diesbezüglich von betroffenen Künstlern Rückmeldungen erhalten?
Ja, ein paar. Aber es interessiert mich nicht wirklich, was andere denken – ich werde immer offen darüber sprechen, was ich über andere denke, mit denen ich gearbeitet habe. Ich meine… warum sollte ich auch nicht? Die Compilation ist aber auch ein Weg, alles, was ich bislang gemacht habe, als Vergangenes abzuschließen, um sich auf das konzentrieren zu können, was kommt, anstatt all diese unveröffentlichten Sachen im Kopf herumgeistern zu haben.

Du hast eine Zeit lang ja viel Gesang für andere Bands aufgenommen – teilweise wirkte es, als würdest du das als Nebenjob machen. Wie wählst du aus, welches Projekt du mitmachst, beziehungsweise, wem du deine Stimme leihst? Würdest du beispielsweise auch bei einem Song singen, den du nicht gut findest, wenn es anständig bezahlt würde?
Ich mache dieser Tage nicht mehr so viele Gast-Beiträge, aber wenn das richtige Angebot kommen würde, würde ich es machen. Und: nein, ich würde nie wieder etwas tun, bezüglich dessen ich mir nicht 100 Prozent sicher bin.

Eines deiner vielleicht interessanten Projekte neben Shining war SKITLIV, das du mit Ex-Mayhem-Sänger Maniac gegründet hattest. Gibt es SKITLIV noch, und wird es in absehbarer Zukunft eine Veröffentlichung geben?
Ja. Maniac und ich haben grade ein neues Lineup zusammengestellt und werden nächstes Jahr ein neues Album aufnehmen.

Ok, das war meine letzte Frage – danke für deine Zeit und Antworten! Ich wünsche dir das Beste für dich und deine Band.
Danke für den Support. An all euch Nicht-Schweden: Ich veröffentliche im Dezember ein Buch mit all meinen Texten. Endlich einmal übersetzt und in einigen Fällen auch überarbeitet und erklärt. Wenn ihr also interessiert daran seid, die Geheimnisse unserer Düsternis zu ergründen, schaut auf unserer Homepage nach News und Updates!

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