Nachdem die Band unsere erste Interviewanfrage dankend abgelehnt hatte, war es doch eine kleine Überraschung, dass die Satanic Pop Metaller, wie sie ihren Stil recht passend beschreiben, sich schließlich doch zu einem Gespräch bereit erklärten. Und auch, wenn sich die Ukrainer dabei nicht immer als sonderlich auskunftsfreudig erwiesen, so doch zumindest als selbstbewusst. Doch lest selbst…
Sers! Vielen Dank, dass ihr doch noch die Zeit für das Interview gefunden habt! Wie geht es euch?
Wir haben zu danken! Momentan haben wir mit der Band einfach so viel Arbeit, dass es schwer ist, die Zeit für ein Interview zu finden…
Auch, wenn es euch seit 1997 gibt, dürften die meisten unserer Leser von euch noch nicht viel gehört haben. Könntest du uns deine Band kurz vorstellen?
Eine ausführliche Biographie findest du auf unserer Homepage. Aber eine kurze Einführung würde sich wohl so lesen:
SEMARGL, Satanic-Pop-Metal-Band aus der Ukraine.
Aktuelles Album: „Satanic Pop Metal“ – ein unverbrauchter und unerwarteter Mix verschiedener Genres: Harte, aggressive Growls und sexy weiblicher Klargesang, Pop Dance Electronic-Samples und harte Industrial-Beats und Drums, ein Rock’n’Roll-Einschlag mit Metal-Riffs, modernes Kommerz-Feeling mit Retro-Wurzeln. Böse Texte über Anti-Religion, Satan und Sex, die Freiheit von sozialen und moralischen Beschränkungen propagieren. Das neue Album wird dich unterhalten und in die Welt der Begierde entführen.
Ok. Wenn ich mich nicht irre, habt ihr als Black-Metal-Band angefangen und habt auch bis zu eurem letzten Album „Ordo Bellicum Satanas“ (2010) Black Metal gespielt. Die Musik, die wir auf eurem neuesten Album zu hören bekommen, hat mit Black Metal ausser wegen eures Corpsepaints und des Schreigesangs ja nicht mehr viel gemein. Was hat euch bewogen, euren Musikstil so drastisch zu ändern?
SEMARGL hat nie reinen Black Metal gemacht. Alle Alben sind komplett unterschiedlich – Black Metal mit Sympho, Death, Industrial oder Avant-Garde, und „Ordo Bellictum Satanas“ ist eher Black’n’Roll mit Thrash. Das neueste Album ist die logische Weiterentwicklung unserer Musik aus den letzten sieben Jahren. Die Welt ändert sich, und die Musik tut es auch.
Wird „Satanic Pop Metal“ ein Experiment bleiben, und werdet ihr wieder zum Black Metal zurückkehren, oder ist das der neue Stil von SEMARGL, an den die Fans sich zu gewöhnen haben?
Das ist definitiv unser neuer Stil und wir werden dennoch weiterhin Experimente machen – weil sich auch dieser Stil entwickeln wird. Nichts steht still…
Heute nennt ihr eure Musik ja, wie auch das Album, „Satanic Pop Metal“ (was das Ganze im übrigen ziemlich gut beschreibt). Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Trademarks eurer Musik?
Beide oder genauer alle drei Worte beschreiben unsere aktuelle Musik gleichermaßen gut und vollkommen.
Ich persönlich finde ja, dass euer Album ein wenig wie eine Mischung aus Pain, den Deathstars und den Melodien von Amorphis klingt. Ist das eine Umschreibung, mit der du dich anfreunden könntest, und was sind eure Haupt-Einflüsse?
Es gibt unendlich viele ähnliche Bands oder Songs, wenn du jede Note vergleichst. Es gibt keinen Haupteinfluss – was du hörst ist schlicht das Resultat dessen, was in unseren Köpfen vorgeht.
Ich habe mir einige eurer Live-Videos angeschaut, und ich hatte das Gefühl, dass eure Musik live noch intensiver wirkt als auf CD. Würdest du sagen, dass SEMARGL eher eine Live oder eine Studioband ist? Oder lass es mich so formulieren: Veröffentlicht ihr CDs um live zu spielen, oder spielt ihr live, um eure CDs zu promoten?
Wir machen Musik und spielen sie live.
Spielt ihr dann auf einem Konzert Songs eures neuen Albums und dazwischen Songs aus eurer Black-Metal-Zeit, vielleicht in umarrangierter Form, oder habt ihr jetzt einfach bei Null angefangen?
Wir spielen „Satanic Pop Metal“ und einige Songs von „Ordo Bellictum Satanas“.
Wo wir schon davon sprechen: Ist eigentlich eine Tour zu dem Album geplant, vielleicht auch mit einem Abstecher nach Deutschland?
Wir sind derzeit auf der Suche nach guten Angeboten mit guten Bookern, die uns vielleicht einen Support-Slot anbieten können.
Hörst du persönlich auch Mainstream-Pop wie Lady Gaga, Katy Perry oder Britney Spears, oder was hat euch inspiriert, ein Pop-Metal-Album zu schreiben?
Ja, wir hören Musik verschiedenster Genres, auch ausserhalb des Metal, und natürlich beinflusst das auch unsere Kreativität.
Wie wichtig ist euch bei alledem die Reaktion auf euer Schaffen? Lest ihr Reviews, und wie wichtig ist euch, was die Presse zu eurer Musik sagt?
Jeder hat seine eigene Meinung, das respektieren wir, aber sie interessiert uns auch nicht.
Glaubst du, es wird Fans geben, die von eurem Stilwechsel enttäuscht sein werden, und macht ihr euch darüber Gedanken?
Wir machen, was uns Freude bereitet – ob das den Leuten nun gefällt oder nicht, ist uns egal.
Bevor Anima als eure neue Schlagzeugerin eingestiegen ist, hattet ihr ja niemand geringeren als Fordervelse (Ex-Koldbrann) hinter den Kesseln sitzen. Wie kam es überhaupt dazu, dass er als Norweger bei euch gespielt hat, und war die räumliche Trennung über diese große Distanz kein Problem für die Band?
Er hat uns selbst gefunden, und als er erfahren hat, dass wir einen Drummer suchen, hat er sich angeboten. Das mit der Distanz war kein Problem, weil wir uns sowieso nur vor Gigs getroffen und geprobt haben.
Und warum ist er dann ausgestiegen? Hatte er keine Lust auf Stanic Pop Metal?
Nein, er ist aus persönlichen Gründen ausgestiegen. Er hatte andere Prioritäten im Leben ausserhalb der Musik. Und er mochte die Idee des Satanic Pop Metal ziemlich…
Ok, lass uns noch ein paar Takte über eure Texte reden… worum geht es, und wie wichtig sind die Texte in diesem Genre?
Die Texte handeln von Sex, Begierte, Satan und antichristlichen Themen. Sie geben der Musik eine ideologische Seite – du kannst sie auch auf unserer Homepage nachlesen.
Ihr textet ja, abgesehen vom Chorus bei „Tak Kurwaa“ ausschließlich auf Englisch. Warum habt ihr ausgerechnet diesen Vers in einer anderen Sprache gesungen, und warum schreibt ihr nicht mal einen kompletten Text in eurer Muttersprache?
Das sind typisch polnische Worte. Wir waren 2009 in Polen auf Tour und fanden ziemlich cool, dass die Leute so herumgealbert haben. Daher kommt die Idee für den Chorus. Ansonsten schreiben wir auf Englisch, weil das die Sprache ist, die die Welt versteht…
Ihr habt ja auch einen relativ „offensiven“ Videoclip zu dem Song gedreht, nach dem traditionsreichen „Band&Bitches“-Konzept, salopp formuliert. Was war eure Intention dabei und war es einfach, das Label davon zu überzeugen, Geld für so ein Projekt zur Verfügung zu stellen?
Wenn sich jemand davon provoziert fühlt, soll er sichs eben nicht ansehen. Unsere Intention war wie bei allen anderen Sachen: Wenn wirs geil finden, machen wirs.
Und noch kurz zum Artwork: Wessen Idee und wessen Hinterteil? ;)
Alle Ideen in unserer Band werden gemeinsam erarbeitet. Und du kennst die Frau nicht.
Schade eigentlich ;) – aber danke fürs beantworten meiner Fragen! Wenn du noch etwas loswerden willst, hast du dazu jetzt die Gelegenheit:
Hail Satan!
Zum Abschluss des Interviews würde ich gern ein kleines Brainstorming mit dir machen. Was kommt dir in den Sinn, wenn du folgende Begriffe hörst:
Satan:
Rammstein:
Metal1.info:
Sasha Grey:
Black Sabbath-Reunion:
Ukraine:
Lady Gaga:
Das ist keine klar definierte Frage, und wir bevorzugen klar definierte Fragen, damit wir auch klare Antworten geben können.
Ok, schade. Danke trotzdem für das Interview und viel Erfolg weiterhin!