Interview mit Andy Marshall von Saor

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Mit „Guardians“ entführte uns Andy Marshall über sein Celtic-Metal-Soloprojekt SAOR schon zum dritten Mal in die schottischen Highlands und das in atemberaubender Weise. Kein Wunder also, dass die Platte zu unserem Album des Monats November 2016 gekürt wurde. In folgendem Interview erfahrt ihr mehr über die talentierten Gastmusiker, die auf dem Album zu hören sind, was „Guardians“ seinem Vorgänger „Aura“ voraus hat und ob man SAOR entgegen früherer Aussagen vielleicht doch eines Tages auch live sehen wird.

Als Einleitung stelle dich und dein Solo-Projekt SAOR doch bitte unseren Lesern vor, für den Fall, dass dich manche noch nicht kennen. Wie würdest du deine Musik beschreiben und was willst du damit ausdrücken?
Ich habe mit SAOR im Jahr 2012 angefangen und bisher drei Alben veröffentlicht. Mein aktuelles Album „Guardians“ wurde im November 2016 veröffentlicht. Ich beschreibe meine Musik gerne als „Atmospheric Celtic Metal“ oder „Atmospheric Metal mit Folk-Einflüssen“. Es handelt sich um eine Mixtur verschiedener Metal-Stile, keltischer/schottischer Folk-Musik und Elemente anderer Genres wie zum Beispiel Post-Rock. Meine Musik hat einen starken schottischen Vibe. Meine Texte decken verschiedene Themen ab, zum Beispiel Abstammung, Geschichte, Natur und Emotionen. Für meine Texte verwende ich außerdem viel traditionelle schottische Lyrik.

Wo liegen deine größten musikalischen Einflüsse? Soweit ich weiß, bist du vor allem von älteren Bands inspiriert. Gibt es auch moderne Bands, die sich auf deine Musik auswirken?
Ich höre viel Metal, Folk, Rock, Klassik, Post-Rock, Shoegaze, Ambient und so weiter, die Liste ist noch lang. Den größten Einfluss auf die Musik von SAOR haben Metal, Rock und Folk. Mir fallen keine modernen Bands ein, die eine Auswirkung auf mein Songwriting hätten. Wie du gesagt hast, bin ich vor allem von älteren Bands beeinflusst.
Am meisten Einfluss auf meine Musik haben jedoch die Landschaften, die Geschichte und meine Abstammung von Schottland. Außerdem inspirieren mich Filme, Kunst, Bücher und Menschen mehr als andere Bands oder Musik.

„Guardians“ ist bereits das dritte SAOR-Album. Im Gegensatz zu „Aura“ scheinen diesmal die Tin-Whistle und Klargesang etwas weniger zum Einsatz zu kommen, dafür aber neuerdings Sackpfeifen und noch mehr Geigen-Passagen. Wie kam es zu dieser neu ausbalancierten Herangehensweise?
Ich wollte einen symphonischeren Sound, deshalb die Geigen. Ich denke, der größte Unterschied zwischen den beiden Alben ist, dass die Folk-Instrumente im Mix weiter vorne sind. Die Sackpfeifen waren eines der letzten Dinge, die ich dem Album hinzugefügt habe, ich fand, dass sie sehr episch und gramvoll. Ich denke nicht zu viel über solche Dinge nach. Ich schwimme einfach mit dem Strom.

Du hast außerdem wieder einige talentierte Gast- und Sessionmusiker um dich geschart. Wie kam die Zusammenarbeit mit Meri Tadic (ehem. Eluveitie) und John Becker (Austaras) zustande?
John ist ein Freund und war auch schon auf „Aura“ zu hören. Mit Meri kam ich über ihr neues Projekt Irij in Kontakt, ich fragte sie, ob sie daran interessiert sei, auf meinem neuen Album ein paar Geigen-Parts beizusteuern, und sie stimmte zu. Sie beide sind großartige Musiker und ich bin froh, dass sie zugestimmt haben, an dem Album mitzuwirken.

Warum hat Bryan Hamilton diesmal Drumming übernommen, anstatt Austin Lunn, der noch auf „Aura“ zu hören war?
Bryan ist einer meiner besten Freunde und hat mit SAOR auch schon live gespielt, also fühlte sich das ganz natürlich an. Ich habe das Gefühl, dass sein Drumming besser zu dem Sound passt, den ich angestrebt habe.

Trotz der Gastbeiträge ist SAOR ein Solo-Projekt, wodurch du vieles alleine zu bewältigen hast. Wo siehst du deine größte Schwäche als Musiker?
Ich denke, meine größte Schwäche ist das Schreiben von Texten, das mochte ich noch nie. Deshalb ziehe ich es auch vor, bereits existierende Lyrik zu verwenden, denn sie beschreibt die Dinge besser als ich das jemals könnte.

Welcher der Tracks bedeutet dir am meisten und warum?
Möglicherweise „Hearth“. Ich denke, das ist der beste Song, den ich bisher geschrieben habe, und ich liebe den Text. Aber eigentlich mag ich alle Songs auf „Guardians“.

Einer der äußerst wenigen Schwachpunkte an „Aura“ war die dürftige Produktion. „Guardians“ klingt demgegenüber viel besser, zeitgemäß, aber keineswegs überproduziert. Wieso ist der Sound diesmal um so vieles besser geworden?
Da stimme ich dir zu, die Produktion ist auf „Aura“ wirklich schlecht. Das würde ich in Zukunft gerne nochmal neu aufnehmen. Auf „Guardians“ haben wir viel mehr Zeit in das Mixing und das Mastering investiert, deshalb klingt es besser.

Lassen wir „Roots“ und „Aura“ nochmal Revue passieren und denken wir uns dann „Guardians“ hinzu. Wie würdest du diese drei Alben jeweils in wenigen Worten beschreiben?
„Roots“: Der Anfang.
„Aura“: Ich mag die Tracks „Aura“ und „Pillars Of The Earth“ sehr gerne, die anderen nicht mehr so. Die Produktion ist ziemlich mies und das Spielen oftmals schlampig. Deshalb würde ich das gerne irgendwann mal neu aufnehmen.
„Guardians“: Das beste der drei Alben…, aber ich denke, jeder Musiker würde sagen, dass sein neuestes Album das beste ist.

Du hast mit Fuath dieses Jahr ein weiteres Solo-Projekt ins Leben gerufen, das dich von einer düstereren Seite zeigt. Bist du mit dem Debüt „I“ auch jetzt noch zufrieden und wird es in absehbarer Zeit einen Nachfolger bekommen?
Ich höre nicht wirklich viel von der Musik, die ich in der Vergangenheit veröffentlicht habe, also weiß ich das nicht wirklich. Es wird womöglich keinen Nachfolger geben, ich will mich in Zukunft mehr auf SAOR konzentrieren.

Du hast vor einiger Zeit verlautbart, dass du SAOR von nun an als reines Studioprojekt fortführen möchtest, unter anderem, weil es dir nicht viel gibt, auf der Bühne zu stehen. Gehst du denn selbst noch als Zuschauer auf Konzerte?
Wir haben uns entschieden, dieses Jahr ein paar exklusive Live-Shows zu spielen, um zu sehen, wie gut das klappt. Viele Leute wollen SAOR unbedingt live sehen und die anderen haben mich überredet, doch weiterhin live aufzutreten. Ich selbst hab nicht wirklich Spaß daran, ich finde es ziemlich stressig und werde immer ziemlich nervös auf der Bühne. Letztes Jahr haben wir ein paar ziemlich schlecht organisierte Shows gespielt und ich hatte wirklich keine Lust mehr darauf. Wir werden mal sehen, wie die Auftritte in 2017 laufen und dann entscheide ich, ob wir damit weitermachen. Manchmal gehe ich auf Konzerte, aber nur ungefähr drei bis fünfmal im Jahr. Ich gehe nicht auf allzu viele Gigs, aber wenn ich eine Band wirklich mag, dann scheue ich auch nicht vor einem Aufwand zurück, um sie zu sehen.

So, wir nähern uns langsam dem Ende dieses Interviews. Zum Schluss lade ich dich noch herzlich dazu ein, an unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming teilzunehmen. Was fällt dir zu folgenden Begriffen ein:
Winter: Meine liebste Jahreszeit
Brexit: Kompliziert
Symphonic Metal: Epica
Beste schottische Metal-Band: Natürlich SAOR
Patriotismus: Andreaskreuz [Anm. d. Red.: nationales Symbol in der Flagge Schottlands]
Haggis: Lecker

Vielen Dank für dieses Interview. Die letzten Worte sollen dir gehören:
Danke für das Interview. Cheers!

Publiziert am von Stephan Rajchl

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