Interview mit Hjalmort von Negator

Interviews werden in der Regel in der Promophase zu einem Album oder einer Tour geführt – und dann über diese Themen. Doch Alben und Shows gäbe es nicht, wären die Gesprächspartner nicht so begeisterte Instrumentalisten. In unserer Serie „Saitengespräche“ wollen wir dem Rechnung tragen – mit Interviews, die sich ganz um Instrumente, Verstärker, Effekte und andere Technik drehen. Von Gear-Nerds für Gear-Nerds – und solche, die es werden wollen.

In Teil 27 der Serie unterhalten wir uns mit Hjalmort, Bassist von NEGATOR.

Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Moin. Das ist tatsächlich eine komische Zeit, die wohl alle „ein wenig“ einschränkt. Mir persönlich könnte es allerdings deutlich schlechter gehen.

Wann hast du angefangen, Bass zu spielen?
Das muss so um 2003 gewesen sein.

Was hat dich damals dazu gebracht, dass du Bass lernen willst?
Ich hatte Bock, Black Metal zu machen und die Jungs von Todtgelichter waren auf der Suche nach einem Bassisten. Menschlich und musikalisch hat alles gepasst.

Hjalmort (ganz rechts) mit NEGATOR; © Pressefoto

Hast du vorher schon ein anderes Instrument erlernt (erlernen müssen)?
Das hat im Kindergarten mit Glockenspiel angefangen, ging dann weiter mit Blockflöte. Das erste freiwillige Instrument war dann eine Klarinette, die allerdings mehr und mehr von der ersten Gitarre verdrängt wurde.  Weißt du noch, welches Modell deine erste Bassgitarre war?
Ja, das war ein ziemlich krüppeliger Cheri-Bass, der glaube ich Frederic gehörte. Der Bass hatte ständig Wackelkontakte, klang ziemlich mies und hat sich auch nicht sonderlich komfortabel gespielt.

Wie viele Bässe besitzt du?
Aktuell habe ich drei verschiedene Bässe. Aber die Wunschliste ist noch sehr lang und wird regelmäßig erweitert.

Haben die Instrumente für dich unterschiedliche Einsatzbereiche, also hast du etwa verschiedene für verschiedene Bands oder Anlässe, etwa Studio, Liveauftritte und den Urlaub?
Die Warwick Corvette $$ ist für Negator immer im C#-Tuning. Die kommt sowohl im Studio, als auch live ständig mit und wird nicht geschont. Der Ibanez SGDR wechselt je nach Bedarf von E- auf C#-Tuning, dient aber meist nur als Ersatz, falls doch mal eine Saite reißen sollte. Der B.C. Rich sieht eigentlich nur gut aus und wird so gut wie gar nicht mehr gespielt.

Worauf legst du aus technischer Sicht besonderen Wert, welche Kriterien muss ein Instrument für dich erfüllen, damit du damit zufrieden bist?
In erster Linie muss sich ein Instrument gut, sauber und einfach spielen lassen. Zumindest für die Meisten ist die Musik ein Hobby, das Spaß machen soll. Je besser ein Instrument sich spielen lässt, desto öfter nimmt man es in die Hand, was ja am Ende der Sinn der ganzen Sache ist. Der Klang ist für mich zweitrangig, sofern ich nicht im Proberaum, auf der Bühne oder im Studio bin.

Man hört ja oft von Musikern, die eine spezielle Verbindung zu ihrem Instrument zu haben scheinen. Empfindest du das auch so? Hast du ein Lieblingsinstrument?
Ich habe eine Verbindung zu meinen Instrumenten, über die ich eine Geschichte erzählen kann. Am Anfang ist es einfach ein Instrument, das einem gefällt oder eben nicht. Eine richtige Verbindung kommt erst zustande, wenn man einige Stunden miteinander verbracht hat und vor allem ein paar Kilometer gemeinsam auf Tour war. Demnach habe ich ein Lieblingsinstrument, was das Spielen angeht und eins, das die beste Zeit mit mir durchgemacht hat, aber mehr oder weniger anstrengend zu spielen ist.

Hast du daran spezielle Modifikationen vorgenommen oder ist es sowieso ein Custom-Modell? Kannst du uns hier die technischen Details nennen?
In die Warwick Corvette $$ wollte ich schon lange Delano Pickups einbauen. Das würde den Sound einfach noch geiler machen. Bisher war ich aber einfach zu geizig für die Ausgabe. Außerdem kann man sich für die Investition fast einen neuen Bass kaufen. Und wenn wir mal ehrlich sind, hört live am Ende keiner, welche Pickups nun im Bass verbaut sind. (lacht)

Gibt es ein Modell, etwa das Instrument eines großen Vorbilds, das du gerne einmal spielen würdest?
Ich würde gerne mal einen Live- oder Studio-Bass von Nolly anzocken. Einfach mal fühlen und hören, wie ein Bass klingen kann, der mit der richtigen Portion Liebe und Know-how eingestellt wurde. Ähnliches gilt für die Stratocaster von David Gilmour. Wobei ich da eher herausfinden möchte, ob ich auch nur annähernd solche Töne herauskitzeln könnte.

Hjalmort (ganz links) mit NEGATOR; © Pressefoto

Und womit spielst du – welche Plektren verwendest du und warum diese?
Seit Jahren Jim Dunlop Max Grip 1.0 mm. Die kann man ein wenig anrunden, damit sie besser in den Fingern liegen. Außerdem halten die ewig und haben einen guten Anschlag.

Für Touren werden Verstärker ja oft geleast – ist das für dich in Ordnung oder hast du deinen eigenen Amp dabei? Welches Modell spielst du?
Ich habe mehre Modelle zur Auswahl. Mein klanglich einsamer Favorit ist der „Heart Rock II“ von Glockenklang. Auf Grund der 25 kg (ohne Rack) hassen mich alle anderen Bandmitglieder, weswegen ich mir für das leichte Gepäck einen Mark Bass „Little Mark III“ zugelegt habe. Da der Bass in den meisten Locations aber eh per DI abgenommen wird und der Amp quasi nur für den Bühnensound verantwortlich ist, reicht der rückenschonende Kleine.

Neben dem Instrument und dem Verstärker haben Soundeffekte einen wichtigen Anteil am Klang. Setzt du auf einzelne Tretminen, ein Multieffektboard oder eine Kombination?
Multieffekte waren noch nie meins. In der Schule habe ich mal eins angetestet und seitdem meine Finger davon gelassen. Ich habe einzelne Treter, die ständig angepasst werden.

Lass uns ins Detail gehen: Erkläre uns doch bitte die Elemente deiner Effektschleife. Welche Geräte nutzt du, in welcher Reihenfolge geschaltet und warum?
Line 6 Relay G30 (als Funksystem), DigiTech Bass Driver (als Gelegenheitszerre), DigiTech Bass Squeeze (als Kompressor), Korg Pitchblack (als Stimmgerät und als Möglichkeit alles vor dem DI zu muten), am Ende das Darkglass Alpha Omega Ultra (als Zerre, Equalizer und DI-Ausgang vor dem Amp). Gespeist wird alles von der Joyo JP-05 Power Bank, so bin ich auf der Bühne unabhängig von der Platzierung der Steckdosen und der Umbau ist noch ein wenig schneller. Für alle Fälle habe ich auch noch ein Boss DD-3 Delay mit an Bord, das aber selten angeschlossen ist. Aber man weiß ja nie. Haben ist in dem Fall besser als brauchen!

Hjalmort (2. v. links) mit NEGATOR; © Pressefoto

Gedankenspiel: Du darfst nur einen Einzel(!)effekt mit auf die Bühne nehmen – für welchen entscheidest du dich? Welches Effektpedal macht deinen Sound aus?
Früher hätte ich meinen alten SansAmp mitgenommen. Mittlerweile habe ich aber mit dem Darkglass Alpha Omega Ultra den perfekten Sound gefunden. Der Equalizer holt auch die letzte fehlende Frequenz aus deinem Instrument und die Zerre setzt sich wunderbar gegen alle Klampfen durch. Nie wieder ohne Darkglass!

Hast du einen Effekt, den du ganz anders nutzt, als eigentlich vorgesehen, oder den du vielleicht sogar selbst (um)gebaut hast?
Nein, bisher nicht. Mit den vorhandenen Effekten habe ich bisher immer Sounds nach meiner Vorstellung hinbekommen.

Benutzt du ein Noise-Gate – warum (nicht)?
Nein, ein Noise-Gate habe ich nicht. Mit hochwertigen Kabeln und funktionierender Elektronik hatte ich noch keine Probleme mit Störgeräuschen oder Rückkopplungen. Da können die Gitarristen sich gerne mit rumschlagen.

Ist dein Effektboard „fertig“ oder in stetem Wandel?
So langsam bin ich an dem Zustand „fertig“ angekommen. Auf dem Weg dort hin sind allerdings einige Effekte gekommen und teilweise schnell wieder gegangen. Die einzige „Verbesserung“, die ich noch vorhabe, ist eine zweite Funke für den Weg vom Board zum Amp, um dann tatsächlich unabhängig von langen Kabeln zu sein.

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für angehende Musiker?
Kauft euch am Anfang nicht das billigste Instrument und achtet darauf, dass es sich leicht spielen lässt. Die Frustration kommt nicht ganz so schnell, wenn man anfangs zumindest nur keine Misserfolge hat.


Im nächsten Teil der Serie kommt Schwadorf von THE VISION BLEAK/EMPYRIUM zu Wort!


Die bisherigen Teile der Serie findest du hier:

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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