Interview mit Marc Görtz von Caliban

Interviews werden in der Regel in der Promophase zu einem Album oder einer Tour geführt – und dann über diese Themen. Doch Alben und Shows gäbe es nicht, wären die Gesprächspartner nicht so begeisterte Instrumentalisten. In unserer Serie „Saitengespräche“ wollen wir dem Rechnung tragen – mit Interviews, die sich ganz um Instrumente, Verstärker, Effekte und andere Technik drehen. Von Gear-Nerds für Gear-Nerds – und solche, die es werden wollen.

In Teil 10 der Serie unterhalten wir uns mit Marc Görtz, Gitarrist bei CALIBAN.

Wann hast du angefangen, Gitarre zu spielen?
Relativ spät, als ich circa 15 bis 16 Jahre alt war. Aber ich hab‘ das ausgeglichen mit fünf bis sechs Stunden üben pro Tag (lacht).

Was hat dich damals dazu gebracht, dass du Gitarre lernen willst?
Ich hab‘ früh angefangen Metal zu hören und war deswegen auch in der Schule immer eher der Außenseiter. Ich hab‘ ein Hobby mit Gleichgesinnten gesucht und wollte unbedingt auch Songs schreiben.

Hast du vorher schon ein anderes Instrument erlernt (bzw. erlernen müssen)?
Nee, „leider“ nicht, wobei ich mir heute wünschte, meine Eltern hätten mich vielleicht dazu gebracht, z. B. Klavier oder so was.

Weißt du noch, welches Modell deine erste Gitarre war?
Das war eine Epiphone Flying V mit einem kleinen Kofferverstärker und einer Lernkassette von Peter Burscheid (lacht).

Wie viele Gitarren besitzt du?
Ältere Modelle gebe ich in der Regel nach einer Zeit ab, bis auf ein spezielles. Im Moment habe ich acht Gitarren – wobei davon einige vom Touren, Fliegen usw. durchgerockt sind – und einen Bass.

Haben die Instrumente für dich unterschiedliche Einsatzbereiche, also hast du etwa verschiedene für unterschiedliche Bands oder Anlässe, etwa Studio, Liveauftritte und den Urlaub?
Ja, auf jeden Fall. Für verschiedene Tunings oder auch wenn wir zu einem Festival einfliegen, nehme ich z. B. nicht unbedingt die teuerste Gitarre mit. Im Studio benutze ich hauptsächlich meine Headless-Gitarre oder wenn ich Musik-Streams auf Twitch mache. Falls jemand mal reinschauen mag: „MarcCaliban“ – Ende der Eigenwerbung (lacht).

Worauf legst du aus technischer Sicht besonderen Wert, welche Kriterien muss ein Instrument für dich erfüllen, damit du damit zufrieden bist?
Das kommt auch auf den Einsatz an. Im Studio muss vor allem der Klang stimmen. Live hört man ja nicht so feine Unterschiede wie im Studio, da achte ich eher darauf, wie die Gitarre sich spielen lässt oder dass ich da eher eine leichtere Gitarre nehme.

Man hört ja oft von Musikern, die eine spezielle Verbindung zu ihrem Instrument zu haben scheinen. Empfindest du das auch so? Hast du ein Lieblingsinstrument?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe zwei Signature-Modelle von Legator Guitars, die genau so geworden sind, wie ich das haben wollte, die würde ich nie abgeben. Zum einen allein schon, weil es für mich was Besonderes ist, dass eine Firma so viel Vertrauen in mich legt, um das generell überhaupt zu machen und zum anderen, weil die beiden für mich spielerisch und klanglich einfach perfekt sind!

Kannst du uns noch weitere technische Details nennen?
Es sind beides Fanned-Fret/Multiscale-Modelle mit bestimmten Hölzern für den Klang. Beide mit geschraubten Hälsen, ich finde die haben etwas mehr „Punch“.

Gibt es ein Modell, etwa das Instrument eines großen Vorbilds, das du gerne einmal spielen würdest?
Nee, eigentlich nicht.

Für Touren werden Verstärker ja oft geleast – ist das für dich in Ordnung oder hast du deinen eigenen Amp dabei? Welches Modell spielst du?
Wir nehmen immer unsere eigenen mit. Da wir Kemper Amps spielen, ist das aber kein Problem. Wir benutzen Live einen Timecode, und um so was zu spielen, würde es ohne den Kemper mit den eigenen Sounds gar nicht gehen. Das bedeutet, dass wir eine Midi-Spur zum Click laufen lassen, der dann verschiedene Sounds und Effekte von alleine um- bzw. anschaltet, z. B. auf Clean oder Lead oder sonst was.

Neben dem Instrument und dem Verstärker haben Soundeffekte einen wichtigen Anteil am Klang. Setzt du auf einzelne Tretminen, ein Multieffektboard oder eine Kombination?
Die sind wie gesagt alle im Kemper programmiert, die Effekte sind bei uns sehr speziell und wichtig. Früher hatte ich ein recht großes Tretboard, aber seit es Kemper gibt, ist das zum Glück im Keller. Die ganze Schlepperei war vor allem bei Flugshows immer der Horror (lacht). Es gab mal eine Situation in Russland, da sind wir eingeschneit worden, keine Autos, Züge oder Busse fuhren und ich musste das Teil für Stunden durch zwei Meter hohen Schnee ziehen. Da wusste ich, dass ich das Teil loswerden muss (lacht).

Lass uns ins Detail gehen: Erkläre uns doch bitte die Elemente deiner Effektschleife. Welche Geräte nutzt du, in welcher Reihenfolge geschaltet und warum?
Die sind wie gesagt mittlerweile alle intern. Generell experimentiere ich gerne mit verzerrten Halleffekten und so was.

Gedankenspiel: Du darfst nur einen Einzel(!)effekt mit auf die Bühne nehmen – für welchen entscheidest du dich? Welches Effektpedal macht deinen Sound aus?
Das wäre der Leadsound, den ich z. B. bei unserem Song „Memorial“ im Refrain benutze.

Hast du einen Effekt, den du ganz anders nutzt als eigentlich vorgesehen oder den du vielleicht sogar selbst (um)gebaut hast?
Das wäre wieder das mit dem verzerrten Hall/Delay. Ich hab‘ Kemper solange genervt, bis die angefangen haben, diese Sachen vorne in die Stomps mit reinzupacken. Das ging vorher nicht, da es ja sozusagen so nicht vorgesehen ist.

Benutzt du ein Noise-Gate – warum (nicht)?
Ja, immer. Wenn es z. B. bei Breakdowns anfängt zwischendurch zu koppeln, nervt das schon etwas (lacht).

Ist dein Effektboard „fertig“ oder in stetem Wandel?
Mit neuen Songs kommen immer neue Sounds dazu.

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für angehende Musiker?
Immer viel, viel proben und üben und jede noch so kleine Show annehmen, die man angeboten bekommt.

Im nächsten Teil der Serie kommt Torsten Hirsch von AGRYPNIE zu Wort!


Die bisherigen Teile der Serie findest du hier:

Publiziert am von Juan Esteban

Fotos von: Jan Termath

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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