Mit ihrem neuen, zweiten Album „Apotheosis“ wussten die Münchner Newcomer SAECULUM OBSCURUM auf ganzer Linie mit einer interessanten Mischung aus Black Metal sowie Doom und Death Metal zu überzeugen. Im Interview stellen Gitarrist und Songwriter Azavatar sowie Sänger Omnicron ihre Band vor und erzählen interessante Details zu Entstehung und Konzept von „Apotheosis“. Doch lest selbst …
Hallo! Zuerst einmal vielen Dank, dass ihr euch hierfür Zeit nehmt! Wie geht es euch?
Azavatar: Da gerade unser zweites Studioalbum nach drei Jahren Arbeit erschienen ist, geht es uns sehr gut.
Da euch wahrscheinlich einige unserer Leser noch nicht kennen, stellt euch doch bitte kurz vor!
Omnicron: SAECULUM OBSCURUM wurde 2007 von Azavatar und Khothron gegründet. Ich habe das Lineup 2008 komplettiert. Bereits 2009 erschien unsere erste Demo „From The Shadows“, die eher im Bereich des Melodic Death Metal angesiedelt war. 2011 folgte die Veröffentlichung unseres ersten Albums „Into The Depths Of Oblivion“ über Thunderblast Records / Twilight Distribution, auf dem wir uns von der „Götheburger Schule“ bereits ansatzweise verabschiedet hatten, um uns neuen Einflüssen aus dem Bereich des Extrem Metal zu widmen. Noch gegen Ende des „ITDOO“-Recordings begann dann schon der Schaffensprozess für unser zweites Album „Apotheosis“, ein langer steiniger Weg. Das Ergebnis gibt es seit kurzem (VO: 12.9.2013 via Broken Valve Music) in voller Länge zu hören und ist ein wütender Hybrid aus Black Metal, Death- und Doom-Elementen und düsterer Atmosphäre geworden!
Im September habt ihr euer zweites Album „Apotheosis“ veröffentlicht – wie waren die Reaktionen von Fans und Presse?
Azavatar: Bisher ist das Feedback durchwegs sehr positiv, sowohl bei den Hörern und Fans als auch in den Reviews der Presse. Das erfreut uns natürlich, aber um ehrlich zu sein, haben wir mit dem Ausmaß der positiven Reaktionen nicht gerechnet, da wir nicht gerade leicht zugängliche Musik schreiben.
Wie geht ihr mit negativer bzw. positiver Kritik um? Wie wichtig ist euch das Feedback von Fans und Medien?
Omnicron: Feedback ist natürlich wichtig. Nicht das wir sofort unser komplettes Konzept oder den Schaffensprozess in Frage stellen, wenn sich jemand negativ zu unserer Musik äußert, aber es hilft sehr, um überhaupt absehen zu können, dass die Botschaft und die Ideen die man in Musik und Konzept steckt auch beim Hörer ankommen. Beim ersten Album wurde zum Beispiel der etwas dünne Sound bemängelt, das haben wir bei diesem Album sofort abgestellt, da wir wollen, dass sich die Redakteure zu unserer Musik äußern und nicht zur Produktion.
Wie zufrieden seid ihr selbst mit dem Album und was für wertvolle Erfahrungen habt ihr für das nächste Album sammeln können? Gibt es etwas, was ihr nächstes Mal definitiv / genauso anders machen werdet?
Azavatar: Wir sind sehr zufrieden. Aber in der Tat lernt man nie aus bei solchen Produktionen. Der Zeitrahmen, den wir für das Recording gewählt haben, war bei unserem zweiten Album wesentlich weiter gefasst als beim ersten und das war auch wirklich gut so. Auch mehrere Leute in den Produktionsprozess einzubinden, finden wir wichtig und wollen wir beibehalten. Dieses Mal hatten wir einige Songs schon vorproduziert und wollen das beim nächsten Mal für alle Songs machen, da man so beim zweiten Recording wesentlich sicherer ist.
Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Trägt jeder etwas dazu bei oder ist das ein spezieller Prozess eines Bandmitgliedes?
Azavatar: Bei „Apotheosis“ wurden alle Songs von mir geschrieben. Die Arrangements wurden dann im Kollektiv im Proberaum ausgearbeitet und durch unsere starke Rhythmusfraktion an den Drums und am Bass veredelt. Das Konzept für das Album wurde parallel zum Einstudieren der Songs von unserem geheimen Mentor entwickelt und die Texte zu Papier gebracht.
Wo siehst du die musikalischen Unterschiede zu eurem Debüt „Into the Depths of Oblivion“?
Azavatar: Bei „Into The Depths Of Oblivion“ merkt man sehr schnell, dass noch kein „roter Faden“ im Songwriting vorhanden war. Wir haben zu der Zeit einfach alles was uns gefallen hat in unsere Musik einfließen lassen und noch sehr wenig mit zusammenhängenden Songstrukturen oder dem Aufbau von Atmosphäre experimentiert. „Apotheosis“ hingegen klingt wie aus einem Guss und wesentlich erwachsener. Zum Beispiel wurden von uns schon bestehende Songs komplett gestrichen, da der Schaffensprozess über drei Jahre gedauert hat und wir sie für nicht mehr passend empfunden haben. So haben wir unserer Meinung nach ein gänzlich „fillerfreies“ Werk geschaffen. Der größte Unterschied zu „Into The Depths Of Oblivion“ ist definitiv der starke Black-Metal-Anteil und der Post-Rock-Charakter der melancholischen Cleanparts.
Ihr habt euch auf dem Album mit dem Konzept der Apotheose auseinandergesetzt. Kannst du das für unsere Leser kurz darlegen?
Omnicron: Die Apotheose bedeutet die Gottwerdung des Menschen, indem man sich von seinem bisherigen Gott abwendet. In unserer Auslegung definieren wir zunächst die Menschheit als gnadenlose Opportunisten, die sich immer dem Gott zu wenden, der ihnen gerade am meisten anbieten kann. In unserem Konzept definieren wir die Gottheiten als nur so mächtig, wie groß ihre Glaubensgemeinschaft ist, d. h. wenn sich die Menschen oder in diesem Fall unser Protagonist von einem Gott abwendet, stirbt dieser Gott. Nach dem er das alte und das neue Testament durchläuft und schließlich Jesus verrät und den Glauben an Gott ablegt und dessen Existenz dadurch beendet, bleibt schließlich nur noch er übrig und ist plötzlich für sich selbst verantwortlich und sein eigener Gott. Ob er diese Eigenverantwortung verkraftet, muss man dann selbst entscheiden…
Reflektiert das Cover den lyrischen Inhalt der Platte? Wer hat es entworfen? Gab es dabei von eurer Seite irgendwelche Informationen oder Hinweise für den Künstler?
Omnicron: Das Artwokr ist von Phil Jonas von Vortex Arts. Wir haben vorher ein paar Wünsche geäußert, allerdings keine zu konkreten und waren vom Resultat des Covers begeistert. Die Heuschrecken werden von uns als alttestamentarische Plage in Form eines sakralen Symbols missbraucht, um unser Werk gebührend einzubinden.
… und wer zeichnet für euer neues Logo verantwortlich?
Omnicron: Das Logo ist von Christophe Szpajdel – dem Lord of Logos – und wurde von Phil perfekt in das Cover eingearbeitet.
Ihr habt in den the Source Studios aufgenommen und das Mastering übernahm V Santura. Wie waren die Sessions? Wieso habt ihr euch für dieses Studio entschieden?
Azavatar: Wir haben uns für The Source entschieden, da wir dort auch schon unser erstes Album aufgenommen haben und sowohl die technischen Möglichkeiten als auch der konstruktive und kritische Input von M. Zech uns überzeugt hatte. Auch dieses Mal waren wir sehr zufrieden. Was das Mischen und Mastering betrifft, hatten wir uns für das Woodshed Studio entschieden, da die Produktionen von V. Santura unserer Meinung nach zu den hochwertigsten im Extrem-Metal-Bereich gehören. Das Resultat spricht für sich.
Mit Ar (Secrets Of The Moon), Daniel Droste (Ahab) und Eklatanz (Heretoir) konntet ihr einige namenhafte Gäste für euch gewinnen. Wie kam hier der Kontakt zustande?
Omnicron: Die meisten Gastmusiker kennen wir persönlich und haben einfach angefragt. Wir sind sehr dankbar, dass das alles so geklappt hat. Bei Daniel Droste haben wir über einen gemeinsamen Bekannten angefragt und waren sehr überrascht und erfreut, dass er sich den Besuch bei uns während der Aufnahmezeit einrichten konnte. Auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank. Unsere Gäste haben wirklich alle dazu beigetragen, dass Album nach unseren Vorstellungen zu vervollständigen!
Ihr habt neulich eine Releaseshow gespielt. War das das Livedebüt für das neue Material, oder habt ihr schon vor der Releaseshow Songs von der Platte live vorgestellt?
Azavatar: Wir haben im Laufe der Zeit immer mehr der Songs von „Into The Depths Of Oblivion“ live durch Songs von „Apotheosis“ ersetzt, da wir die neuen Songs einfach selbst auch für besser gelungen als die alten halten und uns auch soweit weg vom Melodic Death Metal entfernt haben, dass wir die Songs nicht mischen wollen.
Wie zufrieden seid ihr mit der „Livetauglichkeit“ des Materials, und wie reagiert das Publikum auf das Material?
Omnicron: Das Material bietet uns jede Menge Freiheit, um live ein düsteres theatralisches Schauspiel zu inszenieren, was wir uns auch zur Aufgabe gemacht haben. Nachdem unsere Musik nicht ganz so leicht zugänglich ist, können wir das Publikum sehr schnell durch diese Show in unseren Bann ziehen und haben somit mehr Zeit, unsere Musik wirken zu lassen. Die Leute, die sich das Ganze bis zum Schluss geben, können wir meistens voll und ganz von uns und unserem Sound überzeugen. Anderen wiederum tragen wir möglicherweise zu dick auf, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.
Wie und wo kann man euch im Laufe des Jahres noch live erleben?
Azavatar: Wir spielen im November noch zwei Gigs, dann erst wieder ab Januar. Die Details der kommenden Shows kann man demnächst auf unserer Homepage einsehen.
A propos live: Ihr habt ja ein sehr interessantes Stylekonzept für eure Shows entwickelt. Kannst du erklären, wie ihr auf die sehr individuelle Idee mit dem lumineszenten Corpse Paint gekommen seid?
Omnicron: Ich habe beruflich viel mit lumineszenten Farbstoffen zu tun und als wir damit anfingen unsere Liveshows auszubauen, hatte sich diese Idee förmlich aufgedrängt.
Und an dieser Stelle noch ein Blick in die Zukunft: Gibt es schon Pläne für ein drittes Album?
Azavatar: Ja, die gibt es. Allerdings hat der Schaffensprozess gerade erst begonnen. Wir sind voll von neuen Einflüssen und Ideen und werden uns jetzt erst mal dem Experimentieren widmen.
Ok, erst einmal vielen Dank bis hier her. Zum Abschluss möchte ich gern noch das traditionelle Metal1-Brainstorming mit euch machen:
Venom: Black Metal
NSA: Spione spionieren
SKA: Rapid
Jägermeister: Würgereiz
München: Heimat
Glam Rock: Leggins
Vielen Dank für das Interview, falls ihr noch etwas hinzufügen möchtet, so gehören die letzten Worte euch!
See now that I myself am He!
Live-Photos mit freundlicher Genehmigung von Michel Winterer / EmotionalPhotoArt