Mit der EP „First Nail To The Casket“ setzen die deutsch-niederländischen ROTTEN CASKET nach ihrer Neuformierung ein starkes erstes Zeichen. Schlagzeuger Stefan „Husky“ Hüskens (Asphyx, ex-Sodom) gibt Auskunft über den Neustart, seine Einflüsse und die Pläne der Death Metaller.
Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Alles gut hier in Epe! Da ja Shows zurzeit nicht wirklich nicht stattfinden, sind wir viel im Proberaum – auch mit meinen anderen Bands – und schreiben neue Songs oder nehmen auf.
ROTTEN CASKET wurden ursprünglich 2013 gegründet, dann wurden zwei EPs und eine Compilation veröffentlicht. Warum hat es damals nicht zu einem Album gereicht?
Frank hat ROTTEN CASKET eigentlich als Ein-Mann-Projekt gegründet. Als der damalige Sänger Willem dazu stieß, entwickelte sich alles langsam zu einer kompletten Band. Man spielte Shows und nahm zwei Demos auf, die dann nochmal als Compilation-CD veröffentlicht wurden.
2018 war dann schon wieder Schluss. Was hat zum Ende der Band in der damaligen Besetzung geführt?
Während den Aufnahmen zur ersten vollen Scheibe – die Drums waren da bereits aufgenommen – kam es zu bandinternen Streitereien: Man war sich wohl untereinander nicht grün, wie die Marschrichtung aussehen sollte. Frank beschloss dann, sich von seinem Gitarristen zu trennen. Danach wurde es still um die Band. Laut Frank war die ganze Trennung nicht sonderlich „sauber“ abgelaufen, aber dazu kann ich weiter nichts sagen.
Seit 2020 sind ROTTEN CASKET nun wieder aktiv. War ROTTEN CASKET eigentlich schon am Ende, oder war es die ganze Zeit der Plan, die Band wiederzubeleben?
Soweit ich das weiß, war das Kapitel ROTTEN CASKET für Frank erst mal abgeschlossen. Auch wenn er weiterhin immer wieder Riffs „gesammelt“ hat. Als ich vor paar Jahren nach Epe gezogen bin, haben Frank und ich uns öfters gesehen, da seine Frau die beste Freundin meiner Frau ist. So klein ist die Welt! Na ja, nach einigen Bier einigte man sich auf ein gemeinsames Treffen zum Musizieren. Da wurde schnell klar, dass die gemeinsame Liebe zu Schwedentod und Crust/Punk Mucke direkt den Weg zurück zu RottenCasket gehen wird. Wir sind wirklich Kumpels und treffen uns auch privat. Frank hat mir zB auch immens viel bei der Renovierung unseres Hauses geholfen und war fast jeden Tag hier zum Helfen. Haha, auch Hr. Van Drunen hat fleißig beim Tapeten- Entfernen geholfen und auch beim Umzug!
Die Band ist jetzt ziemlich prominent besetzt. Wie kam es zu diesem Line-up?
Wie oben erzählt kam alles ganz natürlich. Yorck wollte nach unserer gemeinsamen Zeit bei Sodom immer weiter mit mir Musik machen. Auch er ist HM2-Fan, somit lag nahe, ihn zu fragen. Martin mag den Crust-Punk-Touch in ROTTEN CASKET sehr und hat zurzeit eh keine andere Band neben Asphyx. Somit war das auch cool. Patrick van der Beek kam über Frank, aber wir kennen uns alle schon etwas länger, somit war alles echt mega entspannt! Patrick spielt übrigens auch in zwei geilen niederländischen Bands: Disabuse und Born Infected!
Ein solches Lineup dürfte ROTTEN CASKET gleich ein ganz neues Level an Aufmerksamkeit bescheren. Meinst du, diese Überlegung das hat bei der Bandzusammenstellung auch eine Rolle gespielt?
Das war niemals die Intention dahinter. Wir lieben es, Musik zu machen – das war der einzige Grund. Natürlich wissen wir, dass Asphyx und Sodom gerne als „Verkaufsargument“ genannt werden. Aber das ist uns egal! Wir haben Bock auf Krach!
War das Material für „First Nail In The Casket“ bereits fertig, als die Band in dieser Konstellation zusammengefunden hat, oder ist das Material gemeinsam entstanden?
Ein Teil der Riffs war bereits fertig und wurde zusammen mit neuen Riffs und Parts auf der EP verbaut: Drei der neuen Songs stammen noch aus dieser Zeit und wurden durch Frank und mich lediglich etwas umstrukturiert. Frank ist einfach eine wahre Riff- Maschiene! Ein paar der „alte Riffs“ von Frank haben auch auf dem kommenden Album Platz gefunden.
Und wie war das bei den Texten?
Texte sind zu 100% Martins Ding! Da lässt er nicht mit sich reden und das nimmt ihm auch niemand! Texte sind für Martin wie für uns ein neues Instrument: Das muss gehegt und gepflegt werden. Er macht sich immer sehr viel Mühe damit und sitzt lange über Texten, bis sie endlich fertig sind! Das habe ich auch schon bei Asphyx mitbekommen. Da ist er 110%!
Ich hatte zunächst mit reinem Oldschool-Death gerechnet, wurde dann aber in zwei der vier Songs von einer guten Portion Melo-Death im Stile von At The Gates oder auch alten Dark Tranquillity überrascht. Andererseits haben die Songs teilweise auch einen Hardcore-Groove … siehst du das auch so, und wenn ja: Welche Bands haben euch inspiriert?
Da stimme ich dir 100% zu! Wir versuchen, in ROTTEN CASKET alles zu packen, was wir lieben. Da gibt es keine Grenzen. Stockholm, Göteburg, ein bisschen alte finnische Schule sowie eine Brise Crust oder auch Punk. Somit kann ich das schon sehr nachvollziehen. Wir wollen um Satans Willen das Rad nicht neu erfinden. Das sollen andere Bands machen! Wir haben Bock auf Death Metal! Somit fließen natürlich auch all unsere Lieblingsbands in unsere Musik mit ein. Gerne auch etwas Old-School-Hardcore, Crust, Punk wie Gorilla Buiscuits, Doom, Nausea, Assück, Anti-Cimex, Disrupt, Siege, Discharge etc. Aber natürlich spielt Schweden (Grave, Unleashed, Edge Of Sanity, Nirvana2002, Carnage, Entombed, Nihilist, At The Gates, Dismember Lik, etc) und Finnland (Convulse. Xysma, Demigod, Sentenced, Chaos Breed, Abhorrence) eine extrem große Rolle im musikalischen Mantel unserer Band!
Einige eurer Bandmitglieder leben in Deutschland – macht das nicht gerade in der Corona-Zeit die Zusammenarbeit schwierig? Wie liefen die Aufnahmen zu eurer EP ab?
Frank, Yorck und ich kommen aus Deutschland, richtig! Aber wir wohnen alle nicht so weit auseinander: Frank und ich wohnen in Epe (Gronau), das liegt direkt an der niederländischen Grenze bei Enschede. Yorck wohnt in Essen, das ist eine gute Stunde Fahrt, Patrick kommt aus Winterswijk, das sind etwa 45 Minuten von hier und Martin lebt in Oldenzaal, was von hier rund 20 km weg ist.
Meine liebe Ehefrau und ich hatten das Glück, während der Pandemie das Elternhaus meiner Frau käuflich zu erwerben. Nachdem wir mit dem Haus fertig waren, haben Frank und ich unten im Keller einen Proberaum ausgebaut. Somit proben wir in regelmäßigen Abständen und haben auch die neue Scheibe komplett hier geschrieben und vorproduziert. Wir nennen es liebevoll „EPEdemic- Studios“! (lacht) Ich wohne direkt neben Bob Bachgus und Eric Daniels! (lacht) Der alte Asphyx-Proberaum und das alte Harrows Studio („The Rack“, „Last One On Earth“ usw.) ist Luftlinie keine 15 km weg von hier! Sorry… der kleine Nerd driftet ab… (lacht)
Kein Problem! Und wie geht es bei ROTTEN CASKET nun weiter? Arbeitet ihr noch an eurem Album, oder ist es schon fertig?
Das neue und erste volle Album ist „in the making“. Drums habe ich vor ein paar Wochen aufgenommen, Frank und Yorck sind fertig mit den Klampfen. Jetzt sind Patrick und seine „Bassuka“ dran. Martin schreibt derzeit neue Texte und ich denke, wir werden im März/April Gesang aufnehmen, mischen und mastern. Dann wird das Teil über Supreme Chaos Records auf die Menschheit losgelassen!
Soll ROTTEN CASKET ein reines Studioprojekt bleiben, oder plant ihr auch Liveshows, so diese eines Tages wieder möglich sein werden?
Wir versuchen schon, mal hier und da eine Show zu spielen. Aber Asphyx und Sodom haben natürlich Vorrang. Das weiß Frank aber und ist cool damit! Aber Bock haben wir! Mal sehen, was 2022/2023 so bringt. Eine Record-Release-Show wäre auch was feines … mal sehen!
Vielen Dank für deine Zeit und deine Antworten! Zum Abschluss unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming:
Die beste(n) niederländische(n) Death-Metal-Band(s): Neben Asphyx (ich bin Fan seit 1991!): Pentacle, Graceless, Delirium, Soulburn und Pleuresy!
Womit hast du die Pandemie-bedingt „gewonnene“ Freizeit gefüllt?
Haus Renovierung, Familie, Bier trinken und Platten kaufen.
Göteborg Metal: At The Gates
Sodom oder Destruction: Deathrow!
ROTTEN CASKET in zehn Jahren: old farts!
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28. Januar 2022 Moritz Grütz
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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