Interview mit Ralf Scheepers von Primal Fear

„Unbreakable“ – Das sind PRIMAL FEAR seit eineinhalb Dekaden. Seit langem sind die Mannen und Ralf Scheepers und Mat Sinner eine feste Größe in der deutschen Heavy Metal-Szene und lassen sich nicht von ihrem Weg abbringen, daran ändert auch das inzwischen neunte Album nichts. Frontmann Scheepers stand uns zu diesem Anlass Rede und Antwort.

Servus Ralf! Wie geht es dir dieser Tage, seid ihr kurz nach dem Release noch sehr beschäftigt mit Promoarbeit?
Hey hey, alles okay soweit…. Mein Laptop war bei der Reparatur und jetzt geht es wieder, deswegen geht es mir auf der einen Seite super und auf der anderen muss ich jetzt die ganzen Tipp-Interviews nachholen, die ich der Agentur (und dadurch auch euch) noch schulde! :-) Also, ja – wir sind sehr beschäftigt mit der Promoarbeit!

„Unbreakable“ ist auf Platz 31 der deutschen Albumcharts eingestiegen, Glückwunsch dazu! Was bedeutet euch diese höchste Platzierung der Bandgeschichte und auch weitere internationale Charteinstiege?
Es bedeutet sehr viel für uns! Es zeigt, dass der Markt noch nicht ganz so im Eimer ist wie schon mal angenommen. Es bedeutet, dass die Leute tatsächlich noch raus gehen und sich ne CD holen, wenn ihnen die ersten Promo-Tracks gefallen haben, die sie gehört haben. Es bedeutet auch, dass die Leute sich die Songs auf iTunes und auf anderen Plattformen legal downloaden. Dieser Trend ist klasse und es freut uns sehr!

Wie zufrieden bist du mit dem allgemeinen Feedback zu „Unbreakable“ von Seiten der Presse und der Fans?
Im Allgemeinen bin ich sehr zufrieden! Vor Allem, was von der Fanseite her kommt, denn das ist uns nach wie vor das Wichtigste. Bei der Presse ist es ja mittlerweile so, dass man nicht weiß, ob derjenige, der eine Kritik verfasst, sich tatsächlich die Zeit dafür genommen hat, die Scheibe komplett und intensiv durch zu hören. Wenn man sich dann so einzelne Statements von Mitarbeitern von scheinbar „renommierten“ Fachblättern durchliest, bekommt man schon manchmal den Eindruck, als würde man hier die Bildzeitung lesen. Aber das geht uns am Arsch vorbei, denn wir wissen, was wir mit der CD geleistet haben und wir wissen, dass unsere Fans auch das „Geschwätz“ nicht interessiert! Sie urteilen selbst und teilen uns das auch sehr ehrlich auf unseren Facebook-Seiten und in unseren Homepage-Gästebüchern mit.

Und wie zufrieden seid Ihr selber mit dem Release? Gibt es rückblickend noch Dinge, die Ihr gerne anders oder besser gemacht hättet?
Wir sind alle sehr zufrieden, ja! Als kreativer und selbstkritischer Musiker schaust Du immer nach vorne und möchtest Dich immer weiter entwickeln. Ich denke, das ist auch bei jedem Sportler so, frei nach dem Motto „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“. Deswegen schauen wir nicht zurück auf das, was wir hätten besser machen können, sondern konzentrieren uns darauf, was wir als nächsten Schritt zu unserer und zur Zufriedenheit der Fans tun werden.

Fast drei Jahre gab es nun kein Album von euch, für eure Verhältnisse eine ziemlich lange Zeit. Wieso hat es diesmal länger gedauert, wie liefen die Aufnahmen ab?
Das ist nicht ganz richtig so! Wir haben 2010 das Livealbum „Live in the USA“ als CD und DVD veröffentlicht. Außerdem sind wir nach der Veröffentlichung von „16.6 Before The Devil Knows Your Dead“ und dem Livealbum ziemlich lange auf Tour gewesen.
Die Ideensammlungen und auch die Aufnahmen der neuen Ideen dauerten deshalb nicht länger, als zu einem früheren Album von PRIMAL FEAR. Im Gegenteil, dadurch dass wir mit Mat, Magnus, Alex und mir vier kreative Köpfe in der Band haben, ging es diesmal sogar schneller. Wenn man überlegt, dass wir im März 2010 noch in Südamerika getourt haben und dort gerade mal zwei bis drei Ideen hatten! :-)

Steht der Albumtitel „Unbreakable“ sinnbildlich für die Unzerstörbarkeit, die Unzerbrechlichkeit des Heavy Metal oder auch speziell bezogen auf Primal Fear?
Eigentlich ist diese Aussage eher auf unsere eigene Geschichte gemünzt, aber man kann sie tatsächlich auch generell so sehen, wie Du sie beschreibst. Heavy Metal wird für immer existieren. Man muss sich nur überlegen, wie viele Trends diese Art von Musik schon überlebt hat! Es wird immer eine gewisse Anzahl von Fans geben, die sich Metal geben, sei es nun live oder auch auf CD oder anderen Datenträgern. Der beste Beweis dafür sind auch die alljährlichen Metal-Festivals, die seit langem immer mehr boomen.We are family! :-)
Im Bezug auf Primal Fear soll „Unbreakable“ ein Statement gegen all diejenigen sein, die versuch(t)en uns Steine in den Weg zu legen. Dazu gehört natürlich auch die Schwierigkeit, sich im Markt durchzusetzen. Und dazu gehört Geduld und Durchhaltevermögen…. Aber das fällt uns leicht, denn wir machen ja das, was uns am meisten Spaß macht und wir müssen uns nicht verstellen! Wir leben und lieben das, was wir machen und täuschen uns nicht jahrelang vor, irgendeine Mucke zu machen, bei der vielleicht mal ein paar Euro rüber kommen und wir die Welt bereisen können, ohne das eigentlich wirklich machen zu wollen! Das ist UNSERE ehrliche Art von „Musik machen“!

Worum geht es bei den Texten, welche Themen beeinflussten euch bei diesem Album zu den Lyrics?
Wir schöpfen aus persönlichen Erfahrungen bis zu freien Fantasiegeschichten, kombinieren diese hier und da und fügen noch ein paar gesellschaftskritische Aussagen hinzu, indem wir eine Story drum herum basteln. Da kann alles dabei sein, vom Tod von Freunden, Bekannten und Verwandten bis zur Weltwirtschaftskrise die durch Banken, Broker und Zocker entstanden sind.

Oft wirken klischeebeladene Texte im klassischen Metal eher peinlich und unfreiwillig komisch, bei euch jedoch kommt das alles stets authentisch und überzeugend rüber. Was macht ihr da anders als andere Bands?
Ich denke eben das was ich oben geschrieben habe macht es so authentisch. Es ist immer mal ein kleines bisschen mehr und manchmal ein bisschen weniger eigene Lebenserfahrung mit dabei. Außerdem, wenn wir so ein Statement wie „Everybody join the Metal Nation“ raus lassen, dann meinem wir das genau so! Spätestens, wenn eine Band mal in Wacken vor 70.000 Leuten gerockt hat, ist das authentischer als vieles anderes! :-)

Das Coverartwork ist wieder sehr schick und metallisch geworden. Aber warum hatte euer Rabe eine solche Wut auf die nun zerstört unter ihm liegende Stadt? ;)
Stichwort „Strike“! :-) Man kann es ja auch so sehen…der Adler (nix Rabe!!! TSSS!) verteidigt die Stadt und hat die Übeltäter vertrieben! :-) Da lassen wir auch jedem seine eigene Fantasie offen und jeder kann sich seine eigene Geschichte dazu aus denken… :-)

Oh, sorry für den Raben :-D Mit „Where Angels Die“ ist eine (ganz hervorragende!) Ballade mit über acht Minuten das längste Lied auf dem Album. Wie kam es dazu, hat der emotionale Song eine besondere Bedeutung?
Spätestens seit dem „Seven Seals“-Album mit dem Song „Diabolus“ haben wir gezeigt, dass uns diese Art von Songwriting ganz gut steht. Wir wollten dieses Mal die in der Vergangenheit eingesetzten Piano- und String-Effekte wieder mit etwas mehr Gitarrenarbeit ersetzen. Textlich geht es hier um die Thematik des Schmerzes über den Verlust eines nahestehenden Menschen.

Warum habt ihr euch für „Bad Guys Wear Black“ als erste Single entschieden?
Weil wir den Song als „wegweisend“ für die ganze CD sahen und vom Refrain so eingängig empfanden, dass er auch gleichzeitig ein gutes Thema fürs Video war.

Das Video dazu habt ihr im Museum der Deutschen Bahn in Nürnberg gedreht. Wie kam es dazu und wie waren die Aufnahmen?
Die Idee, das Video im Eisenbahnmuseum Nürnberg zu drehen, kam von der Filmcrew, bzw. vom Regisseur. Die Aufnahmen waren sehr spaßig und absichtlich schlicht gehalten. Wir wollten eine Art von „Live-Performance“-Video drehen und das ist uns auch sichtlich gut gelungen oder?

Das ist es wirklich! Die Single gibt es nur als digitalen Download. Was haltet ihr selbst von der aktuellen Entwicklung der Downloads und der Bedeutung im Vergleich zur CD?
Wie oben bereits erwähnt, finde ich diese Entwicklung sehr positiv! Heutzutage macht fast jeder mit Smartphones rum und es ist einfach ein tierischer Vorteil, wenn man sich die Songs, für die man sich interessiert, vorab anhören kann und diese auch noch einzeln oder als Komplettpaket ziehen kann. Davon haben letztendlich der Verbraucher und der Urheber der Songs nur Vorteile.
Natürlich will „der Fan“ auch das CD-Booklet physikalisch in der Hand halten um die Texte zu studieren, deswegen ist es ja auch gut, dass es noch CDs gibt und ich fände es schlimm, wenn das nicht mehr so wäre. Allerdings gibt es auch da schon digitale Booklets als Bilder, die im Onlineshop mit runter geladen werden können.

Ohne ein Auftreten bei Social Media Plattformen wie Facebook kommt heutzutage kaum mehr eine Band aus. Was ist deine Meinung dazu, findest du das sinnvoll und wichtig für euch als Band und die Fans?
Ja, auch das finde ich gut. Als Band kann man viel schneller Informationen verbreiten, die „den Fan“ interessieren. Außerdem kann man durch die Updates, was den Status betrifft, viele Leute glücklich machen, die zum Beispiel eine Tour verfolgen… praktisch wie eine Art Tourtagebuch.

Zwischen „16.6“ und „Unbreakable“ hast du deine erste Solo-Scheibe aufgenommen. Was war das für eine Erfahrung, hat dich das auch bei den Arbeiten zum neuen PRIMAL FEAR-Album beeinflusst?
Es war eine sehr gute Erfahrung für mich, vor allem was das Arbeiten in meinem eigenen kleinen Studio betrifft. Genau diese Erfahrung habe ich dann auch „mitgenommen“, um für die Arbeiten zum neuen Primal Fear-Album gut vorbereitet zu sein. Es ist ein wesentlicher Unterschied ob man ein Album in sechs Tagen oder in zwei Monaten einsingen kann. Man spart auf der einen Seite Produktionskosten und kann auf der anderen Seite so lange an einem Song arbeiten, bis man richtig zufrieden ist. Hat man dann den Song komplett arrangiert und vorproduziert, wird er noch mal komplett neu eingesungen, um das „Live-Feeling“ nicht zu „ersticken“. Auch das ist ein Faktor, den sich Primal Fear immer beibehalten will… so authentisch und rau wie möglich zu klingen.

Arbeitet ihr beim Songwriting auch direkt darauf hin, dass die Songs live geil rüberkommen werden, dass die Leute mitsingen und bangen können?
Teils, teils. Metal-Mucke lebt vom live spielen. Auf CD ist es primär wichtig für uns, gute Arbeit ab zu liefern. Da zählt als Erstes erst mal die Qualität der Songs. Umso besser ist es, wenn die Songs dann auch live gut funktionieren aber das finden wir erst im Proberaum und nach den ersten Gigs heraus. :-)

Fällt es dir nach der langen Zeit im Geschäft und nach so vielen Alben mit Gamma Ray und Primal Fear inzwischen schwerer, dich nicht zu wiederholen? Muss man da beim Songwriting stärker drauf achten?
Auf der einen Seite ja, auf der anderen Seite hat man seinen eigenen Stil und den hat man nun mal… Es wäre ja schlimm, wenn man bei jeder CD was komplett Neues machen würde. Das könnten wir selbst und letztendlich auch der Fan nicht vertreten.

Ab Ende März seid ihr mit Brainstorm auf Tour – genau wie 2009. Wie kam es nun zur Wiederholung dieser Tour?
Ganz einfach, wir haben beide ein neues Album draußen, das es zu promoten gilt und wir haben uns schon damals alle gut verstanden! Wir sind ein ganz lustiger „schwäbischer Haufen“ und das macht einfach Bock zusammen „on the road“ zu sein….

Habt ihr was Spezielles geplant für die Shows und wisst ihr schon, welche neuen Lieder es in die Setlist schaffen werden?
Beides ja. Das eine wird nicht verraten und das andere versteht sich fast von selbst. Wenn Du ein Album auf dem Markt hast, das gerade überall hoch in den Charts war, hast Du die „Verpflichtung“, auch so viele neue Songs wie möglich von dem Album zu spielen. Natürlich werden dieses mal auch wieder ältere, nicht so oft gespielte Songs auf der Setlist stehen.

Euer nächstes Studioalbum wird das Zehnte sein. Habt ihr zu diesem Jubiläum etwas Besonderes im Kopf?
Nach A kommt B. :-) Jetzt wird erst mal der Planet gerockt und dann schauen wir weiter… das wird alles im Team miteinander besprochen und es wäre viel zu früh, da irgendetwas zu sagen.

Damit wären wir am Ende, lass uns das Interview noch mit dem traditionellen Metal1.brainstorming beenden. Was fällt dir ein zu…
Weltuntergang: Wo hin soll sie denn untergehen? Ist mir zu negativ! :-)
Chuck Norris: War mal cool…
Christian Wulff: Zum Glück hab ich das Interview nicht früher machen können, denn jetzt is er weg…:-)
Whisky: Gibt es sehr gute! :-)
Casting Shows: Zu abgedroschen und wenn schon, dann das „The Voice of Germany“-Format.
Metal1.info: Coole Sache!
PRIMAL FEAR in 10 Jahren: Auf der Bühne

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast, Ralf! Wenn du abschließend noch etwas sagen möchtest, tu das gerne.
Ich möchte mich im Namen der Band bei allen bedanken, die los gestiefelt sind, um sich das neue Album zu holen! Wir werden uns in Form einer guten Liveshow bedanken!
Bis bald,Ralf

Geschrieben am von Metal1.info

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