Interview mit Jon Kristian Skare von Posthum

Bereits mit ihrem selbstbetitelten Debüt wussten die Black Metaller POSTHUM 2009 zu begeistern. Mit „Lights Out“ legen die Norweger nun, knapp drei Jahre später, nochmal eine Schippe drauf – und ein wirklich beachtliches Album vor. Grund genug, Sänger und Gitarrist Jon Kristian Skare zum Gespräch zu bitten.
Was dieser über das Album, die Entstehung der Songs sowie die Hintergründe zu den Texten zu berichten wusste, könnt ihr jetzt in unserem Interview nachlesen:


Hallo und danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Wie geht es dir?
Hi! Alles gut soweit, und natürlich ziemlich aufgeregt, weil wir endlich unser zweites Album veröffentlicht haben! Der Herbst liegt in der Luft, es wird kälter und dunkler. Der Winter kommt! Ich finde das eine großartige Jahreszeit, um sich von den unterschiedlichen Aspekten der Natur inspirieren zu lassen. Es ist auch eine großartige Zeit, um daheim zu bleiben und gute Musik zu hören. Ausserdem ist es natürlich Bier-Saison und hier in Norwegen zudem auch “fårikål”-Saison (traditionelles norwegisches Gericht aus gekochtem Lamm mit Kohl, A.d.Red.). Insofern: Uns geht’s gut!

Ok, klingt alles danach, ja. Zunächst einmal Gratulation zu eurem neuen Album… es gefällt mir ausserordentlich gut – nicht umsonst habe ich der CD neun Punkte gegeben.
Habt ihr schon anderes Pressefeedback bekommen, und seid ihr bisher mit den Kritiken zufrieden?

Danke! Die meisten Review-Schreiber scheinen mit dem Album sehr zufrieden. Hoffentlich mögen unsere Fans und Hörer „Lights Out“ dann auch…

Wie würdest du das Album in einem Satz beschreiben?
Eine Reise durch Ängste, Furcht, Hass, Zorn und Frustration.

Was habt ihr dieses Mal anders gemacht als beim letzten Album, gerade im Hinblick auf Songwriting und Produktion?
Wir wussten, wie das Album klingen soll, bevor wir es aufgenommen haben. Deshalb war es ein wenig einfacher, den richtigen Sound zu finden, gerade im Vergleich zu diesem Prozess bei unserem ersten Album: Wir wussten einfach schon, wie wir die Instrumente klingen lassen wollen. Eine wirkliche Herausforderung war, den Gesang in die Songs einzupassen. Am Anfang hatte ich das Gefühl, durch das Hinzufügen der Gesangsspuren das komplette Album zu zerstören. Ich habe dann am Sound der Vocals nochmal ein bisschen herumgedreht, bis es sich richtig und natürlich angefühlt hat.
Der Songwriting-Prozess hat sich nicht groß geändert… Es läuft immernoch so, dass musikalische Ideen bei den Proben präsentiert werden, oder eben spontan bei der Probe etwas entsteht. Wie etwas, das du genau in diesem Moment fühlen musst, genau zu dieser Zeit an diesem Ort.


Ich finde, „Lights Out“ klingt sehr typisch nach POSTHUM, gleichzeitig unterscheidet es sich stark von eurem Debüt… ich finde das Album etwas progressiver (es erinnert mich mitunter an neuere Enslaved) und der Gesang hat ein bisschen Post-Hardcore-Charakter. Würdest du das so unterschreiben, und wie wüdest du die neuen Elemente in eurer Musik beschreiben?

”Lights Out” hat einige progressive Elemente, ja, aber das hatte unser Debüt auch schon. Es hat sich einfach richtig angefühlt, die Dinge genau so zu arrangiere, um die Emotionen und die Energie entsprechend einzufangen. Das hat sich einfach ganz natürlich so entwickelt, insofern konnten wir uns dem gar nicht verweigern, was wir erschaffen wollten. Der Gesangs-Sound hat sich ein wenig geändert, wie ich auch schon erwähnt hatte. Ich weiß nicht genau, was du mit „Post-Hardcore“ meinst, aber es klingt ziemlich schwul. Insofern sage ich einfach mal, dass ich da widerspreche! Wir haben vielleicht bezüglich ein paar Bands die gleiche Musik gehört wie Enslaved, aber von Enslaved selbst sind wir nicht direkt inspiriert.

Würdest du sagen, dass ihr konkrete Einflüsse hattet, die euch dazu gebracht haben, eure Musik genau so zu schreiben, oder kam das einfach so?
Es ist immer sehr schwierig, zu wissen, woher die Inspiration ursprünglich gekommen ist. Ich schreibe nie Musik, nachdem ich Musik gehört habe. Trotzdem bleiben die Klänge natürlich in meinem Kopf, und vielleicht werde ich so unbewusst von irgendwelchen Bands inspiriert. Aber um ehrlich zu sein, finden wir, dass wir mit “Lights Out” einige Grenzen überschritten und wirklich unser eigenes Ding gemacht haben.

Ich habe die Lyrics leider nicht vorliegen… könntest du uns kurz das textliche Konzept umreißen, und erklären, wie wichtig die Texte für das Album als solches sind?
Textlich geht es um viele verschiedene Dinge. Einige sind aus Träumen und Schlaf-Paralysen aufgeschnappt, die ich vor ein paar Jahren hatte. Nicht nur einmal, sondern ein Jahr lang ziemlich oft. Es wurde zu etwas paranormalem, etwas beängstigendem. Deshalb wollte ich nicht schlafen, weil ich wusste, was mich in meinem Unterbewusstsein erwartet. Ich wusste, dass ich Wahrheit und Einbildung in diesem Bewusstseinszustand nicht unterscheiden konnte. Also habe ich statt dessen eine Menge geschrieben. Das ist auch einer der Gründe, warum “Lights Out” ein sehr guter Titel für dieses Album ist.
Ich finde auch viel Inspiration in der Natur. So rein und still. Einige Texte handeln deshalb von der Göttlichkeit zwischen Wäldern und Bäumen. Als Symbol für Freiheit.
Manchmal schreibe ich, um die Musik zu vollenden, manchmal habe ich einfach das Bedürfnis, etwas niederzuschreiben. Wenn ich schreiben will, ist ein Text meist in wenigen Minuten geschrieben. Es fängt die spontanen, innersten Gefühle ein. Es könnte Zorn, Frustration, Hass oder Angst sein… Die Schwierigkeit ist eher, es dann zur Musik passend zu machen. Das eine ist natürlich, es zu phrasieren, das andere, die Stimmung des Textes mit der Atmosphäre des Songs überein zu bekommen. Die Texte sind übrigens auch alle im Booklet abgedruckt – wer sie also lesen will, kann das auch tun.

Du sagtest, „einer der Gründe“, warum ihr das Album so genant habt. Was waren die anderen?
Die agressiven Stücke des Albums, wie “Down In Blood” waren ein weiterer Grund, warum wir das Album “Lights Out” genannt haben: In diesem Song kommt die Textzeile “The lights are out” vor. Daher kam auch die ursprüngliche Idee zum Albumtitel. Des Weiteren haben wir den Titel “Lights Out” gewählt, nachdem wir wussten, dass das Album im Herbst erscheinen würde. Es passt einfach jeder Aspekt des Albums zu dem Titel “Lights Out”.

Und wie würdest du das Artwork, gerade im Bezug auf das lyrische Konzept, interpretieren?
Nun, man sieht einen Mann, der seinen Kopf zurücklehnt und sich in den Bergen oder der Unendlichkeit hinter ihm ausruht oder schläft. Es steht also in Zusammenhang mit den Inspirationen aus der Natur, den Träumen und den Albträumen.Für eine norwegische Black Metal Band ist es ja fast schon eine Besonderheit, dass keiner der beteiligten Musiker noch in einer anderen Band spielt. Ist POSTHUM eure erste Band, und hast du je darüber nachgedacht, noch in einer anderen Band aktiv zu sein?
Wir haben das noch nie in Betracht gezogen… POSTHUM ist seit 2004 unsere einzige Band.


In den Metal Archives ist als Herkunftsort Nannestad und Akershus angegeben – stammt ihr ursprünglich aus der gleichen Stadt, und seid später auseinandergezogen, oder wie hat sich die Band zusammengefunden?

Morten und ich sind zusammen in Nannestad aufgewachsen… und als Morten 2003 angefangen hat, Schlagzeug zu spielen, haben wir angefangen zusammen zu spielen!

Wird man euch denn in näherer Zukunft wieder einmal auf deutschen Bühnen erleben dürfen? Eure letzte Tour, 2009 mit Satyrion, ist ja schon einige Zeit her…
Wir haben 2011 auch in Ellrich und Berlin gespielt, auf der Nargaroth-Tour. Wir haben auch 2010 das Under The Black Sun gespielt. Aber natürlich hoffen wir, dass wir bald auf Europatour, inklusive Deutschland, gehen können… aber das liegt derzeit nicht in unserer Hand, das zu entscheiden. Aber wir wären auf jeden Fall scharf drauf!

Ok, vielen Dank! Wenn du noch etwas loswerden willst – die letzten Worte gehören dir:
Danke! Ich denke, alles ist gesagt!

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